Swanahild
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um 710- nach 741
 

Einzige Tochter des Herzogs Tassilo II. von Bayern und der Imma;  Nichte der Herzogin Pilitrud und der BrüderOdilo, Landfried und Theutbald
 

Lexikon des Mittelalters: Band VIII Spalte 349
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Swanahild (Serenahilt), bayerische Adlige aus dem Haus der AGILOLFINGER
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Gemahlin des Hausmeiers Karl Martell

Dieser brachte 725 von einem Kriegszug nach Bayern die Gattin des Herzogs Grimoald, Pilitrud, und deren Nichte Swanahild an den fränkischen Hof. Karls Heirat mit Swanahild, nach dem Tod seiner Frau Chrotrud, ist als politische Entscheidung auf dem Weg eines Ausgleichs mit Bayern zu sehen. Dem bald geborenen Sohn Grifo versuchte Swanahildtatkräftig einen Anteil am väterlichen Erbe zu sichern. In dem nach Karls Tod (741) entbrannten Streit setzten sich seine Söhne aus 1. Ehe, Pippin und Karlmann, gegen Swanahild durch und verdrängten Grifo aus seinem Erbe; Swanahild wurde als Leiterin des Klosters Chelles abgefunden. Im Gegensatz zur karolingischen Propaganda, die die „improba mulier“ (Ann. Mett. Pr.) zur Konkubine machte, war sie zweifellos rechtmäßige Gattin – das Reichenauer Verbrüderungsbuch verzeichnete sie sogar als „Swanahild regina“.

Quellen:
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Cont. Fredeg. 12,25 (MGH SRM II) – Ann. Q. d. Einhardi (MGH SRG 6) – Ann. Mettenses priores (MGH SRG 10)

Literatur:
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E. Hlawitschka, Die Vorfahren Karls des Großen (Braunfels, Karl der Große I) – J. Jarnut, Untersuchungen zur Herkunft S.s, der Gattin Karl Martells, ZBLG 40,1977, 245-249 – J. Jahn, Hausmeier und  Herzöge ... (Karl Martell in seiner Zeit, hg. J. Jarnut, U. Nonn, M. Richter),1994,317-344.


Bosl’s Bayerische Biographie: Seite 769
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Swanahilde (Sunnichilde), bayer. Prinzessin 8. Jh.
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Vater:
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Sohn von Herzog Theodo II. (+ 717/18)

  oo Karl Martell (+ 741)

In der Fredegarchronik wird berichtet, dass Karl Martell 725 nach seinem bayerischen Feldzug die Herzogin Pilitrud und deren Nichte Swanahilde mit ins Frankenreich nahm, wo er Swanahilde heiratete und von ihr einen Sohn Grifo erhielt.

Literatur:
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J. Jarnut, Untersuchungen zur Herkunft Swanahilds, der Gattin Karl Martells, in ZBLG 40, 1977; R. Reiser, Agilolf oder die Herkunft der Bayern, 1977.


Hlawitschka Eduard: Seite 79
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"Die Vorfahren Karls des Großen"

