Begraben: Canterbury, Kathedrale
Einziger Sohn des Herzogs
Johanns
von Gaunt aus dem Hause
LANCASTER
aus seiner 1. Ehe mit der Blanka von Lancaster,
Erb-Tochter von Herzog
Heinrich
II.
Lexikon des Mittelalters: Band IV Spalte
2052
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13. Heinrich IV., König von England
1399-1413
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* ca. April 1366 in Bolingbroke Castle, † 20. März 1413
Begraben: Canterbury, Kathedrale
einziger überlebender Sohn des mächtigsten englischen
Hochadligen, John of Gaunt, und Enkel Eduards III.
1. oo 1380/81
Mary († 1394), Tochter und Mit-Erbin von
Humphrey Bohun, Earl of Hereford and Essex
2. oo 7. Februar 1403
Johanna († 1437), Tochter Karls II.,
Königs von Navarra, Witwe Johanns IV. von Montfort, Herzogs von
Bretagne
Heinrich, Earl
of Derby,
war in jungen Jahren ein namhafter Turnierfechter und weitgereister
Ritter (Kriegszüge in Schottland 1384 und 1385,
Preußen-Reise 1390-1391 und 1392, anschließend Aufenthalte
in Prag, Wien, Venedig, Jerusalem, Paris). In den politischen
Kämpfen unter Richard
II. spielte
Heinrich zunächst eine geringere Rolle und wurde am 29.
September 1397 zum Duke
of Hereford
gekürt. Angesichts des drohenden eigenen Sturzes klagte er Thomas
Mowbray, Duke
of Norfolk, im Parliament
des
Verrats an. Einem gerichtlichen Zweikampf zwischen Heinrich und Mowbray
gebot der König Einhalt durch Verbannung
der beiden Kontrahenten (September 1398), der - nach dem Tode Johns of Gaunt (3.
Februar 1399) - die Konfiskation des riesigen Erbes und ein
Verbannungsurteil auf Lebenszeit folgten. Anfang Juli 1399 kehrte Heinrich mit einer kleinen Streitmacht aus dem
französischen Exil nach England
zurück und fand kaum
Widerstand; der auf einem Irland-Feldzug
befindliche König geriet
im August 1399 unter Heinrichs Kontrolle und ließ sich am 29. September 1399
zur Abdankung überreden. Am folgenden Tage meldete Heinrich, vor einem Zusammentreten der Stände, seine -
anfechtbaren - Thronansprüche an, fand Anerkennung und konnte
sogleich die Regierung antreten (Krönung 13. Oktober).
Ein erprobter Soldat und tatkräftiger Herrscher, blieb Heinrichs
IV. Regierung dennoch
glücklos. Er führte 1400-1405 mehrere - meist erfolglose -
Feldzüge gegen Schottland sowie den walisischen Fürsten Owain Glyn Dwr. Die sich
im Innern häufenden Verschwörungen und bewaffneten Revolten
(1400,1403,1405,1408) schlug er nieder (Schlacht bei
Shrewsbury, 1403;
Hinrichtung Scropes,
Erzbischof von York, 1405).
Der
unter ständiger Geldnot leidende König sah sich in den
Parliaments oft schonungsloser
Kritik ausgesetzt. Die späteren
Regierungsjahre, ab 1406, standen im Zeichen friedlicherer
Zustände, aber auch schwindender Kräfte des Königs, der
als Begründer der Dynastie
LANCASTER die Fundamente
für das Königtum seines Hauses (bis 1461) geschaffen hat.
A.L. Brown
HEINRICH IV.
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1367 † 1413 als
schwerer Neurotiker
Graf von Derby
Heinrich IV.
führte
jahrelang ein Leben voller Skandale und Abenteuer, reiste kreuz und
quer
durch Europa, schloß sich vielen "Kreuzzügen" an, unter
anderem
dem des Herzogs von Bourbon gegen Tunis, kämpfte zeitweise in
Litauen
mit, machte 1396 die Schlacht bei Nikopolis gegen die Osmanen mit und
wurde
1397 Herzog von Hereford. Er
wurde 1398 auch verbannt und
mußte
das Land verlassen, kehrte nach dem Tode seines Vaters zurück,
versuchte
das väterliche Erbe anzutreten, entging einem Anschlag des
königlichen
Vetters und setzte ihn 1399 gefangen und wurde König gegen das
Erbrecht, aber gestützt auf die Kirche. Er führte viele
Fehden
um Besitz und Erbschaften.
(siehe England IIIa)
HEINRICH
IV. "VON BOLINGBROKE"
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1367 † 1413 an Lepra
Sohn des Herzogs
Johann von Lancaster
Herzog von
Hereford und Lancaster;
1399 König
gegen
das Erbrecht (siehe dazu England III)
Setzte den Prätendenten
Edmund
IV. von March gefangen (siehe
Mortimer
IIa dazu), mußte dem Parlament Zugeständnisse machen und
einen
Regentschaftsrat akzeptieren. Im Jahre 1402 trat in Schottland ein
falscher
Richard auf. Die Schotten besiegten Heinrich
bei Nesbit Moor (26.6.1402) und Hamildon Hill (14.9.1402). Am 21.7.1403
besiegte er bei Shrewsbury die aufständischen Barone unter
Führung
der PERCYS und am
15.2.1408 besiegte er bei Braham
Northumberland.
Er starb als schwerer Neurotiker.
