Johann von Gaunt                            Herzog von Lancaster (1361-1390)
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 3.1340
3.2.1399
Gent

3. Sohn des Königs Eduards III. von England aus dem Hause PLANTAGENET und der Philippa von Hennegau, Tochter von Graf Wilhelm III.; Bruder von Eduard dem Schwarzen Prinzen von Wales und der Herzöge Lionel von Clarence, Edmund von York und Thomas von Gloucester
 

Lexikon des Mittelalters: Band V Spalte 616
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1. John of Gaunt, Duke of Lancaster seit November 1362
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* März 1340 in Gent (deshalb: »of Gaunt«), Februar 1399

3. Sohn von König Eduard III. von England

  1. oo 1359
           Blanche ( 1369), jüngere Tochter von Heinrich von Grosmont, Duke of Lancaster

  2. oo 1371
          Konstanze ( 1394), Tochter und Erbin von Peter I., König von Kastilien

  3. oo Catherine Swynford

Kinder: von 1.:
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Heinrich (IV.)
und andere

von 2.:
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Katherine (oo Heinrich III. von Kastilien),

von 3.:
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Heinrich Beaufort (unehelich) und andere, Beauforts, Familie

Die erste militärische Erfahrung machte J
ohn of Gaunt in den Kriegen seines Vaters, er nahm 1350 an der Schlacht von Les Espagnols-sur-Mer und 1359 an dem Feldzug gegen Reims teil. Nach dem Tod von Heinrich und dessen älterer Tochter Maude erbte John of Gaunt durch die Ansprüche seiner Frau die Besitzungen des Hauses LANCASTER. Seit den sechziger Jahren des 14. Jh. war John of Gaunt in die politischen Ereignisse auf der Iberischen Halbinsel verwickelt. 1367 begleitete er seinen Bruder Eduard den Schwarzen Prinzen auf dem kastilischen Feldzug, der mit dem Sieg bei Nájera endete. Der Versuch Eduards, den Thron Peters I. von Kastilien aufrechtzuerhalten, erwies sich als Fehlschlag, und dessen Gegner, Heinrich von Trastámara, ließ sich im April 1366 in Burgos zum König krönen. Doch heiratete John of Gaunt zur Aufrechterhaltung der englischen Interessen in Kastilien die Tochter Peters, erwarb so einen Anspruch auf den kastilischen Thron und führte den Titel eines Königs von Kastilien und León. In den siebziger Jahren des 14. Jh. konzentrierten sich die militärischen Aktivitäten Johns of Gaunt auf Frankreich. Er kämpfte in Aquitanien und führte seine Streitkräfte 1373 von Calais nach Bordeaux, wo er auf keinen Widerstand traf, es aber auch zu keiner entscheidenden Kampfhandlung kam. Nach dem Tod seiner älteren Brüder Lionel, Herzog von Clarence ( 1368), und Eduard ( 1376) übernahm John of Gaunt die Regierungsgeschäfte in England. Er versuchte, die königliche Prärogative und den Hof gegen die Angriffe der Commons und anderer Adliger im Good Parliament zu verteidigen. Die Einschränkung vieler Beschlüsse des Parliaments 1377 machte ihn bei den Commons und bei der Londoner Bevölkerung unpopulär. Außerdem führte seine Unterstützung von John Wyclif bei den Angriffen gegen die Privilegien der Geistlichkeit zum Konflikt mit der kirchlichen Hierarchie. Seine Unpopularität fand ihren Höhepunkt während der Peasants' Revolt (1381). In den ersten Jahren der Regierung Richards II. hielt er sich nicht am Hof auf, wo Richards Günstlinge zunehmend dominierten. 1386 führte er ein Heer nach Kastilien, angeblich um seine Ansprüche geltend zu machen. Aber tatsächlich war er zu Verhandlungen bereit und erreichte 1388, daß ihm gegen den Verzicht auf seine Ansprüche eine Pension gewährt wurde. John of Gaunt kehrte 1389 nach England zurück und erneuerte seine Beziehung zu Richard II. Da er sich loyal zur Krone verhielt, wurde er nun einer von Richards einflußreichsten Ratgebern. 1390 zum Herzog von Aquitanien erhoben, spielte John of Gaunt eine führende Rolle bei den Friedensverhandlungen mit Frankreich (Hundertjährigen Krieg). Allerdings kam es über den Vorschlag, Aquitanien John of Gaunt und seinen Erben zu übertragen, zu keiner endgültigen Einigung. Während der letzten Regierungsjahre von Richard II. blieb John of Gaunt bei der erneuten politischen Instabilität dem König gegenüber loyal und leitete den Gerichtshof, der 1397 gegen Richards Opponenten eingesetzt worden war. John of Gaunt willigte sogar in die Verbannung seines Sohnes Heinrich.
A. Tuck


Thiele, Andreas: Tafel 205
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"Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 1 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser I Westeuropa"

JOHANN "VON GAUNT" VON ENGLAND
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1340
1399

Sohn des Königs Eduard III.

