Ferdinand I. der Höfliche                        König von Portugal (1367-1383)
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31.10.1345-22.10.1383
Lissabon     Lissabon
 

Einziger Sohn des Königs Pedro I. der Grausame von Portugal aus seiner 2. Ehe mit der Konstanze von Kastilien-Pennafiel, Tochter von Infant Johann Manuel II.
 

Lexikon des Mittelalters: Band IV Spalte 367
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Ferdinand I., König von Portugal
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* 31. Oktober 1345, + 22. Oktober 1383
Lissabon             Lissabon

Sohn und seit 1367 Nachfolger Peters I., letzter König der Burgundischen Dynastie.

Er förderte den Schiffbau und die Kultivierung von brachliegendem Ackerland (Lei das Sesmarias). Dass aber sein Chronist Fernao Lopes dem sterbenden König die Worte in den Mund legte, er werde Gott für seine Herrschaft „muj maao comto“ abgeben müssen, dafür sind vor allem seine ruinösen Kriege mit Kastilien und seine unglückliche Ehe verantwortlich. Ferdinand I. hatte unter obskuren Bedingungen die schon verheiratete Adlige Leonor Tellez geheiratet (Zeit und Ort der Hochzeit schon damals unbekannt), was einen Aufruhr auslöste, der auf Betreiben der Königin blutig unterdrückt wurde; später ist die den Adel begünstigende und beim Volk unbeliebte Königin noch wegen eines Favoriten in üblen Ruf geraten. In seinem 1. Krieg (1369-1371) war Ferdinand I. darauf aus, als Urenkel Sanchos IV. den Thron Peters I. von Kastilien zu erlangen, auf dem nun dessen Mörder Heinrich II. saß. Den 2. Krieg (1372-1373) provozierte Ferdinand I., indem er als Verbündeter Englands Heinrichs Verständigungsbemühungen ignorierte, womit er Portugal zu einem Nebenschauplatz des Hundertjährigen Krieges machte. Beide Male rettete päpstliche Friedensvermittlungen ihn vor der völligen Niederlage. Im Vertrag von London (16. Juni 1373) festigten England und Portugal ihr Bündnis. Doch dann verband sich Ferdinand I. mit Kastilien, wobei er 1376 und 1380 Ehen seiner Tochter Beatrice mit Söhnen Heinrichs II. bzw. Johanns I. vereinbarte und sein Land von der Oboedienz Urbans IV. zu der Clemens' VII. wechseln ließ. Der Erneuerung der Allianz mit England folgte der 3. Krieg mit Kastilien (1381-1382) samt einem englischen Heiratsvertrag für seine Tochter und der Rückkehr zur römischen Oboedienz. Als Ferdinand den Krieg abbrach, kehrte er auch zum avignonesischen Papst zurück und vereinbarte Beatrices Ehe mit Johanns 2. Sohn. Wenig später verheiratete er sie mit König Johann selbst. Damit schuf er trotz aller Gegenbestimmungen im Ehevertrag für den Kastilier konkrete Ansatzpunkte zur Eroberung des portugiesischen Thrones. Nach seinem Tod bewahrte die "Revolution" von 1383-1385 Portugal vor diesem Zugriff.
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Ferdinand I. der Höfliche war wie der Vater stattlich und schön, jedoch ohne Charakter, unsicher und feige und sehr leicht lenkbar. Er verschleuderte als lächerlicher Epigon des Rittertums mit kostspieligen Turnieren und Festen den großen Staatsschatz des Vaters, mischte jahrelang in den kastilischen Thronwirren mit, war Titularkönig von Kastilien-Leon, das er als legitimer Nachkomme kastilischer Könige gegen den Bastard Heinrich II. von Trastamara forderte. Später unterstützte er die Rebellion des Schwiegersohnes Alfons in Kastilien, es war eine Zeit übler Verwüstungen in den Grenzregionen, 1370 sogar bis Cadiz. Er besetzte Teile von Galizien und schloß 1373 Frieden und gleichzeitig ein erstes Bündnis mit England, das mit Unterbrechungen bis in das 19. Jahrhundert stabil blieb. Später unterstützte er zeitweise das Haus LANCASTER in dessen kastilischen Thronansprüchen und verlor in der Seeschlacht bei Saltes 1382 die gesamte Flotte. Mit seiner Heirat verlor er jedes moralische Ansehen, provozierte damit eine Zeit übelster Hofintrigen, geriet gegen die Frau, unterstützte letztlich sogar gegen die Frau den Halbbruder Johann, den sie um jeden Preis zu ermorden versuchte. Bei seinem Tode hinterließ er völlig zerrüttete Staats- und Finanzverhältnisse und eine ungesicherte Erbfolge.
 
