Sohn des Franken-Königs
Chilperich II.
Lexikon des Mittelalters: Band II Spalte 1818
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Childerich III., merowingischer König
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Nach dem Tod Theuderichs IV. 737 hatte der Hausmeier Karl Martell den merowingischen Thron unbesetzt gelassen. Anfang 743 entschloß sich sein Sohn Karlmann, sicher in Übereinstimmung mit seinem Bruder Pippin, offenbar wegen starker Widerstände der Herzöge von Aquitanien, Bayern und Alemannien gegen die hausmeierliche Gewalt, nochmals einen merowingischen König, Childerich III., zu erheben ("...Karlmanno ...qui nobis in solium regni instituit", MGH DD Merov. 97). Dieser letzte, genealogisch nicht näher einzuordnende merowingische "Schattenkönig" bleibt völlig im dunkeln; traurige Berühmtheit erlangte er nur durch seine Absetzung Ende 751 bei der Königserhebung Pippins; er wurde geschoren und in ein Kloster (wohl St. Bertin) eingewiesen.
Quellen:
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Ananles regni Fr. ad. an 750 (MGH SRG)
Literatur:
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R. Schneider, Königswahl und Königserhebung
im FrühMA, 1972, 183-186 - W. Affeldt, Unters. zur Königserghebung
Pippins, FMASt 14, 1980, 95-187 [mit Forschungsber.] -
Schneider Reinhard: Seite 183-186
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„Königswahl und Königserhebung im Frühmittelalter“
Die Frage nach den Motiven der Erhebung Childerichs
III. ist dringend, aber gewiß vielschichtig und nur mit
wenigen Andeutungen zu beantworten.
Sehr einleuchtend sind die Gründe, die der im 9.
Jahrhundert schreibende Ado von Vienne (+ 874) in seiner Weltchronik anführt,
wenn er auf die Rechtmäßigkeit als notwendige Voraussetzung
jeder Herrschaft im Reich anspielt und darauf hinweist, daß der usurpatorische
Charakter eines Hausmeiertums ohne den Schein delegierter Königsgewalt
ernste innenpolitische Schwierigkeiten mit sich bringen würde. Childerich
III.sei erhoben worden, "damit sie nicht selbst zu herrschen
scheinen, sondern ein rechtmäßiger König aus merowingischem
Geschlecht, und damit die Edlen unter den Franken sich nicht gegen sie
wegen Anmaßung der Königsgewalt erhöben.
So kommt es im Jahre 743 (zwischen Februar 16 und März
3) zur Erhebung Childerichs III. Wenig
genug ist über den Vorgang bekannt, wie überhaupt Childerich
III. in den erzählenden Quellen gar nicht erwähnt
wird, und die Kenntnis von ihm auf einen einzigen Hinweis über seine
Erhebung sowie einige wenige mehr über seine Absetzung beschränkt
ist - sofern man von der Namensnennung in einigen Urkunden absieht. Childerichs
Verwandtschaftsverhältnis zu bisherigen MEROWINGER-Königen
ist strittig, nur sicher, daß er ein MEROWINGER
war und später einen Sohn Theuderich
hatte. Dem Protokoll einer Urkunde Childerichs
III. für Stablo-Malmedy vom Juli 744 ist zu entnehmen,
daß der fränkische Hausmeier Karlmann Childerich
zum König erhoben bzw. ihn auf das solium regni gesetzt hat.
Da es gute Gründe gibt für die Annahme, Childerichs
Erhebungsei Anfang März auf einer zu dieser Jahreszeit ziemlich regelmäßig
stattfindenden Reichs- bzw. Heeresversammlung erfolgt, darf man folgern,
daß die Erhebung in großer Öffentlichkeit nach dem altgewohnten
- uns leider weithin unbekannten - Zeremoniell der Königserhebung
vonstatten gegangen sein wird. Das erwähnte Urkundenprotokoll weist
dabei auf eine Thronsetzung als Kern der Erhebungsakte. Ob Karlmann allein
- und zwar vielleicht als älterer Bruder für Pippin
mithandelnd
- oder ob beide Söhne Karl Martells bei Childerichs
Thronsetzung die tragende Rolle übernommen hatten, läßt
sich nicht entscheiden.
Daher scheinen sich die beiden Hausmeier "beeilt zu haben,
noch vor dem entscheidenden Waffengang gegen Bayernherzog 743 mit Childerich
III. einen König aus merowingischem
Hause einzusetzen".
Kurz erwähnt werden muß aber noch, da der
letzte König der merowingischen
Dynastie in den Tagen zwischen dem 22. Dezember 751 und dem 25. Januar
752 abgesetzt, geschoren und in das Kloster Sithiu (St. Bertin) eingewiesen
wurde.
oo N.N.
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Kinder:
Theoderich
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Er mußte 751 Mönch werden.
Literatur:
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Brigitte/Lorenz Sönke: Mönchtum - Kirche - Herrschaft
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Borgolte Michael: Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer
Zeit. Vorträge und Forschungen Sonderband 31 Jan Thorbecke Verlag
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Verlag 1899 - Dahn, Felix: Die Völkerwanderung. Kaiser Verlag
Klagenfurth 1997, Seite 475,478 - Deutsche Geschichte Band 1 Von den Anfängen
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Berlin 1982, Seite 292 - Epperlein Siegfried: Karl der Große.
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und salischer Zeit. Franz Steiner Verlag Wiesbaden 1979, Seite 13 - Herm,
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