Natürlicher Sohn des Herzogs
Roger III. von Apulien und der Gräfin Bianca von Lecce,
Tochter von Graf Robert; Enkel von König
Roger II.
Lexikon des Mittelalters: Band VIII Seite 456
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Tankred von Lecce, König von Sizilien
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Unehelicher Sohn Herzog Rogers von Apulien (also Enkel Rogers II.) und einer Tochter Accardus' II. von Lecce
Nach dem Tod des Vaters am Königshof erzogen, 1161
wegen Beteiligung an der Verschwörung gegen König
Wilhelm I. verbannt. Nach dessen Tod begnadigt, wurde Tankred
Graf von Lecce und zum "magnus comestabulus et magister iustitarius
totius Apulie et Terre Laboris" ernannt. 1179/80 Gründung des
Klosters Nicolo e Cataldo in Lecce, 1185 Befehlshaber der normannischen
Flotte gegen Byzanz. Um die Jahreswende 1189/90 wurde Tankred
nach dem erbenlosen Tod König Wilhelms II.
unter Mißachtung der von diesen getroffenen und zuletzt
1185 von den normannischen Baronen eidlich bekräftigten Thronfolgeregelung
zugunsten der Tochter Rogers II., der
mit dem staufischen Thronfolger HEINRICH
VI. vermählten
Konstanze,
von einer am Hof in Palermo die Mehrheit stellenden Partei zum König
gewählt und am 18. Januar 1190 gekrönt. Der in der STAUFER-freundlichen
Bilderchronik des Petrus von Eboli zu Unrecht grob verunglimpfte Tankred
hat
mit klarem Konzept und beachtlichem Geschick nicht nur die mit seiner Königswahl
unzufriedenen festländischen sizilischen Barone und ihren Thronanwärter,
Graf Roger von Andria, niedergeworfen, sondern zeitlebens auch HEINRICH
VI. daran gehindert, die sizilische Königskrone zu gewinnen
und damit die unio regni et imperium zu vollziehen. Der Vormarsch des in
Rom zum Kaiser gekrönten STAUFERS
kam im Hochsommer 1191 vor Neapel zum Stehen. Anschließend geriet
sogar die Kaiserin Konstanze in die
Gefangenschaft Tankreds, der das kostbare
Faustpfand - unter nicht geklärten Umständen - aber wieder verlor.
Die dynastische Sicherung seiner Herrschaft gelang ihm durch die Erhebung
seines Sohnes Roger (aus seiner Ehe
mit Sibylle [Sibilia], Tochter Graf
Rainalds von Aquino) im Sommer 1192 zum Mitkönig. Außenpolitisch
sicherte er sich durch Entgegenkommen gegenüber dem englischen
König Richard Löwenherz (Ende 1190) und kirchenpolitische
Zugeständnisse gegenüber Papst Coelestin III. im Konkordat von
Gravina (Juni 1192) sowie durch eine Ehebündnis mit dem byzantinischen
Kaiser Isaak II. Angelos ab, dessen TochterIrene
(die spätere Gemahlin König
PHILIPPS) 1193 die Gemahlin von Tankreds
Sohn Roger wurde. Erst Tankreds
Tod am 20. Februar 1194, wenige Wochen nach dem frühen Tod
Rogers,
schuf die Voraussetzung für den fast kampflosen Sieg HEINRICHS
VI. über Tankreds minderjährigen
Sohn Wilhelm III. Von dem hohen Niveau
der Kanzlei Tankreds zeugt die Tatsache,
dass sich noch die früh-staufisch-sizilische
Kanzlei in beachtlichem Umfang auf seine bewährten Kanzleikräfte
und Urkundenmuster gestützt hat.
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Beim Aussterben der legitimen Normannenkönige in
Sizilien (16.11.1189) erkannte ein Teil des normannischen Adels das staufische
Erbrecht nicht an und erhob mit Unterstützung des Papstes Tankred
zum König. Dieser ernannte seinen Sohn Roger
III. zum Mitkönig in Unteritalien. An der tatkräftigen
Verteidigung von Neapel durch Tankreds
Schwager, Richard von Accera, und einer infolge der 4-monatigen Belagerung
ausgebrochenen Seuche scheiterte 1191 HEINRICHS
VI. 1. Versuch, das Normannenreich zu erobern. Dies gelang ihm
1194, als kurz vorher Roger III. und
Tankred
gestorben waren.