 
 
 

 1371
  oo 2. Eleonore Telles de Menezes, Tochter des Senor Martim Affonso und der Alconda de Vasconcelhos
                  -27.4.1386

     1. oo Lorenzo da Cunha
                    -
 
 
 
 

Kinder:

  Beatrix  1383 Königin
  1372- nach 1409

  17.7.1383
   oo Johann I. König von Kastilien
       20.8.1358-9.10.1390

Illegitm

  Isabella
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  oo Alfons Heinrich Senor de Gijon, Bastard Heinrichs II. von Kastilien
              -
 
 
 

Literatur:
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Perez Joseph: Ferdinand und Isabella: Spaniens Katholische Könige. Eugen Diederichs Verlag München 1995 Seite 16 - Vones Ludwig: Geschichte der Iberischen Halbinsel im Mittelalter 711-1480. Reiche - Kronen - Regionen. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1993 Seite 178,181,182 A. 13,183 -
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Vones Ludwig:
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„Geschichte der Iberischen Halbinsel“

Im Gegensatz zu seinem vorsichtig taktierenden Vater nutzte Ferdinand I. o Formoso (1367-1383) die erste sich bietende Gelegenheit, um sich in die kastilischen Nachfolgewirren einzuschalten. Zu verlockend scheint die Aussicht gewesen zu sein, nach der Ermordung Peters I. von Kastilien eigene, auf legitimer Abkunft beruhende Thronansprüche geltend zu machen. Die Kriege von 1369/70 und 1372/73, zeitweise im Bündnis mit den Königreichen Aragon und Granada geführt, hatten allerdings in einem völligen Desaster geendet und statt der erhofften Machterweiterung die Anwesenheit kastilischer Besatzungen in Portugal nach sich gezogen. Das ursprünglich in einem Friedensvertrag vereinbarte Angebot der kastilischen Seite, durch die Heirat mit der Infantin Leonore, Tochter Heinrichs II., in ein festes Verhältnis zum Nachbarreich zu treten, hatte der portugiesische König schließlich ausgeschlagen und lieber mit Leonor Tellez (Teles) gegen den Widerstand der Bevölkerung Lissabons eine Gattin aus dem Hause der MENESES-ALBUQUERQUE genommen, die in enger Beziehung zu jenen Kräften stand, die die Hoffnungsträger der emperogildas waren. Dieser Affront, der die Gefahr einer Koalition Portugals mit dem von Fernando de Castro gehaltenen Galicien heraufbeschwor, hatte die Kampfhandlungen wieder aufflackern lassen und Portugal unter Wiederbelebung der "antigas aliancas" in der Übereinkunft  von Westminster an die Seite Englands gezwungen, bis der unter Mitwirkung des Kardinallegaten Gui de Boulougne zustandegekommene Friede von Santarem (24. März 1373) die Verbindung mit dem Herzog von Lancaster untersagte und die Abtretung wichtiger portugiesischer Festungen an Kastilien bestimmte. Dieser Zustand erwies sich trotz verschiedener Eheschließungen zwischen den Reichen auf Dauer als eine unerträgliche Belastung des beiderseitigen Verhältnisses und mündete nach dem Tod Heinrichs II. (1378) fast zwangsläufig in einen 3. Krieg, der in den Jahren 1318/82 stattfand.
Ungeachtet der iberischen Hintergründe gewann der neuerliche Konflikt eine zusätzliche Qualität dadurch, dass nun auch religiöse Belange hinein spielten. Seit 1378 war die abendländische Christenheit durch ein Papstschisma gespalten. Die kurz aufeinander folgende Wahl zweier Päpste, Urbans VI. in Rom und Clemens' VII. in Avignon, hatte das Große Abendländische Schisma ausgelöst und die europäischen Reiche in zwei Lager geteilt, je  nachdem ob man der urbanistischen oder der clementistischen Obedienz zugehörte. Die untereinander bestehenden Feindschaften