Ältester Sohn des Königs
Heinrich II. von Frankreich und der Katharina
von Medici, Tochter von Großherzog Lorenzo II.
Lexikon der Renaissance: Seite 273
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Franz II., König von Frankreich seit 13.8.1559
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* 19.1.1543, + 5.12.1560
Fontainebleau Orleans
Sohn von Heinrich II.
Franz II. übertrug
sofort bei seinem Regierungsantritt den GUISE, die unter Heinrich
II. Karriere genmacht hatten, die entscheidenden Regierungsvollmachten
und regierte unter dem Einfluß der GUISE sehr hugenottenfeindlich.
Er konnte dennoch das Anwachsen der Hugenottenbewegung nicht verhindern.
Franz
II. sah sich genötigt, die Notabelnversammlung in Fontainebleau
(Beginn 21.8.1560) einzuberufen, die die Todesstrafen gegen die in der
ersten Zeit seiner Regierung noch unbewaffneten Hugenotten verurteilte
und die Einberufung der Generalstände beschloß, deren Zusammentritt
am 13.12.1560 Franz II. nicht mehr
erlebte. Gegen Ende seines Lebens war Franz II.
mit
Unterdrückungsmaßnahmen gegen die Prinzen von Geblüt Anton
von Navarra und
Louis Conde
befaßt, deren Verbindung zu den Hugenotten nachgesagt wurde, die
nach seinem Tod aber rehabilitiert wurden.
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Während seiner Regierungszeit kamen die Gegensätze
zwischen den Parteien offen zum Ausbruch und Kardinal Karl von Lothringen
wurde zum tonangebenden Mann am Hofe. Franz
war völlig degeneriert und unselbständig und starb an ererbter
Syphilis.
Pernoud Regine: Seite 11-29
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"Die Kapetinger" in: Die großen Dynastien
Über Franz
II. (1559-1560), den ältesten Sohn
Heinrichs II., gibt es wenig zu berichten, es sei denn, dass
er der Gatte Maria Stuarts war und
dass seine sinnliche Abhängigkeit von ihr sein Ende beschleunigte.
Unter seiner Regierung, die nur 18 Monate währte, kam es zur protestantischen
Verschwörung von Amboise, die in einem Blutbad endete.
Zeitweise lag die Macht in den Händen der Herzöge
von Guise, deren Nichte die Königin war. Sie bildeten eine katholische
Partei, der sich die protestantische Partei unter Coligny und Chatillon
und mehr noch die der BOURBONEN entgegenstellten.
Dies von dem Augenblick an, da Anton von Bourbon,
ein Bruder Condes und durch seine Heirat
mit Jeanne d'Albret König von
Navarra, zum Thronanwärter für den Fall des Aussterbens des Geschlechts
VALOIS
wurde.
Mahoney Irene: Seite 82,84
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"Katharina von Medici"
Krankheit und Ende
Ein Jahr königlicher Macht hatte wenig dazu beigetragen,
Franz
zu
stärken. Er schien beinahe zu gebrechlich, um aufrecht zu stehen.
Seine Augen, beständig schwach, tränten unentwegt. Seine Blässe
schien noch zugenommen zu haben. Wenn man ihn so sah inmitten der hochgewachsenen,
ansehnlichen Gestalten seines Rates, so waren die Gerüchte leicht
zu begreifen, wonach der König nicht mehr lange zu leben habe. Der
Knabe, der sich leidenschaftlich danach sehnte, ein Mann zu sein, war niemals
in der Lage, seinen Aufgaben als Mann gerecht zu werden. Obgleich immer
wieder das Gerede auftauchte, seine junge Frau wäre schwanger, so
wurde dies durch nichts erhärtet. Vielmehr war es offensichtlich,
dass ihr junger Gatte unfähig zur Vaterschaft war. Der Vers, der von
einem zeitgenössischen Dichter über ihn geschrieben wurde, ist
reichlich ironisch: "Ich war des Weines, der Venus und des Lasters bar."
