Hatto I.                                                    Erzbischof von Mainz (891-913)
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um 850-15.5.913
 

Sohn des N.N.
 

Lexikon des Mittelalters: Band IV Spalte 1957
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Hatto I., Erzbischof von Mainz 891-913
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* um 850, + 15. Mai 913

Stammte aus einer schwäbischen Adelsfamilie, die Kaiser KARLS III. Herrschaft stützte. Nach dem Sturz des Kaisers im November 887 ist er auf der Seite ARNULFS VON KÄRNTEN anzutreffen, der ihn 888 und 889 die Abteien Reichenau und Ellwangen, im September 891 das Erzbistum Mainz übertrug. Hatto I. wurde einer der maßgeblichen Politiker in Herrschernähe. Gunstbezeigungen verdankte er die Abteien Lorsch und Weißenburg. Hatto I. begleitete ARNULF auf dem Italienzug 894 und zwei Jahre später zur Kaiserkrönung nach Rom. Reichspolitische Ereignisse unter maßgeblicher Beteiligung Hattos I. waren 899 das Treffen mit Zwentibold in St. Goar und am 4. Februar 900 die Wahl des noch minderjährigen Ludwigs des Kindes. Entsprechen einer Mainzer Grundlinie guten Verhältnisses mit den KONRADINERN wirkte er auf KONRADS I. Erhebung zum König am 10. November 911 hin. Dieses Verhältnis war bereits zuvor ausschlaggebend für Hattos Haltung in der Babenberger Fehde gewesen. Die Beziehungen zu Herzog Heinrich von Sachsen waren höchst gespannt. Dieser motivierte seine Weigerung, einen Mainzer Hoftag zu besuchen, mit einem angeblichen Mordanschlag des Erzbischofs.
Hatto I. verfügte über eine hohe theologische Bildung. Höhepunkte im Leben Hattos waren die Synoden in Frankfurt 892 und Tribur 895, die gleichermaßen auf Bewahrung der kirchlichen Eigenrechte wie auf die Stärkung von ARNULFS Herrscheramt bedacht waren.

Quellen:
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Reg. zur Gesch. der Mainzer Ebf.e I, bearb. J. F. Böhmer-C. Will, 1877 [Nachdr. 1966], XXVII-XXXI, Nr. 84-95 - Mainzer UB I, bearb. M. Stimming, 1934, Nr. 172-189.

Literatur:
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NDB VII, 80 [Lit.] - J. Schur, Kgtm. und Kirche im ostfr. Reich vom Tode Ludwigs d. Dt. bis zu Konrad I., 1931, 48-58, passim - Hauck III, passim - J. Fleckenstein, Die Hofkapelle der dt. Kg.e I, 1956, passim - L. Falck, Gesch. der Stadt Mainz II, 1972, 38, 44, 52-58, 108 - F. Knöpf, Die Reichsabtei Lorsch I, 1975, 261-267 - F. Jürgensmeier, Das Bm. Mainz, 1988, 49ff.


Althoff Gerd: Seite 301
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"Adels-und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"

                                                                  B 44

Me:     15.5.   Hatto aps           + 913      Mainz

(Es.)  Hatto gehört zu dem Personenkreis, der bei Beginn des ottonischen Gedenkens wohl aus älteren Vorlagen übernommen wurde; siehe dazu oben Seite 190. Büttner-Dietrich, Weserland und Hessen im Kräftespiel der karolingischen und frühen ottonischen Politik, Seite 144f. behandeln Hattos Auseinandersetzungen mit den LIUDOLFINGERN.
Zu Hattos Tätigkeit als Abt von der Reichenau, Mainzer Erzbischof und Leiter der Hofkapelle unter Ludwig dem Kind und KONRAD I. vgl. Beyerle, Von der Gründung bis zum Ende des freiherrlichen Klosters, Seite 112/2ff.; Fleckenstein, Hofkapelle 1, Seite 199f., Seite 205f., Seite 211f.; NDB 8, Seite 60; Biographisches Wörterbuch 1, Spaltze 1035 sowie FW B 7 mit weiteren Hinweisen.
Zum Todesdatum: BW 1, X 83.


Hatto I. wurde durch Kaiser ARNULF gefördert und war allmächtiger Reichsregent für Ludwig IV. das Kind und unterstützte die KONRADINER gegen die BABENBERGER, deren Vertreter Adalbert schließlich durch seine Hinterlist den Untergang fand. Hatto war auch Abt von der Reichenau und Leiter der Hofkapelle unter Ludwig dem Kind und KONRAD I.

Schmid Karl: Seite 303
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"Kloster Schienen"

Wir wissen aber, dass Schienen unter Hatto, dem berühmten Erzbischof von Mainz und gleichzeitigen Abt von Reichenau, der großen Inselabtei einverleibt wurde. Abt der Reichenau war somit der Erzkanzler Ludwigs des Kindes. Treffen wir nun Hatto noch als Reichenauer Mönch längst vor der Regierung Ludwigs des Kindes im Juni 885 im Gefolge KARLS III. in Remiremont, in dessen Liber vitae sich eine Reichenauer Mönchsliste findet, in dessen Liber vitae sich aber auch - und zwar merkwürdigerweise gerade zu dieser Zeit - Lantbert von Schienen mit seinen Angehörigen und seinem Konvent eintragen ließ, liegt es dann nicht nahe, hinter der Notiz des Gallus Öhem nicht eine unmittelbare Vergabung Ludwigs des Kindes an die Reichenau, sondern eine königliche Bestätigung über die von Erzkanzler Hatto von Mainz vollzogene Eingliederung des bedrohten und darniederliegenden Eigenkloster der Familie Atos in seine Abtei zu vermuten?
Hatto, unter Ludwig dem Kind der Erste im Reich, war sicherlich ein Verwandter der Familie Atos und Adallinds, die im 9. Jahrhundert die Geschicke der Abtei auf dem Schienerberg bestimmte.
 
 
 
 

Literatur:
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Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 190,301 B 44 - Barth Rüdiger E.: Der Herzog in Lothringen im 10. Jahrhundert, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990, Seite 16,20,30,32,33,35,180,183 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 20,24-28,30,55,89 - Diwald Helmut: Heinrich der Erste. Die Gründung des Deutschen Reiches, Gustav Lübbe Verlag Bergisch Gladbach 1994, Seite 116-306 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band II Seite 330,342,352,360,362,375,377-379,394,400,403,414,420,453,456,468,486,495-497,504,518, 532,535,540-542,547,550,553,572,579,582,585-587,589,598,615,678,695 - Pohl Walter: Die Welt der Babenberger. Schleier, Kreuz und Schwert, hg. von Brigitta Vacha, Verlag Styria, Seite 44,47 - Rappmann Roland/Zettler Alfons: Die Reichenauer Mönchsgemeinschaft und ihr Totengedenken im frühen Mittelalter. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998 Seite 28,68,94,120,164,180, 194,196,228,262,285,299,322,403,407,414,423,433,514 - Schulze Hans K.: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 118-120,124,129 -
 
 
 
 
 
 


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