Karl Brandon                                   Herzog von Suffolk (1513-1545)
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1484
24.4.1545

Sohn des königlichen Standartenträgers Sir Wilhelm Brandon ( 1485 gefallen) und der Elisabeth Bruyn

Thiele, Andreas: Tafel 210a
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"Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 1 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser I Westeuropa"

MARIE TUDOR
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1496
1533

Eventual-Erbin

  1. oo 1514
           LUDWIG XII. König von Frankreich
                
1515

  2. oo 1515
         KARL BRANDON
               
1545

Sohn des königlichen Standardenträgers Sir Wilhelm, der 1485 bei Bosworth gegen das Haus YORK gefallen war. Karl Brandon war von Kindheit an mit Heinrich VIII. eng befreundet wie kein anderer, was seine aufsehenerregende Karriere bewirkte.
Er wurde 1513 Herzog von Suffolk und Viscount Lisle. Karl wurde nach und nach Chamberlain von Nord-Wales und Marschall of the King's Bench, wurde Mitglied im Hosenbandorden und Geheim-Rat, Gouverneur von Tournai, Armeekommandeur, Lord Stuart, Lord Justiziar, Lord Connetable und Earl Marschall von England, königlicher Stallmeister und Präsident des Geheimen Rates, Gouverneur der schottischen Grenzen, eine nie da gewesene Ämterhäufung.
Karl Brandon
war damit mächtigster und einflussreichster Kronvasall, aber auch zuverlässigster. Er war Heinrich sehr ähnlich, hatte insgesamt vier Ehen und eine Verlobung geschlossen und war in jungen Jahren ein schöner gewinnender Mann. Er wurde später sehr korpulent, krank und gichtig als Folge hedonistischer Lebensart.

  4. oo KATHARINA WILLOUGHBY
                
1580

Tochter und Erbin des Lords Wilhelm von Eresby
(ihre 2. Ehe: oo Richard Bertie, Sohn und Enkel von Steinmetzen, ehemals Zeremonienmeister seiner Frau,
1582: Stammeltern der Grafen von Abingdon und Lindsey, Lords Norreys, vgl. Oxford III/IIIa)


Charles wuchs bei Hofe auf und nahm im königlichen Haushalt verschiedene Aufgaben wahr. Bereits wenige Monate nach der Thronbesteigung Heinrichs VIII. war er ein enger Freund des Königs. Er begleitete Heinrich tagsüber zur Jagd und am Abend zum Spieltisch. Sein gemütlich-derbes, herzliches Wesen und seine menschliche Art gefielen Heinrich so gut, dass er ihn zum Viscount Lisle machte. Mit Hilfe seines Königs versuchte er, Margarete von Österreich zu einer Ehe zu gewinnen. Zu Lichtmeß 1514 wurde Charles Brandon zum Herzog von Suffolk ernannt. Er verliebte sich in Prinzessin Maria, die diese Liebe erwiderte, obwohl sie mit Karl von Habsburg verlobt war. Nach dem Tode Ludwigs XII. von Frankreich heirateten Charles und Maria von England heimlich in Anwesenheit von 10 Zeugen noch in Frankreich.

Mit Lady Anna Boleyn war er verfeindet, da diese das Gerücht ausgestreut hatte, Charles' Liebe zu seiner Tochter Franziska sei in Wirklichkeit Inzest.

Fraser Antonio: Seite 74,78,79,122,149,184,228,423
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"Die sechs Frauen Heinrichs VIII."

