Pilitrud                                                       Herzogin von Bayern
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    - um 730
 

Eventuell Tochter des Herzogs Theodebert von Bayern und der Regintrud (Störmer)
Matthias Werner sieht in Pilitrud eine Tochter der Regentrud, Tochter Hugoberts, aus 1. Ehe mit einem namentlich unbekannten Gatten.
 

Bosl’s Bayerische Biographie: Seite 590
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Pilitrud, bayer. Herzogin
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     + nach 725

  1. oo Herzog Theudebald

  2. oo Herzog Grimoald

Heiratete nach dem Tod ihres 1. Gatten dessen Bruder Grimoald.
Dies war weder mit der Lex Baiuvariorum noch mit einer päpstlichen Instruktion von 716 vereinbar.
Deshalb protestierte der Freisinger Bischof Korbinian und forderte Grimoald auf, seine Gattin zu verstoßen.
Karl Martell fiel 725 in Bayern ein und entführte sie neben „großen Schätzen“ mit ins Frankenreich.
Im Gefolge auch ihre Nichte Swanahilde, die die Gemahlin des Frankenherrschers wurde.

Literatur:
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R. Reiser, Agilolf od. d. Herkunft d. Bayern, 1977.


Die Ehe Pilitruds mit Grimoald, der die Witwe seines Bruders und Amtsvorgängers geheiratet hatte, stieß beim bayerischen Klerus auf scharfe Kritik.

Spindler Max: Seite 160
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"Handbuch der bayerischen Geschichte"

Grimoald und Pilitrud sind das in der Vita Corbiniani genannte Freisinger Herzogspaar. Die gleiche Pilitrud war vorher mit dem Bruder Grimoalds, Theodolt, verheiratet.
Von seinem 725 unternommenen ersten Heereszug nach Bayern brachte Karl Martell nicht nur große Schätze, sondern auch die Herzogin Pilitrud und deren Nichte Swanahilt mit heim. Vielleicht war Pilitrud ihm freiwillig gefolgt; von ihrer Nichte Swanahilt erhielt Karl einen Sohn namens Grifo. Nach der Vermutung Störmers entstammte Pilitrud der Ehe Theodeberts und Regintruds, während Jarnut sich darüber hinaus um den Nachweis bemüht, dass ein Bruder Pilitruds Tassilo II. gewesen sei, aus dessen Ehe mit Irmina von Oeren Swanahilt hervorging.

Störmer Wilhelm: Seite 21,38
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"Adelsgruppen"

