Begraben: Zisterzienserinnenkloster Odivelas bei Lissabon
Ältester Sohn des Königs
Alfons III. der Restaurator von Portugal aus seiner 2. Ehe mit
der Beatrix von Kastilien, Tochter
von König Alfons X. der Weise
Lexikon des Mittelalters: Band III Spalte 1064
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Dinis (Dionysius), König von Portugal
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* 9. Oktober 1261, + 7. Januar 1325
Santarem
Begraben: Zisterzienserinnenkloster Odivelas bei Lissabon
Sohn Alfons‘ III. von Portugal und dessen 2. Frau Beatrix von Kastilien
Dinis wurde nach dem Tod der 1. Frau seines Vaters, Mathilde von Boulogne (1258) geboren; König geworden nach dem Tod des Vaters 1279, dessen 2. Ehe Urban IV. im Juni 1263 für gültig erklärt hatte
oo 1288 Isabella, Tochter Peters III. von Aragon und seiner Gemahlin Konstanze
zwei legitime (Alfons IV. und Konstanze) sowie sieben illegitime Kinder
Seit seinem Herrschaftsantritt sah sich Dinis
I. seinem machthungrigen jüngeren Bruder Alfons
(* 8. Februar 1263) und der von ihm angeführten Fronde
herausgefordert (Schlachten von 1280, 1287,1299). Weil Alfons
in Fortsetzung seines portugiesischen Bruderkrieges auch in den kastilischen
Familienkrieg um die Nachfolge Alfons‘ X.auf
dessen Seite eingriff, wurden Dinis
und Sancho IV. Verbündete. 1291
schlossen sie einen Frieden, den die Ehe ihrer beiden Kinder bekräftigen
sollte, aber nicht hielt: Sancho fiel
in Portugal ein; nach seinem Tod fiel Dinis I.
in Kastilien ein. Am 12. September 1297 schlossen Dinis
und
Sanchos Erbe Ferdinand
IV. den Vertrag von Alcanices (Ferdinand
und
seine Schwester heirateten Dinis'
Tochter
bzw. Sohn Alfons IV.) und legten den
im wesentlichen bis heute gültigen Verlauf der Grenze zwischen ihren
Reichen fest. Auch mit der Kirche ist Dinis I.
der Frieden gelungen: 1289 haben das Papsttum, der portugiesische
Klerus und das Königshaus die Kompromißformel gefunden, die
es Nikolaus IV erlaubt hat, das seit 1277 auf dem Land lastende Interdikt
aufzuheben; 1290 hat er den portugiesischen Santiago-Rittern das ganz besondere
Vorrecht verliehen, sich - auf Kosten des kastilischen Ordensmeisters -
einen eigenen Provinzialmeister zu wählen, wovon bis 1297 und dann
seit 1315 ununterbrochen Gebrauch gemacht worden ist; und 1319 hat Johannes
XXIII. Dinis I. sogar erlaubt, aus
dem portugiesischen Teil des 1312 aufgelösten Tempel-Ordens einen
eigenen nationalen, den Christus-Orden zu gründen. Zu
Dinis' innenpolitischen Verdiensten zählen die Gründung
des ersten portugiesischen Studium Generale (1290 in Lissabon), die Förderung
der Landessprache, die Internationalisierung des Handels, die Modernisierung
des Schiffsbaus, der Aufbau einer Kriegsflotte (vor allen seitdem am 1.
Februar 1317 mit dem genuesischen Admiral Manuel Pessagno abgeschlossenen
Vertrag), die Kultivierungvon Pinienwäldern, die Errichtung von Burgen
und Siedlungen und vor allem die Entwicklung der Landwirtschaft, daher
sein Beiname 'lavrador' ('der Ackerbauer'). Seinen Tod wollte sein
Erbe Alfons IV. nicht abwarten - aus
Ungeduld oder aus Sorge um sein Nachfolgerecht angesichts der Vorliebe
des Vaters für seine illegitimen Söhne. Schon 1319 forderte er
Dinis
I. zum Thronverzicht auf und führte fortan Krieg gegen
ihn.
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Diniz I. der Ackerbauer
folgte 1279 seinem Vater in der Regierung, die eine Zeit relativer Ruhe
und Ordnung und großer Städteblüte und des Handels markierte.