Houben Hubert: Seite 93,175-177
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"Roger II. von Sizilien"
Herzog Roger hatte
damals bereits zwei Söhne, Tankred
und Wilhelm; sie waren um 1140 aus
einer unehelichen Verbindung mit einer Tochter des Accardus, Herrn von
Lecce, geboren worden .
Am 18. November 1189 starb Wilhelm
II. im Alter von erst 36 Jahren, ohne Kinder zu hinterlassen.
Was 1184 noch Theorie war, die Verbindung des Königreichs Sizilien
mit dem römisch-deutschen Kaiserreich, wurde jetzt Wirklichkeit. Die
führenden Kreise in Palermo, vor allem die Familiaren, in deren Händen
die Regierung unter Wilhelm II. gelegen
hatte, waren damit nicht einverstanden. Sie befürchteten, mit der
Personalunion von sizlianischem Regnum und staufischem
Imperium ihren Einfluß zu verlieren. Es wurden Kontakte mit dem Papst
aufgenommen, dem eine Vereinigung beider Reiche, durch die der Kirchenstaat
in die Zange genommen wurde, nicht recht sein konnte. Man wählte also
Tankred
von Lecce, einen unehelichen Sohn Herzog
Rogers, des früh verstorbenen ältesten Sohn Rogers
II., zum König, oder besser: zum Gegenkönig. Es handelte
sich um einen illegalen Akt. Das Königreich Sizilien war keine Wahlmonarchie,
sondern der König hatte das Recht, seinen Nachfolger zu designieren,
was bisher stets geschehen und vom Papst (zuletzt 1188) anerkannt worden
war. Die Adelsversammlungen dienten lediglich zur Ratifizierung bereits
getroffener Entscheidungen. Eine weibliche Erbfolge war bisher aber noch
nicht vorgekommen. Um daraus entstehenden eventuellen Schwierigkeiten vorzubeugen,
hatte Wilhelm II. 1185 auf einem Hoftag
in Troia seine Designation Konstanzes
als Erbin im Falle seines kinderlosen Todes von den Großen des Reiches
eidlich bestätigen lassen. Konstanze
hatte also eindeutig das Recht auf ihrer Seite.
Der wohl um 1138 in Lecce geborene Tankred
war nach dem Tod seines Vaters (1149) am Hof seines Großvaters Roger
aufgewachsen.
Wegen seiner Beteiligung an der Verschwörung von 1161 war er verbannt
worden. Die Regentin Margarete, die
sich um einen Ausgleich mit der Adelsopposition bemühte, begnadigte
ihn aber und belehnte ihn mit der Grafschaft Lecce (1169). Tankred
bewährte
sich als Flottenkommandant und Statthalter des Königs auf
der süditalienischen Halbinsel mit dem Titel
"Obermarschall
und Oberjustitiar von ganz Apulien und Kampanien". Nach seiner Königskrönung,
am 18. Februar 1190 in Palermo, schien er zunächst vom Glück
begünstigt.
HEINRICH VI. war
mit deutschen Problemen beschäftigt, während FRIEDRICH
BARBAROSSA auf dem Kreuzzug unterwegs war, auf dem er am 10.
Juni 1190 den Tod fand. Als die Nachricht darüber einige Monate später
in Deutschland eintraf, bedeutete dies einen weiteren Aufschub des Italienzugs.
