Begraben: Abtei Souvigny
Tochter des Königs Ludwig
XI. von Frankreich aus seiner 2. Ehe mit der Charlotte
von Savoyen, Tochter von Herzog Ludwig I.
Lexikon des Mittelalters: Band I Spalte 657
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Anna von Beaujeu, französische Fürstin aus
königlichem Geblüt
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* 1461, + 1522
Chantelle
Begraben: Abtei Souvigny
Tochter Ludwigs XI.
oo 1474 Peter von Beaujeu, Bruder des Herzogs von Bourbon
Seit der Thronbesteigung ihres Bruders Karl
VIII. (1483) nahmen Anna
und ihr Gatte so großen Einfluß, dass sie bis 1491 die eigentliche
Regierung über Frankreich innehatten. Intelligent, mutig und geschickt,
setzte Anna das Werk ihres Vaters,
die Schaffung und Konsolidierung des zentral regierten französischen
Königsstaates, fort, oft mit denselben Methoden. Die wichtigsten Ereignisse
ihrer Regierung sind dabei die Eindämmung der feudalen Reaktion, die
sich nach dem Tode Ludwigs XI. verstärkte
(Guerre folle 1484), die Einberufung der Etats generuax und der lange und
schwierige Kampf gegen die zum Teil mit ausländischen Mächten
verbündeten großen Lehnsherren, der mit der Niederlage der Herzöge
von Orleans und der Bretagne endete (1488). Nach dreijährigen Verhandlungen,
die unter militärischem Druck beendet wurden, entschloß sich
Herzogin
Anna von der Bretagne, König Karl
VIII. zu heiraten, womit der letzte weitgehend selbständige
Lehnsstaat dem französischen Königtum unterworfen wurde (1491).
Seit 1491 löste sich Karl VIII.
vom Einfluß seiner Schwester Anna,
die eine Gegnerin seiner Italienpolitik war. Anna
hielt
sich nun hauptsächlich im Bourbonnais auf. Nach dem Tod ihres Gatten
(1503) verwaltete sie ihre Ländereien und beaufsichtigte die Erziehung
ihrer Tochter Susanne,
für die sie die "Enseignements" schrieb, deren Vorbild teilweise die
"Enseignements"
Ludwigs des Heiligen
sind. Hatte Anna
als Regentin auf die
Schwächung der Feudalgewalten hingearbeitet, so bemühte sie sich
jetzt, die Unabhängigkeit des Bourbonnais zu erhalten. Kunstverständig,
veranlaßte sie den Ausbau ihrer Residenzen (vor allem Schloß
von Moulins). Sie ist dargestellt in dem berühmten Triptychon des
Meisters von Moulins in der Kathedrale von Moulins.
Ehlers Joachim: Seite 380-386
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"Geschichte Frankreichs im Mittelalter"
In den letzten Jahren hatte Ludwig
XI. immer mehr Vertrauen auf seine 1461 geborene Tochter
Anna gesetzt, die seit 1474 mit Peter
von Beaujeu verheiratet war, dem Bruder Herzog
Johanns II. von Bourbon. Madame La Grande,
wie sie gern genannt wurde, stand in hohem Ansehen und hatte auch in der
königlichen Familie große Autorität; sie war ein Glücksfall
für die Monarchie, denn sie begriff nicht nur die Absichten und staatspolitischen
Ziele ihres Vaters, sondern hatte auch Kraft und Intelligenz genug, einen
leitenden Willen zu erhalten, an den das Land sich langsam zu gewöhnen
begann. Daß Anna auch für
ihre eigenen Belange sorgte und 1487 in Erwartung eines baldigen Todes
des Herzogs von Bourbon im königlichen Namen Urkunden ausstellte,
mit denen jeder Anfall bourbonischen
Gutes an die Krondomäne auf Dauer verhindert werden sollte, spricht
nicht gegen das positive Urteil über ihre politische Leistung. Ihr
Gemahl Peter von Beaujeu nahm
seit einem Jahrzehnt an Ludwigs XI.
Regierung teil und war auch zum Vormund des Dauphins ernannt worden, aber
eine Regentschaft im eigentlichen Sinne hatte der König nicht bestellt,
so daß gewisse Rechtsunsicherheiten blieben, die gleichwohl nicht
verhindert haben, daß Anna und
Peter
von Beaujeu bis 1492 regierten.
Im Bestreben, die Grundsätze
Ludwigs XI. beizubehalten und notfalls auch den Kampf gegen
Fürsten und Adel aufzunehmen, schlugen die Regenten anfangs einen
Weg der vorsichtigen Kompromisse ein; sie wollten Gegner mit Zugeständnissen
besänftigen und fanden sich gegen den immer wieder erklärten
Willen des verstorbenen Königs sogar bereit, den Hof des am 30. Mai
1484 gekrönten Karl VIII. für
bestimmte Besucher zu öffnen. Seit Dezember 1483 stützten sich
die Beaujeu in aller Offenheit auf den Beraterkreis Ludwigs
XI., den sie jeder Anfeindung zum Trotz halten konnten, freilich
nur in Absprachen mit den Herzögen, wonach die endgültige Zusammensetzungt
des Staatsrates durch Generalstände festgesetzt werden sollte.
