Pippin I.                                                     König von Aquitanien (817-838)
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797-13.12.838
 

Begraben: Ste-Croix/Poitiers
 

2. Sohn des Kaiser LUDWIG I. DER FROMME aus seiner 2. Ehe mit der Irmingard
 

Lexikon des Mittelalters: Band VI Spalte 2170
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Pippin I., König von Aquitanien 814-838
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     + Dezember 838

Begraben: Ste-Croix/Poitiers

  oo 822 Ingeltrud/Ringart (NIBELUNGIN)

Pippin I., schon 814 vom Vater, Kaiser LUDWIG DEM FROMMEN, zum Unterkönig in Aquitanien eingesetzt, behielt dieses regnum (mit drei burgundischen Grafschaften in der Ordinatio imperii von 817, wurde aber mit Ludwig II., dem älteren Bruder,Kaiser LOTHAR I., untergeordnet. Seit 819 begegnet Pippin I. bei militärischen Grenzsicherungsmaßnahmen gegen die Waskonen, im Gefolge des Vaters auch gegen die Bretonen. In Ansätzen sind Bemühungen um die Förderung der Kirchenreform und ein literarisches Patronat zu erkennen; Jonas von Orleans widmete Pippin I. den Fürstenspiegel "De institutione regia". LUDWIGS DES FROMMEN Versuche zur Ausstattung seines aus 2. Ehe geborenen Sohns KARL auf Kosten der älteren Brüder stürzten das Reich seit 829 in schwere Krisen und führet zu wechselnden Koalitionen zwischen Vater und Söhnen. 832 setzte LUDWIG Pippin ab und wies Aquitanien KARL zu. Pippin I. entzog sich der Deportation nach Trier durch Flucht und besiegte den Vater im Bund mit den älteren Brüdern 833. Doch der Zwist um die Herrschaftsanteile sprengte diese Koalition bald und führte zur Aussöhnung Pippins und Ludwigs II. mit dem Vater. Damit sicherte Pippin seine um die Grafschaft Anjou vermehrte aquitanische Herrschaft, konnte aber weitergehende Hoffnungen nicht verwirklichen, als LUDWIGDER FROMME 838 KARL mit Neustrien ausstattete. Die Basis der Macht fand Pippin, wie spätzer sein Sohn Pippin II., vor allem im Land östliche der Garonne und um Toulouse, weniger im Norden Aquitaniens oder in Burgund. Obwohl ihm Teile des aquitanischen Adels mit entsprechendem Eigenbewußtsein stützten und er sich in seinen Urkunden 'rex Aquitanorum', nannte, kam kaum von einem aquitanischen 'Nationalkönigtum' gesprochen werden, da sich Pippins Politik in den fränkischen Bahnen karolingischer Nachfolgeregelung bewegte.

Literatur:
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siehe Pippin II.


Werner Karl Ferdinand: Seite 446
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"Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

III. Generation
11
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Pippins Geburtsdatum (Brandenburg "etwa 803") ist dem LOTHARS I. näherzurücken als dem des jüngeren Bruders Ludwig, denn Pippin erhielt schon 814 mit LOTHAR ein Unterkönigtum, während für Ludwig diese Verleihung erst 817 ins Auge gefaßt und erst 825 rechtskräftig wurde. Zum Unterkönigtum in Aquitanien Eiten 96ff. und L. Levillain, Recueil des actes des rois d'Aquitaine, Paris 1926, Einleitung.
Brandenburg nennt die Tochter des Grafen Tetbert von Madrie (Gebiet an der Eure unterhalb von Chartres), deren Ehe zu 822 von den Reichsannalen ohne Nennung ihres Namens gemeldet wird, Ingeltrud. Er folgt dabei der allgemeinen Tradition und speziell Levillain, Receuil a.a.O., nr. 25. Nun ist die dort wiedergegebene, auch schon früher angezweifelte Urkunde Pippins I. von 836 III 12 von Levillain als Fälschung erwiesen worden. Das hinderte den Herausgeber nicht, die im Diplom vorkommenden Namen als echten Kern zu betrachten und in seinen eigenen genealogischen Studien zu verwerten. Auf diese "Urkunde" gehen schon zahlreiche Versuche älterer Genealogen zurück, über Tetbergs angeblichen Sohn und "Ingeltruds" angeblichen Bruder Robert eine Brücke von den ROBERTINERN zu den KAROLINGERN zu schlagen. In Wahrheit sind diese Angaben wertlos (der Name Ingeltrud begegnet bei der Mutter der Königin Irmentrud, Gattin des Grafen Odo von Orleans, der ebenfalls in den Bemühungen der Genealogen des 17. und 18. Jahrhunderts um die Ahnen der KAPETINGER eine große Rolle spielt). Es gibt nur ein authentisches Zeugnis über den Namen der aquitanischen Königin, ein Gedicht, das Ermoldus Nigellus an Pippin I. selbst richtete und in dem er ihm den Wunsch zuruft: Sit tua vita diu pulchra cum coniuge Ringart. Allerdings steht der Name so, außer in der einzigen Hanschrift, British Museum Harley 3685, fol. 33 (Hs. des 15. Jahrhunderts) nur in der Ausgabe von Edmond Faral, Ermold le Noir. Poeme sur Louis le Pieux et epitres au roi Pepin, Paris 1932 (Class. le l'hist. de France au moyen age) 232, Vers 207. Pertz hatte nämlich an der Form Ringart Anstoß genommen und "Irmgart" emendiert. Dem hat sich Dümmler angeschlossen, so daß man in dessen Ausgabe MG Poet. lat. 2,91 im Vers 207 liest: .. pulchra cum coniuge Irmgart, und dazu in Anmerkung den Hinweis auf ein "Diploma" Pippins (eben jene erwähnte Fälschung), in der sich der Name Ingeltruda finde. Es gibt jedoch nicht den geringsten Anlaß, den von einem Zeitgenossen und Vertrauten Pippins I. überlieferten Namen Ringart zu verwerfen, ganz abgeshen von der Beobachtung Farals 233, Anm. 2, daß die Form "Irmgart" nach coniuge einen Hiastus voraussetzt. In Nekrologen der Salzburger Kirchenprovinz begegnen in Einträgen des 8. und 9. Jahrhunderts die Namensformen Hrindrud, Hrincrim abbas, Hrin-golf (MG Necr. 2, 1904, vgl. etwa col. 95, Zeile 30 und im Register 705, Spalte 1). Aber auch der Name Ringart selbst kommt in einem Reichenauer Eintrag vor, MG Libr. Confr. 2, Kolumne II, 564, Zeile 11). Pippins I. Gattin hieß weder Ingeltrud noch Ermengard/Irmgard, sondern Hringart.