33 Swanahild
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Sie war 725 von Karl Martell aus Bayern mitgebracht worden; Cont. Fredegarii c. 12, MG. SS. rer. Merov. 2, Seite 175: cum matrona quandam nomine Beletrude et nepte sua (im Sinne von eius, vgl. BM² 37b) Sunnichilde regreditur. Danach Ann. Mett. prior., hrsg. von B. v. Simson, Seite 26; weiterhin ebd., Seite 32: Carolus autemadhuc vivens, cum inter filios suos Carolomannus et Pippinum principatum suum divideret, tertio filio suo Gripponi, quem ex concubina sua Sonihilde, quam de Bawaria captivam adduxerat, habuit, ... partem ei in medio principatus sui tribuit. Ähnlich Ann. q. d. Einhardi, hrsg. von F. Kurze, Seite 3: Karlus maior domus diem obiit, tres filios heredes relinquens, Carlomannumscilicet et Pippinum atque Grifonem. Quorum Grifo, qui ceteris minor natu erat, matrem habuit nomine Swanahildem, neptem Odilonis ducis Baioariorum.
Daß Swanahild nicht nur concubina war, wie es die späteren karolingischen Annalen darstellen und wie es in der älteren Literatur demzufolge immer wieder behauptet worden ist, zeigt H. L. Mikoletzky, Karl Martell und Grifo (Festschrift E. E. Stengel, Münster-Köln 1952), Seite 130-156. Hinzuweisen wäre daneben besonders auf das in Nr. 32 wiedergegebene Zitat aus dem Reichenauer Verbrüderungsbuch (Suanahil regina!), wobei Swanahild freilich ebensowenig eine echte Königin wie Karl Martell rechtmäßiger König war, was aber auf eine besonders betonte und angesehene Stellung Swanahilds neben Karl Martell verweist (dies auch im Salzburger Verbrüderungsbuch, MG. Necrol. 2, Seite 26, Spalte 62), und auf die Tatsache, daß nur Grifo, nicht aber Bernhard, Hieronymus und Remedius/Remegius (Nr. 42-44), die eindeutig Konkubinenkinder Karl Martells waren, Anspruch auf Teilhabe an der Herrschaft seines Vaters erhob.


Spindler Max: Seite 164
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"Handbuch der bayerischen Geschichte"

Die bayerische Prinzessin Swanahilt, die als neptis Pilitruds, als neptis Odilos und als neptis Hucberts bezeichnet wird, wurde von Karl Martell ins Frankenreich mitgeführt und wurde hier seine legitime Gemahlin. Auf ihren Rat hat sich Hiltrud, die Tochter Karl Martells aus seiner 1. Ehe, nach dem Tod ihres Vaters (22.10.741) zu Herzog Odilo von Bayern begeben und sich gegen den Willen und Rat ihrer Brüder mit ihm vermählt. Swanahiltwar es auch, die ihren und Karl Martells Sohn Grifo zum Aufstand gegen seine Halbbrüder anstachelte, wohl um einen größeren Anteil am Erbe zu erkämpfen. Doch noch im Jahre 741 wurde Grifo besiegt und gefangengesetzt, seine Mutter mußte sich ins Kloster Chelles zurückziehen.

Schieffer Rudolf: Seite 42,49,51
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"Die Karolinger"

Karl Martell eroberte Bayern, bewirkte Sturz und Tod des Herzogs Grimoald und führte dessen Gemahlin Pilitrud samt deren Nichte Swanahild als Gefangene mit sich. Dass er Swanahild, deren genaue Einordnung in die Genealogie der AGILOLFINGERumstritten ist, bald nach dem Tod seiner ersten Gemahlin Chrotrud ehelichte, stellt offenbar den Versuch dar, auch auf dynastischem Wege das bayerische Herzogshaus in das werdende karolingische Gesamtreich einzubeziehen. Der 736 "durch Geschenk des Herrschers Karl", wie die Metzer Annalen meinen, zur Führung Bayerns gekommene Odilo ist als naher Verwandter Swanahilds bezeugt.
Gegen Ende von Karls Lebenszeit dominierte eine "bayerische Partei" um seine 2. Gemahlin Swanahild am Hofe, die dem jungen Grifo ein Erbteil sicherte. Dies geschah auf Betreiben seiner Mutter, "eines ruchlosen Weibes" (improbae mulieris), wie die Metzer Annalen berichten.
Karlmann und Pippin haben anscheinend noch vor der Jahreswende 741/42 den Versuch ihres Halbbruders im Keim erstickt, sein zentral gelegenes Teilreich an sich zu reißen. Grifo wurde auf dem Chevremont bei Lüttich gefangengesetzt, während seine Mutter im alten Königskloster Chelles bei Paris verschwand, das hier erstmals in den Händen der KAROLINGER begegnet. Die Abqualifizierung der zweiten Gemahlin Karls als Konkubine bildete offenbar die moralische Rechtfertigung dieses Vorgehens und dürfte sich von daher in der Überlieferung ausgebreitet haben.