Im Februar des folgenden Jahres ging der Suffolk-Titel an Heinrichs Turniergefährten, den Bürgerlichen Charles Brandon, um anzuzeigen, daß die Zeit des yorkistischen Grafenvorbei war.
Der dreißigjährige Charles Brandon, im Frühjahr zuvor zum Grafen von Suffolk ernannt, befehligte die Begleiteskorte der "Französischen Königin". Suffolk war einer dieser großgewachsenen, hübschen und aufrichtigen Engländer, die auf Frauen unwiderstehlich wirkten. Mit unerschüttterlicher Loyalität hielt er zu seinem Herrn und Freund Heinrich VIII. Bei Turnieren führten sich die beiden angeblich "wie Hektor und Achilles" auf. Anders als der König war der Graf von Suffolk weder besonders intelligent noch feinfühlig, aber er verdiente eine Grabinschrift für sein dreistes, täuschendes Verhalten, das zugleich mit Schicklichkeit und Freundlichkeit gepaart war. Doch diese Eigenschaften behinderten seinen kometenhaften Aufstieg bei Hofe nicht im geringsten. Nicht nur, daß ihm Heinrich dabei behilflich war; Suffolk verstand es auch, durch eine Reihe dubioser Heiratsmanöver seine Finanzlage stetig zu verbessern. Beispielsweise hatte er sich vertraglich verpflichtet, eine junge Dame zu heiraten, die er auch gleich schwängerte. Diese ließ er jedoch zugunsten ihrer zwanzig Jahre älteren Tante sitzen, nur um ein beträchtliches Vermögen zu erben. Dann ließ er die Ehe aufgrund des bestehenden Verwandtschaftsverhältnisses für ungültig erklären und heiratete, jetzt im Besitz des Geldes, die erste Geliebte ...
Eine derjenigen, die Suffolk offenbar unwiderstehlich fanden war Prinzessin Mary.
Unter Tränen gelang es ihr nach dem Tode Ludwigs XII., Suffolk zu überreden, jeglicher zukünftiger Heiratszeremonie zuvorzukommen, und verkündete dann, sie sei von ihm schwanger (was vermutlich nicht stimmte).
Betrachten wir die Familie Heinrichs VIII.: seine zwei Schwestern ließen sich in etwas undurchsichtige Ehegeschäfte ein. Die beiden Scheidungen des Herzogs von Suffolk ließen es bei seiner Hochzeit mit Mary 1515 geraten erscheinen, in Rom um päpstliche Zustimmung zu ersuchen. Lady Mortimer, eine seiner Ex-Frauen, war noch am Leben. Erst 13 Jahre später, also 1528, erhielten die SUFFOLKS den Segen des Papstes zu ihrer Verbindung; gleichzeitig wurden ihre drei Kinder für legitim erklärt. Doch das Dokument sicherte auch die Legitimität von Suffolks Kindern aus der Ehe mit Lady Mortimer. Suffolks eheliche Verwicklungen fielen zwar besonders auf, bildeten aber im englischen Adel durchaus keinen Einzelfall.
In politischer Hinsicht hatte der Kardinal mächtige Feinde: Annes Onkel, den dritten Herzog von Norfolk, Thomas Howard, und Heinrichs Schwager, den Herzog von Suffolk.
Seine jüngere Schwester Mary, die Herzogin von Suffolk, starb nach langer Krankheit im Juli 1533, und ihr einziger Sohn folgte ihr im März 1534 ins Grab. Fast unmittelbar danach vermählte sich ihr Mann erneut, und zwar mit der jungen Erbin, die mit seinem kränklichen Sohn verlobt war. Sie hieß Katherine Willoughby und war die Tochter von Königin Katharinas treuer Dienerin Maria de Salinas, Lady Willoughby de Eresby. Katharina zählte erst vierzehn Jahre, Suffolk dagegen war sieben Jahre älter als der König, hatte aber nichts von seiner erotischen Ausstrahlung verloren, die ihn zum meistbegehrten Mann am TUDOR-Hof gemacht hatte, vor allem beim Turnier, wo er seine lange Lanze schwang. Katherine, wie sich noch erweisen sollte ein Mädchen von unabhängiger Geisteshaltung, stieß ihn nicht zurück. Doch selbstverständlich besaßen Suffolks Söhne mit Katherine keinen Tropfen königliches Blut.
Was Lady Frances und Lady Eleanor Brandon, die Töchter der Herzogin von Suffolk, anging, hatte König Heinrich persönliches Interesse daran gezeigt, seine ältere Nichte mit sechzehn Jahren an einen passenden Bräutigam zu verheiraten. Im Mai 1533 ehelichte Frances Henry Grey, den 3. Marquis von Dorset; obwohl dieser über Elizabeth Woodville mit dem König verwandt war, hatte er kein königliches Blut in den Adern und stellten daher keine Bedrohung dar.
Doch als die Kräfte des früher "schneidigen" Herzogs von Suffolk, König Heinrichs altem Turniergefährten und vertrauten Diener, erlahmten, wuchsen die seiner jungen Frau. Katherine reifte zu einer wahren Tigerin heran: "eine Dame mit scharfen Verstand und sicherer Hand, ihn einzusetzen und damit zuzuschlagen, wenn es ihr gefiel." Herzogin Katherine schrieb man das Verdienst zu, Suffolk vor seinem Tod in Richtung Reformer beeinflußt zu haben. Suffolk starb im August 1545 im Alter von einundsechzig Jahren treu bis zuletzt, nahm er in seinen letzten Lebenstagen noch einer Versammlung des Kronrats teil.
 
