COLCHESTER
Lexikon des Mittelalters:
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Colchester
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Stadt im südöstlichen England
(Essex), am Colne nahe der Ostküste
Englands gelegen.
Das befestigte Areal der römischen Colonia Camulodunum, das
ursprünglich für ein castrum
zweier Legionen bestimmt gewesen war, reichte mit ca. 13 ha für
den Siedlungsraum der mittelalterlichen Stadt aus. 879-920 war Colchester
von Dänen besetzt; König
Eduard der Ältere
eroberte es zurück und ließ die Befestigungen
wiederherstellen. Bei dem Wiederaufbau der städtischen Siedlung
benutzte man römische Gebäudereste für Neubauten. Der keep (Donjon) der normannischen Burg
(1077 erbaut), der auf dem Podium eines römischen Tempels
errichtet wurde, ist sogar größer als der heutige Tower in London. Beide sind die
frühesten aus Stein errichteten
keeps in England. In zwei Kirchen sind römische Mauern
verbaut; andere wurden im 11. und 12. Jh. aus römerzeitlichen
Backsteinen errichtet. Aus diesem Material besteht auch die
Prioratskirche St. Botulf (um 1093), die extra muros liegt. Es wurden ferner
Baureste einer Gerichtshalle (um 1160) sowie von sechs
Kaufmannshäusern des 12. Jh. gefunden, die sämtlich aus
Back- und Bruchsteinen, nicht aus Holz, errichtet wurden. Von der
Benediktinerabtei St. John, die 1095-1115 extramuros erbaut wurde, steht nur
noch
das aus Flint im 15. Jh. neuerrichtete, verzierte Torhaus. Die Lage des
einen oder anderen Klosters könnte durch die frühere Existenz
einer römischen Grabeskirche beeinflußt worden sein.
Die Stadt erhielt ihr erstes Königsprivileg 1189 und sandte
Vertreter zu den mittelalterlichen parliaments. Der Fluß war
bis Hythe (im Südosten der Stadt) schiffbar, wo sich ein kleiner
Hafen befand. Die Burg hatte nach 1300 nur noch geringe
militärische Bedeutung und wurde hauptsächlich als Kerker
benutzt.
M.W. Barley