Konecny Silvia: Seite 52
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"Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert."

In ähnlicher Weise scheint auch die Verbindung Karl Martells mit Swanahild den Sieg der Franken über die Baiern begleitet zu haben Zwar war Baiern bis zu seiner Eingliederung in das fränkische Reich unter KARL DEM GROSSEN ein selbständiges Regnum. Es lebte dort jedoch eine fränkisch orientierte Oberschicht. Daher kann  bei der Ehe Karl Martells mit Swanhild nur im weitesten Sinne von einer Ausländerehe gesprochen werden. Mit Swanahild und ihrer Tante Bele(Plek-)trud brachte Karl Martell 725 zwei Angehörige der bairischen Herzogsfamilie ins fränkische Reich. Ob die beiden Frauen ihm freiwillig folgten, da schon vor seiner Heerfahrt eine Annäherung eines Teils der agilolfingischen Sippe an die fränkische Politik stattgefunden hatte, oder ob auch die Ehe Karl Martells mit Swanhild einer Geiselnahme gleichkam, kann letztlich nicht entschieden werden. Im Unterschied zu Theutsinda nahm Swanahild jedenfalls Einfluß auf die fränkische Politik. Zwar muß jener Bericht bezweifelt werden, demzufolge Swanahild ihren Gatten vorübergehend aus Paris vertrieben hätte. Ihre Aktivitäten im Sinne einer bairischen Politik sind hingegen gut bezeugt. Auf ihren Rat hin heiratete Hiltrud gegen den Willen ihrer Brüder den Bayern-Herzog Odilo, und stellte Grifo seine Ansprüche. In Swanahild hatten also bairische Interssen ein Sprachrohr im fränkischen Reich. SwanahildsStellung dürfte das neu erstarkte bairische Herzogtum förderlich gewesen sein. Auch wenn sie ursprünglich als Geisel gegolten haben sollte, kam ihr später doch bedeutend mehr Einfluß zu alsTheutsinda.
Möglicherweise gehörte Bele(Plek-)trud auch in den Umkreis der Irmina-Sippe, wie ihre Namensvetterin und Gemahlin PippinsII., Plektrud, wie dies Störmer annimmt. Karl Martellkönnte die Ehe mit Swanahild dann auch angestrebt haben, um seine Ansprüche auf die Besitzungen Plektruds zu legitimieren. Swanahild selbst, die eine Nichte Bele(Plek-)truds war, brachte er gemeinsam mit der Tante aus Baiern ins Frankenreich. Swanahild trat, abgesehen von einer wenig glaubwürdigen Nachricht in einer Bestätigung der Zollfreiheit für S. Denis, erst nach dem Tode Karl Martells politisch in Erscheinung. Sie unterstützte die Erbansprüche Grifos und veranlaßte ihre Stieftochter Hiltrud zu einer Ehe mit dem AGILOLFINGEROdilo.

Bauer Dieter R./Histand Rudolf/Kasten Brigitte/Lorenz Sönke: Seite 17-20,259
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"Mönchtum - Kirche - Herrschaft 750-1000"