Er behauptete nach jahrelangen zähen Verhandlungen im Konkordat von
1289 die portugiesische Unabhängigkeit gegen päpstliche Hoheitsansprüche
und sicherte endgültig die bis heute gültigen Grenzen zu Kastilien;
mit ihm ging die Zeit der portugiesischen Reconquista zu Ende. Er stritt
mit seinem Bruder, später mit seinem Sohn, wehrte deren Teilungsforderungen
ab, sein Sohn nahm ihm auch die Bevorzugung des unehelichen Halbbruders
übel; er versank zuletzt mehr und mehr in Schwermut, da ihm der harte
Sohn die letzten Jahre mit seiner Streitsucht vergällte. Diniz
war
eine ernsthafte und verschlossene Natur, förderte eifrig die Wissenschaften,
stiftete dafür 1290 die Universität Lissabon und auch das Zisterzienserkloster
des Heiligen Dionysius zu Odivellas und gründete den in Frankreich
aufgelösten Templerorden 1315 als "Christusorden" neu und gründete
auch den Orden von Santiago. Er knüpfte erste Beziehungen zu England
und baute die Flotte aus, förderte Landwirtschaft und Bauerntum, woher
sein erster Beiname rührte, setzte zum Schutz der Bauern, den Orden
und Klöstern Landbesitzgrenzen, verbesserte auch die Rechtspflege,
woher sein zweiter Beiname "der Gerechte" rührte und förderte
den Bergbau. Diniz erwarb sich große
Anhänglichkeit und eine bleibende Erinnerung und sorgte wie der Vater
mit unzähligen Liebschaften für großes Aufsehen.
24.6.1282
oo Isabella die Heilige von Aragon, Tochter
des Königs Peter III.
1271-4.7.1336
Stifterin von Santa Clara
zu Coimbra
Liebenswert, schön,
fromm, duldsam, versuchte mehrmals zu vermitteln.
Kinder:
Konstanze
3.1.1290-17.11.1313
1302
oo Ferdinand IV. König von Kastilien
28.6.1285-28.3.1312
Alfons IV.
8.2.1291-28.5.1357
Illegitim:
Peter Graf de Barcellos
1287- 1354
1. oo Blanka Perez de Sousa
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2. oo Maria Ximenez Coronel
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Johann Senor de Arouca
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1336 ermordet von Alfons IV.
1315
oo Johanna Ponce de Leon, Tochter des Grafen
Pedro de Cangeis
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von Aldonca de Sousa
Alfons Graf de Albuquerque
vor 1286- 1329
oo Teresa de Albuquerque
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Maria
- vor
1340
nach 1320
oo 1. Johann Alfons Infant de la Cerda
nach 1304-7.7.1347
Maria Nonne zu Odivellas
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Literatur:
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Vones Ludwig: Geschichte der Iberischen Halbinsel
im Mittelalter 711-1480. Reiche - Kronen - Regionen. Jan Thorbecke Verlag
Sigmaringen 1993 Seite 124,147,170 A. 7,178-180 -
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Vones Ludwig:
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„Geschichte der Iberischen Halbinsel:“
Als Enkel Alfons' X. von Kastilien
betrieb König Dinis (1279-1325)
eine entschlossene Zentralisierungspolitik, die gleichfalls den Widerstand
des Adels herausforderte. Scharte sich der Adel zu Beginn seiner Regierung
um seinen jüngeren Bruder Alfons,
der ihm 1286,1287 und 1290 Schlachten lieferte, so sah sich der portugiesische
König anschließend bis zu seinem Lebensende sogar mit Aufstandsbewegungen
konfrontiert, deren Führer sein ältester Sohn und Thronfolger
Alfons
(IV.) aus Sorge über die Bevorzugung des Bastards Afonso
Sanches durch seinen Vater war. Auslösendes Moment für
den Widerstand war neben der Befürchtung, entweder das zugewiesene
Erbe vorenthalten zu bekommen oder um das Recht auf Nachfolge betrogen
zu werden, ein stark legitimistisches Denken. Dieses Denken veranlaßte
zum Beispiel den
Infanten Alfons, das
Thronfolgerecht für sich zu reklamieren, da die Geburt seines Bruders
Dinis
in die Zeit gefallen sei, als
beide Eltern noch exkommuniziert waren. Der spürbare Einfluß
römischer und kanonistischer Rechtsnormen wurde zusätzlich dadurch
verstärkt, dass der König in seinem Bemühen, die Durchsetzung
zentralistischer Maßnahmen abzusichern, die Übersetzung der
Siete Partidas in Auftrag gab. Überhaupt kann das Vorbild Alfons'
X. für das Wirken König Dinis'
wohl kaum überschätzt werden, zumal sich seine politische
Betätigung als Dichter von Liebesliedern und satirischen Gesängen
ebenso in dieses Bild einfügt wie die von ihm angeordnete Übersetzung
der Cronica del moro Rasis und jene geistigen Anstöße, die seinen
illegitimen Sohn Pedro, den Grafen
von Barcelos, dazu führten, mit der Cronica de Espana de 1344
die alfonsinische Geschichtsschreibung zu übernehmen und fortzusetzen.