1. oo 1381
MARIE
DE BOHUN
um 1370 † 1394
Tochter und Mit-Erbin des Grafen Humphrey IX. von Essex, Hereford und Northampton
2. oo 1403
JOHANNA
D'EVREUX
† 1437
Tochter des Königs Karl III. von
Navarra
Witwe des Herzogs Johann V. der Bretagne
Heinrich IV. (1399-1413),
dessen Königstitel so fragwürdig war, begehrte für sich
die von Richard genährte Aura
göttlicher Majestät. Heiliges Öl, das angeblich die
Jungfrau
Maria an Becket
ausgehändigt
haben soll, wurde bei der merkwürdigen
Krönung verwendet. Innerhalb weniger Monate kam es jedoch schon
fast
zur Gefangennahme der neuen Königs-Familie durch Rebellen im
Schloß
von Windsor. Auf Raubzüge der Franzosen in Wales folgten
Aufstände,
und die PERCIES, der Earl von Northumberland und sein
Sohn Henry
Hotspur, die den LANCASTER
zum
Thron verholfen hatten, gaben ihrer Enttäuschung über den
neuen
König durch starken Widerstand Ausdruck. Heinrich
IV. war nie frei von Verleumdungen, Verschwörungen und
bewaffneten Ausbrüchen. Er konnte sich glücklich
schätzen,
keinen direkten Rivalen zu haben und war klug genug, sich die Gunst des
Klerus durch die Verfolgung des antikirchlichen Lollardentums zu
verschaffen.
Er verbrauchte sich selbst in seiner Regierung,
die nichts
als eine Verteidigungsoperation war. Nach einer abenteuerlichen Jugend
gab Heinrich nun eine ziemlich
ausdruckslose
Figur ab. Er wirkte viel älter als sein Vetter, obgleich
sie im Abstand
von nur drei Monaten geboren waren. Während Richard
sich
für die visuellen Künste begeistert hatte, studierte der neue
König Philosophie und suchte Trost bei der Musik. Heinrich
offenbarte
manchmal den seiner Familie eigenen Hang zum Eigensinn, aber im
allgemeinen war er verschlossen, resolut und vorsichtig. So orthodox
wie
er in jeder Beziehung war, hätte er in besseren Zeiten sicherlich
einen vorsichtig taktierenden und verantwortungsvollen Herrscher
abgegeben.
Seine Gesundheit erfreute die Moralisten, denn Richards
schlauer und robuster Thronrivale starb als Neurotiker.
Fünf
Jahre nach der Usurpation soll er einen Anfall erlitten haben und
später
bei psychischen Belastungen noch häufiger davon heimgesucht worden
sein. Der König hatte ein entsprechend frommes Ende: Er hatte
vernommen,
er werde leben, bis er Jerusalem gesehen hätte, brach aber beim
Gebet
zusammen und beendete sein Leben in einem der Räume der Abtei von
Westminster, der in
Anlehnung an seine Ausschmückung das
Jerusalem-Zimmer
genannt wird. Sogar das Grabbildnis Heinrichs
in
Canterbury ist konventionell, obwohl es ihn der Wirklichkeit
entsprechend
mit groben Gesichtszügen und als Mann im mittleren Alter darstellt.
27.7.1381
1. oo Marie von Bohun, Tochter und Miterbin
Humphreys
IX. von Essex, Hereford und Northampton
um 1370 † 4.7.1394
7.2.1403
2. oo 2. Johanna von Navarra, Tochter des
Königs
Karl III.
1370 † 10.7.1437
Kinder:
1. Ehe
Heinrich
V. König von England
29.8.1387 † 31.8.1422
Thomas
Herzog von Clarence
vor 30.9.1388 † 23.3.1421 gefallen
Johann
Herzog von Bedford
20.6.1389 † 14.9.1435
Humphried
Herzog von Gloucester
1391 † 23.2.1447
Blanka
1392 † 31.5.1409
Hagenau
15.8.1401
oo Ludwig III. Kurfürst von der
Pfalz
23.1.1378 †
30.12.1436
Philippa
4.7.1394 † 5.1.1430
26.10.1406
oo Erich von Pommern König
der
Union
um 1382 † 16.6.1459
Literatur:
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Baker Timothy: Die Plantagenet in Die
großen
Dynastien, Karl Müller Verlag 1996 Seite 43-64 - Berg Dieter: Die Anjou-Plantagenets. Die
englischen
Könige im Europa des Mittelalters. Verlag W. Kohlhammer 2003 Seite
252,272-276 - Calmette,
Joseph: Die großen Herzöge von Burgund. Eugen Diederichs
Verlag
München 1996 Seite 74,89,119,121,136 - Ehlers Joachim:
Geschichte
Frankreichs im Mittelalter. W. Kohlhammer GmbH 1987 Seite 298-300 - Favier,
Jean: Frankreich im Zeitalter der Landesherrschaft 1000-1515. Deutsche
Verlagsanstalt Stuttgart 1989 Seite 378,386 - Fraser Antonia:
Die
sechs Frauen Heinrichs VIII. Claasen Verlag GmbH Hildesheim 1995 Seite
202 - Jurewitz-Freischmidt Sylvia: Die Herrinnen der
Loire-Schlösser.
Königinnen und Mätressen um den Lilienthron. Casimir Katz
Verlag,
Gernsbach 1996 Seite 23,35 - Kendall Paul Murray: Richard III.
König
von England Mythos und Wirklichkeit, Eugen Diederichs Verlag
München
1995 Seite 96,171,249,279,449 - Neale John E. Elisabeth I.
Königin
von England. Eugen Diederischs Verlag München 1994 Seite 411,463 -
Schelle,
Klaus: Karl der Kühne. Burgund zwischen Lilienbanner und
Reichsadler.
Magnus Verlag Essen Seite 48 - Schnith Karl: Frauen des
Mittelalters
in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997 Seite
370,378,404,416 - Thiele,
Andreas: Erzählende
genealogische
Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 1
Europäische
Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser I Westeuropa, R.G.
Fischer
Verlag 1993 Tafel 205, 207 -