817 erhielt Pippin von seinem Vater Aquitanien. Als dieser 830 dem nachgeborenen KARL DEM KAHLEN einen Reichsteil zu sichern versuchte, empörte sich Pippin mit seinen Brüdern gegen den Vater. Als LUDWIG I. 833 Pippin Aquitanien entzog und es KARL DEM KAHLEN verlieh, setzten die Brüder ihren Vater ab (Lügenfeld zu Kolmar). Da sie die Übermacht ihres Bruders LOTHARS I. fürchteten, erzwangen Pippin und Ludwig der Deutsche die Wiedereinsetzung ihres Vaters.

Schieffer Rudolf:
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"Die Karolinger"

Nach der auf der Aachener Reichsversammlung beschlossenen Ordinatio imperii sollte Pippin unter der Hoheit seines Bruders LOTHAR auch über den Tod des Vaters hinaus nicht mehr als das unwesentlich erweiterte Aquitanien innehaben. Im Jahre 822 führte Pippin Ringart, deren Vater eine neustrische Grafschaft innehatte, heim.
Im Jahre 830 ließ er sich durch das Versprechen eines größeren Erbteils von seinem Vater auf dessen Seite ziehen, der dadurch seine Herrschaft wiederherstellen konnte. Obwohl Pippins Reich Aquitanien nach N bis zur Somme erweitert worden war, erschien er im Herbst 831 nicht zu einem Hoftag und war bei einem Weihnachtsbesuch in Aachen eigenmächtig abgereits. Nach der Unterwerfung seines Bruders Ludwig, der sich gegen seinen Vater erhoben hatte, wurde Pippin deshalb im Oktober 832 in der Nähe von Limoges zur Ergebung gezwungen und mit Absetzung und Verbannung nach Trier bestraft. Bereits auf dem Transport konnte der enterbte Pippin entweichen und Verbindung mit LOTHAR aufnehmen, der in Italien ein Heer gegen seinen Vater sammelte. Mit Hilfe des Papstes erzwangen die Brüder auf dem "Lügenfeld" zu Colmar die Absetzung des Kaisers. Pippin wechselte gemeinsam mit seinem Bruder Ludwig erneut die Front und verhalf dem Vater erneut zur Herrschaft.
 
 
 
 

 822
  oo Ingeltrud, Tochter des Grafen Theudbert von Madrie
             -
      (Ringart nach R. Schieffer)
 
 
 
 

Kinder:

  Pippin II.
  823-   865

  Karl Erzbischof von Mainz (856-863)
        -   863

  Tochter
        -

  oo Gerhard Graf von Poitou
              - wohl 863
 
 
 
 

Literatur:
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Borgolte Michael: Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zeit. Eine Prosopographie. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1986, Seite 166,207 - Borgolte Michael: Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit. Vorträge und Forschungen Sonderband 31 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1984, Seite 225 - Deutsche Geschichte Band 1 Von den Anfängen bis zur Ausbildung des Feudalismus Mitte des 11. Jahrhunderts. VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1982, Seite 326,328,329 - Dümmler Ernst: Die Chronik des Abtes Regino von Prüm. Verlag der Dykschen Buchhandlung Leipzig Seite 11,12 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band I Seite 19,26,45,55,58,60,63,68,71,82,93, 95,118,120,122,125,128 - Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München 1994, Seite 59 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968, Seite 10,50 - Kalckhoff Andreas: Karl der Große. Profile eines Herrschers. R. Piper GmbH & Co. KG, München 1987, Seite 239-240,242 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991, Seite 179,181-189,192, 196-199 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 114,117,120,123,126,128-133, 136,139,145 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 44,52, 53,54,55,56,57 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 46,48,51-54,57,61,63,95 -
 
 
 
 
 
 


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