WARENNE
Lexikon des Mittelalters:
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Warenne
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Englische Adels-Familie, die wahrscheinlich ihren Namen von dem Dorf
Varenne in der Nähe von Arques (Normandie)
ableitete.
Sie erwarb
vor der normannischen Eroberung Englands
in den Pays de Caux
Ländereien.
Der Begründer des Erfolgs der Familie in England
war William de Warenne († 1088). Er stieg im Dienst Wilhelms des
Eroberers in der Normandie vor 1066 auf und kämpfte in
der
Schlacht von Hastings.
Ihm wurden Ländereien in 13 englischen
Grafschaften übertragen. Seine bedeutendsten Besitzungen waren
Conisbrough in Yorkshire, Castle Acre in Norfolk und die Rape of Lewes in Sussex. Die
Veranschlagung seiner Besitzungen wurde im Domesday
Book mit £ 1165 pro
Jahr angegeben,
was ihn als einen der reichsten
englischen Barone auswies. Er war der
weltliche Schutzherr der
Cluniazenser in England. Um 1077 gründete er das dem hl. Pankras
geweihte Priorat in Lewes, das erste Tochter-Kloster von Cluny (B. V)
in England. Über zehn Jahre später gründete er ein
zweites Cluniazenser-Priorat auf seinem Grundbesitz in Castle Acre. In
den letzten Regierungsjahren Wilhelms
I.
kämpfte er für den König in der Normandie, und nach der
Thronbesteigung von Wilhelm
II. Rufus verhielt
er
sich während des Aufstands von Odo,
Bischof von Bayeux, loyal
gegenüber dem neuen König. Als Belohnung für seine
Loyalität erhob ihn Wilhelm
II. 1088
zum Earl
of Surrey
und übertrug ihm Ländereien in der Grafschaft. Sowohl nun als
auch später nahm die Familie häufig selbst den Titel der Earls of Warenne
an.
Williams Sohn, Earl
William II. († 1138),
hatte nicht ein so enges Verhältnis zum König wie sein Vater.
1101, ein Jahr nach der Thronbesteigung von Heinrich I.,
unterstützte er Robert
Kurzhoses erfolglose
Invasion in England. Als Folge konfiszierte Heinrich
vorübergehend seine englischen Ländereien und verbannte ihn
in die Normandie. Jedoch wurde er innerhalb der nächsten zwei
Jahre wieder eingesetzt und verhielt sich in der Folgezeit loyal
gegenüber Heinrich.
Er kämpfte mit ihm in der Schlacht von Tinchebrai
(1106), die Heinrich
die
Kontrolle über die Normandie verschaffte. Nun war er ein
mächtiger Landbesitzer sowohl in England als auch in der
Normandie, und Heinrich
zog ihn für seine Dienste heran. Belohnt wurde er mit der
Befreiung vom Danegeld in England und mit der Burg St-Saens in der
Normandie.
Williams Sohn William, der 3. Earl
(† 1148), zögerte
zunächst,
Stephan von
Blois zu unterstützen, kämpfte aber für ihn in
der Schlacht von
Lincoln (1141) und verhielt sich in der Folgezeit dem
König gegenüber loyal, sogar während der Gefangenschaft Stephans.
Durch die angevinische
Eroberung der Normandie in eine schwierige Situation geraten und
vielleicht auch, weil er fürchtete, daß die
Auseinandersetzungen in England nicht enden würden, schloß
er sich 1147 dem 2. Kreuzzug an und fand im folgenden Jahr bei
Laodikeia den Tod.
Seine Tochter
Isabel heiratete Hamel, den
illegitimen Bruder Heinrichs II.
Nach Hamels Tod
1202 folgte dessen Sohn William
im Earldom.
Als
dieser 1240 starb, folgte ihm sein
Sohn John, der 7. Earl
(†
1304). Während seines
langen
Lebens spielte er eine führende Rolle bei politischen und
kriegerischen Unternehmungen. Er kämpfte mit Lord
Eduard gegen Simon
de Montfort in der Schlacht
von Lewes 1264, diente in den schottischen Kriegen Eduards
I.
und stand an der Spitze der englischen Streitkräfte, die von William Wallace bei Stirling Bridge
1297 besiegt wurden.
Johns Enkel John
(† 1347) verhielt sich
generell
loyal gegenüber Eduard II.,
obwohl er zu den Lords
gehörte, die 1312 Piers
Gaveston verfolgten. Er
mußte eine Fehde mit Thomas, Earl of Lancaster,
austragen, dessen
Frau er entführte. Bei seinem Tod
hinterließ er keinen männlichen Erben. Seine Schwester Alice heiratete Edmund, Earl of Arundel,
und ihr Sohn Richard
vereinigte Wappen und Titel der WARENNE
mit denen der ARUNDEL.
A. Tuck