Zu Beginn des Jahres 1485 sprach Ludwig
von Orleans für sich und seinen Anhang der Regentschaft
alle Befugnisse zur weiteren Amtsführung ab und forderte mit den hergebrachten
Argumenten gegen Steuerlasten, Unfreiheit der Kirche und falsche Ratgeber
des Königs die sofortige Einberufung der Generalstände. Das war
eine Kriegserklärung an die Beaujeu, aber die sich aus ihr
ergebenden Guerre folle wurde weniger militärisch als
in Manifesten und Denkschriften ausgetragen, weil Parlemente, Städte
und die Universität Paris loyal zu den Regenten standen. Ihr Sieg
war vollkommen, als Franz II. Landais unter Druck des Adels stürzen
und am 19. Juli 1485 öffentlich hinrichten ließ Am 9. August
schloß die bretonische Aristokratie ein Abkommen mit den Beaujeu,
und knapp zwei Wochen später fand Richard
III. in der Schlacht bei Bosworth gegen Heinrich
Tudor den Tod: Nun mußte der Herzog von Orleans erkennen,
daß sein Unternehmen fehlgeschlagen war und die militärische
Besetzung seiner Gebiete hinnehmen.
Gegen den Rat seiner Schwester und als erste größere
selbständige Regierungshandlung schloß Karl
VIII. am 21. August 1488 auf Schloß Veger bei Angers mit
dem Herzog der Bretagne Frieden, aber Franz II. starb schon am 9. September
und seine dreizehnjährige Tochter Anna wurde
im Sinne der früheren Politik ihres Vaters und der bretonischen Stände
im Dezember 1490 durch Ehevertrag mit MAXIMILIAN
verheiratet.
Französisches Eingreifen war damit unvermeidlich
geworden. Im März 1491 fiel Nantes, anschließend begann die
königliche Armee mit der Belagerung von Rennes, so daß auch
hartnäckigste Verfechter der bretonischen Unabhängigkeit nachgeben
mußten. Am 6. Dezember 1491 heiratete Anna
von Bretagne Karl VIII. und versprach, sich im Falle des erbenlosen
Todes ihres Gemahls sofort mit seinem Nachfolger oder dem erstberechtigten
französischen Thronerben zu vermählen. Gleichzeitig begann nun
endgültig die selbständige Regierung Karls
VIII., der sich schon seit 1488 zunehmend der Einflußsphäre
seiner Schwester entzogen hatte. In diesem Jahr war Herzog
Johann II. von Bourbon gestorben und die Beaujeu hatten
sein Erbe angetreten.
Treffer Gerd: Seite 13
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"Franz I. von Frankreich Herrscher und Mäzen"
Herzog Karl heiratet
nicht aus Zuneigung, er beugt sich einem Befehl Annas
von Beaujeu, der Regentin Frankreichs, die anstelle ihres
minderjährigen Bruders, König Karls
VIII., über Frankreich herrscht. Sie muß eine bemerkenswerte
Frau gewesen sein, jene Anna von Beaujeu.
Nicht nur hatte sie, in der Zeit der Regentschaft für Karl
VIII., Frankreich mit Klugheit verwaltet, die Generalstände
bezwungen, den "verrückten Krieg", eine Adelsrevolte, gewonnen, die
bretonische Frage gelöst und dazu ihren "kleinen Bruder" geschickt
verheiratet - sie hatte sich auch ihrer kleinen Nichte Louise
von Savoyen angenommen.
8.11.1473
oo Peter II. Herzog von Bourbon-Beujeu
1.12.1438-10.10.1503
Kinder:
Karl Graf von Clermont
4.1476- 1498
Susanne 9. Herzogin von Bourbon, 6. Herzogin von
Auvergne und Gräfin von Clermont
10.5.1491-28.4.1521
10.5.1505
oo Karl III. Herzog von Montpensier
17.2.1490-6.5.1527
Literatur:
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Ehlers Joachim: Geschichte Frankreichs im Mittelalter.
W. Kohlhammer GmbH 1987 Seite 380-386 - Ehlers Joachim/Müller
Heribert/ Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige
des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München
1996 Seite 337,349,363,366,369,371,376 - Favier, Jean: Frankreich
im Zeitalter der Landesherrschaft 1000-1515. Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart
1989 Seite 440 - Hartmann P.C.: Französische Könige und
Kaiser der Neuzeit. Von Ludwig XII. bis Napoleon III. 1498-1870. Verlag
C. H. Beck München 1994 Seite 27-29,33 - Jurewitz-Freischmidt
Sylvia: Die Herrinnen der Loire-Schlösser. Königinnen und Mätressen
um den Lilienthron. Casimir Katz Verlag, Gernsbach 1996 Seite 76-79,83,88-90,92,94,96,100,102,105,108,122,124,138,142,
147,158,160,178,190,204,235,248,459 - Tamussino Ursula: Margarete
von Österreich. Diplomatin der Renaissance Verlag Styria Graz Wien
Köln 1995 Seite 27,30-34,37,42,77,89,100,127,170,240 - Tamussino
Ursula: Maria von Ungarn. Ein Leben im Dienst der Casa de Austria Verlag
Styria Graz Wien Köln 1998 Seite 12 - Treffer Gerd: Franz I.
von Frankreich Herrscher und Mäzen Verlag Friedrich Pustet Regensburg
1993 Seite 13,16,21,29,48,51,56,131,134 -