Anna von Frankreich                                Herzogin von Bourbon-Beaujeu
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April 1462-14.11.1522
                Chantelle

Begraben: Abtei Souvigny
 

Tochter des Königs Ludwig XI. von Frankreich aus seiner 2. Ehe mit der Charlotte von Savoyen, Tochter von Herzog Ludwig I.
 

Lexikon des Mittelalters: Band I Spalte 657
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Anna von Beaujeu, französische Fürstin aus königlichem Geblüt
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* 1461, + 1522
             Chantelle

Begraben: Abtei Souvigny

Tochter Ludwigs XI.

  oo 1474 Peter von Beaujeu, Bruder des Herzogs von Bourbon

Seit der Thronbesteigung ihres Bruders Karl VIII. (1483) nahmen Anna und ihr Gatte so großen Einfluß, dass sie bis 1491 die eigentliche Regierung über Frankreich innehatten. Intelligent, mutig und geschickt, setzte Anna das Werk ihres Vaters, die Schaffung und Konsolidierung des zentral regierten französischen Königsstaates, fort, oft mit denselben Methoden. Die wichtigsten Ereignisse ihrer Regierung sind dabei die Eindämmung der feudalen Reaktion, die sich nach dem Tode Ludwigs XI. verstärkte (Guerre folle 1484), die Einberufung der Etats generuax und der lange und schwierige Kampf gegen die zum Teil mit ausländischen Mächten verbündeten großen Lehnsherren, der mit der Niederlage der Herzöge von Orleans und der Bretagne endete (1488). Nach dreijährigen Verhandlungen, die unter militärischem Druck beendet wurden, entschloß sich Herzogin Anna von der Bretagne, König Karl VIII. zu heiraten, womit der letzte weitgehend selbständige Lehnsstaat dem französischen Königtum unterworfen wurde (1491). Seit 1491 löste sich Karl VIII. vom Einfluß seiner Schwester Anna, die eine Gegnerin seiner Italienpolitik war. Anna hielt sich nun hauptsächlich im Bourbonnais auf. Nach dem Tod ihres Gatten (1503) verwaltete sie ihre Ländereien und beaufsichtigte die Erziehung ihrer Tochter Susanne, für die sie die "Enseignements" schrieb, deren Vorbild teilweise die "Enseignements" Ludwigs des Heiligen sind. Hatte Anna als Regentin auf die Schwächung der Feudalgewalten hingearbeitet, so bemühte sie sich jetzt, die Unabhängigkeit des Bourbonnais zu erhalten. Kunstverständig, veranlaßte sie den Ausbau ihrer Residenzen (vor allem Schloß von Moulins). Sie ist dargestellt in dem berühmten Triptychon des Meisters von Moulins in der Kathedrale von Moulins.


Anne führte seit 1483 für ihren unmündigen Bruder Karl VIII. die Regentschaft und wußte sich gegenüber den auf Schwächung der Zentralgewalt bedachten Großen zu behaupten.
Sie war die Geliebte des Admirals de Graville.

Ehlers Joachim: Seite 380-386
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"Geschichte Frankreichs im Mittelalter"

