Begraben: St. Gereon, Köln
Illegitimer Sohn des Franken-Königs
Childebert II.
Lexikon des Mittelalters: Band VIII Spalte 685
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Theudebert II., merowingischer König
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* 586, + 612
Begraben: St. Gereon, Köln
Nach dem Tod Childeberts II. 596 führte zunächst dessen Mutter Brunichild die Regentschaft im austroburgundischen Reich; bei der anschließenden Teilung unter ihre Enkel Theudebert II. und Theuderich II. erhielt Theudebert II. ein verkleinertes Austrasien (mit der Residenz Metz), was die Rivalität schürte, obwohl Theudebert II. und Theuderich zunächst noch gemeinsam agierten (600 Sieg über den neustrischen König Chlothar II., 602 Zug gegen die Basken; siehe auch zum folgenden Theuderich II.). Im Zuge der sich ab 610 verschärfenden Auseinandersetzungen unterlag Theudebert II. 612 bei Toul und Zülpich, wurde gefangengenommen und mit seinen Söhnen auf Befehl Theuderichs II. getötet. – Theudebert II. bot 610-612 dem aus dem austroburgundischen Reich vertriebenen heiligen Columban Schutz und wies ihn Bregenz als neue Wirkungsstätte zu.
Quellen und Literatur: siehe Theuderich II.
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Theudebert II. eroberte
Teile von Neustrien, bekriegte auch seinen Bruder Theuderich
und nahm ihm das Elsaß ab. Es war eine Zeit zunehmender Macht des
fränkischen Reichsadels, der 603 Brunhilde
nach Burgund verjagte, von wo aus sie die Eroberung Austrasiens
betrieb. Er erkaufte 596 einen Awarenfrieden, unterlag 612 seinem
Bruder und wurde ermordet.
Ewig Eugen:
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"Die Merowinger"
Theudebert und Theuderich,
die beiden Söhne Childeberts II.,
standen beim Tod des Vaters im Alter von 10 und 9 Jahren.
Theudebert
war
von dem Metropoliten Magnerich von Trier aus der Taufe gehoben worden.
So dürfte schon zu Lebzeiten König Gunthrams
Theudebert, den Childebert
589 als Unterkönig nach Soissons entsandt hatte, zum Nachfolger im
austrasischen Teilreich bestimmt worden sein. Die Großmutter
Brunichild
scheint jedoch zunächst die Regentschaft für beide unmündige
Enkel geführt zu haben. Vordringliche Aufgabe der Regierung war die
Abwehr der Awaren, die nach dem Aufstand der Warnen in Thüringen eingefallen
waren. Der Feldzug verlief nicht glücklich, und die Regentin mußte
den Abzug der Eindringliche erkaufen. Die Autorität Brunichilds
war geschwächt, und so wurde wohl im Zusammenhang mit diesem Mißerfolg
die vorprogrammierte Reichsteilung vollzogen.
Theudebert II. nahm Residenz in der Moselstadt Metz, die bereits
unter Childebert als Hauptsitz der
austrasischen MEROWINGER an die Stelle
von Reims getreten war. Die Großmutter residierte zunächst in
Metz, siedelte aber dann zu dem von ihr bevorzugten Enkel Theuderich
über.
Die Feindschaft gegenüber der neustrischen Linie
stärkte in den ersten Jahren die Solidarität der Höfe von
Metz und Chalon. Die neustrischen Franken hatten die mit dem Herrscherwechsel
in Austroburgund verbundene erste Verwirrung genutzt, um die einst Chilperich
unterstehenden civitates nördlich der Loire, darunter Paris, zu besetzen.
Das Blatt wandte sich jedoch nach dem Tod der Königin-Mutter
Fredegund im Jahr 597. Die Enkel Brunichilds
errangen im Jahr 600 einen entscheidenden Sieg über den nur wenig
älteren Chlothar II. bei Dormelles
(südlich von Montereau). Das Reich Chlothars
wurde nach dieser neustrischen Niederlage reduziert auf einige Gaue um
Rouen, Beauvais und Amiens.
Die Könige von Metz und Chalon zogen anschließend
zu Feld gegen die Basken, die in die Novempopulana (die künftige Gascogne)
eingefallen waren. Sie richteten 602 ein Grenzherzogtum zwischen Garonne
und Pyrenäen als Schutzwehr gegen die baskischen Bergstämme ein.
Dies war die letzte gemeinsame Aktion.
