LANCASTER


Lexikon des Mittelalters:
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Lancaster, Earls and Dukes of
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Das Earldom von Lancaster wurde 1267 neu errichtet, als der Titel des Earl of Lanaster dem 2. Sohn Heinrichs III., Edmund, verliehen wurde. Mit dem Titel waren der honour of Lancaster, der königliche Domänenbesitz in Lancashire und einige Besitzungen in Yorkshire und Huntingdonshire verbunden. Zum Earldom gehörte auch das erbliche Amt des sheriff von Lancashire. Zusätzlich besaß Edmund bereits das Earldom von Leicester, das er nach dem Tod von Simon de Montfort 1265 erhalten hatte. Von Montfort erbte er auch den Anspruch auf das Amt des steward von England. 1266 kamen die Ländereien von Robert de Ferrers, Earl von Derby, in seinen Besitz. Edmunds Heirat 1275 oder 1276 mit Blanche von Artois brachte ihm durch die Ansprüche seiner Frau die Grafschaft der Champagne. Seine Teilnahme am Krieg in Wales war teilweise erfolgreich, aber seine diplomatischen Versuche, den Krieg zwischen England und Frankreich 1294 zu verhindern, schlugen fehl. Er starb 1296 auf einem Feldzug in der Gascogne.
Edmunds
Sohn Thomas ( 1322) nahm das Earldom 1298 zu Lehen. Er vergrößerte die Besitzungen der LANCASTER erheblich durch seine Heirat mit Alice de Lacy, der Erbin von Henry de Lacy, Earl von Lincoln, nach dessen Tod er die Ländereien der Earldoms von Lincoln und von Salisbury erhielt. Der gesamte Wert der LACY-Besitzungen stieg auf über £ 11.000 pro Jahr, somit war Thomas der reichste englische Earl. Als Hauptfeind Eduards II. gehörte er 1311 zu den Lord Ordainers, 1316 stand er an der Spitze des königlichen Rates. Ein Kompromiß zwischen ihm und dem König erfolgte in dem Vertrag von Leake 1318, doch ließ die zunehmende Machtstellung der DESPENSER Thomas in die Opposition gehen. Er wurde in der Schlacht von Boroughbridge besiegt und 1322 hingerichtet.
Sein Schicksal bedeutete aber nicht den Untergang des Earldom von Lancaster; seinem Bruder Henry ( 1345) wurde der Titel des Earl von Leicester 1324 verliehen, 1326 erhielt er die Besitzungen und den Titel der LANCASTER. Die Ländereien der LINCOLN verblieben jedoch im Besitz von Thomas' Witwe, Alice, und wurden bis zu ihrem Tod 1348 nicht mit den LACY-Besitzungen verbunden. Henry unterstützte zunächst das Regiment von Isabella und Roger Mortimer, doch opponierte er später. Seit etwa 1330 erblindete er und konnte keine aktive Rolle mehr in der Politik spielen.
Heinrich Grosmont ( 1361), Earl Henrys Sohn, war einer der großen Feldherren Eduards III. Er wurde 1337 zum Earl von Derby ernannt und folgte 1345 seinem Vater als Earl von Lancaster. 1349 erhielt er den ergänzenden Titel eines Earl von Lincoln und wurde 1351 mit Zustimmung des Parliaments zum Duke of Lancaster erhoben. Zur gleichen Zeit erhielt Lancaster den Status einer Pfalzgrafschaft, nach dem Vorbild von Cheshire (Chester Cheshire). Der Duke of Lancaster besaß eine eigene Kanzlei und Gerichtshöfe, doch behielt sich die Krone das Recht vor, Vertreter der Grafschaft zum Parliament zu laden.
Henry
hinterließ keine männlichen Erben, und als seine ältere Tochter Maud 1362 starb, ging das gesamte Erbe an seine zweite Tochter Blanche (oo John of Gaunt, 1399) über.
John of Gaunt
hatte bereits 1361 den Titel eines Earl of Lancaster erhalten, im nächsten Jahr folgte der Herzogstitel. Er konnte den größten Teil des 1322 verlorenengegangenen Besitzes zurückgewinnen. 1372 übergab er das Earldom von Richmond, das er 1342 erhalten hatte, an Johann de Montfort, Herzog der Bretagne. Dafür bekam er bedeutende Besitzungen, einschließlich Knaresborough und Tickhill, die die Stellung der LANCASTER in den nördlichen Midlands stärkten. 1390 erhielt er den Titel des Herzogs von Aquitanien.
Als John starb, war sein Sohn Heinrich (IV.) Bolingbroke im Exil. Richard II. konfiszierte die Besitzungen der LANCASTER, und Heinrich intervenierte, um den Thron zu erlangen. Das Erbe der LANCASTER wurde nun nicht mit dem Besitz der Krone verbunden, sondern getrennt verwaltet. 1399 bekam Heinrich  (V.) den Herzogstitel verliehen, die damit verbundenen Besitzungen erhielt er erst bei seiner Thronbesteigung 1413. Das Herzogtum von Lancaster bildete jedoch weiterhin eine vom Kronbesitz getrennt verwaltete Einheit, sogar unter Eduard IV. von York, doch gab es nun keine zusätzlichen Herzöge von Lancaster mehr. 1420 wurde der Umfang der Besitzungen vergrößert. Die Heirat Heinrich Bolingbrokes mit Mary, einer der BOHUN(Hereford)-Erbinnen, hatte dem Herzogtum großen Gebietszuwachs gebracht, doch fand die Teilung des Besitzes unter den Erbinnen nicht die Zustimmung Heinrichs V. Bedeutende Ländereien in Essex wurden dem Herzogtum von Lancaster zugeschlagen, im Austausch mit einigen Besitzungen in den Walisischen Marken.
Das Herzogtum von Lancaster war für die Könige aus dem Hause LANCASTER besonders wegen der Einkunftsmöglichkeiten und des Patronatsrechts außerhalb der Kontrolle des Exchequer von großer Bedeutung. Die Ländereien dienten als Morgengaben für Katharina, Gemahlin Heinrichs V., und Margarethe, Gemahlin Heinrichs VI., der Einkünfte aus dem Herzogtum auch zur Ausstattung der neuen Colleges von Eton und Cambridge verwandte. Die Thronbesteigung Eduards IV. von York bedeutete keine wesentliche Veränderung in der Verwaltung des Herzogtums, dessen besonderes Status durch eine charter von 1461 bewahrt wurde.
M.C. Prestwich