 

   1506-1508
  1. oo 2. Margarete Neville, Tochter des Lord Johann von Montagu
               um 1460/65
1528

      1508
  2. oo Anna Browne, Tochter des Sir Anthony I.; Nichte von Margarete Neville
           um 1480/85
1511/12

    1515
  3. oo 2. Marie Tudor von England, Tochter des Königs Heinrich VII.
               März 1497
26.7.1533

     1534
  4. oo 1. Katharina Willoughby, Erb-Tochter des Lords Wilhelm von Eresby
               1520
1580
 
 
 
 

Kinder:
1. Ehe

2. Ehe

  Anna Brandon
  um 1503
1558

  oo Eduard Lord Grey von Powis
       1504
1551

3. Ehe

  Heinrich Graf von Lincoln
  11.3.1516
8.3.1534

  Eleonore Brandon
  1519
27.9.1547

  oo Heinrich de Clifford Graf von Cumberland
           
1581

  Franziska Brandon
  16.7.1517
20.11.1559

    1533
  1. oo Heinrich Grey Marquess von Dorset
           1517
17.2.1554 hingerichtet

  2. oo Adrian Stoke
           1532
30.11.1585

4. Ehe

  Heinrich Herzog von Suffolk
  1535
1551

  Karl
     
1551

  Karl starb an einem Fieber.
 
 
 

Literatur:
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Baumann Uwe: Heinrich VIII. mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH 1991 Seite 35,44,53,68,71,74,75, 78,83,93,122,44 - Fraser Antonia: Die sechs Frauen Heinrichs VIII. Claasen Verlag GmbH Hildesheim 1995 Seite 74,78,79,84,95,98,110,122,132, 149,184,201,218,228,232,248,261,262,286,302,312,338,346,347,366,373,380,394,395,423,433,446 - Grayeff Felix: Heinrich VIII. Ein kraftvolles Leben. Wilhelm Heyne Verlag München 1961 Seite 60,71,74,96-98,110,115,128, 130,145,151,157,182,198,205,206,221,233,245,255,267,270, 280,292,316,326,329,330,334 - Mattigny, Garret: Katharina von Aragon. W. Kohlhammer Verlag Stuttgart 1962 Seite 167,184-185,263,307,308, 323,345,348,353,373,393-395 412,419,441 - Panzer Marita A.: Englands Königinnen. Von den Tudors zu den Windsors. Verlag Friedrich Pustet Regensburg 2001 Seite 32,49 - Ridley Jasper: Heinrich VIII. Eine Biographie. Weltbild Verlag GmbH Augsburg 1995 Seite 59,65,67,73,75 - Tamussino Ursula: Margarete von Österreich. Diplomatin der Renaissance Verlag Styria Graz Wien Köln 1995 Seite 160 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 1 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser I Westeuropa, R.G. Fischer Verlag 1993 Tafel 210a - Treffer Gerd: Die französischen Königinnen. Von Bertrada bis Marie Antoinette (8.-18. Jahrhundert) Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1996 Seite 232 - Treffer Gerd: Franz I. von Frankreich. Herrscher und Mäzen. Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1993 Seite 44,47,302 - Wende Peter: Englische Könige und Königinnen. Von Heinrich VIII. bis Elisabeth II. Verlag C.H. Beck München 1998 Seite 30,37 -