Ältester Sohn des Grafen
Ludwig I. von Evreux und der Margarete
von Artois-Conches, Tochter von Seigneur Philipp; Enkel des
Königs
Philipp III. von Frankreich
Lexikon des Mittelalters: Band VI Spalte 2065
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Philipp von Evreux, König von Navarra aus dem Hause
EVREUX
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* 1305, + 16. September 1343
Jerez
de la Frontera (auf einem kastilischen Reconquista-Feldzug)
Sohn Ludwigs, Grafen von Evreux und Margaretes von Artois
oo 1318 Johanna, Tochter König Ludwigs X., Erbtochter von Navarra und der Grafschaften Champagne und Brie
6 Kinder:
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darunter Karl ‚der Böse‘
Philipp erbte 1319
die Grafschaft (Pairschaft) Evreux mit ihren Nebenländern.
Johanna erhielt 1318 die Grafschaft
Angouleme, 1325 die Kastellanei Mortain. Ab 1328 trat Philipp
nicht mehr als Bewerber um den französischen Thron auf; der neue König,
Philipp VI. von Valois, erstattete
Johanna das Königreich Navarra zurück und entschädigte
sie für Champagne und Brie. Als französischer Fürst unterstützte
Philipp
von Evreux den König, wirkte im Conseil royal mit und nahm
1328 an der Heerfahrt gegen Flandern teil. Wichtige königliche Gunsterweise
(Pairswürde für alle Lehen in Frankreich, Rentenlehen auf Coutances,
Avranches und die zur Krondomäne gehörenden Besitzungen im Cotentin)
stärkten die Stellung des
Hauses EVREUX
in der Normandie.
Nach dem Tode Karls IV. (1328)
wurden Philipp von Evreux und Johanna
von den Cortes von Navarra ersucht, die Regierung anzutreten. Nachdem Philipp
von Evreux im Winter 1328/29 bereits seinen Ratgeber Philipp
von Melun, Archidiakon von Reims, entsandt hatte, ließen sich Johanna
und Philipp am 5. März 1329 in
Pamplona krönen. Philipp von Evreux,
der den persönlichen Königstitel trug (für den Fall des
Ausbleibens eines männlichen Erben wurde die Einsetzung eines Regentschaftsrates
vorgesehen), regierte gemeinsam mit den Cortes (1330 'Amejoramiento' des
Fuero General de Navarra). Er hatte die Unterstützung des Bischofs
von Pamplona, Arnaud Guillem de Barbazan. Bei seinen sorgsam ausgewählten
Beratern berücksichtigte Philipp von Evreux
sowohl Franzosen als auch Navarresen. Das Königspaar beließ
die beiden Regenten, die 1328-1329 das Königreich verwaltet hatten,
im Amt, den einen als Alferez (Connetable), den anderen als
Rat (Conseiller). Während Abwesenheiten ließ es
sich durch französische Gouverneure vertreten (Henri de Sully, Saladin
d'Anglure, Renaud de Pontz, Guillaume de Bray), als deren lieutenants
Navarresen fungierten. Als Schatzmeister amtierte Simon Aubert, dann Guillaume
le Soterel, Spezialist des Münzwesens. Die Verwaltungsführung
wurde nach französischem Vorbild von enqueteurs-reformateurs
überwacht, die Kontrolle des Finanzwesens verstärkt. Ein königlicher
Prokurator wurde gegen antijüdische Umtriebe eingesetzt, zugleich
in Pamplona 1336 ein geschlossenes Judenviertel eingerichtet, den Juden
die Sontagsruhe auferlegt. Philipp
förderte die Ansiedlung von Fremden, so des Florentiners Paolo Gerardi
als Bergbauunternehmer (maitre des mines). Das Königspaar
organiserte die Bewässerung in der Huerta von Tudela. In den äußeren
Angelegenheiten wandte sich Philipp von Evreux,
nach der Austragung von Konflikten mit Kastilien und Aragon, einer Allianz
mit den beiden mächtigen Nachbarn zu.