Von Pilitrud, der Gemahlin zunächst Herzog Theodoalds (Theodebalds), dann seines Bruders Grimoald, sagt die Vita Corbiniani, sie sei "generis praeclara ex Gallorum partibus suae genetrice secuta". Das heißt doch wohl, dass ihre Mutter schon vor ihr nach Bayern kam und sich vermutlich nach dem Tode ihres ersten Mannes mit einem bayerischen Großen vermählte. Leider wissen wir nicht, wie ihre Mutter hieß. Sollte sie unter Umständen gar jene Regintrud sein? Auch Pilitruds Nichte (neptis) Sunnichild (Swanahild) befindet sich am bayerischen Herzogshof. Wenn Karl Martell nach seinem Sieg über die Alemannen und Bayern 725 die beiden Frauen ins Frankenreich zurücknimmt, Swanahild sogar heiratet, so hat er dafür sicherlich gravierende politisch-dynastische Gründe. Bekanntlich entstammt Karl Martell nicht der legitimen Frau Pippins des Mittleren, Plektrud, sondern dessen Friedelfrau Chalpaida. Der Hausmeier Pippin der Mittlere setzte seinen Friedelsohn Karl Martell seinen Nachkommen aus der legitimen Ehe gleich. Zwischen den Nachkommen Plektruds und Chalpaidas muß es zu heftigen Erbauseinandersetzungen gekommen sein. So ist auch Karl Martell seit 723 rücksichtslos gegen die Söhne seiner verstorbenen Halbbrüder vorgegangen und hat auf diese Weise auch versucht, Besitz aus den Erbe Plektruds an sich zu bringen.
Nun muß immerhin auffallen, dass drei bayerische Herzöge des 8. Jahrhunderts Namen tragen, die auch in der Familie Plektruds, der Gemahlin Pippins des Mittleren vorkommen. Grimoald, der mit jener von Karl Martell inhaftierten Pilitrud verheiratet war, entspricht namentlich einem Sohn der Plektrud aus der Ehe mit Pippin dem Mittleren, sein Bruder Theudoald deren Enkel. Herzog Hucbert entspricht dem Vater Plektruds, der mit Irmina von Oeren verheiratet war. Freilich ist schwer vorstellbar, dass Regintrud - falls sie wirklich die Gemahlin Theodos II. von Bayern war und die Mutter der Pilitrud - ihre Söhne mit ihrer eigenen Tochter vermählen läßt. Die Verwandtschaftszusammenhänge scheinen also etwas anders zu liegen.
Wenn Arbeo in der Vita Corbiniani berichtet, dass der Sohn Herzog Grimoalds und Pilitruds auf geheimnisvolle Weise ums Leben kam, kurz nach dessen Tod auch Herzog Grimoald von seinen Feinden ermordet wurde, schließlich die böse Gattin Pilitrud, durch Trug getäuscht, dem in Bayern siegreichen Hausmeier Karl Martell ins Frankenreich folgt, wo sie Macht und Glanz und ihr gesamtes Vermögen verliert, dann erinnern diese Fakten doch in starkem Maße an jene Methoden, die Karl Martell seit 723 gegen die Söhne seiner Halbbrüder anwandte. Die Vermählung des siegreichen Hausmeiers mit Pilitruds neptis Sunnichilde (Swanahild) könnte damit geradezu der Legitimierung von Karl Martells Ansprüchen auf das Erbe der Plektrudis-Sippe gedient haben.
Wir haben gesehen, dass die bayerischen AGILOLFINGERdamals schon mit den Hausmeiern irgendwie verschwägert waren. Diese offensichtlich für ihn gefährliche Familienkonstellation zerschlug Karl Martell, indem er die AGILOLFINGERINSwanahild selbst heiratete, deren aus Franken stammende Tante, die Herzogin Pilitrud, ebenfalls mit nach W nahm. Laut Vita Corbiniani verlor sie dort alles: "ammissa potestate et gloriae decorem, proprisis exuta substantus, nil quam asellum sub vectigali possidens", bis sie völlig verarmt nach Italien zog (wohl floh), wo sie endete. Arbeo berichtet im selben Kapitel der Vita, dass alle Kinder aus dieser Ehe der Pilitrud, die mütterlicherseits wohl eine KAROLINGERIN war, mit Herzog Grimoald "unter schweren Heimsuchungen die Herrschaft und das Leben verloren", zuerst der offensichtlich älteste Sohn, der angeblich verzaubert worden war. Ihm folgte sein Vater Grimoald, Teilherzog mit der Hauptpfalz Freising; er wurde ab insidiatoribus ermordet. Auch sein subactor wurde hinterhältig umgebracht. Es ist schwer möglich, dass der Vitenschreiber Arbeo hier fabulierte: da er Freisinger Bischof war, mußten ihm diese Vorgänge aus der Überlieferung noch bekannt sein. Die gesamte Familie des dux Grimoald und der Pilitrud wurde also ausgerottet.
 
 
 
 

  1. oo 2. Theudebald Herzog von Bayern
                       - um 719

  2. oo Grimoald Herzog von Bayern-Freising
                  - um 728
 
 
 
 

Literatur:
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Konecny Silvia: Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der
fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert. Dissertation der Universität Wien 1976, Seite 58 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 42 - Spindler Max: Handbuch der bayerischen Geschichte Erster Band Das alte Bayern das Stammesherzogtum bis zum Ausgang des 12. Jahrhunderts. C. H. Beck'sche Verlagsbuchhandlung München Seite 160-164 -
 
 
 
 
 


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