Begraben: Ste-Croix/Poitiers
2. Sohn des Kaiser LUDWIG I.
DER FROMME aus seiner 2. Ehe mit der Irmingard
Lexikon des Mittelalters: Band VI Spalte 2170
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Pippin I., König von Aquitanien 814-838
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+ Dezember 838
Begraben: Ste-Croix/Poitiers
oo 822 Ingeltrud/Ringart (NIBELUNGIN)
Pippin I., schon 814 vom Vater, Kaiser LUDWIG DEM FROMMEN, zum Unterkönig in Aquitanien eingesetzt, behielt dieses regnum (mit drei burgundischen Grafschaften in der Ordinatio imperii von 817, wurde aber mit Ludwig II., dem älteren Bruder,Kaiser LOTHAR I., untergeordnet. Seit 819 begegnet Pippin I. bei militärischen Grenzsicherungsmaßnahmen gegen die Waskonen, im Gefolge des Vaters auch gegen die Bretonen. In Ansätzen sind Bemühungen um die Förderung der Kirchenreform und ein literarisches Patronat zu erkennen; Jonas von Orleans widmete Pippin I. den Fürstenspiegel "De institutione regia". LUDWIGS DES FROMMEN Versuche zur Ausstattung seines aus 2. Ehe geborenen Sohns KARL auf Kosten der älteren Brüder stürzten das Reich seit 829 in schwere Krisen und führet zu wechselnden Koalitionen zwischen Vater und Söhnen. 832 setzte LUDWIG Pippin ab und wies Aquitanien KARL zu. Pippin I. entzog sich der Deportation nach Trier durch Flucht und besiegte den Vater im Bund mit den älteren Brüdern 833. Doch der Zwist um die Herrschaftsanteile sprengte diese Koalition bald und führte zur Aussöhnung Pippins und Ludwigs II. mit dem Vater. Damit sicherte Pippin seine um die Grafschaft Anjou vermehrte aquitanische Herrschaft, konnte aber weitergehende Hoffnungen nicht verwirklichen, als LUDWIGDER FROMME 838 KARL mit Neustrien ausstattete. Die Basis der Macht fand Pippin, wie spätzer sein Sohn Pippin II., vor allem im Land östliche der Garonne und um Toulouse, weniger im Norden Aquitaniens oder in Burgund. Obwohl ihm Teile des aquitanischen Adels mit entsprechendem Eigenbewußtsein stützten und er sich in seinen Urkunden 'rex Aquitanorum', nannte, kam kaum von einem aquitanischen 'Nationalkönigtum' gesprochen werden, da sich Pippins Politik in den fränkischen Bahnen karolingischer Nachfolgeregelung bewegte.
Literatur:
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siehe Pippin II.
III. Generation
11
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Pippins Geburtsdatum
(Brandenburg "etwa 803") ist dem LOTHARS I.
näherzurücken als dem des jüngeren Bruders
Ludwig,
denn Pippin erhielt schon 814 mit LOTHAR
ein Unterkönigtum, während für Ludwig
diese Verleihung erst 817 ins Auge gefaßt und erst 825 rechtskräftig
wurde. Zum Unterkönigtum in Aquitanien Eiten 96ff. und L. Levillain,
Recueil des actes des rois d'Aquitaine, Paris 1926, Einleitung.
Brandenburg nennt die Tochter des Grafen Tetbert von
Madrie (Gebiet an der Eure unterhalb von Chartres), deren Ehe zu 822 von
den Reichsannalen ohne Nennung ihres Namens gemeldet wird, Ingeltrud.
Er folgt dabei der allgemeinen Tradition und speziell Levillain, Receuil
a.a.O., nr. 25. Nun ist die dort wiedergegebene, auch schon früher
angezweifelte Urkunde
Pippins I. von
836 III 12 von Levillain als Fälschung erwiesen worden. Das hinderte
den Herausgeber nicht, die im Diplom vorkommenden Namen als echten Kern
zu betrachten und in seinen eigenen genealogischen Studien zu verwerten.
Auf diese "Urkunde" gehen schon zahlreiche Versuche älterer Genealogen
zurück, über Tetbergs angeblichen Sohn und "Ingeltruds" angeblichen
Bruder Robert eine Brücke von den ROBERTINERN
zu den KAROLINGERN zu schlagen. In
Wahrheit sind diese Angaben wertlos (der Name Ingeltrud begegnet bei der
Mutter der Königin Irmentrud,
Gattin des Grafen Odo von Orleans, der ebenfalls in den Bemühungen
der Genealogen des 17. und 18. Jahrhunderts um die Ahnen der KAPETINGER
eine
große Rolle spielt). Es gibt nur ein authentisches Zeugnis über
den Namen der aquitanischen Königin, ein Gedicht, das Ermoldus Nigellus
an Pippin I. selbst richtete und in
dem er ihm den Wunsch zuruft: Sit tua vita diu pulchra cum coniuge Ringart.
