Sohn des Franken-Königs
Theudebert I. aus seiner 1. Ehe mit der Deuteria
Lexikon des Mittelalters: Band VIII Spalte 689
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Theudowald, merowingischer König
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* um 533, + 555
oo Walderada, Tochter des Langobarden-Königs Wacho
Nach dem Tod des bedeutenden Königs des austrasischen Reichsteils, Theudebert I., Ende 547 folgte ihm Theudowald, sein einziger Sohn aus einer Verbindung mit der Romanin Deoteria. Die Erfolge der expansiven Italienpolitik seines Vaters konnte Theudowald nicht halten, zumal Kaiser Justimian das fränkisch-langobardische Bündnis sprengte und sein Feldherr Narses 552 in Italien einmarschierte; zwar blockierten die Franken die Straße nach Verona, vermieden aber direkte Kämpfe. Ein von Theudowald unterstützter Feldzug der alemannischen Herzöge nach Italien scheiterte 554. In Toul berief Theudowald 550 ein austrasisches Konzil ein. Der König "war, man sagt, schlimmen Sinnes" (Gregor von Tours); nach längerem Siechtum starb er bereits 555 kinderlos (sein Tod war angeblich von seltsamen Naturerscheinungen angekündigt worden): Seinen Reichsteil erbte sein Großonkel Chlothar I.
Quellen:
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Gregor von Tours, Hist. Fr. III, 27; IV,6-9 (MGH SRM
I²)
Literatur:
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E. Ewig, Die frk. Teilungen und Teilreiche (511-613),
AAMz 1952, Nr. 9, 674f. (= Ders., Spätantikes und frk. Gallien, I,
1976,133-135) - Ders., Die Merowinger und das Frankenreich, 1993, 40 -
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Theudebald war schwächlich
und kränklich, gab die norditalienischen Eroberungen an Byzanz auf,
lehnte ein Bündnis mit dem Ostgoten-König
Teja ab und geriet gegen die Alemannen, die auf eigene Faust
Feldzüge nach Italien unternahmen und verlustreich zurückgeschlagen
wurden. Da er kinderlos starb, fiel sein Reichsteil an seinen Großonkel
Chlothar
I.
Ewig Eugen:
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„Die Merowinger“
Von Theudowald, dem Sohn und Nachfolger Theudeberts, verlangte der Kaiser die Rückgabe der von den Franken besetzten Gebiete Oberitaliens. Theudowald wies das Ansinnen ab: sein Vater habe diese Länder den Goten, nicht dem Imperium entrissen. Als der kaiserliche Feldherr Narses im März 552 in Italien einmarschierte, blockierten die Franken die Via Postumia, die von Aquileia nach Verona führte. Wie sein Vater vermied auch Theudowald den direkten Zusammenstoß mit den Kaiserlichen. Ein gotisches Hilfsgesuch wies er ab, ließ aber zu, dass die Alamannen-Herzöge Leuthari und Buccelenus 553 mit einem großen Heer in die letzten Kämpfe um Italien eingriffen. Der Feldzug der Alamannen-Herzöge scheiterte 554. Theudowald starb im folgenden Jahr.
Jarnut Jörg: Seite 49-52
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„Agilolfingerstudien“
Gerade in die Zeit dieses Umbruchs fiel der Tod des in
imperialen Kategorien denkenden Theudebert,
der Ende 547 starb. Nachfolger wurde sein Sohn
Theudebald, der bald nach seinem Herrschaftsantritt volljährig
wurde [Er wurde etwa 534/35 geboren, das Mündigkeitsalter lag bei
15 Jahren.]. Unter seiner Führung verschärften sich die Spannungen
mit Byzanz und den Langobarden. Erstmals kam es kurz nach Theudeberts
Tod zu einer direkten militärischen Konfrontation zwischen Byzanz
und den Franken.
Ein deutlicher Affront gegen die langobardischen Bundesgenossen
des Kaisers war die nun vollzogene Eheschließung Theudebalds
mit seiner lethingischen Verlobten Walderada.
War die Prinzessin doch als Tochter König
Wachos eine führende Repräsentantin der lethingischen
Dynastie,
die nach mehr als einhundrtjähriger Herrschaft gerade 546/47 von dem
GAUSEN
Audoin vom Thron verdrängt worden war.