Johann von Gaunt trug den Namen seiner flandrischen Geburtsstadt. Er wurde Graf von Lincoln, Derby, Richmond und nach dem Tode seines Schwieger-Vaters Herzog von Lancaster und ab 1361 Mitglied des Hosenbandordens.
Er machte schon früh die Kriege gegen Frankreich mit und zog 1367 mit seinem berühmten Bruder Eduard nach Kastilien, wo sie Peter I. nach dem Sieg bei Najera (3.4.1367) als König einsetzten. Er heiratete Konstanze von Kastilien, Tochter Peters I., und beanspruchte nach dem Tode seines Schwieger-Vaters den kastilischen Thron. Als Johann I. wurde er am 3.4.1369 zum König von Kastilien ausgerufen, von den meisten Kastilianern jedoch als Thronräuber betrachtet. Heinrich von Trastamara zwang ihn mit Unterstützung der "Großen Kompanien" Bertrand du Guesclins, in die Guyenne zu flüchten, wo sein Vater ihn zum Gouverneur ernannte. Er verfocht viele Jahre lang vergebens seine Thronansprüche und schloß dabei 1373 das erste englisch-portugiesische Bündnis. 1373/74 machte er einen abenteuerlichen Feldzug quer durch Frankreich von Calais nach Bordeaux, ohne die militärische Situation zugunsten Englands verbessern zu können. 1375 mußte er zusammen mit seinem Bruder Waffenstillstand schließen. Trotz seiner Mißerfolge bewahrte sich Johann den Optimismus und die Sicherheit einer Herrschernatur und trat nach seiner Rückkehr in England öffentlich in Erscheinung. Er machte sich durch seine Härte und Unversöhnlichkeit sehr bald unbeliebt. Seit 1376 war er Regent für seinen kranken Vater und seit 1377 für den Neffen Richard II. Er wurde noch Groß-Stuart von England und Herzog-Statthalter von Aquitanien-Guyenne, versuchte von dort aus nochmals 1386-1388, seine kastilischen Thronansprüche durchzusetzen und verzichtete letztlich. Er geriet in England gegen das "Gute Parlament", da er eine Kontrolle der königlichen Finanzen verweigerte und kirchliche Güter zugunsten des Hochadels einzuziehen versuchte. Er rief durch Korruption während seiner Regentschaftszeit und das daraus resultierende Elend große Unruhen hervor, die 1381 zum großen Bauernaufstand unter Wat Tyler heranwuchsen. Er schlug ihn brutal nieder, förderte John Wiclif, der die weltliche Kirchenherrschaft bekämpfte und sich für die Einziehung der Kirchenbesitzungen aussprach; brach mit ihm, der 1380 erstmals die Bibel ins Englische übersetzte, als er entscheidende Dogmen in Zweifel zog und Abschaffung von Papsttum und Klöstern forderte. Johann zog 1384/85 gegen Schottland und wurde Gouverneur der dortigen Grenzen. Er geriet in schroffen Gegensatz zu seinem königlichen Neffen, als dieser 1397 sein Terrorregime begann, wurde verbannt und sein gesamter Besitz konfisziert.

  1. oo 1359
          BLANKA VON LANCASTER-ENGLAND
               
1369

Tochter und Erbin des Herzogs Heinrich II. von Lancaster

  2. oo 1372
           KONSTANZE VON KASTILIEN
           1354
1394

Tochter und Eventual-Erbin des Königs Peters I. des Grausamen

  3. oo 1396
           KATHARINA ROET
                
1403

Tochter des Sir Payne aus Hennegau (vorher schon jahrelang Geliebte)
diese Ehe ruft einen Skandal hervor und macht Johann noch unbeliebter als er vorher schon war, da Katharina Roet 2. Lady nach der Königin wird mit Anrecht auf königliche Ehrung


  19.5.1359
 1. oo Blanka von Lancaster, Erb-Tochter des Herzogs Heinrich II.

          134512.1369

    1372
  2. oo Konstanze von Kastilien, Tochter des Königs Peter I.
          1354
6.1394

        Eventual-Erbin von Kastilien

  13.1.1396
  3. oo 2. Katharina Roet, Tochter des Sir Payne aus Hennegau
           um 1350
10.5.1403

        1. oo Sir Hugh Swynford
                    

 
 
 

Kinder:
1. Ehe

  Philippa
  1360
19.7.1415

2.2.1387
  oo Johann I. König von Portugal
       11.4.1357
14.8.1433

  Elisabeth
  um 1365
1425

    1380-1389
  1. oo Johann IV. Hastings Graf von Pembroke
           1372
1389

    1386
  2. oo Johann I. de Holland Herzog von Exeter
          
um 13529.1.1400 hingerichtet

    1400
  3. oo Johann Cornwallis Lord von Fanhope
              
1443

  Heinrich IV. König von England
  3.4.1367
20.3.1413

2. Ehe

  Katharina
  um 1375
2.6.1418

 1393
  oo Heinrich III. König von Kastilien
       4.10.1379
25.12.1406

3. Ehe

  Heinrich Beaufort Bischof von Winchester
  1375
11.4.1447

  Thomas Beaufort Herzog von Exeter
   1.1377
31.12.1426

  Johann I. Graf von Somerset
  1371
6.3.1410

  Johanna Beaufort
  1379
13.11.1440

  1. oo Robert de Ferrers Lord von Wemme
          
      † 29.11.1396

 vor 20.2.1396
  2. oo Ralph I. de Neville 1. Graf von Westmoreland
           um 1364
21.10.1425
 
 
 

Literatur:
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Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 1 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser I Westeuropa, R.G. Fischer Verlag 1993 Tafel 205 -