Anfang 1191 konnte HEINRICH VI. dann
endlich in den Süden aufbrechen. In Rom, wo die Kaiserkrönung
auf dem Programm stand, ergab sich ein neues Problem. Kurz vor der Ankunft
des STAUFERS starb Papst Clemens III
am 29. März. Bis sein Nachfolger Coelestin III. (1191-1198) gewählt
und inthronisiert war, verging weitere wertvolle Zeit. Nach der Krönung
HEINRICHS VI. und Konstanzes am
Ostermontag (15. April) 1191 konnte endlich, allerdings gegen den ausdrücklichen
Willen des Papstes, das Königreich Sizilien betreten werden, für
das der STAUFER das "alte Kaiserrecht"
und vor allem das Erbrecht seiner Gemahlin geltend machte. Am ersten größeren
Hindernis, der Belagerung Neapels, scheiterte das Unternehmen aber infolge
einer in der Sommerhitze ausgebrochenen Seuche, von der auch der Kaiser
selbst angesteckt wurde. Während HEINRICH
VI. in den Bergen bei Montecassino Genesung suchte, fiel Konstanze
in Salerno in die Hände von Anhängern Tankreds
von Lecce.
Dieser schloß in der Zwischenzeit ein Bündnis
mit dem englischen König Richard I. Löwenherz,
der, ebenso wie der französische Herrscher
Philipp II., 1190/91 mit seinem Kreuzfahrerheer in Messina überwinterte.
Im folgenden Jahr gelang es Tankred,
die Anerkennung seines Königtums in weiten Teilen S-Italiens durchzusetzen,
obwohl ein Teil des Adels ihm ablehnend gegenüber stand. Diese Kreise
erhofften sich von der Herrschaft HEINRICHS VI.
einen größeren Handlungsspielraum als vom straffen Regiment
der "Bürokraten" in Palermo. Gegenüber den Städten und dem
Papst war Tankred zu weitgehenden Konzessionen
gezwungen, was besonders im Konkordat von Gravina (1192) deutlich wurde,
das praktisch das Ende der normannischen Kirchenherrschaft bedeutete. Konstanze
wurde an den Papst ausgeliefert, konnte aber unterwegs befreit und nach
Deutschland entkommen. Ein Erfolg für Tankred
war zweifellos die Verheiratung des zum Mitkönig gekrönten ThronfolgersRoger
mit der byzantinischen Kaiser-Tochter
Irene.
HEINRICH VI. war
indessen immer noch in Deutschland beschäftigt, aber eine Reihe glücklicher
Umstände sollte ihm bald die Eroberung des Königreichs Sizilien
ermöglichen. Richard Löwenherz
war im Heiligen Land mit dem französischen König, seinem Lehenshern,
aneinandergeraten. Philipp II. vereinbarte
daraufhin 1191 bei der Erneuerung des staufisch-kapetingischen
Bündnisses mit HEINRICH VI. die
Gefangennahme seines unbotmäßigen Vasallen. Dies geschah bald,
denn Richard hatte sich durch sein
selbstbewußtes Auftreten auch andere Feinde gemacht. Einer von ihnen,
Herzog Leopold V. von Österreich, nahm ihn gefangen und lieferte ihn
dem Kaiser aus. HEINRICH VI. erpreßte
vom englischen König nicht nur ein hohes Lösegeld, sondern auch
die Leistung des Lehnseids für sein Königreich. Die innerdeutsche
Opposition gegen den Kaiser verlor damit ihren Rückhalt, während
der STAUFER über neue Finanzmittel
verfügte, die ihm die Vorbereitung des Italienzugs erleichterten.
Weitere Glücksfälle, aus staufischer
Sicht,
waren der Tod des Mitkönigs Rogeram
24. Dezember 1193 und Tankreds
selber
am 20. Februar 1194.
Csendes Peter: Seite 77-79,134-135,144-146
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"Heinrich VI."
Am 18. November 1189 war König
Wilhelm II. kinderlos gestorben. Die Barone, die wohl gehofft
hatten, dass der Fall einer Erbfolge der Prinzessin
Konstanze nie eintreten würde, dachten in ihrer überwiegenden
Zahl nicht daran, die einst zu Troia gegebenen Versprechungen auch einzuhalten.
Tatsächlich löste zunächst der Tod des Königs Unruhen
im Inneren aus; die Anhänger HEINRICHS VI.
und Konstanzes, die eine legitimistische
Auffassung vertraten, fanden wenig Anhang. Der Vizekanzler Matheus Aiello
von Salerno, der seit den 60-er Jahren gemeinsam mit Walter, Erzbischof
von Palermo, an der Spitze des Reiches gestanden hatte, betrieb die Erhebung
eines normannischen Prätendenten. Sein Kandidat war Tankred
von Lecce, selbst ein Enkel Rogers
II., allerdings ein illegitimer Sproß des Königssohnes
Roger
von Apulien. Soweit man es beurteilen kann, schlossen sich dieser
Gruppe die wichtigsten Funktionsträger des alten Königtums an.