Karls Zustand muß sich derart verschlimmert haben, daß man ihn zeitweise kaltstellen konnte. Ohne jeglichen Zweifel war es Swanahild, die agilolfische Gemahlin, die ihren Gatten in ihrem Sinne zu beeinflussen wußte und ihn schließlich von den Schalthebeln der Macht entfernte: Als Karl Martell wenige Wochen vor seinem Tod dem Kloster Saint-Denis, in dem er beigesetzt werden wollte, eine letztwillige Verfügung zukommen ließ, unterzeichneten den Schenkungsakt zum Zeichen ihrer Zustimmung neben einer Reihe von Grafen und Klerikern nur die inlustris matrona Sonechildis und sein Sohn Grifo, nicht dagegen Karls Söhne erster Ehe. Swanahild konnte es wagen, mit Hilfe des Grafen Gairefred von Paris ihre Hand auf einen Teil der Einkünfte zu legen, die der Abtei Saint-Denis vom jährlichen Dionysius-Markt und seinem Umsatz zustanden. Vor allem aber erreichte sie, daß Karl Martell, ohne seine optimates zu konsultieren, seine spätestens im Frühjahr 737 getroffene Regelung der Erb- und Herrschaftsnachfolge umstieß und für Swanahilds Sohn Grifo eine terna portio aus Teilen Neustriens, Austrasiens und Burgunds inmitten der den älteren Söhnen zugedachten Herrschaftsbezirke zusammenfügte. Für die Stieftochter Hiltrud jedoch arrangierte Swanahild die Verbindung mit ihrem Verwandten Odilo, so daß mit dessen mit Hiltrud gezeugter Sohn gegenenfalls ein weiterer Ere bereitstand.
Daß Grifo, den Vater und Mutter einst dem Gebet des Bonifatius enpfohlen hatten, vielleicht die potestas in Thüringen übernehme, hatte Bonifatius augenscheinlich erfahren, bat er doch ihn um Schutz und Unterstützung für sich und seine Untergebene in dieser Region. Mitten imText geht der an Grifo gerichtete Brief in die Anrede an die filia carissimi über.
Vor dem in einer Quelle postulierten Herrschaftsantritt der SöhneKarl Martells aus erster Ehe stand die unausweichliche Auseinandersetzung mit dem vom Vater als Miterben nachgeschobenen Halbbruder Grifo, den seine Mutter Swanahildgedrängt haben soll, sich des Gesamterbes des verstorbenen Hausmeiers zu bemächtigen. Karlmann und Pippin kamen mit ihren jeweiligen Anhängern überein, eben dies mit militärischen Mitteln zu verhindern, gegebenenfalls Grifo gefangenzusetzen und ihn dadurch zu hindern, seine und seiner Mutter Pläne zu reaslisieren.
Auf die Kunde vom Aufmarsch der Brüder hin stob die um Swanahild gescharte Hofpartei auseinander: Swanahild sorgte mit willigen Helfern dafür, daß ihre Stieftochter Hiltrud rasch zu Herzog Odilo nach Bayern gelangte, der sie nunmehr rechtsförmlich zur Ehefrau nahm - angeblich zunm Leidwesen ihrer Brüder. Sie selbst zog sich mit ihrem Sohn Grifo und ihren und Grifos Parteigängern in die civitatis Laon zurück, von den Kräften der Stiefsöhne belagert. Bald erkannte Grifo die Aussichtslosigkeit seines Widerstandes, er ergab sich den Halbbrüdern. Diese scheinen sich in diesem Moment getrennt zu haben: Karlmann setzte Grifo in Chevremont gefangen und wies Swanahild ins Kloster Chelles ein. Während er so im Kernraum der karolingischen Macht die angestrebte Ordnung wiederherstellte und vielleicht in diesem Operationsrahmen Theodoald, den einst von Pippin dem Mittleren als Nachfolger berufenen Hausmeier, als lästigen Mitbewerber beseitigte [Annales Petaviani ad a. 741, MGH SS 1, Seite 11 und Annales Alamannici ad a. 741, hg. von Lendi (wie Anm. 15), Seite 150: ..et Theod(o)aldus interfectus est. Dazu Collins, Deception (wie ANm. 121), Seite 230-235. Oder sollte Theodoald gar der von Bonifatius 741/42 einmal erwähnte avunculus ducis Francorum gewesen sein? Dann freuilich wäre er gegen den Willen des Hausmeiers getötet worden; vgl. MGH Ep. sel. 1, Seite 180-186 Nr 50.], zog sein Bruder Pippin mit seinem Onkel Childebrandins nördliche Burgund, wohl um einer etwaigen Installation Grifos und seiner Partei zuvorzukommen. Da Karl Martells Erb- und Nachfolgeregelung zugunsten Grifosund dessen Versuch, das ihm zugesprochene Erbe anzutreten, das Teilungsprojekt von 735/37 umgestoßen hatten, lag es nunmehr nach Grifos vorläufigem Ausschaltung an Karlmann und Pippin, das Machterbe des Vaters gemeinsam anzutreten.

