Theudechildis                                            Frankenkönigin
-----------------
um 530- um 576
 

Tochter eines Hirten
 

Jarnut Jörg: Seite 93
**********
„Agilolfingerstudien“

Gregor von Tours berichtet von einer Schäferstochter Theudechild, die sich König Charibert (561-567) zur Frau nahm. Nach seinem Tof internierte sie König Guntram in einem Kloster.

Schneider Reinhard: Seite 92,247
*****************
„Königswahl und Königserhebung im Frühmittelalter“

Im Jahre 567 starb König Charibert. Trotz mehrerer Eheschließungen hinterließ er keinen Sohn, so daß eine Verteilung seines Erbes an die Brüder nahe lag. Aber als König Guntram die Chance eines zusätzlichen Erbanspruchs sah, griff er sofort zu. Chariberts Witwe übermittelte ihm nämlich ein Heiratsangebot, das Guntram bereitwillig anzunehmen versprach, wenn Königin Theudechilde "ihre Schätze" mitbrächte. Sie tat es zu des Königs Wohlgefallen, doch an ihr selbst war er nicht mehr interessiert, und Theudechilde verschwand gegen ihren Willen in einem Kloster. Wenn Guntram die Eheschließung unterließ, so wird der Grund in einer veränderten politischen Situation zu finden sein, in der die Chance auf Einheirat in Chariberts Reich bereits nicht mehr gegeben war.
Die Vorzüge einer Heirat mit detr Königinwitwe hatte besonders König Chlothar I. treffsicher erkannt und mehrfach mit Erfolg durchgeprobt. Eine typische Form von Einheirat war das Angebot der Witwe Chariberts 567 an ihren Schwager Guntram, er möge sie heiraten, worauf dieser zum Schein einging unter der Bedingung, daß sie "ihre Schätze" in die Ehe einbringe. Theudechilde tat es und wurde zwiefach betrogen.

Dahn, Felix: Seite 385
**********
"Die Völkerwanderung. Kaiser "

Er nahm auch ein anderes Mädchen zur Ehe, eine Hirtentochter, mit Namen Theudechildis, von der soll er einen Sohn gehabt haben, der aber gleich nach der Geburt starb und begraben wurde."
Nach Chariberts Tod sandte Theudechildis - "eine von seinen Gemahlinnen" - zu König Guntchramn und bot sich ihm von freien Stücken zur Ehe an. Der König antwortete ihrem Boten: "Es beliebe ihr, zu mir zu kommen mit ihren Schätzen. Ich werde sie zur Ehe nehmen, und sie hochstellen in meinem Volk, so daß sie noch größere Ehren bei mir genießen soll, als bei meinem Bruder, der jüngst verstorben ist." Da war jene voll Freude, raffte alles zusammen und reiste zu ihm. Als dies der König sah, sprach er: "Besser ist es, diese Schätze bleiben bei mir, als daß sie, die unwürdig meines Bruders Bett betrat, diselben unter sich behalte." Darauf nahm er ihr das meiste ab. Einiges aber ließ er ihr und - sandte sie in das Kloster zu Arles. Sie gewöhnte sich jedoch, nach solcher Vergangenheit eigentlich zu begreifen, schwer daran, Fasten und Nachtwachen zu ertragen, und ging deshalb im geheimen durch Boten einen Goten an: wenn er sie nach Spanien entführen und sich mit ihr vermählen wolle, so versprach sie ihm heimlich mit ihren Schätzen das Kloster zu verlassen und ihm freudig zu folgen. Jener sagte es ihr ohne Zaudern zu, und als sie schon ihre Sachen zusamengepackt, die Bündel geschnürt hatte und aus dem Kloster zu entspringen gedachte, kam die Wachsamkeit der Äbtissin ihrer Absicht zuvor. Ihr Fluchtversuch wurde entdeckt, die Äbtissin ließ sie schwer geißeln und in den Kerker werfen, in dem sie bis an ihr Lebensende blieb und nicht geringe Leiden zu ertwgen hatte.
 
 
 
 

  oo 3. Charibert I. Frankenkönig zu Paris-Tournai
           518/23- Winter 567
 
 
 
 

Literatur:
-----------
Dahn, Felix: Die Völkerwanderung. Kaiser Verlag Klagenfurth 1997, Seite 385 -
 
 
 
 
 


Copyright 2002 Karl-Heinz Schreiber - http://www.genealogie-mittelalter.de