Die Zuteilung des Saintois, des Elsasses und des Thurgaus
an Theuderich II. scheint der Hauptgrund
der nun immer deutlicher werdenden Rivalität zwischen den Enkeln Brunichilds
gewesen zu sein. In einem 604 neu ausbrechenden Konflikt zwischen Theuderich
II. und Chlothar
II. blieb Theudebert II. neutral.
Ein Krieg zwischen den beiden Brüdern wurde 605 nur mit knapper Not
verhindert. Theudebert sah sich nach
Verbündeten um. Er nahm Verbindungen zu Chlothar,
den Langobarden und den Westgoten auf, die Theuderich
607 durch den Bruch seiner Verlobung mit einer gotischen Prinzessin brüskiert
hatten. 610 trafen sich die Brüder zu einer Konferenz in der elsässischen
Pfalz Selz. Theudebert war mit einem
Heer erschienen und forderte von Theuderich ultimativ die Rückgabe
der umstrittenen Gebiete. Der frankoburgundische König sah sich zur
Herausgabe gezwungen, wartete aber nur auf eine Gelegenheit, die Sache
wiederaufzunehmen. 611 wurde Theudebert
in einen neuen Krieg mit den Awaren verwickelt, die angeblich von Brunichild
und Theuderich gegen ihn aufgehetzt
worden waren. Theuderich versicherte
sich der Neutralität Chlothars
und ging 612 zur Offensive über. Er schlug die Austrier zuerst bei
Toul, dann bei Zülpich. Die Frankoburgunder hielten nach diesen Siegen
Einzug in Köln. Theudebert II.
und seine Söhne gerieten in Gefangenschaft und wurden getötet.
Jarnut Jörg: Seite 66
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"Agilolfingerstudien"
Bis 602 hatten die Söhne Childeberts II. (+ 596) unter dem Einfluß ihrer Großmutter Brunichild eine im wesentlichen auf die Ausschaltung des neustrischen Königs Chlothar II. gerichtete gemeinsame Politik betrieben, seit 603 aber zeigten sich erste Spannungen zwischen den Brüdern. Als jedoch die Spannungen gegen 610 kriegerische Formen annahmen, konnten sich die AGILOLFINGER, deren herausragender Vertreter Chrodoald einer der führenden "fideles" Theuderichs war, in Metz nicht länger halten.
Schneider Reinhard: Seite 131-134
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„Königswahl und Königserhebung im Frühmittelalter“
Weitere drei Jahre nach Guntrams
Tod schon starb 596 (nach dem 28. März und vor Juli 596) Childebert
II. Sein Reich bzw. seines Reiche Austrasien und Burgund fielen
an seine Söhne. Der ältere von beiden war Theudebert
II., der nach Angaben des Liber Historiae Francorum einer kirchlich
nicht anerkannten Verbindung entstammte, weshalb seine Großmutter
den "legitim" geborenen Halbbruder Theuderich
II. bevorzugt habe. Für Gregor von Tours war diese Herkunftsfrage
kaum interessant, statt dessen berichtet er, wie groß Childeberts
Freude einst gewesen war, als ihm dieser Sohn offenbar in Trier geboren
und duch den dortigen Bischof Magnerich getauft wurde. In Theudebert
II. hatte man zunächst Childeberts
Nachfolger gesehen. Theuderich II.
war ein gutes Jahr jünger, ein Sohn der Königin
Faileuba. Jetzt erhielt er nach des Vaters Tod das um einige
Gebiete erweiterte Königreich Burgund, während Theudeberts
Anteil Austrasien war.
Theudebert II. wurde
589 mit einem ansehnlichen Hofstaat und allen möglichen Leuten nach
Soissons geschickt. Bei seiner ausdrücklich vermerkten susceptio
wurde er mit Lob- und Begrüßungsgesängen gefeiert: Sein
Einzug in Soissons 589 scheint nach dem Zeremoniell des Königsempfanges
verlaufen zu sein. Diese Hinweise sind schon deshalb nicht unwichtig, weil
die These vertreten worden ist, daß sogar die spätere Teilung
von 596 unter Childeberts Söhnen
nicht im gleichen Jahr noch vollzogen worden sei, sondern wahrscheinlich
erst bei der Mündigkeitserklärung Theudeberts
und Theuderichs im Jahre 599. Abgesehen
davon, daß diese Vermutung sich durch Überlieferungshinweise
nicht stützen läßt, sprechen Parallelen von Königserhebungen
Minderjähriger unbedingt dagegen und im vorliegenden Falle insbesondere
die sonst weithin bekannte Einrichtung eines Unterkönigtums für
den kaum dreijährigen Theudebert
zu Lebzeiten seines Vaters 589. Daß die Errichtung eines Unterkönigtums
keine graue Rechtskonstruktion war, dürfte letztlich Gregors Bericht
über Theudeberts susceptio
in Soissons zeigen.