Dahn Felix: Seite 473-474,478,479
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"Die Völkerwanderung. Germanisch-Romanische Frühgeschichte Europas."

Nun steht fest, daß Bonifatius wenigstens in einem Brief an Grifo voraussetzt, daß dieser in die Lage kommen werde, das Christentum in Thüringen zu schützen. Daraus erhellt unzweifelhaft, daß, im Gegensatz zu jener Erbteilung, auch GrifoHerrschergewalt, und zwar vielleicht auch in Thüringen, erhalten sollte, denn "potestas" ist doch nicht bloß "Einfluß". Hierauf, auf ein Wort aus dem Jahre 741 selbst, ist ungleich mehr Gewicht zu legen, als auf den handgreiflich gefärbten (nach dem späteren Auftreten Swanahilds), dieser bitter feindlichen, für Pippinblind parteiischen Bericht der Metzer Annalen, wonach Karl auf Anraten Swanahilds dem Sohn Grifo einen Teil in der Mitte seines "Fürstengebietes" verliehen hat, nämlich ein Stück von Neustrien, von Austrasien und von Burgund.
Nach der einen Quelle war es Swanahild, welche Grifo anstachelte, sich nicht mit jener Abfindung zu begnügen, sondern nach dem "ganzen Reich" zu trachten. Er bemächtigte er sich Laons (Laudunum) und erklärte den Brüdern den Krieg, welche ihn jedoch sehr rasch dort einschlossen und zur Übergabe zwangen, worauf ihn Karlmann nach Neufchateau (bei Luxemburg), nahe den Ardennen bringen ließ, wo er in Haft blieb, bis Karlmann die Regierung niederlegte. Nach den Annalen von Metz dagegen ergreifen die "Franken", das heiß die beiden Hausmeier, unzufrieden mit jener Belehnung Grifos, die Waffen, ihm auch diese Abfindung zu nehmen. Grifo flieht mit Swanahild nach Laon und wird hier zur Aufgabe gezwungen. Einhard wie die Metzer Annalen sind Swanahildund Grifo sehr feindlich. Es muß daher auffallen, daß letztere gleichwohl "den Franken", welche die beiden Hausmeier dann "mit sich nehmen", immerhin die Schuld des Angriffs zuschieben. Gleichzeitig hatte die offenbar ränkekundige Baierin ihre Stieftochter Hiltrud angeregt, mit Hilfe von Genosinnen über den Rhein zu fliehen und nach Baiern zu gehen, wo sie sofort gegen ihrer beiden Brüder Willen Herzog Oatilo (Odilo), Swanahilds Verwandten, heiratete.
Die Sieger begnügten sich, Swanahild in das berühmte Nonnenkloster Chelles zu verweisen, das wiederholt ähnlichen Zwecken ehrenvoller Haft gedient hatte und künftig noch dienen sollte; sie wurde sogar zur Äbtissin bestellt, aber doch gewiß auch ihr das Verlassen der Mauern unersagt; damals (741) wurde ein "avunculus" der beiden Hausmeier getötet, aber zweifelhaft bleibt, ob dieser "avunculus" jener Theudoald ist, der 741 getötet wurde, und ob dieser Theudoald jener bekannte Sohn Grimoalds war, oder ein Bruder Hrothrudis'; keinesfalls wird der "avunculus" von seinem Neffen ermordet, denn Bonifatius sagt, er könne den zum Nachfolger in seinem Bistum Bestimmten nicht wohl einsetzen, da dessen Bruder den "avunculus" der Franken-Herzöge getötet habe; diese sind also mit der Tötung nicht einverstanden.