Auf dem Festland erwuchs Tankred aber
in Graf Roger von Andria ein ernsthafter Gegner. Auch Roger konnte seine
Abstammung auf das Haus HAUTEVILLE,
nämlich auf Drogo, einen älteren
Bruder Robert Guiskards, zurückführen.
Es war jedoch ohne Zweifel die größere Gefolgschaft im Kreis
der königlichen Amtsträger - die Zahl seiner persönlichen
Gefolgsleute war eher bescheiden - die für Tankred
den
Ausschlag gab. Erzbischof Walther hatte seinen Widerstand aufgegeben und
krönte schließlich den neuen Herrscher am 18. Januar des Jahres
1190 in Palermo. Die Kurie war von der Entwicklung gleichfalls überrascht
worden. Die schnelle Entscheidung zugunsten des Grafen von Lecce ließ
auch kaum einen Spielraum. Tankred
hatte offensichtlich unmittelbar nach seiner Wahl den Kontakt mit der Kurie
hergestellt, so dass, wie die Annalen von Montecassino berichten, die Krönung
bereits mit dem Wohlwollen des Papstes erfolgte.
Tankred, klein von
Gestalt, war keine königliche Erscheinung, und Petrus von Eboli versäumt
es nicht, ihn mit Spott zu übergießen; so nennt er ihn ein Knäblein
mit dem Gesicht eines alten Mannes oder gar einen Affen, den man zum König
gemacht hätte. Doch muß selbst Petrus dem König seine Geistesgaben
konzedieren, die auch Hugo Falcandus als Gegensatz zu den geringen körperlichen
Vorzügen erwähnt. Zwischen 1135 und 1140 in Lecce geboren, war
Tankred
nach dem Tod seines Vaters im Jahr 1149 am Hof von Palermo aufgewachsen,
von den eifersüchtigen und mißtrauischen Blicken seines Onkels,
König
Wilhelms I., verfolgt. Tatsächlich beteiligte er sich an
den mißlungenen Verschwörungen der Jahre 1156 und 1161 gegen
Wilhelm, was ihn Kerkerhaft und Exil
eintrug. Erst 1167, ein Jahr nach dem Ableben des Königs, kehrte er
in seine Heimat, die Grafschaft Lecce, zurück.
Wilhelm
II. zog seinen Vetter wiederholt für militärische
Aufgaben heran, die dieser mit unterschiedlichem Erfolg bewältigte.
So kommandierte
Tankred 1174 eine Flotte,
die vergeblich versuchte, Alexandria einzunehmen. Drei Jahre später
stand er gemeinsam mit seinem späteren Rivalen Roger von Andria an
der Spitze eines Heeres, das sich den Truppen entgegenstellte, die FRIEDRICH
BARBAROSSA unter dem Kommando des Erzbischofs Christian von
Mainz gegen das Königreich entsandt hatte. Bei Carsoli, östlich
von Rom, bezogen die Normannen eine schwere Niederlage, die jedoch ohne
weitere Folgen blieb, da mit dem Frieden von Venedig ein Waffenstillstand
zwischen dem Kaiser und König Wilhelm
zustande kam. Auch ein Flottenunternehmen gegen Thessalonike und Konstantinopel
im Jahre 1185, das Tankred leitete,
verlief nach anfänglichen Erfolgen eher unglücklich. In der königlichen
Verwaltung bekleidete Tankred
die Ämter
eines Comesstabulo sowie eines Justitiars für Apulien und die Terra
di Lavoro, die militärische und jurisdiktionelle Aufgaben umfaßten.
Der Graf war mit Sibylle, einer Tochter des Grafen Roger von Acerra, verheiratet,
der auch in die Verschwörung von 1161 verwickelt gewesen war. Zum
Zeitpunkt seiner Thronerhebung hatte Tankred
zwei Söhne, Roger und Wilhelm.
