Wilhelm I. Kurznase                                  Graf von Toulouse
-------------------------
    - um 813
 

Sohn des Grafen Theoderich I. von Autunund der Aldana, Tochter von Karl Martell
 

Lexikon des Mittelalters: Band IX Spalte 151
********************
Wilhelm I. der Heilige, Graf von Toulouse
----------------------------
     + 28. Mai 812

Aus hochadliger Familie der „Reichsaristokratie“, Sohn des Grafen Theuderich von Autun und der Aldana; das bestehende Verwandtschaftsverhältnis zu den KAROLINGERN ist unklar (Hlawitschka, Werner)

1. oo Kunigunde

2. oo Witburgis

Als Nachfolger des abgesetzten Grafen Chors 790 von KARL DEM GROSSEN zum Grafen von Toulouse ernannt, unterband er 791 Aufstände der Basken, unterlag 793 einem sarazenischen Beutezug am Zusammenfluß von Aude und Orbieu (Orbiel?). Wilhelm I. nahm teil an der Belagerung von Barcelona (801) und übte kurzzeitig Herrschaftsrechte in Katalonien aus. Sein dux-Titel ist aus seiner Stellung als Heerführer abzuleiten. Offenbar war Wilhelm einflußreich am Hofe, jedoch nicht im selben Ausmaß wie sein Sohn aus zweiter Ehe, Graf Bernhard von Barcelona. Wilhelm I. der Heilige gründete das Kloster Gellone (seit dem 12. Jh. St-Guilhelm-du-Desert), das er von Aniane aus besiedeln ließ und unter Einfluß LUDWIGS DES FROMMEN dotierte. Wilhelm trat am 29. Juni 806 in Gellone ein, gehörte dem Konvent bis zu seinem Tode an, lebte jedoch auch als Einsiedler. Bald nach seinem Tode vom Volk als Heiliger verehrt, wurde Wilhelm der Heilige 1066 kanonisert. Sein Leben diente als Vorbild der Figur des Guillaume d'Orange/de courbe nez in den Chansons de geste des Wilhelmszyklus (Verbindung mitdem Rolandslied).

Quellen:
----------
AASS 28. Mai (V) - Dhuioda, Manuel pour mon fils, ed. P. Riche, 1975 -

Literatur:
-----------
DHGE XXII, 910f. - Auzias, L'Aquitaine carolingienne (777-987), 1937 - W. Wollasch, Eine adlige Familie im frühen MA, AK 39, 1957, 150-188 - E. Hlawitschka, Die Vorfahren Karls d. Gr. (Braunfels, KdG I), 76f. A. 26,82A 61 - Ph. Wolff, L'Aquitaine et ses marges (Braunfels, KdG, I) - M. Werner, Adel im Umkreis der frühen Karolinger, VuF Sonderband 28, 1982 - E. Boshoff, Ludwig d. Fr. 1996 -


Eduard Hlawitschka: Seite 76
*****************
"Die Vorfahren Karls des Großen

61 Wilhelm von Gellone
------------------------------
Willelmus de praeclara Francorum progenie, ex patro videlicet nobili magnoque consule Theoderico nomine; cuius mater aeque generosa et nobilissima comitissa dicta est Aldana.
So heißt es in der nicht vor dem 11. Jahrhundert entstandenen Vita Wilhelms von Gellone; AA. SS. Mai 6, Seite 801, wohl in Ausschmückung älterer Aufzeichnungen. In einem offenbar älteren Nekrolog (J. Mabillon; AA. SS. ord. s. Ben. 4,1, Seite 68) wird nur gesagt: Pater eius (sc. Wilhelmi) fuit Theodericus, mater Aldana. Die beiden Gründungsurkunden von Gellone (804), in denen Wilhelm nicht nur seine Eltern, sondern auch Brüder, Schwestern und Kinder erwähnt, sind im 11. Jh. anscheinend verfälscht worden. Zur immer wieder unterstellten Glaubwürdigkeit der Verwandtenangaben in jenen Dokumenten und zum Versuch, die Totenliste des Manuale der Dhuoda (Gemahlin von Wilhelms Sohn Bernhard von Septimanien) für offene genealogische Fragen auszuwerten, vgl. neuerdings J. Wollasch, Eine edlige Familie des frühen Mittellalters (Archiv für Kulturgeschichte 39, 1957), Seite 181ff., wo auch die ältere Literatur zu diesem Fragenkreis verzeichnet ist.


Durch seine Mutter war Wilhelm ein Cousin KARLS DES GROSSEN. Er war ein Mitglied der großen Sippe der THEODERICI/HERIBERTI, die wohl mit den MEROWINGERN verwandt war. Der mächtige Graf Wilhelm war jahrelang Minister des kaiserlichen Cousins und zog mit ihm mehrmals nach Spanien und besiegte die Mauren in S-Frankreich: Er eroberte Oranien zurück, 803 eroberte er Barcelona und wurde Graf von Toulouse, Markgraf von Septimanien/Aquitanien und Gascogne und  gründete 804 die Abtei St.-Wilhelm-le-Desert (Gellone), dankte 806 ab und zog sich als Mönch dorthin zurück.
Er wurde 1066 heiliggesprochen.

Riche Pierre: Seite 167,173
***********
"Die Karolinger. Eine Familie formt Europa."

In Aquitanien wurde KARLS Vetter Wilhelm Graf von Toulouse, der das Reich gleichzeitig gegen Araber und Gascogner zu verteidigen hatte.
Auch die WILHELMINER waren mit den KAROLINGERN verwandt. Theoderich II. war Graf in Ripuarien und in Autun, sein Bruder Wilhelm war Graf von Toulouse, und dessen Tochter Rotlind heiratete KARLS Vetter Wala.
 
 
 
 

  1. oo Kunegunde
                  - vor 795

  2. oo Witberga
                 - vor 802
 
 
 
 

Kinder:
1. Ehe

  Gerberga (Gerbich) Nonne
         -   834

2. Ehe

  Bernhard Herzog von Septimanien
  vor 802-   844

  Gauzhelm Graf von Roussillon
         -   834

  Heribert Graf von Vivarais
        -

  Helimbruch Abt von Gellones
        -

  Rothlindis
        -

  oo Wala Abt von Corbie
              -

  Bera Graf von Razes
         - vor 814

  Theoderich Graf von Autun
         - um 827
 
 
 
 

Literatur:
-----------
Boshof Egon: Ludwig der Fromme. Primus Verlag Darmstadt 1996 Seite 43,44,45,56,64,65,66,67,71,75,76,87,169,173,182 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band I Seite 53 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991 Seite 148,167,173,185 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 87,124 - Störmer Wilhelm: Früher Adel. Studien zur politischen Führungsschicht im fränkisch-deutschen Reich vom 8. bis 11. Jahrhundert. Anton Hiersemann Stuttgatrt 1973 Teil II Seite 466 - Wies Ernst W.: Karl der Große. Kaiser und Heiliger. Bechtle Verlag Esslingen 1986 Seite 160 -
 
 
 
 
 
 


Copyright 2002 Karl-Heinz Schreiber - http://www.genealogie-mittelalter.de