Andreas II.                                             König von Ungarn (1205-1235)
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1176/77-21.9.1235
 

Begraben: Zisterzienserabtei Egres
 

2. Sohn des Königs Bela III. von Ungarn aus seiner 2. Ehe mit der Agnes von Antiochia, Tochter von Rainald de Chatillon
 

Lexikon des Mittelalters: Band I Spalte 602
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Andreas II., König von Ungarn 1205-1235
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* 1176/77, + 21. September 1235

Begraben: Zisterzienserabtei Egres

Eltern:
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König Bela III. und Anna (Agnes) von Chatillon

1. oo vor 1203 Gertrud von Meranien

2. oo 1215 Jolante von Cortenay

3. oo 1234 Beatrix von Este

Der ehrgeizige, aber innerlich labile Tatmensch war unfähig, die Grenzen seiner Kräfte und Möglichkeiten zu erkennen und erlag oft fremden Einflüssen, besonders dem der herrschsüchtigen Königin Gertrud. Die Begünstigung ihrer Verwandtschaft und deren Gefolgsleute gab Anlaß zu einer Verschwörung, der die Königin 1213 zum Opfer fiel. Andreas' jahrzehntelange Bemühungen, in Galizien eine Secundogenitur zu errichten, scheiterten. Einen Kreuzzug, den er seinem sterbenden Vater hatte geloben müssen, unternahm Andreas 1217-1218, als er glaubte, die Kaiserkrone von Konstantinopel erringen zu können. Einziges positives Ergebnis war die Verlobung des Thronfolgers Bela mit Maria Laskaris, Tochter des Kaisers von Nikaia, Theodor. Die "ewigen Schenkungen" des Königs an einen engeren Kreis von Günstlingen zerstörten weitgehend die alten Grundlagen der königlichen Macht. Dabei versuchte Andreas die Kosten einer glänzenden Hofhaltung und fast jährliche Kriege durch außerordentliche Steuern, Verpachtung der Regalien, Geldverschlechterung und Abwälzung der Kriegslasten auf die Grundbesitzer zu decken. Die Kirche und Bela als "rex iunior" traten der Mißwirtschaft und den verhängnisvollen Neuerungen entgegen, die servientes regis aber, von einer Magnatengruppe geführt, erzwangen 1222 die "Goldene Bulle", die erste Verbriefung der unverletzbaren Rechte einer Gesellschaftsschicht in Ungarn. 1224 erhielten die Siebenbürger Sachsen ihr Privileg "Andreanum". Den 1211 im Burzenland gegen die Kumanen angesiedelten Deutschen Orden vertrieb Andreas 1225, als dieser sein Territorium als unabhängigen Ordensstaat unter päpstlicher Lehnshoheit dem Einfluß des ungarischen Königs entziehen wollte.
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Thiele Andreas:
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"Erzählende genealogische Stammtafeln"

Der leichtsinnige und sprunghafte Andreas wurde 1188-1190 Fürst von Halicz und wurde dort verjagt. Er stand 1196 gegen seinen Bruder Emmerich, besiegte ihn 1197 und eroberte Slawonien, Kroatien und Dalmatien. Er erklärte sich dort zum souveränen König, von Ungarn losgelöst. Er unterwarf sich 1200, war 1203/04 inhaftiert und 1204/05 Regent für seinen Neffen, den er wohl ermordete. Mit den Bruderkriegen und seinen großen Versprechungen führte er eine dauerhafte Schwächung des Königtums herbei. Er setzte die unpopulären Kriege um Halicz fort und gewann es für seine Söhne zurück. Die Begünstigung der Ausländer und der Verwandten der Königin rief eine Empörung hervor, der die Königin zum Opfer fiel. 1222 erzwang der von seinem Sohn Bela geführte Adel in der "Goldenen Bulle" Steuerfreiheit, Begrenzung der Heerespflicht, Erbrecht und freies Verfügungsrecht über Dienstgüter des niederen Adels und Beschwerde- und Widerstandsrecht des Adels. Als Ausgleich versuchte er den niederen Adel für sich zu gewinnen, gab dafür die alte königliche Dominial- und Burgwirtschaft auf, führte Regalien- und Münzverpachtungen ein. Er führte insgesamt die Zersetzung der alten Verwaltungsordnung (Grafschaftsverfassung) herbei. Den deutschen Siedlern in Siebenbürgen verlieh Andreas 1206 Privilegien, die er 1224 im "Andreanum" bestätigte. 1211-1224 siedelte er im Burzenland den Deutschen Ritterorden zum Schutz an und verjagte ihn auf Verlangen der ungarischen Feudalherren und der deutschen Siedler wegen seiner rücksichtslosen Territorialpolitik. Während in Ungarn die feudale Anarchie herrschte, war Andreas 1217/18 Hauptführer des Kreuzzuges nach Ägypten, der vor Damiette völlig scheiterte. Er hatte sich wohl sogar Hoffnungen auf den leerstehenden Thron von Konstantinopel gemacht. Er stand auf dem Balkan gegen Bulgarien, verbündete sich mit Serbien und Byzanz, besetzte zeitweise Belgrad, unterdrückte die Bogomilen in Bosnien und war zeitweise gebannt. Andreas war ein ehrgeiziger, aber unfähiger Herrscher, der sich in abenteuerliche Unternehmungen einließ.