Der König handelte umsichtig. Er sorgte zunächst
für die Sicherung der Nordgrenze, da dort die Anhänger seines
Feindes Roger ihre Stützpunkte besaßen und zudem mit einem deutschen
Angriff gerechnet werden mußte. Tankred
beauftragte seinen Schwager, den Grafen Richard von Acerra, mit dieser
Aufgabe, die durch den Reichtum des Königsschatzes erleichtert wurde.
In Sizilien selbst drohte die größte Gefahr von den Sarazenen.
Noch 1189, kurz nach dem Tod des Königs, hatte sich die Volkswut in
Palermo über die Muslime ergossen, Tankred
wird
man kaum dafür verantwortlich machen können. Die Überlebenden
flüchteten in das gebirgige Zentralland der Insel und begannen einen
Kleinkrieg gegen die normannische Herrschaft, der fast ein Jahr andauern
sollte.
Das Kastell Terracina in Salerno, wo Kaiserin
Konstanze Quartier genommen hatte, wurde von einer deutschen
Besatzung verzweifelt gegen die Anhänger Tankreds
verteidigt,
doch gab sich die Kaiserin schließlich gegen freien Abzug ihrer Begleitung
gefangen und wurde mit dem Schiff nach Sizilien gebracht. König
Tankred erwartete sie persönlich in Messina und ließ
sie zunächst in Palermo festhalten. In Anbetracht der Erbansprüche
Konstanzesbesaß
der König in ihrer Person ein wichtiges Faustpfand. Es unterliegt
wohl keinem Zweifel, dass Tankred seine
Tante in ehrenvoller Haft hielt und sich wahrscheinlich auch bemühte,
wenn sie schon nicht zu einem Verzicht zu bewegen war, sie doch zu einer
Fürsprache beim Kaiser zu gewinnen. So soll er ihr auch, als sie heimkehrte,
reiche Geschenke mitgegeben haben.
Tankred, dessen Verhandlungen
um die Anerkennung seines Königtums im Frühsommer 1192 in eine
entscheidende Phase eintraten, sah sich zu einem Entgegenkommen gezwungen,
zumal ja auch ihm an einem Ausgleich mit dem Kaiser gelegen sein mußte.
Annähernd zur selben Zeit, da Konstanze
mit dem deutschen Heer zusammentraf, kam es im apulischen Gravian zum Abschluß
eines neuen Konkordats zwischen dem sizilischen Königreich und dem
Papsttum. Tankred nahm demnach Sizilien,
Apulien und denn Prinzipat von Capua von Coelestin zu Lehen, wofür
er weitgehende Konzessionen in Fragen der Appellation an die römische
Kurie, von päpstlichen Legationen in seinem Reich oder bei kirchlichen
Wahlen machen mußte, die über ältere Vereinbarungen zwischen
Rom und Palermo hinausgingen. Die mit den Unterhandlungen betrauten Kardinäle,
Albinus von Albano und Gregor von S. Maria in Aquiro, nahmen daraufhin
den Huldigungseid entgegen, wobei eine spätere persönliche Eidesleistung
gegenüber Coelestin vorgesehen war.
Der König war sich stets der Tatsache bewußt,
dass die Legitimität seiner Herrschaft allein von Papst Coelestin
abhing. So hatte er bereitwillig die Kaiserin
Konstanze ohne jegliche erkennbare Gegenleistung des Kaisers
aus der Gefangenschaft entlassen und immer wieder das Einvernehmen mit
Rom gesucht - und nicht vergeblich. Allein dieser Rückhalt konnte
kaum ausreichen, einem neuerlichen deutschen Angriff standzuhalten, gelang
es doch nicht einmal, mit den Truppen fertig zu werden, die in der Terra
di Lavoro operierten.
Angesichts der Entwicklung nahm König
Tankred Verbindung mit Isaak II. Angelos,
dem Kaiser in Byzanz, auf, mit dem Ziel, seinen älteren Sohn Roger
mit Prinzessin Irene, einer Tochter
Isaaks,
zu vermählen. Isaak
war allerdings
selbst ein glückloser Herrscher und somit sicher nicht jener Verbündete,
den sich der Normanne erhofft haben mag. Die Hochzeit kam jedoch zustande.