Störmer Wilhelm: Seite 38
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"Adelsgruppen"

Nach dem Tode des dux Landfried gelang es dessen Bruder Theutbald noch einmal, eine alemannische Herzogsgewalt aufzubauen. Sollte das mit Unterstützung Swanahilds, der Gemahlin Karl Martells geschehen sein? Sie war ja eine neptis Odilos und damit auch Theudebalds, da beide Brüder waren. Jedenfalls blieben seither Bayern und Alemannien unbehelligt bis zum Tode Karl Martells 741. Es kann sogar vermutet werden, dass Swanahild nach dem Tode des Bayern-Herzogs Hucbert um 736 ihren Verwandten Odilo, dem alemannischen AGILOLFINGER, zum bayerischen Herzogsstuhl verhalf.
Jedenfalls war es Swanahild, welche die Ehe ihrer Stieftochter Hiltrud (aus Karl Martells 1. Ehe) mit Herzog Odilovermittelte und betrieb, und zwar gegen den Willen der Brüder Hiltruds, Pippin und Karlmann. Der Widerstand der beiden Hausmeier-Söhne gegen diese Verbindung zeigt wiederum das Politikum jener Ehe. Vermutlich war dies nicht Odilos erste Ehe, denn er muß damals schon mindestens 30 Jahre alt gewesen sein. Swanahild brauchte offenbar ihren Oheim Odilo, um die Erbfolge ihres Sohnes Grifo gegen die Stiefsöhne Karlmann und Pippin durchsetzen zu können, was freilich letztlich mißlang. Karl Martell hatte ihn - auf Pression Swanahilds hin, so dürfen wir interpretieren - nachträglich zum Miterben gemacht, was die beiden älteren Söhne nicht anerkannten. Die sogenannten Einhardsannalen berichten zum Jahr 741, dem Todesjahr Karl Martells, dass Swanahild ihrem Sohne Grifo sogar die Hoffnung auf den Besitz des ganzen Reiches gemacht habe. Im folgenden "Erbfolgekrieg" zwischen Pippin und Karlmann einerseits und Grifo andererseits wird noch einmal die große Auseinandersetzung zwischen ARNULFINGER-KAROLINGERN und AGILOLFINGERN ausgetragen, die sich rund ein Jahrzehnt hinzog, da Grifo immer wieder Anhänger fand.
 
 
 
 

  oo 2. Karl Martell
           um 688-15. oder 22.10.741
 
 
 
 

Kinder:

  Grifo
  um 726-   753
 
 
 
 

Literatur:
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Bauer Dieter R./Histand Rudolf/Kasten Brigitte/Lorenz Sönke:  Mönchtum - Kirche - Herrschaft 750-1000 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998 Seite 5,8,12,16-19 - Borgolte Michael: Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit. Vorträge und Forschungen Sonderband 31 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1984, Seite 223 - Dahn Felix: Die Franken. Emil Vollmer Verlag 1899 - Dahn Felix: Die Völkerwanderung. Germanisch-Romanische Frühgeschichte Europas. Verlag Hans Kaiser Klagenfurt 1977, Seite 474 - Konecny Silvia: Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert. Dissertation der Universität Wien 1976, Seite 52 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991, Seite 63,72,74 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 42,49,51 - Schneider Reinhard: Königswahl und Königserhebung im Frühmittelalter. Anton Hiersemann Stuttgart 1972, Seite 183 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995, Seite 386 - Werner Matthias: Adelsfamilien im Umkreis der frühen Karolinger. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1982, Seite 226,232,235,266 - Wies Ernst W.: Karl der Große. Kaiser und Heiliger. Bechtle Verlag Esslingen 1986, Seite 37,70,137 -
 
 
 
 
 
 


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