In die gleiche Richtung weist die Gründung eines Studiums Generale
beziehungsweise einer Universität in Lissabon-Coimbra (1288/1308),
wodurch die Ausbildung einer gelehrten Schicht, deren in Logistik geschulte
Mitglieder als Verwaltungsfachleute brauchbar waren und nun nicht mehr
nach Salamanca oder Bologna ausweichen mußten, sichergestellt wurde.
Der innere Landesausbau, der dem König nicht zuletzt
wegen seiner Sorge für die Landwirtschaft den Beinamen 'o Rei Lavrador'
eintrug,
beschränkte sich nicht nur auf die Instandsetzung der Grenzbefestigungen,
sondern brachte durch die rechtliche Unterscheidung zwischen unveräußerlichem
Krongut und Königsgut (reguengos), das an Gefolgsleute ausgegeben
werden durfte, neue Möglichkeiten der Machtsteigerung mit sich. In
entsprechender Weise wurden die in Portugal begüterten Ritterorden
- in erster Linie der Santiagoorden - der kastilischen Einflußnahme
entzogen und zu guter Letzt mit dem der mächtigen Zisterzienserabtei
Alcobaca unterstellten Christusorden, in den der aufgelöste Templerorden
aufging, unter Billigung des Papsttums ein 'nationalportugiesischer' Ritterorden
für die Fortführung der Reconquista in N-Afrika ins Leben gerufen
(1319). Der von der Kurie nicht in jeder Hinsicht gutgeheißene Zugriff
auf die Kirche erweckte an anderen Bereichen natürlich auch den Widerstand
des Klerus. Deshalb sollte trotz aller Hoheitsansprüche des Königtums
nicht übersehen werden, dass gerade um 1131 der Bischof Egas von Viseu
eine Summa de libertate ecclesiastica verfaßte und darin die völlige
Immunität des Klerus und des Kirchenbesitzes sowie die Überordnung
der Bischöfe über den König verfocht. Dies geschah wohl
kaum ohne konkreten Anlaß, das heißt ohne die Übergriffe
der Königsgewalt im Blick zu haben. Als entscheidende Weichenstellung
für die Zukunft sollte sich zur gleichen Zeit die Gründung einer
portugiesischen Kriegsmarine erweisen, die durch einen Vertrag zwischen
Dinis und dem genuesischen Handelsherrn Manuel Pessagno, nunmehr zum Admiral
befördert, vollzogen wurde (1317). Erst der gezielte Aufbau einer
Flotte sollte Portugal in den folgenden Jahrzehnten in die Lage versetzen,
jene überseeische, anfangs die Atlantischen Inseln und W-Afrika erfassende
Expansionspolitik zu betreiben, die die Grundlage des späteren Kolonialreichs
bildete.
Vorerst mußte sich König
Dinis allerdings noch der Angriffe aus dem eigenen Haus erwehren,
wobei ihm häufig die Friedensvermittlung durch seine später heilig
gesprochene Gattin Isabella, Tochter
Peters
III. von Aragon und Großnichte der Heiligen
Elisabeth von Thüringen, zustatten kam. Darüber hinaus
verstand es der König, der Opposition durch eine kluge Ehepolitik
mit Kastilien und Aragon die unerläßliche Unterstützung
von außen zu entziehen und auch die Kirche, mit der er entschlossen
den Ausgleich suchte, auf seine Seite zu bringen. Selbst als der Bürgerkrieg
nach 1320 offen ausbrach - der längere Zeit zurückliegende Anlaß
war die Übertragung des Amtes des königlichen Haushofmeisters
(mordomomor do Reino) auf Afonso Sanches
(1314) und die damit verbundene Überlassung wichtiger Regierungsfunktionen
gewesen -, konnte die ungezügelte Rivalität zwischen Bastard
und Erstgeborenem, der seinen Vater offiziell zum Thronverzicht aufgefordert
hatte, das Herrschaftsgefüge zwar erschüttern, aber nicht zum
Einsturz bringen.