Roger,
den sein Vater 1191 zum Herzog von Apulien, 1192 zum König und Mitregenten
erhoben hatte, heiratete Ireneim Juni
1193 zu Brindisi. Tankred war zu diesem
Zeitpunkt mit Heeresmacht auf das Festland vorgerückt, um persönlich
gegen den Feind zu ziehen. Im Juli hielt der König bei Montefusco,
südlich von Benevent, dem Heer Bertholds von Künßberg gegenüber.
Die erwartete Schlacht blieb aus. Berthold, der wahrscheinlich
kräftemäßig unterlegen war, konnte unbehelligt abziehen,
während sich Tankred, der seinen
Truppen offenbar wenig vertraute, mit der Eroberung einiger fester Plätze
sowie von Aversa und Caserta begnügte. Daran änderte auch der
Tod Bertholds nichts, der wenig später bei einer Belagerung ums Leben
kam. Ihm folgte Konrad von Lützelhardt wieder im Kommando nach, der
dabei allerdings Schwierigkeiten erfuhr. Tankred
hingegen konnte die Gelegenheit nicht nützen: erkrankt - wovon er
sich auch nicht mehr erholen sollte - kehrte er nach Sizilien zurück,
womit er die Festlandsbesitzungen preisgab.
Wohl noch vor Weihnachten 1193 erlebte der König
einen schweren Schicksalsschlag - völlig unerwartet starb sein Sohn
Roger.
Aber schon bald danach, am 20. Februar, folgte er diesem in den
Tod nach. Zurück blieben seine Witwe Sibylle und sein jüngster
Sohn Wilhelm, der noch ein kleines
Kind war.
Die Regierung Tankreds
war von wenigen Erfolgen begleitet gewesen, wohl dadurch bedingt, dass
der Adel des Königreichs keineswegs geschlossen hinter ihm stand,
er selbst auch keine Führungspersönlichkeit gewesen ist. Sein
Unheil bestand vorzüglich darin, dass er in einer außergewöhnlich
schwierigen Situation an die Spitze des Königreichs trat, der er mit
seinem Fähigkeiten - und auch seinen Möglichkeiten - einfach
nicht gewachsen war.
oo Sibylle di Medina, Tochter des Grafen Ruggerio
von Accera
um 1150- nach 1198
6 Kinder:
Roger III.
um 1170-24.12.1193
Wilhelm III.
-
1198 ermordet ?
Maria Elvira (Alberia)
-
1. oo Walther III. Graf von Brienne
- 1205
2. oo Jakob di Sanseverino
-
Konstanze
-
1213
oo Pietro Ziani Doge von Venedig (1205/29)
- 1230
Mandonia
-
Literatur:
-----------
Csendes, Peter: Heinrich VI., Wissenschaftliche
Buchgemeinschaft Wiesbaden 1993 Seite 77-79,134-135,144-146 - Die
Staufer im Süden. Sizilien und das Reich, hg. von Theo Kölzer,
Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1996, Seite 32-233 - Ehlers Joachim:
Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite
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Berlin Köln 1972, Seite 104,109-113,115 - Herde Peter: Karl
I. von Anjou. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln Mainz 1979
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Teil 1: Die Königsherrschaft in Sizilien und Deutschland 1194-1220,
Primus-Verlag Darmstadt 1997, Seite 34-39,42,45,54,57,63,84,94, - Ottendorff,
Hermann: Die Regierung der beiden letzten Normannenkönige Tancreds
und Wilhelms III. von Sizilien und ihre Kämpfe gegen Heinrich VI.,
Dissertation Bonn 1899 Universitäts-Buchdruckerei Bonn - Pernoud
Regine: Der Abenteurer auf dem Thron. Richard Löwenherz König
von England. Diedrichs Verlag München 1994 Seite 108,114,123,
207,223,260 - Reisinger, Christoph: Tankred von Lecce, Kölner
Historische Abhandlung 38, Böhlau Verlag Köln/Weimar/Wien 1992
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