hatten ihren Ausdruck auch in unterschiedlicher Obedienzzugehörigkeit gefunden, so dass sich nun das urbanistische England und das clementistische Frankreich gegenüberstanden, den jeweiligen Gegner durch den willfährigen Papst natürlich mit den bekannten Kirchenstrafen belegen ließen und von ihren Bündnispartnern den Anschluß an die eigene Obedienz verlangten. Die anfängliche Tendenz der iberischen Reiche, sich angesichts der Gräben, die sogar quer durch den Klerus der einzelnen Landeskirchen verliefen, neutral zu verhalten, wich einer politisch notwendigen Parteinahme, die Kastilien als Ergebnis einer in Medina del Campo auf kirchenrechtlicher Grundlage durchgezogenen Untersuchung (23. November 1380) an die Seite Clemens' VII. und Frankreichs, das schwankende Portugal aber an die Seite Urbans VI. und Englands führte. Die Verbindung zu England war durch den galicischen Kanzler, Vertrauten und Liebhaber der Königin Leonor, Juan Fernandez de Andeiro, geknüpft und aufrechterhalten worden, doch auch er, der nun  eine führende Stellung am portugiesischen Hof einnahm, konnte die militärische Niederlage nicht abwenden. In verschiedenen Schritten wurde über den Friedensschluß von Badajoz (9. August 1382) der Vertrag von Elvas (auch: Salvatierra de Magos; 2. April 1383) ausgehandelt, der die Möglichkeit einer kastilischen Nachfolge auf dem portugiesischen Thron nicht ausschloß und von Andeiro mit vorbereitet wurde. Hatte man ursprünglich beabsichtigt, die Infantin Beatrix, Erbtochter Ferdinands I., mit Ferdinand, dem zweitältesten Sohn des kastilischen Königs, zu verheiraten, so trat Johann I. von Kastilien nach dem unvorhergesehenen Tod seiner Gattin selbst als Bräutigam auf. Da zu dieser Zeit bereits allgemein mit dem baldigen Ableben des kranken Ferdinand I. gerechnet wurde, kam dies einer Option auf die Nachfolge gleich. Zwar sollten Vertragsklauseln die dynastische Eigenständigkeit Portugals sicherstellen, doch wurde Beatrix in Elvas beim Fehlen männlicher Nachkommen ausdrücklich die Thronfolge zugestanden, wenn auch mit den Einschränkungen, dass Königin Leonor bis zu ihrer Volljährigkeit mit Hilfe von Ratgebern, das heißt Andeiro, die Regentschaft innehaben und die zu erwartenden Söhne der Beatrix sofort an die erste Stelle der Nachfolgeordnung rücken sollten. Als am 17. Mai 1383 in Badajoz zwischen Johann I. von Kastilien und Beatrix von Portugal geschlossen wurde, lag trotzdem, rein rechtlich gesehen, die dynastische Vereinigung beider Reiche so sehr im Bereich des Möglichen, wie seit dem 12. Jahrhundert nicht mehr.
Am 22. Oktober 1383 starb Ferdinand I. von Portugal in Lissabon und hinterließ außer Beatrix ebensowenig einen legitimen Nachkommen wie diese, 1372 geboren, schon Söhne haben konnte. Obwohl nun Königin Leonor vereinbarungsgemäß als regedor e governador die Regentschaft zufallen mußte, tauchte infolge der verschiedentlich vorgenommenen Akklamation zugunsten der Infantin Beatrix und ihres Gatten sofort das Gespenst einer kastilischen Thronfolge auf, was zu einer allgemeinen Abwehrhaltung und zu einer Parteibildung durch Adel und Bürgertum führte. Als mögliche Kandidaten für das portugiesische Königtum kamen außer Beatrix die Infanten Johann und Dinis in Frage, die als Söhne der Ines de Castro und legitimierte Halbbrüder Ferdinands I. eigentlich die rechtlich stärkste Stellung hatten. Sie befanden sich jedoch 1383 seit längerem als Exulanten in Kastilien und wurden umgehend von Johann in Sicherheitsverwahrung genommen - ein unverkennbares Zeichen für seine eigenen Ambitionen.