Im Kontext dieser Verschärfung der aggressiven fränkischen
Politik gegenüber Byzantinern und Langobarden durch König
Theudebald muß auch die Errichtung
des byzantinischen Dukats gesehen werden. War das Siedlungsgebiet dieses
sich gerade formierenden Volkes doch die ideale Operationsbasis für
fränkische Interventionen im byzantinisch-gotischen Krieg in Italien.
Zzugleich konnte es als Ausgangspunkt für eine mögliche Offensive
gegen das von Böhmen bis nach Slowenien reichende Langobardenreich
dienen. So ist es mehr als wahrscheinlich, daß es Theudebald
war, der in den Jahren 548/49 diesen Raum unter der Führung eines
Dux militärisch-administrativ im Sinne eines Militärbezirks organisierte.
Die strategische Aufgabenstellung, die Theudebald
dem bayerischen Grenzdukat zudachte, macht es verständlich, daß
er seinen Schwerpunkt im Osten hatte.
Die Motive Theudebalds
dafür, daß er ausgerechnet den AGILOLFINGER
Garibald
zum Herzog in dem jetzt strategisch so wichtig gewordenen
Alpenraum einsetzte, sind ziemlich klar erkennbar; war doch nach unserer
Überzeugung
Theudebalds
Mutter
Deoteria
ein
AGILOLFINGERIN.
Einem Verwandten seiner Mutter konnte der junge Herrscher den neu geschaffenen
Dukat getrost anvertrauen. Zugleich festigte er damit den schon von seinem
Vater angestrebten Ausgleich zwischen den LETHINGEN
undd en AGILOLFINGERN, einen Ausgleich,
dem jetzt in Anbetracht der politischen Pressionsmöglichkeiten, die
seine Ehe mit der LETHINGIN Walderada
bot, eine noch größere Bedeutung zukam.
Andererseits erklärt die von uns aufgestellte Hypothese
über die Verbindung zwischen der Einsetzung
Garibalds zum "dux Baiuvariorum" und der Eheschließung
Theudebalds
mit
der LETHINGIN
Walderada den Haß
des MEROWINGERS auf seine junge Frau,
über den Paulus Diaconus berichtet. Der Grund für diesen Haß
ist leicht zu erschließen: Schließlich war wegen Walderadas
Schwester
Wisigarda die Ehe
zwischen Theudebalds Vater
Theudebert
und seiner Mutter Deoteria
aufgelöst
worden. Es ist also gut vorstellbar, daß der junge König den
Haß auf seine Stiefmutter auf deren Schwester übertrug.
Sicherlich wurde dieser Haß noch dadurch gesteigert,
daß es Theudebald wegen des schon
wiederholt angesprochenen politischen Zusammenhangs zwischen seiner Ehe
und seinem Verhältnis zu den AGILOLFINGERN
kaum möglich war, das zu tun, was ein MEROWINGER
in seiner Situation normalerweise getan hätte, sich nämlich von
seiner Gemahlin zu trennen. Diese politisch begründete Unauflösbarkeit
seiner ehelichen Bindung war jedenfalls geeignet, die negativen Gefühle
seiner Frau gegenüber noch weiter zu steigern.
Der kränkelnde, schließlich halb gelähmte
und kinderlsoe König starb etwa 20-jährig schon 555, und
sein Großonkel
Chlothar übernahm
sein Reich. Zudem heiratete der neue Herrscher die Witwe seines Vorgängers,
er wollte also nicht auf die politischen Vorteile verzichten, die sich
aus der Verbindung mit der wesentlich jüngeren
LETHINGIN
ergaben. Aber bald verließ er die junge Königin, angeblich auf
Betreiben seiner Priester. Er gab sie Herzog Garibald
zur Frau.
Schneider Reinhard: Seite 82-85
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„Königswahl und Königserhebung im Frühmittelalter“
Ob Childeberts Erbpläne
ernst und zu realisieren waren, blieb offen. Denn Theudebert
starb schon im 14. Jahr seiner Regierung (Ende 547), und "als König
herrschte statt seiner sein Sohn Theudebald".
