Begraben: unbekannt
Ältester Sohn des Franken-Königs
Chlodwig I. und der Chrodechilde von
Burgund, Tochter von König Chilperich
II.
Lexikon des Mittelalters: Band II Spalte 1862
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Chlodomer, merowingischer König
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* um 496/97, + 21. Juni 524
bei Veseronce
Begraben: unbekannt
3. Sohn Chlodwigs und der Chrodechilde
um 519/20 oo Guntheuca (Herkunft unbekannt)
Kinder:
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Theudoald (* um 521)
Gunthar (+ um 524)
Chlodovald (Greg. Tur. Gist. Franc. III,6)
Beim Tod Chlodwigs 511 und der Teilung des Reiches aequa lance erhielt der etwa 15-jährige Chlodomer Anteile an den Kirchenprovinzen Sens (mit Sens, Auxerre, Chartres und Nevers) und Tours (mit Tours, Angers und Nantes) sowie den aquitanischen Norden mit Bourges und Poitiers. Die Zugehörigkeit von Troyes und Limoges zu seinem regnum ist wahrscheinlich. Residenz war Orleans. Einziger Höhepunkt in Chlodomers Regierungszeit war der von ihm 523 initiierte Krieg gegen die Burgunder. Dem mit Chlothar I. und Childebert I. gemeinsam unternommenen Feldzug wurde ein anfänglicher Erfolg zuteil durch die Gefangennahme des burgundischen Königs Sigismund und seiner Familie, die Chlodomer bei Orleans internieren und dort schließlich beseitigen ließ, als ein neuerliches Eingreifen in Burgund erforderlich wurde. Am 21. Juni 524 ereilte den fast 30-jährigen Chlodomer der Tod bei Veseronce, nachdem er den Burgundern durch eine List in die Hände gefallen war (Greg. Tur. Hist. Franc. III, 6). Sein regnum wurde nach Ausschaltung seiner Söhne zwischen Chlothar I. und Childebert I. geteilt.
Literatur:
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E. Zöllner, Gesch. der Franken bis zur Mitte des
6. Jh., 1970, 74-81 - R. Schneider, Königswahl und Königserhebung
im FrühMA, 1972, 74-75 - E. Ewin, Stud. zur merow. Dynastie, FMASt
8, 1974, 15-59 - Ders., Spätantikes und frk. Gallien I, Francia-Beih.
371, 1976.
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Chlodomer erhielt
bei der Reichsteilung nach dem Tode seines Vaters einen Teil von Neustrien
mit Limoges, Tours und Poitou und der Residenz Orleans. Als er im Kampf
gegen Burgund, das er mit den Brüdern erobern wollte, bei Vezeronce
fiel, teilten seine Brüder Chlothar und
Childebert I. sein Reich unter sich
auf und ermordeten später seine Söhne.
Ewig Eugen:
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„Die Merowinger“
Chlodomer residierte
nach der Reichsteilung von 511 in Orleans. Er und Childebert
teilten sich die westliche und südliche Francia, wobei
Chlodomer die Lande an der Loire mit Tours und den angrenzenden
aquitanischen civitates Poitiers und Bourges erhalten zu haben scheint.
Der zwischen den Franken und Theoderich
zu einem ungewissen Zeitpunkt (513?) abgeschlossene Friede war von Dauer.
Erst als durch die Ermordung des burgundischen
Königssohnes Sigerich 523 eine Krise zwischen Ostgoten
und Burgundern ausbrach, nahem die Söhne Chrodechilds
unter der Führung des damals etwa 28-jährigen
Chlodomer
von Orleans die Gelegenheit zu einem Angriff auf das Burgunderreich
wahr. Sie schlugen den König Sigismund,
der dann durch Verrat in ihre Hände fiel und auf Geheiß
Chlodomers samt Familie getötet wurde. Im folgenden Jahr
wandte sich jedoch das Blatt. Sigismunds
Bruder
und Nachfolger Godomar besiegte die
Franken in der Schlacht bei Vezeronce bei Vienne, in der Chlodomer
fiel. Chlodomer hatte drei unmündige
Söhne hinterlassen, deren sich die Großmutter Chrodechilde
angenommen hatte. Chrodechilde vertrat
das Erbrecht ihrer Enkel, das bei konsequenter Anwendung zu einer "Aufsplitterung
der königlichen Gewalt" geführt hätte (W. Bleiber). Childebert
und Chlothar werden dies bedacht
haben (wenn sie auch von Machtgier geleitet waren). Sie bemächtigten
sich der Neffen, unter dem Vorwand, sie zu Königen zu erheben. Childebert
wollte die Söhne des Bruders vielleicht zu Klerikern "scheren"
lassen, um sie auf diese Weise von der Erbfolge auszuschalten; Chlotharerschlug
die beiden älteren jedoch mit eigener Hand. Chlodoald,
der Jüngste, wurde von den Seinen gerettet. Er trat in den Klerus
ein und gründete später die nach ihm benannte cella St. Cloud
bei Paris.
