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Lexikon des Mittelalters:
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Stadt in Südost-England
(Grafschaft Berkshire), nahe der Mündung des Kennet in die Themse;
ehemalige OSB-Abtei
[1] Stadt:
Im 5. Jh. anstelle der aufgelassenen römischen civitas Silchester besiedelt, wurde
Reading erst 871
anläßlich der dänischen Befestigung als »villa regalis« in den Quellen
erwähnt. Siedlungskern war die Pfarrkirche St. Maria, die aus
einem späten angelsächsischen und im Domesday
Book nachgewiesenen Nonnen-Kloster hervorgegangen ist. Die
1086 noch kleine Stadt entwickelte sich dank der Neugründung der
Abtei und infolge ihrer günstigen Verkehrslage schon im
12. Jh. zu einem wichtigen Knotenpunkt. Sie wurde von König Heinrich I. 1121 der Abtei
übertragen. Die Versuche der Äbte, eine strenge Kontrolle
auszuüben, führten 1244-1254 zu einem Konflikt, der ein Ende
fand, als der Abt die Kaufmannsgilde der Bürger anerkannte, doch
behielt er das Ernennungsrecht des Vorsitzenden. 1253 Zoll- und
Handelsprivilegien; 1301 erste Erwähnung des Vorsitzenden der
Kaufmannsgilde als mayor.
[2] Abtei:
Die OSB-Abtei wurde 1121 von Heinrich
I.,
vielleicht infolge des Todes seines
Sohnes Wilhelm (1120), anstelle des
aufgelassenen angelsächsischen Klosters errichtet und diente von
Anfang an als Grablege des Königs. Nach der verfälschten,
nach Kemp aber teilweise
als echt anzusehenden Stiftungs-Urkunde sollte
das Kloster vor allem für Arme und Pilger sorgen. Heinrich I.
besiedelte seine Neugründung mit cluniazensischen Mönchen,
doch sollten sie von Cluny unabhängig bleiben. Nach zwei Jahren
erhielten die Mönche, die zunächst unter der Leitung eines
Priors standen, ihren ersten Abt,
Hugo
von Amiens, Erzbischof von
Rouen. Readings
Unabhängigkeit von Cluny wurde durch eine »Carta Societatis« von Petrus
Venerabilis anerkannt. Von Reading
abhängig waren unter anderem Cholsey und Leominster, wo 1139 ein
von Reading abhängiges
Priorat neu errichtet wurde. Heinrich
I.
schenkte vielleicht 1133 Reading
die von der deutschen Kaiserin
Mathilde nach England
gebrachte Hand des hl. Jacobus.
Von der ca. 130 m langen Kirche und
ihrer Bibliothek blieb nur wenig erhalten.
J. Barrow