Sohn des N.N.
Lexikon des Mittelalters: Band II Spalte 1718
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Chararich, salfränkischer Kleinkönig seit 486/87
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+ ca.508
Parens Chlodwigs.
Im Kampf Chlodwigs
gegen Syagrius (486/87) verhielt sich Chararich
trotz dessen Hilfeersuchen neutral. Später ließ Chlodwig
Chararich und dessen Sohn scheren und zum Priester bzw. Diakon
weihen, danach
(ca. 508) enthaupten und unterwarf ihr regnum (vermutlich
westlich Tournai-Cambrai) seiner Herrschaft.
Literatur:
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Hoops IV, 370f. [R. Wenskus] - E. Zöllner, Gesch.
der Franken bis zur Mitte des 6. Jh., 1970 – HEG I, 1976, 255 [E. Ewig]
Etwas andere Methoden wendet Chlodwig bei seiner Politik der systematischen Ausrottung der fränkischen Königsfamilien gegenüber König Chararich an, der Chlodwigs Groll ohnehin durch seine neutrale Haltung in dessen Streit mit Syagrius erregt hatte. Mit List werden Chararich und sein Sohn gefangen, gefesselt und geschoren, der Vater zum Priester, der Sohn zum Diakon geweiht. Diese Maßnahmen werden von Chararich als Erniedrigung empfunden und bezwecken die Ausschaltung des rechtmäßigen Herrschers zugunsten Chlodwigs, wobei festzuhalten ist, daß nach dem üblichen Nachfolgeverfahren der Sohn auf den Vater gefolgt wäre. Als der Sohn den bekümmerten Chararich mit dem berühmten Hinweis zu trösten sucht, daß die Haare wieder nachwachsen - und ihr Herrschaftsrecht damit wiederaufleben - würden, läßt Chlodwig beide enthaupten. Für Gregor von Tours gewinnt Chlodwig das betreffende regnum cum thesauris et populis erst nach dem Tode der beiden [Nach R. Wenskus, Bemerkungen 224, wird man Arras oder Boulogne als Sitz des Teilkönigs Chararich zu denken haben.].
Zöllner Erich: Seite 48,61,70-72
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"Geschichte der Franken bis zur Mitte des 6. Jahrhunderts."
Mit Chlodowech war
König Ragnachar von Cambrai verbündet,
während Chararich, den Chlodowech
ebenfalls zur Teilnahme am Kriegszug gegen Syagrius aufgefordert hatte,
sich neutral verhielt und den Ausgang des Kampfes abwartete.
Eigens erwähnt wird bei Gregor noch der Übertritt
von Chlodowechs bisher arianischer
Schwester Lantechilde,
von den anderen MEROWINGERN schlossen
sich - der Zeitpunkt ihrer Konversion ist allerdings durchaus unbekannt
- wenigstens König Chararich und
sein Sohn an.
Nach Übernahme der Herrschaft beiden Rheinfranken
wandte sich
Chlodowech gegen
Chararich;
anhaltender Groll wegen
Chararichs
abwartebnder Haltung im Krieg gegen Syagrius - vor mehr als zwanzig Jahren
- wird von Gregor als Motiv angeführt. Chlodowech
nahm Chararich und dessen Sohn durch
List gefangen und ließ sie scheren, den Vater zum Prister, den Sohn
zum Diakon weihen. Als der König aber hörte, daß beide
wieder nach der Herrschaft trachteten, ließ er sie enthaupten "und
gewann so nach ihrem Tod ihr Land, ihren Schatz und ihr Volk".
Beim Vorgehen gegen Chararich
bietet der Umstand, daß der König und seine Familie katholisch
sind (sonst könnten an Vater und Sohn nicht die geistlichen Weihen
vollzogen werden), wohl einen Hinweis auf die Zeit nach Chlodowechs
Taufe, nicht nur weil diese erst den Auftakt zur Katholisierung des Frankenvolkes
gegeben hatte, sondern weil Chlodowech
vor seinem eigenen Übertritt zum Christentum kaum Mönchstonsur
und Priesterweihe als Mittel zur Ausschaltung eines Rivalen verwendet hätte.
Gewiß fällt auf, daß Chlodowech
sich erst so spät für Chararichs
Beiseitestehen im Krieg gegen Syagrius gerächt haben soll, aber dieses
Motiv könnte auf eine Mutmaßung Gregors oder auf volkstümliche
Erklärung durch die fränkische Tradition zurückgehen; im
übrigen wird sich Chlodowech gewiß
nicht gescheut haben, weit herbeigeholte Kriegsgründe anzuführen,
wenn er einmal zum Kampfe entschlossen war.
Literatur:
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Dahn Felix: Die Franken. Emil Vollmer Verlag 1899
- Deutsche Geschichte Band 1 Von den Anfängen bis zur Ausbildung
des Feudalismus. VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1982, Seite
225,228 - Ewig, Eugen: Die Merowinger und das Frankenreich. Verlag
W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1993, Seite 80 - Herm,
Gerhard: Karl der Große. ECON Verlag GmbH, Düsseldorf, Wien,
New York 1987, Seite 19 - Schneider, Reinhard: Königswahl und
Königserhebung im Mittelalter. Anton Hirsemann Stuttgart 1972, Seite
71 - Zöllner Erich: Geschichte der Franken bis zur Mitte des
6. Jahrhunderts. Verlag C. H. Beck München 1970, Seite 44,48,61,70-72,107,171,243
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