Deuteria                                                    Frankenkönigin
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um 505-
 

Eventuell Tochter des Comes Goerich
 

Deuteria war vermutlich AGILOLFINGERIN.

Jarnut Jörg: Seite 29,38,44
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„Agilolfingerstudien“

Nach Gregors Bericht verließ damals die vornehme Römerin Deoteria ihren Gatten, der sich vor Theudebert nach Beziers geflüchtet hatte, und übergab sich und das von ihr beherrschte "castrum" Cabrieres (dep. Herault) dem Eroberer, der sich prompt in sie verliebte. Nach dem Tod seines Vaters heiratete er die Verräterin. Gregor von Tours charakterisiert sie als "utilis valde atque sapiens" und gibt damit nach den Untersuchungen Irsiglers einen massiven Hinweis auf ihren adligen Familienhintergrund. Ihre herausragende Stellung wird aber auch daraus ersichtlich, daß sie über das "castrum" verfügen konnte. Es spricht also alles dafür, daß diese mächtige und vornehme Romanin einem Senatorengeschlecht entstammte.
Wir können unterstellen, daß Theudebert - entgegen Gregors Behauptung - nicht nur Gefühle leiteten, als er Deoteria heiratete. Vielmehr dürfte diese Ehe wie fast alle derartigen Verbindungen auch und vielleicht sogar vor allem politische Zwecke verfolgt haben. Diese sind unschwer zu erschließen: Mit seiner Heirat band der König eine mächtige senatorische Familie an sich udn sicherte so seine Eroberungen politisch ab. Einen Hinweis darauf, daß Deoterias Familie gerade im Gebiet von Rodez verwurzelt war, könnte nicht nur ihre Flucht in das nahe Cabrieres, sondern auch eine Nachricht Gregors von Tours liefern, die zeigt, daß es dort schon vor 507 eine frankophile Partei gab.
Nicht selten wurden derartige Bindungen, wie sie Theudebert und Deoteria eingegangen waren, nun dadurch verstärkt, daß nicht nur eine, sondern zwei Ehen zwischen Angehörigen beider Familien geschlossen wurden. Möglicherweise heiratete danmals also ein Verwandter Deoterias, vielleicht ein namentlich unbekannter Bruder, Theudeberts in das Frankenreich zurückgekehrte Schwester Theudechild.
Die wenigen gesicherten Daten über die Familie Deoterias und andere Indizien könnten dafür sprechen, daß ihre Eltern jene Verbindung vollzogen, die zur von uns angenommenen Verschmelzung von senatorischen und westgotischen Traditionenn führte. Deoteria dürfte um 505 geboren sein; denn dies erklärt einerseits, daß sie auf Theudebert um 532/33 noch eine gewaltige Faszination ausüben konnte, andererseits aber, daß sie schon um 534/35 eine heranwachsende Tochter aus erster Ehe besaß, die sie als Nebenbuhlerin fürchtete, die also um 520/22 herum geboren worden sein dürfte. Geht man von diesem Daten aus, so könnte Deoterias Mutter eine Urenkelin Agiulfs gewesen sein, die einen aquitanischen Senator geheiratet hatte.
Wenn Deoteria aber mütterlicherseits einer der führenden westgotischen Familien entstammte, erklärt dieses Faktum noch besser König Theudeberts Entschluß, sie zu seiner Frau zu machen: Damit band er dann nicht nur eine bedeutende senatorische Familie, sondern auch deren westgotische Cognaten an sich. Ein Indiz, daß Deoteria tatsächlich AGILOLFINGERIN war, könnte man darin erblicken, daß ihr von Theudebert gezeugter Sohn Theudewald getauft wurde und damit im zweiten Bestandteil seines Namens das für die fränkisch-bayerischen AGILOLFINGER typische Grundwort - "wald" aufwies.
Zu unserer Annahme gehört auch, daß ein Verwandter Deoterias die Bindungen ihrer Familie an die MEROWINGER durch eine Ehe mit Theudeberts Schwester Theudechild stärkte.
Schon nach drei Jahren trennte sich der König von Deoteria und heiratete 537 unter dem Druck dder Franken Wisigarda, eine Tochter des mächtigen Langobarden-Königs Wacho, mit der er zunächst verlobt gewesen war, die er aber wegen Deoteria nicht geheiratet hatte. Vielleicht hatte es aber auch Abscheu erregt, daß die Königin ihre eigene Tochter aus 1. Ehe ermorden ließ, weil sie fürchtete, daß das heranwachsende Mädchen die Begehrlichkeit ihres Stiefvaters erregen könnte.

Zöllner Erich: Seite 85,90
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"Geschichte der Franken bis zur Mitte des 6. Jahrhunderts."

Theudebert operierte hingegen sehr erfolgreich, er kam bis nach Beziers, eroberte und plünderte die Feste Dio und veranlaßte auch Cabrieres zur Übergabe; hier lernte er seine spätere Gemahlin, die Gallorömerin Deoteria, kennen.
Als Voraussetzung für das Einvernehmen mit den Langobarden und wohl auch aus verschiedenen anderen Motiven erfolgte die Liquidierung der Verbindung des Frankenkönigs mit Deoteria, die ihm einen Sohn Theudebald geboren hatte, aber offenbar unter Mordverdacht stand, und die Verehelichung Theudeberts mit der solange zugunsten von Deoteria brüskierten langobardischen Königs-Tochter Wisigarde [Greg. Tur. III 26,27. Über die Problematik der Ehe Theudeberts mit der Gallorömerin vgl. Buchner, Merowingisches Königtum Seite 146. Mir scheint der Verlöbnisbruch und der üble Leumund der Deoteria (Mordverdacht wegen des Unfalls ihrer Tochter) wesentlicher für die Haltung des Volkes gegen sie als die gallorömische Abstammung, doch mag auch dieser Umstand eine Rolle gespielt haben.].
 
 
 
 

  1. oo N.N.
                  -

     534
  2. oo 1. Theudebert I. König der Franken
               um 500-   548
 
 
 
 

Kinder:
1. Ehe

  Tochter

2. Ehe

  Theudebald
  um 535   555
 
 
 
 

Literatur:
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Dahn Felix: Die Franken. Emil Vollmer Verlag 1899 - Ewig Eugen: Die fränkischen Teilungen und Teilreiche (511-613). Verlag der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz 1952 - Ewig, Eugen: Die Merowinger und das Frankenreich. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1993, Seite 86 - Schneider, Reinhard: Königswahl und Königserhebung im Frühmittelalter, Seite 80 - Zöllner Erich: Geschichte der Franken bis zur Mitte des 6. Jahrhunderts. Verlag C. H. Beck München 1970, Seite 85,90, 96,107,125,130 -
 
 
 
 


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