In den letzten Jahren hatte Ludwig XI. immer mehr Vertrauen auf seine 1461 geborene Tochter Anna gesetzt, die seit 1474 mit Peter von Beaujeu verheiratet war, dem Bruder Herzog Johanns II. von Bourbon. Madame La Grande, wie sie gern genannt wurde, stand in hohem Ansehen und hatte auch in der königlichen Familie große Autorität; sie war ein Glücksfall für die Monarchie, denn sie begriff nicht nur die Absichten und staatspolitischen Ziele ihres Vaters, sondern hatte auch Kraft und Intelligenz genug, einen leitenden Willen zu erhalten, an den das Land sich langsam zu gewöhnen begann. Daß Anna auch für ihre eigenen Belange sorgte und 1487 in Erwartung eines baldigen Todes des Herzogs von Bourbon im königlichen Namen Urkunden ausstellte, mit denen jeder Anfall bourbonischen Gutes an die Krondomäne auf Dauer verhindert werden sollte, spricht nicht gegen das positive Urteil über ihre politische Leistung. Ihr Gemahl Peter von Beaujeu nahm seit einem Jahrzehnt an Ludwigs XI. Regierung teil und war auch zum Vormund des Dauphins ernannt worden, aber eine Regentschaft im eigentlichen Sinne hatte der König nicht bestellt, so daß gewisse Rechtsunsicherheiten blieben, die gleichwohl nicht verhindert haben, daß Anna und Peter von Beaujeu bis 1492 regierten.
Im Bestreben, die Grundsätze Ludwigs XI. beizubehalten und notfalls auch den Kampf gegen Fürsten und Adel aufzunehmen, schlugen die Regenten anfangs einen Weg der vorsichtigen Kompromisse ein; sie wollten Gegner mit Zugeständnissen besänftigen und fanden sich gegen den immer wieder erklärten Willen des verstorbenen Königs sogar bereit, den Hof des am 30. Mai 1484 gekrönten Karl VIII. für bestimmte Besucher zu öffnen. Seit Dezember 1483 stützten sich die Beaujeu in aller Offenheit auf den Beraterkreis Ludwigs XI., den sie jeder Anfeindung zum Trotz halten konnten, freilich nur in Absprachen mit den Herzögen, wonach die endgültige Zusammensetzungt des Staatsrates durch Generalstände festgesetzt werden sollte.
Zu Beginn des Jahres 1485 sprach Ludwig von Orleans für sich und seinen Anhang der Regentschaft alle Befugnisse zur weiteren Amtsführung ab und forderte mit den hergebrachten Argumenten gegen Steuerlasten, Unfreiheit der Kirche und falsche Ratgeber des Königs die sofortige Einberufung der Generalstände. Das war eine Kriegserklärung an die Beaujeu, aber die sich aus ihr ergebenden Guerre folle wurde weniger militärisch als in Manifesten und Denkschriften ausgetragen, weil Parlemente, Städte und die Universität Paris loyal zu den Regenten standen. Ihr Sieg war vollkommen, als Franz II. Landais unter Druck des Adels stürzen und am 19. Juli 1485 öffentlich hinrichten ließ Am 9. August schloß die bretonische Aristokratie ein Abkommen mit den Beaujeu, und knapp zwei Wochen später fand Richard III. in der Schlacht bei Bosworth gegen Heinrich Tudor den Tod: Nun mußte der Herzog von Orleans erkennen, daß sein Unternehmen fehlgeschlagen war und die militärische Besetzung seiner Gebiete hinnehmen.
Gegen den Rat seiner Schwester und als erste größere selbständige Regierungshandlung schloß Karl VIII. am 21. August 1488 auf Schloß Veger bei Angers mit dem Herzog der Bretagne Frieden, aber Franz II. starb schon am 9. September und seine dreizehnjährige Tochter Anna wurde im Sinne der früheren Politik ihres Vaters und der bretonischen Stände im Dezember 1490 durch Ehevertrag mit MAXIMILIAN verheiratet.
Französisches Eingreifen war damit unvermeidlich geworden. Im März 1491 fiel Nantes, anschließend begann die königliche Armee mit der Belagerung von Rennes, so daß auch hartnäckigste Verfechter der bretonischen Unabhängigkeit nachgeben mußten. Am 6. Dezember 1491 heiratete Anna von Bretagne Karl VIII. und versprach, sich im Falle des erbenlosen Todes ihres Gemahls sofort mit seinem Nachfolger oder dem erstberechtigten französischen Thronerben zu vermählen. Gleichzeitig begann nun endgültig die selbständige Regierung Karls VIII., der sich schon seit 1488 zunehmend der Einflußsphäre seiner Schwester entzogen hatte. In diesem Jahr war Herzog Johann II. von Bourbon gestorben und die Beaujeu hatten sein Erbe angetreten.

Treffer Gerd: Seite 13
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"Franz I. von Frankreich Herrscher und Mäzen"

Herzog Karl heiratet nicht aus Zuneigung, er beugt sich einem Befehl Annas von Beaujeu, der Regentin Frankreichs, die anstelle ihres minderjährigen Bruders, König Karls VIII., über Frankreich herrscht. Sie muß eine bemerkenswerte Frau gewesen sein, jene Anna von Beaujeu. Nicht nur hatte sie, in der Zeit der Regentschaft für Karl VIII., Frankreich mit Klugheit verwaltet, die Generalstände bezwungen, den "verrückten Krieg", eine Adelsrevolte, gewonnen, die bretonische Frage gelöst und dazu ihren "kleinen Bruder" geschickt verheiratet - sie hatte sich auch ihrer kleinen Nichte Louise von Savoyen angenommen.
 
 
 
 

8.11.1473
   oo Peter II. Herzog von Bourbon-Beujeu
        1.12.1438-10.10.1503
 
 
 
 

Kinder:

  Karl Graf von Clermont
   4.1476-   1498

  Susanne 9. Herzogin von Bourbon, 6. Herzogin von Auvergne und Gräfin von Clermont
  10.5.1491-28.4.1521

10.5.1505
  oo Karl III. Herzog von Montpensier
       17.2.1490-6.5.1527
 
 
 
 

Literatur:
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Ehlers Joachim: Geschichte Frankreichs im Mittelalter. W. Kohlhammer GmbH 1987 Seite 380-386 - Ehlers Joachim/Müller Heribert/ Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 337,349,363,366,369,371,376 - Favier, Jean: Frankreich im Zeitalter der Landesherrschaft 1000-1515. Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart 1989 Seite 440 - Hartmann P.C.: Französische Könige und Kaiser der Neuzeit. Von Ludwig XII. bis Napoleon III. 1498-1870. Verlag C. H. Beck München 1994 Seite 27-29,33 - Jurewitz-Freischmidt Sylvia: Die Herrinnen der Loire-Schlösser. Königinnen und Mätressen um den Lilienthron. Casimir Katz Verlag, Gernsbach 1996 Seite 76-79,83,88-90,92,94,96,100,102,105,108,122,124,138,142, 147,158,160,178,190,204,235,248,459 - Tamussino Ursula: Margarete von Österreich. Diplomatin der Renaissance Verlag Styria Graz Wien Köln 1995 Seite 27,30-34,37,42,77,89,100,127,170,240 - Tamussino Ursula: Maria von Ungarn. Ein Leben im Dienst der Casa de Austria Verlag Styria Graz Wien Köln 1998 Seite 12 - Treffer Gerd: Franz I. von Frankreich Herrscher und Mäzen Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1993 Seite 13,16,21,29,48,51,56,131,134 -
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 


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