Andreas I. der Katholik                           König von Ungarn (1046-1060)
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um 1013-Herbst 1060
              Zirc

Begraben: Benediktinerabtei Tihany
 

Ältester Sohn des Herzogs Vazul von Ungarn und der Katun von Bulgarien, Tochter von Zar Samuel
 

Lexikon des Mittelalters: Band I Spalte 601
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Andreas I., König von Ungarn aus dem Hause der ARPADEN
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* vor 1020, + 1061
                    Zirc

Nach einer bewegten Jugend wurde Andreas 1046 König. Sein Vater, Herzog Vasul, wurde nach einem gescheiterten Anschlag gegen Stephan den Heiligen geblendet, Andreas mit seinen zwei Brüdern verbannt. Nach Aufenthalten in Böhmen und bei den Petschenegen ging Andreas nach Kiew, wo er die Tochter des Großfürsten Jaroslav heiratete. Von den Gegnern des Königs Peter Orseolo wurde Andreas nach Ungarn gerufen; zum Zeitpunkt seiner Ankunft brach ein heidnischer Aufstand aus, den er zuerst ausnutzte, dann aber niederschlug und die durch Stephan den Heiligen geschaffenen staatlichen Verhältnisse wiederherstellte. Zugunsten Peters führte Kaiser HEINRICH III. 1051 einen Feldzug gegen Andreas, der mit Hilfe seines Bruders Bela, des Inhabers des Ducatus, die Deutschen besiegte. Den drohenden Angriff der Petschenegen lenkte Andreas dadurch ab, dass er ihren Einfall in das Byzantinische Reich mit Waffen unterstützte. Zur Reorganisation der königlichen Grundherrschaft ließ er um 1056 die Dienstleute konskribieren und nach dem Muster der Münzen Stephans des Heiligen Halbdenare prägen. Zur Ergänzung des während der heidnischen Reaktion getöteten und verjagten hohen Klerus ließ Andreas 24 Domherren des zerstörten Kapitels von Verdun nach Ungarn kommen, gründete das Benediktinerkloster Tihany (1055) und das Basilitenkloster Visegrad. Seinen Sohn Salomon verlobte er mit der Tochter HEINRICHS III. Er veränderte die auf dem Seniorat beruhende ungarische Erbfolge und ließ anstelle des gesetzmäßigen Thronfolgers, Herzog Bela, seinen eigenen Sohn, Salomon, krönen. Bela griff daraufhin Andreas mit Hilfe des Neffen seiner Frau, Boleslaw II. von Polen, an. Während der Auseinandersetzung erlag Andreas einer Verwundung.
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Nach der Blendung seines Vaters wurde Andreas mit seinen Brüdern verbannt. Er lebte jahrelang im Exil in Kiew und wurde dort zuerst russisch-orthodox, später katholisch. Er akzeptierte völlig die von Stephan I. geschaffene Ordnung und Thronfolgeregelung. Er neigte zur Askese und kam durch eine Nationalerhebung gegen König Peter Orseolo 1046 auf den Thron. Er wurde sehr von seinem Schwiegervater Jaroslaw I. von Kiew unterstützt und erkannte auch eine formale deutsche Hoheit an und unterwarf letzte heidnische Rebellionen unter seinem Bruder und anderen Adligen. Andreas I. förderte 1053-1055 die bayrische Rebellion und erreichte 1058 das vorläufige Ende der deutschen Hoheit. Es begannen erste Feudalisierungsentwicklungen durch die Hauptsippen, unter anderem CSAK, ABA, POK, BORSA und RATOT. Er gab Vratislav II. von Böhmen Asyl, unterstützte ihn später und verbündete sich auch zeitweise mit Polen. Mehrmals beunruhigten die Petschenegen die ungarischen Grenzen und gegen die anderen Balkanmächte suchte er die Anlehnung an Byzanz. Andreas versprach seinem Bruder die Thronfolge, widerrief sein Versprechen nach der Geburt eines Sohnes. Im nun ausbrechenden Bruderkrieg verlor Andreas an der Theiß Sieg und Leben gegen seinen Bruder Bela, den unzufriedene Ungarn und Polen unterstützten. Sein Grabmal blieb in der von ihm begründeten Benediktinerabtei Tihany erhalten.

Lechner Karl: Seite 74,77-80,85
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"Die Babenberger"

Gegen König Peter erhob sich eine nationale, zum Teil noch heidnische Reaktion. Er wurde gefangen und geblendet und starb bald darauf. Die Herrschaft trat nun Andreas, ein Neffe 2. Grades König Stephans an. Er war mit einer Fürstentochter von Kiew vermählt und hatte in Rußland ein Söldnerheer aufgestellt, mit dem er in Ungarn einzog. Kaiser HEINRICH III. aber verweigerte ihm die Anerkennung seiner erblichen Würde. Die wechselvollen Kämpfe gegen die Deutschen in den Jahren 1050-1052 verliefen für diese wenig glücklich, die Belagerung von Preßburg mußte auf Intervention des Papstes aufgehoben werden. In den Jahren 1052-1054 richteten die Ungarn ihre Einfälle in erster Linie nach der Karantanischen Mark, die Graf Arnold II. von Lambach anvertraut war.
Innerhalb des ungarischen Königshauses brachen große Gegensätze aus. König Andreas von Ungarn hatte seinen Bruder Bela vertrieben. Das Reichsheer, das die Kaiserin-Witwe und Vormundschaftsregentin Agnes entsandte, erlitt eine schwere Niederlage, Andreas fiel in der Schlacht.
Graf Diepold II., der Ahnherr der Markgrafen von Cham-Vohburg, war es, der nach dem Bruch des 1058 geschlossenen Friedens im Jahre 1060 Salomon, den Sohn des von seinem Bruder vertriebenen und auf der Flucht getöteten Königs Andreas, samt Frau und Mutter an der Grenze des Reiches empfing.
 
 
 
 

  1. oo N.N.
                     -

  2. oo Anastasia von Kiew, Tochter des Großfürsten Jaroslaw I.
                 - nach 1074

         starb als Nonne Agmunda
 
 
 
 
 

Kinder:
1. Ehe

  Georg
         -

Er ging 1055 nach Schottland und wurde dort Stammvater des Hauses DRUMMOND, Grafen und Herzöge von Perth

2. Ehe

  Salomon
  1052-   1087

  David Prinz
         -   1094

  Er wurde enterbt.

  Adelheid (Adleita)
  1040-27.1.1062

um 1058
  oo Vratislav II. Herzog von Böhmen
        um 1035-14.1.1092
 
 
 
 

Literatur:
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Boshof, Egon: Die Salier. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1987, Seite 121,148,157,169 - Die Salier  und das Reich. Gesellschaftlicher und ideengeschichtlicher Wandel im Reich der Salier. (Hg.) Stefan Weinfurter. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1991 Band II Seite 124 - Lazar Istvan: Kleine Geschichte Ungarns. Österreichischer Bundesverlag Wien 1990 Seite 58,61,64 - Lechner, Karl: Die Babenberger Markgrafen und Herzoge von Österreich 976 - 1246, Böhlau Verlag Köln 1985 Seite 74,77-80,85 - Pohl Walter: Die Welt der Babenberger. Schleier, Kreuz und Schwert, hg. von Brigitta Vacha, Verlag Styria, Seite 100,104 - Schulze Hans K.: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 393,403 -
 
 
 
 
 
 



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