Enthaltsamkeit war für Franz
nicht
schwierig, denn er hatte keinen Appetit auf jene "fleischlichen Lüste",
die als der Geschmack der Königin angesehen wurden. Nach jeder Richtung
hin waren seine Kräfte verkümmert. Es fehlten ihm die Kraft und
die Intelligenz, um sich den GUISEN zu widersetzen.
In der 3. Novemberwoche war Franz
von der Jagd nach Hause zurückgekehrt und klagte über heftige
Ohrenschmerzen. Immer wiederkehrender Schüttelfrost und Fieber
fesselten ihn an sein Gemach. Der König, so hieß es, leide nur
an einer vorübergehenden Krankheit, eine Folge übertriebener
körperlicher Anstrengung und plötzlichen unzeitgemäßen
Kälteeinbruchs.
Aber nicht einmal die Geheimniskrämerei der GUISEN
konnte den Hof über den bedenklichen Zustand des Königs im Ungewissen
lassen. Bald berichteten die Gesandten nach Hause, dass Franz
an
einem "walnußgroßen" Geschwür hinter dem Ohr leide,
dass sein Ohr eine schwarze, eitrige Substanz absondere, dass er "schwach
und matt" sei sowie öfters unfähig, zu sprechen. "Der König
befindet sich sichtlich in einem derartigen Zustand der Pein, dass er fast
nicht mehr recht bei Sinnen ist", schrieb Suriano nach Venedig. Die Abführmittel
und die Aderlässe, die die Ärzte ihm verschrieben, schwächten
ihn nur noch mehr. Für eine kleine Weile gewährte ihm das Aufstechen
der Geschwulst Erleichterung, aber die Entzündung breitete sich bald
über das Ohr hinaus bis zu seinem Gehirn aus. Am 29. Oktober berichtete
Throckmorton an Elisabeth: "Großes
Wehklagen erfüllt den Hof, denn man glaubt nicht mehr an eine Genesung
des Königs." Das Gemach des Königs, abgedunkelt und ruhig, um
zu versuchen, seine unerträgliche Qual zu mildern, sah nur wenig Besucher.
Maria
Stuart tat trotz ihrer zerbrechlichen Gesundheit was sie konnte,
um ihren Gatten zu pflegen. Alle Audienzen wurden abgesagt. In einer solchen
geheimnisumwitterten Atmosphäre mußten die Gerüchte zwangsläufig
immer weiter um sich greifen, und bald hieß es, der König sei
von irgendeinem verruchten Hugenotten vergiftet worden - von seinem Barbier:
dieser hätte eine todbringende Substanz in sein Ohr gegossen; von
seinem Diener: dieser hätte einen Gifttrank ins königliche Glas
geschüttet. Den König, geschwächt von Dysenterie
und brennenden Kopfschmerzen, bekümmerte es wenig, wer wohl
für seinen Tod verantwortlich sei. Zu Feindschaften hatte er keine
Kraft mehr. Am 5. Dezember fiel er in halbe Bewußtlosigkeit.
Am folgenden Tag, wahrscheinlich gegen Abend, starb er.
24.5.1558
oo 1. Maria Stuart Königin von Schottland
x 8.12.1542-8.2.1587
Literatur:
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- Hartmann P.C.: Französische Könige und Kaiser der Neuzeit.
