Sohn des fränkischen Edlen Karlmann
Lexikon des Mittelalters: Band VI Spalte 2167
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Pippin I. der Ältere, fränkischer Hausmeier
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+ 639/40
oo Itta (Iduberga)
Spitzenahn der PIPPINIDEN, verfügte über ausgedehnten Familienbesitz zwischen dem Kohlenwald und der mittleren Maas (östliches Belgien), begegnet erstmals 613 als Repräsentant der austrasischen Großen, als er zusammen mit Arnulf von Metz dem neustrischen König Chlothar II. die Herrschaftsübernahme auch in Austrasien und Burgund ermöglichte. 623 erhob Chlothar II. seinen Sohn Dagobert I. zum Unterkönig in einem Teil Austrasiens und bestimmte Arnulf und Pippin zu dessen engsten Beratern; spätestens seit 624/25 fungierte Pippin der Ältere im Amt des Hausmeiers. Als Arnulfwohl 629 sich aus der Politik zurückzog, wurde Bischof Kunibert von Köln sein Nachfolger. Der Tod Chlothars II. Ende 629 beendete die Eigenständigkeit Austrasiens. Pippins Einfluß schwand; als Dagobert 633/34 das austrasische Unterkönigtum für seinen minderjährigen Sohn Sigibert III. erneuerte, gab er ihm neben Kunibert nicht Pippin, sondern den Dux Adalgisel als faktischen Regenten zur Seite. Nach einer neuen Übersetzung der besonders dunklen Fredegarstelle IV, 61 scheint Pippin der Ältere zwischen 631 und 633/34 politisch entmachtet worden zu sein und sein Hausmeieramt an Adalgisel verloren zu haben; Fredegar wollte wohl "in seiner Parteinahme für Pippin den Amtsverlust kaschieren" (Wunder, 50). Erst nach Dagoberts Tod 638/39 erlangte Pippin erneut die austrasische Hausmeierwürde, starb aber wenig später. Der moderne Beiname 'von Landen' (ar. Leuven) geht auf brabantische Quellen des 13. Jh. zurück.
Literatur:
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H. Bonnell, Die Anfänge des karol. Hauses, 1866
- E. Hlawitschka, Zur landschaftl. Herkunft der Karolinger, RhVjbll 27,
1962, 1-17 - Ders., Die Vorfahren Karls d. Gr. (Karl d.Gr., I, 1965), 51-58
- M. Werner, Der Lütticher Raum in frühkarol. Zeit, 1980, 342-354
- H. Wunder, Zur Entmachtung des austrasischen Hausmeiers P. (Fschr. H.
Zimmermann, 1991), 39-54 - R. Schieffer, Die Karolinger, 1992, 12-19 -
2. Pippin der Ältere, Hausmeier
in Auster
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+ 640
Quellen bei BM² 2i-2q.
Pippin war der Ahnherr der PIPPINIDEN.
Schieffer Rudolf:
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"Die Karolinger"
Auch der Hausmeier Pippin
vermochte seinen bestimmenden Einfluß nicht auf Dauer zu behaupten.
Nachdem ihm zunächst an Arnulfs Statt der Bischof Kunibert von Köln
als geistlicher Ratgeber
König Dagoberts
zur Seite getreten war, entfiel 629 durch den Tod
Chlothars
II. überhaupt das austrischen Sonderkönigtum, auf
das sich Pippin gestützt hatte.
Dagobert
I., der das Erbe des Vaters im Gesamtreich antrat und nach Neustrien
ging, ließ den Hausmeier ebenfalls dorthin kommen und wies ihm zeitweise
einen Aufenthalt in Orleans an; es ist bezeugt, dass dabei wachsende "Eifersucht
der Austrier", also wohl anti-pippinidischer
Kreise unter den Großen, mit im Spiel war, doch bleibt ungewiß,
inwieweit der König selbst die Entfernung
Pippinsaus
der Heimat als "politische Kaltstellung" (M. Werner) betrieben hat. Immerhin
ist augenscheinlich, dass in den 630-er Jahren die großen Entscheidungen
ohne Pippins
Beteiligung fielen, als es darum ging, vornehmlich mit Blick auf militärische
Gefahren rechts des Rheins die austrische Unterherrschaft zu erneuern,
diesmal für Dagoberts minderjährigen
Sohn Sigibert (III.), und als faktischen
Regenten neben Bischof Kunibert den Herzog (dux) Adalgisel aus einer weiteren,
gewiß vornehmen Familie Austriens zu bestellen, schließlich,
nach der Geburt eines zweiten Königssohnes namens
Chlodwig
(II.), auch über Dagoberts
Tod hinaus ein Nebeneinander von austrischer und neustrischer Monarchie
ins Auge zu fassen.