Lechner Karl: Seite 196,214
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"Die Babenberger"

Nach Belas III. Tod kam es zu schweren Thronstreitigkeiten zwischen seinem ältesten Sohn Emmerich und dessen jüngerem Bruder Andreas II., die sich bis 1205 hinzogen. Österreichische und steierische Streitkräfte standen auf Seite Andreas' und kämpften in den ungarischen Grenzgebieten. Nach vorübergehender Aussöhnung und nach dem Tode Emmerichs (1204) war dessen Sohn, Ladislaus III., als Kind zum König gekrönt worden. Aber er mußte mit seiner Mutter vor Andreas zu Herzog Leopold nach Österreich fliehen, wo er bald darauf starb. Unter Andreas gewann der ungarische Adel eine besondere Machtstellung, nicht zuletzt auch im Gegensatz zu den von Andreas begünstigten Deutschen, die in seiner Gemahlin, Gertrud von Andechs-Meranien, der Schwester Bischof Ekberts von Bamberg, eine besondere Stütze fanden; 1213 wurde sie ermordet.
Schließlich stellte auch König Andreas II. von Ungarn seine Anträge, um Schwiegervater des jungen HEINRICH (VII.) zu werden. Mit Ungarn kam es aber infolge von Grenzstreitigkeiten zu Auseinandersetzungen. Eine entscheidende Rolle spielten  dabei die Spannungen zwischen König Andreas II. und seinem Sohn Bela wegen der Ehe Belas mit Maria Laskaris von Nikaia. Bela flüchtete nach Österreich zu Herzog Leopold, was der Papst zuerst billigte, aber daraufhin Leopold aufforderte, Bela zum Gehorsam gegen den Vater zu verhalten, der sich seinerseits mit der Ehe seines Sohnes abfand. So kam es zur Versöhnung zwischen Vater und Sohn, der mit seiner Frau nach Ungarn zurückkehrte.
 
 
 
 

    1203
  1. oo Gertrud von Meran, Tochter des Herzogs Berchtold VI.
           um 1185-28.9.1213 ermordet

    1215
  2. oo Jolanthe de Courtenay, Tochter des Kaisers Peter I.
                 -   1233

  14.5.1234
  3. oo Beatrix d' Este, Tochter des Grafen Aldobrandino II.
                 -   1245 vor 8.5.
 
 
 
 

Kinder:
1. Ehe

  Bela IV.
   11.1206-3.5.1270

  Elisabeth die Heilige
  1207-19.11.1231

 1221
  oo Ludwig IV. Landgraf von Thüringen
      28.10.1200-11.9.1227

  Koloman Fürst von Halicz
  1208-   1241 gefallen

  Andreas Fürst von Halicz-Przemysl
          -   1234

 1221
  oo Maria (Helena) von Nowgorod, Tochter des Fürsten Mstislaw
             -

  Maria
  1204-   1237

 1221
  oo Iwan II. Asen Zar von Bulgarien
     um 1190-   1241

 2. Ehe

  Jolanthe
        -   1251

8.9.1235
  oo Jakob I. der Eroberer König von Aragon
       22.2.1208-27.7.1276

3. Ehe

  Stephan Herzog von Slawonien
  um 1235/36-   1272
 
 
 
 

Literatur:
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Balazs György/Szelenyi Karoly: Die Magyaren. Geburt einer Nation. Corvina Kiado Budapest Seite 52-77 - Die Andechs-Meranier in Franken. Europäisches Fürstentum im Hochmittelalter. Verlag Philipp von Zabern Mainz 1998 Seite 30,34,38,63,84,94,96,103,107, 118-120,146,149,215,231,256,280 - Hoensch, Jörg K.: Kaiser Sigismund. Herrscher an der Schwelle zur Neuzeit 1368-1437. Verlag C.H. Beck München 1996 Seite 64 - Hoensch, Jörg K.: Matthias Corvinus. Diplomat, Feldherr und Mäzen. Verlag Styria Graz Wien Köln 1998 Seite 81 - Horst, Eberhard: Friedrich der Staufer, Claassen Verlag Düsseldorf 1989. Seite 128 - Kuthan, Jiri: Premysl Ottokar II. König, Bauherr und Mäzen. Höfische Kunst im 13. Jahrhundert, Böhlau Verlag Weimar 1996 Seite 379,387 - Lazar Istvan: Kleine Geschichte Ungarns. Österreichischer Bundesverlag Wien 1990 Seite 73 - Pätzold Stefan: Die frühen Wettiner. Adelsfamilie und Hausüberlieferung bis 1221, Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 1997, Seite 292,298 - Pohl Walter: Die Welt der Babenberger. Schleier, Kreuz und Schwert, hg. von Brigitta Vacha, Verlag Styria, Seite 230,270 - Runciman, Steven: Geschichte der Kreuzzüge, Sonderausgabe in 1 Band Verlag H.C. Beck München 1978, Seite 923-927,931 - Stürner, Wolfgang: Friedrich II. Teil 1: Die Königsherrschaft in Sizilien und Deutschland 1194-1220, Primus-Verlag Darmstadt 1997, Seite 138, 229 - Thorau, Peter: Jahrbücher des Deutschen Reichs unter König Heinrich (VII.) Teil I, Duncker & Humblot Berlin 1998, Seite 240-242 - Winkelmann, Eduard: Jahrbücher der Deutschen Geschichte, Philipp von Schwaben und Otto IV. von Braunschweig 1. Buch Verlag von Duncker & Humblot Leipzig 1873, Seite 188, 189,329,436,463,477,478,540,541 - Winkelmann, Eduard: Jahrbücher der Deutschen Geschichte, Philipp von Schwaben und Otto IV. von Braunschweig 2. Buch Verlag von Duncker & Humblot Leipzig 1873, Seite 80,420,450 - Winkelmann Eduard: Kaiser Friedrich II. 1. Band, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1963, Seite 118,201,223,388,389,390,454,459,461 -
 
 
 
 
 



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