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Die Herrinnen der Loire-Schlösser. Königinnen und Mätressen
um den Lilienthron. Casimir Katz Verlag, Gernsbach 1996 Seite 216,245,250,
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Seite 56,81,99,100,101,114,117,146,192,453,454,456 -
Panzer Marita
A.: Englands Königinnen. Von den Tudors zu den Windsors. Verlag Friedrich
Pustet Regensburg 2001 Seite 102 - Taillandier Saint-Rene: Heinrich
IV. Der Hugenotte auf Frankreichs Thron. Eugen Diederichs Verlag München
1995 Seite 12,14,25,33,39,264,499 - Treffer Gerd: Die französischen
Königinnen. Von Bertrada bis Marie Antoinette (8.-18. Jahrhundert)
Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1996 Seite 152,249,256,260,266 - Treffer
Gerd: Franz I. von Frankreich. Herrscher und Mäzen. Verlag Friedrich
Pustet Regensburg 1993 Seite 93,105,110,176,182,186,203,215,241, 248,269,313
- Wende Peter: Englische Könige und Königinnen. Von Heinrich
VII. bis Elisabeth II. Verlag C. H. Beck München 1998 Seite 55,83
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Hartmann P.C.: Seite 91-99
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"Französische Könige und Kaiser der Neuzeit"
FRANZ II., König von Frankreich 1559-1560
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* 19. Januar 1544, + 5. Dezember 1560
Fontainebleau
Orleans
Durch seine Heirat mit Maria Stuart 1558 nominell König von Schottland, König von Frankreich nach dem Tod Heinrichs II. am 10. Juli 1559; am 18. September 1559 Weihe und Krönung zu Reims.
Vater:
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Heinrich II., König von Frankreich (* 31.3.1519,
+ 10.7.1559), zweitältester Sohn Franz I.
Mutter:
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Katharina von Medici (* 13.4.1519, + 5.1.1589), Tochter
Herzog Lorenzos von Urbino (* 13.9.1492, + 4.5.1519) und seiner Gemahlin
Magdalena aus dem französischen Haus der de la Tour-d'Auergner (*
1501, + 28.4.1519)
Geschwister:
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a Elisabeth (* 2.4.1546, + 3.10.1568), seit 1559
Gemahlin König Philipps II. von Spanien
b Claudia (* 12.11.1547, + 20.2.1575), seit 1558
Gemahlin Herzog Karls III. von Lothringen
c Ludwig (* 3.2.1549, + 24.10.1550)
d Karl IX. König von Frankreich (* 27.6.1550,
+ 30.5.1574), seit 1570 mit Elisabeth, Tochter Kaiser MAXIMILIANS II. verheiratet
e Heinrich III. König von Frankreich (* 19.9.1551,
+ 2.8.1589), verheiratet mit Louise von Vaudemont
f Margarethe (* 14.5.1553, + 27.3.1615), seit
dem 18. August 1572 verheiratet mit Heinrich von Bourbon, König von
Navarra (ab 1589 als Heinrich IV König von Frankreich)
g Francois-Hercule; Herzog von Alencon (* 18.3.1555,
+ 10.6.1584), dann von Anjou, Dauphin seit 1574
h Victoria (* 24.6.1556, + 17.8.1556)
i Jeanne (* 24.6.1556, + 24.6.1556)
zwei illegitime Geschwister:
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Diana von Frankreich (* 1538, + 3.1.1619), seit 1553
mit Horatio Farnese, seit 1557 mit Franz von Montmorency verheiratet
Heinrich von Angouleme (1551-1586)
oo 24. Mai 1558
MARIA STUART
* 8.12.1542, + 8.2.1587
Tochter König Jakobs V. von Schottland und seiner Gemahlin Maria von Lothribngen aus dem Hause GUISE
Keine Nachkommen
Franz II., König von Frankreich
und durch seine Heirat mit Maria Stuart im
Jahr 1558 zumindest nominell auch König von Schottland, war
ein unvorbereiteter, kränklicher und psychisch labiler Jüngling
von nicht einmal 16 Jahren, als der Turnierunfall seines Vaters ihn im
Juli 1559 auf den Thron Frankreichs brachte.
Kurz nach dem Eintreffen der
BOURBONEN (Navarra und Conde) in Orleans hatte die schwache
Gesundheit Franz 'II. den Folgen seiner
exzessiven Jagdleidenschaft nicht mehr standgehalten: In seinem linken
Ohr war eine Fistel entstanden, die von den Ärzten nicht entfernt
werden konnte und ein Siechtum ohne Aussicht auf Heilung einleitete.