Allerdings steht der Name so, außer in der einzigen Hanschrift, British
Museum Harley 3685, fol. 33 (Hs. des 15. Jahrhunderts) nur in der Ausgabe
von Edmond Faral, Ermold le Noir. Poeme sur Louis le Pieux et epitres au
roi Pepin, Paris 1932 (Class. le l'hist. de France au moyen age) 232, Vers
207. Pertz hatte nämlich an der Form Ringart
Anstoß genommen und "Irmgart" emendiert. Dem hat sich Dümmler
angeschlossen, so daß man in dessen Ausgabe MG Poet. lat. 2,91 im
Vers 207 liest: .. pulchra cum coniuge Irmgart, und dazu in Anmerkung
den Hinweis auf ein "Diploma" Pippins
(eben jene erwähnte Fälschung), in der sich der Name Ingeltruda
finde. Es gibt jedoch nicht den geringsten Anlaß, den von einem Zeitgenossen
und Vertrauten Pippins I. überlieferten
Namen Ringart zu verwerfen, ganz abgeshen
von der Beobachtung Farals 233, Anm. 2, daß die Form "Irmgart" nach
coniuge einen Hiastus voraussetzt. In Nekrologen der Salzburger Kirchenprovinz
begegnen in Einträgen des 8. und 9. Jahrhunderts die Namensformen
Hrindrud, Hrincrim abbas, Hrin-golf (MG Necr. 2, 1904, vgl. etwa col. 95,
Zeile 30 und im Register 705, Spalte 1). Aber auch der Name
Ringart
selbst kommt in einem Reichenauer Eintrag vor, MG Libr. Confr. 2,
Kolumne II, 564, Zeile 11). Pippins I.
Gattin hieß weder Ingeltrud noch Ermengard/Irmgard, sondern Hringart.
Schieffer Rudolf:
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"Die Karolinger"
Nach der auf der Aachener Reichsversammlung beschlossenen
Ordinatio imperii sollte Pippin unter
der Hoheit seines Bruders LOTHAR auch
über den Tod des Vaters hinaus nicht mehr als das unwesentlich erweiterte
Aquitanien innehaben. Im Jahre 822 führte
Pippin Ringart, deren Vater eine neustrische Grafschaft innehatte,
heim.
Im Jahre 830 ließ er sich durch das Versprechen
eines größeren Erbteils von seinem Vater auf dessen Seite ziehen,
der dadurch seine Herrschaft wiederherstellen konnte. Obwohl Pippins
Reich
Aquitanien nach N bis zur Somme erweitert worden war, erschien er im Herbst
831 nicht zu einem Hoftag und war bei einem Weihnachtsbesuch in Aachen
eigenmächtig abgereits. Nach der Unterwerfung seines Bruders
Ludwig,
der sich gegen seinen Vater erhoben hatte, wurde Pippin
deshalb
im Oktober 832 in der Nähe von Limoges zur Ergebung gezwungen und
mit Absetzung und Verbannung nach Trier bestraft. Bereits auf dem Transport
konnte der enterbte Pippin entweichen
und Verbindung mit LOTHAR aufnehmen,
der in Italien ein Heer gegen seinen Vater sammelte. Mit Hilfe des Papstes
erzwangen die Brüder auf dem "Lügenfeld" zu Colmar die Absetzung
des Kaisers. Pippin wechselte gemeinsam
mit seinem Bruder Ludwig erneut die
Front und verhalf dem Vater erneut zur Herrschaft.
822
oo Ingeltrud, Tochter des Grafen Theudbert von
Madrie
-
(Ringart nach R. Schieffer)
Kinder:
Pippin II.
823- 865
Karl Erzbischof von Mainz (856-863)
-
863
Tochter
-
oo Gerhard Graf von Poitou
- wohl 863
Literatur:
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Borgolte Michael: Die Grafen Alemanniens in merowingischer
und karolingischer Zeit. Eine Prosopographie. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen
1986, Seite 166,207 - Borgolte Michael: Geschichte der Grafschaften
Alemanniens in fränkischer Zeit. Vorträge und Forschungen Sonderband
31 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1984, Seite 225 - Deutsche Geschichte
Band 1 Von den Anfängen bis zur Ausbildung des Feudalismus Mitte des
11. Jahrhunderts. VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1982,
Seite 326,328,329 - Dümmler Ernst: Die Chronik des Abtes Regino
von Prüm. Verlag der Dykschen Buchhandlung Leipzig Seite 11,12 - Dümmler
Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und
Humblot Berlin 1865 Band I Seite 19,26,45,55,58,60,63,68,71,82,93, 95,118,120,122,125,128
- Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München
1994, Seite 59 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich
an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968,
Seite 10,50 - Kalckhoff Andreas: Karl der Große. Profile eines
Herrschers. R. Piper GmbH & Co. KG, München 1987, Seite 239-240,242
- Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher
Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991, Seite 179,181-189,192,
196-199 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart
Berlin Köln 1992, Seite 114,117,120,123,126,128-133, 136,139,145 -
Schneidmüller
Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart
Berlin Köln 2000, Seite 44,52, 53,54,55,56,57 - Schnith Karl
Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern
zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 46,48,51-54,57,61,63,95
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