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Philipp III. der Weise
folgte 1319 seinem Vater als Graf von Evreux und Pair von Frankreich,
verzichtete 1328 zugunsten der VALOIS auf
seine französischen Ansprüche und wurde dafür König
von Navarra, Graf von Angouleme und Mortain. Seine Ansprüche
auf Champagne-Brie gab er ebenfalls auf und machte 1328 die Schlacht bei
Cassel gegen Flandern mit. Die baskischen Provinzen mußte er an Kastilien
abgeben, das er bei der Reconquista entschieden unterstützte und wurde
auf einem Feldzug vor Algericas tödlich verwundet.
Ehlers Joachim: Seite 239,243
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"Die Kapetinger"
Die Eile, mit der Karl IV. schon
am 5. Juli 1324 mit Johanna von Evreux
seine dritte Ehe einging, zeigt die bedrängende Sorge um den direkten
Erben. Der König wurde durch seine Heirat zum Schwager des Grafen
Philipp von Evreux, der seinerseits Ludwigs
X. Tochter Johanna zur Frau
genommen hatte; dieser Konstellation sollte die Nachfolgefrage beim Tod
Karls
IV. 1328 vorübergehend schwieirger machen.
Unter den Anspruchserechtigten hatte der damals 35-jährige
Philipp
von Valois zweillos die stärkste Position. Als Sohn von
Karl
von Valois war er in männlicher Linie Vetter des verstorbenen
Königs, Neffe
Philipps des Schönen
und Enkel
Philipps III. Neben ihm hätte
Philipp
von Evreux Ehrgeiz entwickeln können, auch er ein Enkel
Philipps
III. und in männlicher Linie Vetter der drei letzten Könige,
dazu
noch Schweigersohn Ludwigs X. Trotz
dieser dynastisch guten Ausgangsbedindungen verfolgte er seinen Anspruch
wenig energisch und schied schon in der Anfangsphase praktisch aus.
Verwandtschaft mit Johanna von Frankreich
Philipp III. der Kühne
3.4.1245-5.10.1285
1. oo Isabella von Aragon
1243-28.1.1271
2. oo Maria von Brabant
1256-12.1.1321
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Ludwig I. Graf von Evreux
Philipp IV. der Schöne
5.1276-19.5.1319
1268-29.11.1314
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Philipp
III. König von Navarra
Johanna
oo 3. Karl IV. der Schöne
Ludwig X. der Zänker
1301-16.9.1343
1310-4.3.1370
1295-1.2.1328
4.10.1289-5.6.1316
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Johanna von Franmkreich
28.1.1311-6.10.1349
Erbin und Königin
von Navarra, von Champagne-Brie, von Bigorre und Rosnay
Kinder:
Blanka
um 1335-5.10.1398
29.1.1349
oo 2. Philipp VI. König von Frankreich
1293-22.11.1350
Marie
1330-29.4.1347
Kindbett
1342
oo 1. Peter IV. der Zeremoniöse König
von Aragon
5.9.1319-5.1.1387
Agnes (Ines)
nach 1337-4.2.1396
5.7.1349
oo Gaston III. Phoebus Graf von Foix
1331-1.8.1391
Johanna Nonne zu Longchamps
um 1338-3.7.1387
Philipp II. Graf von Longueville
1336-29.8.1363
1352
oo 2. Jolanthe von Flandern-Cassel, Tochter Roberts
de Dampierre
-12.12.1395
Johanna
um 1339-20.11.1403
1373
oo Johann I. von Rohan Vicomte von Rohan
-24.2.1395
Karl II. der Böse
10.1332-1.1.1387
Ludwig Graf de Beaumont-le-Roger
1341- 1372
1366
oo 1. Johanna von Anjou, Tochter Karls von Morea
zu Gravina
Ende 1344- Herbst 1372
Literatur:
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Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer
GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 239,243 - Ehlers Joachim:
Geschichte Frankreichs im Mittelalter. W. Kohlhammer GmbH 1987 Seite 199,210,225
- Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller
Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis
Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 231,246,254,257,270
- Favier, Jean: Frankreich im Zeitalter der Landesherrschaft 1000-1515.
Deutsche
Verlagsanstalt Stuttgart 1989 Seite 283,285 - Treffer Gerd: Die
französischen Königinnen. Von Bertrada bis Marie Antoinette (8.-18.
Jahrhundert) Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1996 Seite 184 -