HEXHAM


Lexikon des Mittelalters:
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Hexham (von altenglisch hagustald 'junger Krieger' und dem Suffix ham 'Heim')
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Stadt, Abtei und kleiner Distrikt (Hexhamshire) in Northumberland (Northumbrien), am rechten Ufer des Tyne, unmittelbar unterhalb des Zusammenflusses von South und North Tyne gelegen; ursprünglich wohl Außenposten eines auf die römische villa Corbridge zentrierten frühen angelsächsischen Grundherrschaftsverbandes. 674 erscheint H
exham als regio bei der Übertragung des Ortes durch Königin Etheldreda an Bischof Wilfrid von York. Diese regio (Hexhamshire) umfaßte ursprünglich ein Gebiet beiderseits des Tyne. Die in Hexham von errichtete, von Zeitgenossen gerühmte Basilika (? Andreas; Krypta erhalten) muß als wichtiges Zeugnis seiner Bemühungen um eine »Romanisierung« der northumbrischen Kirche gelten. Nach Wilfrids Vertreibung aus Northumbrien (677) schuf der Erzbischof von Canterbury das Bistum Hexham für Eata, den Freund des hl. Cuthbert (678). Eine Reihe von Bischöfen, zu denen traditionell auch Wilfrid und Cuthbert gezählt wurden, ist bis 821 belegt. Bedeutendster Bischof war der hl. Acca, ein Freund Bedas, der wohl die Übergabe von Andreas-Reliquien an den König der Pikten für das spätere St-Andrews veranlaßt hat.
Nach der dänischen Zerstörung des Klosters (875) bestand H
exham als minster fort; es war der Sitz einer kleinen Kleriker-Gemeinschaft unter der Leitung eines Propstes (erbliches Amt seit dem späten 10. Jh.). Der letzte Erb-Propst, Eilaf II., war der Vater des hl. Ælred von Rievaulx (1100-1167). Kirche und Kirchenbesitz von Hexham unterstanden der Kirche des hl. Cuthbert, das heißt dem Bistum Durham. König Heinrich I. entzog im Verlauf seines Streites mit dem Bischof von Durham, Ranulf Flambard, das Priorat Hexham jedoch dem Bistum Durham und übertrug es dem Erzbistum York, das von da an auch die Herrschaft über Stadt und Shire ausübte.
1113 löste Erzbischof Thomas II. das alte minster auf und begründete an seiner Stelle ein bedeutendes augustinisches Regularkanonikerstift (sogenannte abbey; reicher romanisch-gotischer Baubestand erhalten), das in seinen ersten Gewohnheiten dem Vorbild von Huntingdon folgte. Der berühmte frithstol (7.-8. Jh.) ist der einzige in England erhaltene frühe Bischofsstuhl und versinnbildlicht das in H
exham geltende Asylrecht (Asyl).
H
exham war eine Pflegestätte der Chronistik (Prior Richard, 1142-1162, schrieb unter anderem eine Chronik der Regierung König Stephans; Prior Johannes setzte die Geschichte der Könige von England des Simeon von Durham fort); eine bedeutende Simeon-Handschrift des 12.-13. Jh. (CCC, Cambridge 139) stammt vielleicht aus Hexham. Trotz des Niedergangs des Priorats im Spät-Mittelaler bildete Hexhamshire einen der großen, für Nord-England charakteristische Immunitätsbezirke, der aber wegen angeblichen Mißbrauchs des Asylrechts durch Gesetzesbrecher von den TUDOR aufgehoben wurde. Die Aufhebung des Priorats (1537) löste den einzigen größeren prokatholischen Volksaufstand in England, die »Pilgrimage of Grace«, aus.
G.W.S. Barrow