Tochter eines Hirten
Jarnut Jörg: Seite 93
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„Agilolfingerstudien“
Gregor von Tours berichtet von einer Schäferstochter Theudechild, die sich König Charibert (561-567) zur Frau nahm. Nach seinem Tof internierte sie König Guntram in einem Kloster.
Schneider Reinhard: Seite 92,247
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„Königswahl und Königserhebung im Frühmittelalter“
Im Jahre 567 starb König
Charibert. Trotz mehrerer Eheschließungen hinterließ
er keinen Sohn, so daß eine Verteilung seines Erbes an die Brüder
nahe lag. Aber als König Guntram
die Chance eines zusätzlichen Erbanspruchs sah, griff er sofort zu.
Chariberts Witwe übermittelte
ihm nämlich ein Heiratsangebot, das
Guntram
bereitwillig anzunehmen versprach, wenn Königin
Theudechilde "ihre Schätze" mitbrächte. Sie tat es
zu des Königs Wohlgefallen, doch an ihr selbst war er nicht mehr interessiert,
und Theudechilde verschwand gegen ihren
Willen in einem Kloster. Wenn Guntram
die Eheschließung unterließ, so wird der Grund in einer veränderten
politischen Situation zu finden sein, in der die Chance auf Einheirat in
Chariberts
Reich bereits nicht mehr gegeben war.
Die Vorzüge einer Heirat mit detr Königinwitwe
hatte besonders
König
Chlothar I. treffsicher erkannt und mehrfach mit Erfolg durchgeprobt.
Eine typische Form von Einheirat war das Angebot der Witwe Chariberts
567 an ihren Schwager Guntram, er möge
sie heiraten, worauf dieser zum Schein einging unter der Bedingung, daß
sie "ihre Schätze" in die Ehe einbringe. Theudechilde
tat es und wurde zwiefach betrogen.
Dahn, Felix: Seite 385
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"Die Völkerwanderung. Kaiser "
Er nahm auch ein anderes Mädchen zur Ehe, eine Hirtentochter,
mit Namen Theudechildis, von der soll
er einen Sohn gehabt haben, der aber gleich nach der Geburt starb und begraben
wurde."
Nach Chariberts Tod
sandte Theudechildis - "eine von seinen
Gemahlinnen" - zu König Guntchramn und
bot sich ihm von freien Stücken zur Ehe an. Der König antwortete
ihrem Boten: "Es beliebe ihr, zu mir zu kommen mit ihren Schätzen.
Ich werde sie zur Ehe nehmen, und sie hochstellen in meinem Volk, so daß
sie noch größere Ehren bei mir genießen soll, als bei
meinem Bruder, der jüngst verstorben ist." Da war jene voll Freude,
raffte alles zusammen und reiste zu ihm. Als dies der König sah, sprach
er: "Besser ist es, diese Schätze bleiben bei mir, als daß sie,
die unwürdig meines Bruders Bett betrat, diselben unter sich behalte."
Darauf nahm er ihr das meiste ab. Einiges aber ließ er ihr und -
sandte sie in das Kloster zu Arles. Sie gewöhnte sich jedoch, nach
solcher Vergangenheit eigentlich zu begreifen, schwer daran, Fasten und
Nachtwachen zu ertragen, und ging deshalb im geheimen durch Boten einen
Goten an: wenn er sie nach Spanien entführen und sich mit ihr vermählen
wolle, so versprach sie ihm heimlich mit ihren Schätzen das Kloster
zu verlassen und ihm freudig zu folgen. Jener sagte es ihr ohne Zaudern
zu, und als sie schon ihre Sachen zusamengepackt, die Bündel geschnürt
hatte und aus dem Kloster zu entspringen gedachte, kam die Wachsamkeit
der Äbtissin ihrer Absicht zuvor. Ihr Fluchtversuch wurde entdeckt,
die Äbtissin ließ sie schwer geißeln und in den Kerker
werfen, in dem sie bis an ihr Lebensende blieb und nicht geringe Leiden
zu ertwgen hatte.
oo 3. Charibert I. Frankenkönig zu Paris-Tournai
518/23- Winter 567
Literatur:
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Dahn, Felix: Die Völkerwanderung. Kaiser Verlag
Klagenfurth 1997, Seite 385 -