Allerdings fällt auf, dass während all dieser
Jahre kein neuer Hausmeier für Austrien in den Quellen auftaucht,
alsoPippins
Anspruch auf eine führende
politische Rolle zumindest theoretisch gewahrt blieb. Auch die Verheiratung
seiner Tochter Begga
mit Arnulfs Sohn Ansegisel, die in jene Zeit fallen muß und
die beiden Familien der ARNULFINGER
und der PIPPINIDEN dauerhaft miteinander
verband, spricht gegen die Vorstellung, der Hausmeier könnte den Kampf
um die Macht bereits verloren gegeben haben. Seine Stunde schlug erneut,
als König Dagobert Anfang 638
oder 639 mit rund 30 Jahren starb, lange bevor seine beiden Söhne
zu regierungsfähigem Alter herangewachsen waren. Anschaulich wird
in der Fredegar-Chronik geschildert, wie Pippin
sogleich den Umschwung zu seinen Gunsten in Auster herbeiführte: "...
mit Kunibert beschloß er, wie es einst gewesen, so für immer
das Band der gegenseitigen Freundschaft fest zu bewahren und dazu die Freundschaft
aller gemeinsamen Anhänger unter den Austriern auf ewig an sich zu
binden, indem er ihnen klug und freundschaftlich entgegentrat und sie milde
regierte. Durch Gesandte wurde der gebührende Anteil
Sigiberts
an den Schätzen des
Dagobert von
der Königin Nanthild und dem König
Chlodwig (von Neuster) abverlangt und zur Übergabe ein
Gerichtstag anberaumt". Man sieht, dass Pippins
politisches Gewicht wesentlich von der Unterstützung durch eine Vielzahl
maßgeblicher Standesgenossen in Auster getragen war und nun eingesetzt
wurde, um im Namen des etwa 10-jährigen Königs
Sigibert die Belange der Austrier gegenüber dem neustrischen
Hof seines vielleicht 5-jährigen Bruders Chlodwig
zu reklamieren. Die Könige kamen dabei gar nicht selbst zu Wort, sie
erschienen eher in der Rolle eines Aushängeschilds oder Faustpfands,
dessen sich die rivalisierenden Großen im Machtkampf bedienten, und
dies sollte fortan auch so bleiben, denn nach Dagoberts
I. Tod ist kein MEROWINGER
mehr auf längere Frist zu eigenständiger Regierung gelangt.
Der Hausmeier Pippin der Ältere
hat freilich die Früchte der so angebahnten Entwicklung nicht mehr
ernten können, denn er starb bald nach seinem letzten Triumph, wohl
im Jahre 639 und angeblich von allen Austriern betrauert "wegen
seiner Liebe zur Gerechtigkeit und Güte".
oo Itta (Iduberga) = Ida
592- 652
Kloster Nivelles
Kinder:
Grimoald
- 662
Begga
-
693
oo Ansegisel, Sohn Arnulfs von Metz
-
Gertrud Äbtissin von Nivelles
626-17.3.659
Literatur:
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Borgolte Michael: Geschichte der Grafschaften
Alemanniens in fränkischer Zeit. Vorträge und Forschungen Sonderband
31 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1984, Seite 22 - Dahn Felix:
Die Franken. Emil Vollmer Verlag 1899 - Dahn Felix: Die Völkerwanderung.
Germanisch-Romanische Frühgeschichte Europas. Verlag Hans Kaiser Klagenfurt
1977, Seite 428,438,441,444,447,451,479 - Deutsche Geschichte Band
1 Von den Anfängen bis zur Ausbildung des Feudalismus Mitte des 11.
Jahrhunderts. VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1982, Seite
260,261,263,264 - Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H.
Beck München 1994, Seite 76 - Ewig Eugen: Die Merowinger und
das Frankenreich. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1988, Seite
117,120,128,131,143, 163,181-183 - Herm, Gerhard: Karl der Große.
ECON Verlag GmbH, Düsseldorf, Wien, New York 1987, Seite 33,42,66
- Jarnut Jörg: Agilolfingerstudien. Anton Hiersemann Stuttgart
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der Große. Profile eines Herrschers. R. Piper GmbH & Co. KG,
München 1987, Seite 33-34 - Mühlbacher Engelbert: Deutsche
Geschichte unter den Karolingern. Phaidon Akademische Verlagsgesellschaft
Athenaion - Nack Emil: Germanien. Ländern und Völker der
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- Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher
Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991, Seite 30-35 -
Schieffer
Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992,
Seite 12,14-20,22,26,29 - Werner Matthias: Adelsfamilien im Umkreis
der frühen Karolinger. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1982, Seite
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