Unberührt von diesen Erwägungen ist allerdings
die Frage, ob und in welcher Weise über die unmündigen Söhne
Childeberts,
die jetzigen Könige von Austrasien und Burgund, eine Regentschaft
ausgeübt wurde. Faktische Bedeutung kam gewiß ihrer Großmutter
Brunhilde
zu, formell scheint sie nicht zur Regentin bestellt worden zu sein. Brunhildes
Einfluß wird sich aber auf Theuderich
beschränkt haben, den sie recht einseitig begünstigt zu
haben scheint. Im Gegensatz zur Erhebung manch anderer minderjähriger
Könige ist auch über eine Regentschaft des Adels bzw. einzelner
Adliger nichts überliefert, de facto wird der Einfluß der burgundischen
und austrasischen Großen einer Regentschaft ganz zweifellos entsprochen
haben. Die mindestens rechtstheoretisch interessante Frage, ob die Teilung
des Childebert-Reiches sich im Rahmen
der brüderlichen Erbengemeinschaft gehalten habe, ob also eine samtherrschaftliche
Komponente auf brüdergemeinschaftlicher Basis zu erkennen ist, läßt
sich relativ leicht verneinen. Das ergeben die bereits angeführte
Erhebung Theudeberts in Austrasien
schon zu Lebzeiten Childeberts II.
und die starke politische Selbständigkeit dieses Königreiches.
Für die spätere Phase der Beziehungen zwischen beiden Brüdern
muß erwähnt werden, daß sich ihr Streit vornehmlich an
beiderseitigen Grenzforderungen entzündet zu haben scheint, was gewiß
auf scharfe und frühzeitige Grenzziehungen ohne übergreifende
Samtherrschaftsaspekte schließen läßt.
Nach langem Einvernehmen beider königlichen Brüder
kam es nämlich 611 zu einem Bündnis Chlothars
II. mit Theuderich, der
gegen seinen Bruder Theudebert den
Krieg mit der Behauptung propagierte, Theudebert
sei kein Sohn Childeberts. Im Verlauf
der beabsichtigten kriegerischen Auseinandersetzungen wurde
Theudebert
bei
Zülpich und Toul geschlagen und fiel in die Hand seines Bruders Theuderich.
Da Brunhilde ihren Enkel endgültig
hatte fallen lassen, wurde der besiegte Theudebert
seiner
königlichen Gewänder, seines Pferdes und königlichen Sattelzeuges
beraubt, was seinen Herrschaftsverlust sinnfällig dokumentierte.
Theudebert wurde geschoren, in ein Kloster gesteckt und bald
darauf umgebracht [Bei Beginn des Bruderzwistes soll Jonas
Theudebert II. geraten, auf eine Königsherrschaft zu verzichten
und in ein Kloster zu gehen.]. Weil Theuderich
auch des Bruders noch ganz kleinen Sohn Merowech
umbringen
ließ, stand seinem Königtum in Austrasien nichts mehr im Wege,
was die Quellen auch lakonisch vermerken.
1. oo Appa-Bilichildis von Friaul, Tochter des
Herzogs Gisulf
- 610 ermordet
610
2. oo Theudichild
-
Kinder:
2. Ehe
Merowech (Meroweus)
um 610- 612 erschlagen
Literatur:
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Dahn Felix: Die Franken. Emil Vollmer Verlag 1899
- Dahn, Felix: Die Völkerwanderung. Kaiser Verlag Klagenfurth
1997, Seite420,429, 432 - Ehlers, Joachim: Die Kapetinger.Verlag
W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1997, Seite 64,191 - Ennen,
Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München 1994, Seite
51,56 – Ewig Eugen: Die fränkischen Teilungen und Teilreiche
(511-613). Verlag der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in
Mainz 1952 - Ewig, Eugen: Die Merowinger und das Frankenreich. Verlag
W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1993, Seite 48,50,71,93,96,112,117,120,122,129,131,204
- Geuenich, Dieter: Geschichte der Alemannen. Verlag W. Kohlhammer
Stuttgart Berlin Köln 1997, Seite 96 - Hlawitschka, Eduard:
Adoptionen im mittelalterlichen Königshaus, in: Schulz Knut: Beiträge
zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Mittelalters, Festschrift für
Herbert Helbig zum 65. Geburtstag, Köln Seite 1-32 - Jarnut,
Jörg: Agilolfingerstudien, Seite 19,43,62,66,70,74,102,123,126 - Schieffer,
Rudolf: Die Karolinger. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln
1997, Seite 13 - Schneider, Reinhard: Königswahl und Königserhebung
im Frühmittelalter. Anton Hirsemann Stuttgart 1972, Seite 109,125,131-134,140
- Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum
Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1995, Seite 344 -