Einzelheiten sind über diesen Herrscherwechsel nicht bekannt, die
Sohnesfolge angesichts Theudeberts
gefestigter Herrschaft nicht überraschend [Vgl. Zöllner Seite
96: "Es war gewiß das Prestige Theudeberts
und die Loyalität der Großen seiner Umgebung, die dem jungen
Theudebald
... eine ungestörte Thronfolge ermöglichte. Der als schwächlich
und kränklich geschilderte Knabe, dem der freilich fernerstehende
Agathias Heldenmut und Kriegslust völlig bestritt, hätte allein
wohl überhaupt keine Politik machen, geschweige denn die weitreichenden
Pläne seines Vaters fortführen können. So trat der Adel
in den Vordergrund"], wohl aber zu beachten, daß neben Chlodwigs
Söhnen
Childebert und
Chlothar
ein Großneffe von beiden König geworden war und das sogenannte
Eintrittsrecht sich abermals gegenüber Erbansprüchen der Brüder
durchgesetzt hatte, hier sogar beim Sohnessohn! Bei seiner Königserhebung
war Theudebald noch nicht einmal volljährig,
sondern "noch ein Kind" [Vgl. Gregor IV, 6 Seite 239, wo die Bischöfe
zu Priester Cato sagen: "Der König ist noch ein Kind" (Rex vero
parvuluus est ...) und IV, 9 Seite 140: Theodovaldus
vero cum iam adultus esset, Vuldetradam
duxit uxorem. Diese Heirat mit der Langobardin Walderada,
die eine Tochter König Wachos und
die Schwester von Theudebalds Vaters
Theudebert
Frau
Wisigarde war - Theudebald
selbst stammte aus
Theudeberts
Ehe mit Deoteria -, fällt in Theudebalds
Königszeit und setzt die Ausgleichspolitik zwischen Austrasien und
dem Langobardenreich fort. Bereits in die Zeit Wachos
(vor 540/41) datiert Werner Seite 141 diese Eheschließung. Vgl. aber
Zöllner Seite 101], das ganz offensichtlich unter starkem politischen
Einfluß der proceres et primi regni Theovaldi
regis und der Bischöfe stand. Wenn man dieses Faktum
gebührend berücksichtigt, wird klar, daß auch bei Theudebalds
Erhebung diesen Großen und Ersten aus seines Vaters Reich
allergrößte Bedeutung zugekommen sein muß, die durch ihre
politische Willensnetscheidung dem rechtlich kaum durchentwickeltem Eintrittsrecht
des Sohnessohens gegenüber anderen Erbansprüchen zum Erfolg verholfen
haben, weil diese Regelung ihrer eigenen Machtkonzeption am besten entsprochen
haben dürfte.
oo 1. Walderada, Tochter des Langobarden-Königs
Wacho
um 540-
Kinder:
Tochter
-
oo Evin Herzog von Triest
-
Literatur:
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Dahn Felix: Die Franken. Emil Vollmer Verlag 1899
- Dahn, Felix: Die Völkerwanderung. Kaiser Verlag Klagenfurth
1997, Seite 82,375, 376 - Deutsche Geschichte Band 1 Von den Anfängen
bis zur Ausbildung des Feudalismus. VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften
Berlin 1982, Seite 237,240 - Ewig Eugen: Die fränkischen Teilungen
und Teilreiche (511-613). Verlag der Akademie der Wissenschaften und der
Literatur in Mainz 1952 - Ewig, Eugen: Die Merowinger und das Frankenreich.
Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1993, Seite 38,86,101,103
- Geuenich, Dieter: Geschichte der Alemannen. Verlag W. Kohlhammer
Stuttgart Berlin Köln 1997, Seite 93 - Herm, Gerhard: Karl
der Große. ECON Verlag GmbH, Düsseldorf, Wien, New York 1987,
Seite 53,193 -
Hlawitschka, Eduard: Adoptionen im mittelalterlichen
Königshaus, in: Schulz Knut: Beiträge zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte
des Mittelalters, Festschrift für Herbert Helbig zum 65. Geburtstag,
Köln Seite 1-32 - Jarnut, Jörg: Agilolfingerstudien. Anton
Hirsemann Stuttgart 1986, Seite 31,39, 43,45,47,49-52,54,56,93,113,125
-
Menghin, Wilhelm: Die Langobarden. Konrad Theiss Verlag Stuttgart,
Seite 33,41,85,118 - Schneider, Reinhard: Königswahl und Königserhebung
im Frühmittelalter. Anton Hirsemann Stuttgart 1972, Seite 17,19,22,27,82-85,250,
251 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis
zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1995, Seite 339,
341 - Zöllner Erich: Geschichte der Franken bis zur Mitte des
6. Jahrhunderts. Verlag C. H. Beck München 1970, Seite 90,95-98,101,
107,112,123,126,134 -