Adalhard II.                                              Graf von Metz bzw. vom Moselgau
---------------                                             Laienabt von Echternach
um 840/45-   889/90
 

Sohn des Grafen Adalhard I. von Metz
 

Hlawitschka, Eduard: Seite 74,156,162-165,168
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"Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert"

Es ist deshalb hier nicht unwichtig zu sehen, daß den drei Brüdern - Graf Gerhard, Graf Matfried und Bischof Richar - schon wiederholt Graf Adalhard II. von Metz (Moselgau) als Vater zugeschrieben worden ist. Der Einschluß Adalhards in das Familiengedenken der MATFRIEDINGER spricht doch eine deutliche Sprache. Es läßt sich außerdem - was bislang immer übersehen worden ist auch darauf verweisen, daß die Grafen Gerhard und Matfried zu Beginn des 10. Jahrhunderts in eine anderes Erbe eines Grafen Adalhard zu gelangen trachteten: das Laienabbatiat über St. Maximin in Trier.
Lediglich aus dem Auftreten Matfrieds in Metz und aus der Tatsache, daß ihm dort ein Graf Adalhard in der Verwaltung der Grafschaft voraufging, war bislang zu vermuten, daß Matfried und seine beiden Brüder Gerhard und Richar Söhnes jenes Adalhard gewesen sind. Es hatten sich nicht alle Vermutungen über das Herkommen der drei "MATFRIEDINGER-Geschwister" auf den von 872 bis 889 nachweisbaren Grafen Adalhard von Metz bzw. vom Moselgau konzentriert.
Graf Adalhard II. von Metz bzw. vom Moselgau [Am 24. Juli 880 machte König Ludwig der Jüngere dem Kloster Fulda eine Schenkung in pago muncupato Muselahgeuui in comitatu Adalhardi; MGH DD Ludwig d.J. Seite 356f. nr. 17. Der Moselgau liegt um Metz.], um den es hier geht, ist bezeugt zwischen den Jahren 872 und 889/90. In den Jahren 872 und 876 war er Mitglied von Delegationen des ostfränkischen Königs an den westfränkischen Herrscher. 873 führte er den jungen Karlmann, dem auf Geheiß seines eigenen Vaters König KARLS DES KAHLEN im W-Reich wegen Unbotmäßigkeit die Augen ausgestochen worden waren und der aus der zusätzlichen Kerkerhaft mit Hilfe von Freunden hatte entfliehen können, dem O-Frankenherrscher Ludwig dem Deutschen zu. Er besiegte im Jahre 880 die Unruhe hervorrufenden Anhänger Hugos, des Fridelsohnes Lothars II. und der Walderada, kämpfte aber 882 bei Remich an der mittleren Mosel unglücklich gegen die Normannen. Gleichzeitig war er auch Laienabt von Echternach bis 889/90; um diese Zeit verschwindet sein Name aus den Echternacher Verzeichnissen und erscheint ein Graf Robert als sein Nachfolger.
Trotz wiederholter Erwähnung in den Quellen zur Reichsgeschichte und trotz seiner unbestrittenen Bedeutung, die dieser Mann in seiner Zeit hatte, fehlen auch hier alle eindeutigen genealogischen Angaben. C. Wampach, der verdienstvolle Erforscher der Geschichte Echternachs, brachte ihn so mit dem Seneschall Adalhard, einem der bedeutendsten und erinflußreichsten Adligen des großfränkischen Reiches in den Jahren zwischen 831 und 865, der gleichfalls Laienabt von Echternach gewesen ist, in engste Verbindung. "Schon der Umstand, daß er den geblendeten Karlmann, den Neffen des großen Adalhard, dem ostfränkisch-deutschen Herrscher zuführt, möchte ich einen Beweis dafür erblicken" schrieb er, indem er zugleich auf die Ehe Ermentruds, der Nichte des Seneschalls Adalhard, mit KARL DEM KAHLEN anspielte.
In welcher Weise ist aber nun die Feststellung, daß Graf Adalhard II. vom Moselgau ein Sohn des Seneschalls Adalhard I. gewesen zu sein scheint und sich somit väterlicherseits von den alten Grafen von Paris herleiten konnte, mit der unzweifelhaften Tatsache zu verbinden, daß seine Nachkommen um 900  wie auch jene in späteerr Zeit nicht nur um Metz und im Saar-, Blies- und Moselgebiet leben, sondern auch in den alten Besitzlandschaften Matfrieds I. und Matfrieds II. im Rheinland, in der Eifel, im Zülpichgau und in der Grafschaft Jülich verankert sind und desgleichen den Namen Matfried tragen bzw. weitergeben? Adalhard war mit einer Tochter Matfrieds II. oder mit einer der Töchter der ihrem Gemahl aus Italien entflohenen Gräfin Ingeltrud verheiratet.

Hlawitschka, Eduard: Seite 189
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"Lotharingien und das Reich an der Schwelle der Deutschen Geschichte"

Die Abteien gingen in die Hände der KONRADINER über, die freilich mit den MATFRIEDINGERN in einer entfernten Verwandtschaft gestanden zu haben scheinen [Bei den genealogischen Untersuchungen, deren Erscheinen oben Seite VIIf. bereits angekündigt worden ist, kann die bislang schon gelegentlich (vgl. G. Tellenbach, Der Konvent der Reichsabtei Prüm unter Abt Ansbald, in: Festschrift für Max Miller, 1961, Seite 4 Anm. 21) aufgetauchte Vermutung, die Grafen Gerhard und Matfried und ihr Bruder Richar seien Kinder des Grafen Adalhard II. von Metz gewesen, durch einen Gedenkbucheintrag des Lib. mem. von Remiremont eine quellenmäßige Stütze erhalten. Jener Adalhard II. war nun seinerseits Nachfolger eines älteren Adalhard (I.) in der Grafschaft Metz und im Laienabbatiat über Echternach und somit wohl auch dessen naher Verwandter. Daß die MATFRIEDINGER sich von jenem in irgendeiner Weise herleiten müssen, sieht man auch daran, daß sie seit Ende des 9. Jahrhunderts auf die Laienabtrechte über St. Maximin pochen (vgl. oben Seite 167 Anm. 29 und Seite 170f. Anm. 39), die jener Adalhard I. 855 schon innehatte (vgl. Codex Laureshamensis II, ed. K. Glöckner, 1933, Seite 482 nr. 1922). Zu jenem Adalhard I. flohen nun aber 861 die Grafen Uto und Berengar samt ihrem Bruder Waldo (Ann. Fuldens. ad 861 Seite 55); sie waren Adalhards propinqui (Ann. Bertin. ad. 861 Seite 55 und ad 865 Seite 80); einer von ihnen ist wiederum der Vater Konrads des Älteren und Herzog Gebhards (vgl. G. Tellenbach, Königtum und Stämme Seite 48, mit älterer Literatur). Gerhard und Matfried standen demnach also in einer weiteren, aber ihnen wohl durchaus noch bewußten Verwandtschaft mit den KONRADINERN.].
 
 
 
 

  oo N.N., Tochter oder Nichte Matfrieds II.
              -
 
 
 
 

Kinder:

  Gerhard
  870-22.6.910

  Matfried
  875- nach 926

  Richar Bischof von Lüttich (923-945)
  880-10.8.945  Abt von Prüm (899-923)
 
 
 
 

Literatur:
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Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969, Seite 72,74, 127,138,146,156,162-165,168,171,176,180 - Hlawitschka, Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der Deutschen Geschichte, Anton Hirsemann Stuttgart 1968 Seite 189 -
 
 
 
 
 
 


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