MELUN
Lexikon des Mittelalters:
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Melun
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Stadt und Grafschaft in Frankreich, südöstlich Paris.
Der bereits in gallischer Zeit
besiedelte, unter römischer Herrschaft sich
vergrößernde Ort
war bedeutend wegen seiner strategischen Lage am Übergang
über die
Seine. Zu Beginn des 9. Jh. ist ein Graf von Melun namens Donatus
(Donat) und ein Vicecomes
namens Genesius (Geniès)
belegt. 856
wurde Melun von Normannen geplündert. Am Ende des
9. Jh. stand
es unter unmittelbarer Kontrolle des Marchio
von Neustrien. Heribert
II. von Vermandois brachte
das Melunais zu einem
unbestimmten Zeitpunkt, zwischen 926 und 943, in seine Hand. Nach Heriberts
Tod (943) standen seine Kinder unter der Vormundschaft ihres Onkels von
mütterlicher Seite, des ROBERTINERS
Hugo der
Große, der 946 eine Teilung
des Erbes vornahm und hierbei die Grafschaft Melun
sich selbst vorbehielt.
Um 960 übertrug Hugo Capet
die Grafschaft Melun an Burchard von
Vendôme (Heirat Burchards
mit Elisabeth, der Witwe
Haimos, des
Grafen von Corbeil). 999 (nach
Richer: 991) versuchte sich
der Graf
von
Blois (Odo II.oder
Odo I.), als Nachfahre Heriberts von Vermandois
der
Burg Melun zu
bemächtigen. Gegen ihn bot der König ein Heer auf, zwang
den Grafen durch Belagerung zur Flucht und ließ den zu Odo
abgefallenen Vizegrafen Gautier
und dessen Gemahlin hängen. Nach dem
Letzten Willen des Grafen Burchard
erhielt dessen Sohn Renaud,
Bischof von
Paris, die Grafschaft Melun
und das Vendômois. Nach Renauds
Tod (1016)
fiel Melun an die
Krondomäne.
Unter den KAPETINGERN
fungierten nur noch Vizegrafen von
Melun; einer von
ihnen, Adam († 1220), war Teilnehmer der Schlacht von Bouvines
(1214).
Seit König Robert II. (996-1031) war Melun
'castrum'; unter Philipp I.
(1060-1108) war es Standort eines Palastes
und Sitz eines königlichen
Prévôt. Unter Ludwig VI. (1108-1137) traten Wegzoll
(péage) und Markt
hinzu. Unter Ludwig
VII. (1137-1180) sind in Melun,
am Ort des politischen wie wirtschaftlichen gleichermaßen
bedeutenden
Seineüberganges, Zollstelle, Königspalast, Mühle,
Viguerie, königlicher Prévot
und Einnahmestelle der taille
belegt.
Melun, das zur Diözese
Sens gehört, besaß mehrere geistliche
Einrichtungen: Notre-Dame, St-Étienne, St-Père (alle drei
seit Hugo Capet
vom Königtum abhängig), St-Sauveur (seit Ludwig VI.
unter Kontrolle des Königs). 1003 erhielt St-Père
die königliche
Immunität.
E. Lalou