Schneider Reinhard: Seite 73,74
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„Königswahl und Königserhebung im Frühmittelalter“
Als Chlodwig im Jahre
511 (nach dem 29. Oktober) im Alter von 45 Jahren starb erhielten die vier
Söhne Theuderich,
Chlodomer,
Childebert
und
Chlothar sein Reich und teilten
es untereinander zu gleichen Teilen. Die Brüder treten als Erbengemeinschaft
entgegen, die das Erbe zunächst gemeinsam übernimmt und anschließend
teilt.
In einem Feldzug gegen die Burgunder fällt 523/24
König
Chlodomer. Die Nachfolgefrage klärt sich überraschend,
und zum ersten Mal begegnet hier ein Phänomen in der fränkischen
Herrschergeschichte, von dem man noch später und ebenfalls bei anderen
Stämmen wiederholt erfahren wird. König
Chlothar, der als jüngster Sohn Chlodwigs
511 den relativ kleinsten Gebietsanteil erhalten hatte, nimmt ohne Zögern
seines verstorbenen Bruders Witwe Guntheuka
zur Frau. Nach Ablauf der Trauerzeit kommen Chlodomers
drei minderjährige Söhne zur Großmutter Chrodechilde
und bleiben bei ihr. Es ist ganz offensichtlich, daß Chlothars
Heirat mit der Königinwitwe machtpolitisch motiviert ist. Mit einer
Einheirat will er sich einen Rechtsanspruch auf des Bruders Reich verschaffen
und gleichzeitig das Eintrittsrecht der Brudersöhne überspielen.
Glückt der letztere Versuch wegen deutlichen Widerstandes der Königin-Witwe
Chrodechilde, Chlothars
eigener Mutter, einstweilen noch nicht ganz, so schafft Chlothar
durch die grausame Ermordung der Söhne Chlodomers
später klare Verhältnisse in seinem Sinne.
Jarnut Jörg: Seite 39
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"Agilolfingerstudien"
Diese Beobachtung wird aber dadurch relativiert, daß
damals auch der mit der Burgunder-Prinzessin Guntheuca
vermählte Chlodomer, ein Neffe
Theudeberts, seine Söhne Theudobald
und
Chlodoald
nannte.
oo 1. Guntheuca
-
Kinder:
Gunthar
-
531 ermordet
Theodobald
-
531 ermordet
Chlodowald
- um 560 ermordet
.
Literatur:
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Dahn Felix: Die Franken. Emil Vollmer Verlag 1899
- Ewig Eugen: Die fränkischen Teilungen und Teilreiche (511-613).
Verlag der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz 1952
- Ewig, Eugen: Die Merowinger und das Frankenreich. Verlag W. Kohlhammer
Stuttgart Berlin Köln 1993, Seite 23,31,34,66,81,203 - Geuenich,
Dieter: Geschichte der Alemannen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin
Köln 1997, Seite 80 - Hlawitschka, Eduard: Adoptionen im mittelalterlichen
Königshaus, in: Schulz Knut: Beiträge zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte
des Mittelalters, Festschrift für Herbert Helbig zum 65. Geburtstag,
Köln Seite 1-32 - Jarnut, Jörg: Agilolfingerstudien. Anton
Hirsemann Stuttgart 1986, Seite 39,126 - Nack Emil: Germanien. Ländern
und Völker der Germanen. Gondrom Verlag GmbH & Co. KG, Bindlach
1977, Seite 243,245 - Schneider, Reinhard: Königswahl und Königserhebung
im Frühmittelalter. Anton Hirsemann Stuttgart 1972, Seite 73,74,84,221
- Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum
Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1995, Seite 333,339
- Zöllner Erich: Geschichte der Franken bis zur Mitte des 6.
Jahrhunderts. Verlag C. H. Beck München 1970, Seite 60,74,77,80,89,104,107,126,127,132,152,187,243
- Zöllner Erich: Geschichte der Franken bis zur Mitte des 6.
Jahrhunderts. Verlag C. H. Beck München 1970, Seite 81,107 -