Jüngerer Sohn des Bayern-Herzogs
Theodo II. und der RUPERTINERIN Folchaid
Lexikon des Mittelalters: Band IV Spalte 1718
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Grimoald, bayerischer Herzog vor 715-ca. 725/28
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Aus dem Geschlecht der AGILOLFINGER.
Als Sohn Herzog
Theodos erhielt Grimoald vor
715, vielleicht schon 711/12, den W Bayerns als Teilherzogtum mit der Hauptpfalz
Freising. Von dort aus scheint er stark Landesausbau betrieben zu haben.
Nach dem Tode seines Bruders Theodolt
(Theodoald), der vermutlich Regensburg innehatte, heiratete Grimoald
dessen Witwe Pilitrudund
bemächtigte sich zumindest eines Großteils des Herzogtums Bayern.
Nach Arbeos "Vita Corbiniani", der einzigen bedeutenden
Quelle über
Grimoalds Regierung,
empfing Grimoald noch zu Lebzeiten
des Vaters Theodo
den Missionar Korbinian, den er als Hofbischof wünschte, konnte ihn
aber von seiner Romrese nicht abhalten. Damals schon reichte Grimoalds
Teilherzogtum im Süden bis an die Grenzen des Reiches der
Langobarden (Vinschgau). Nach seiner Rückkehr aus Rom wurde Bischof
Korbinian von den Leuten des Herzogs an dessen Hof in Freising gebracht,
doch kam es bald zum Konflikt, da Korbinian die kirchlich verbotene Ehe
Grimoalds mit der Witwe seines Bruders
ablehnte, so daß Korbinian aus Freising floh. Hinter diesen krisenhaften
Vorgängen spielte sich aber zwischen
Grimoaldund
seinem Neffen (?) Hugbert
ein erbitterter Kampf um die Herrschaft ab. Letzterer rief offensichtlich
den Hausmeier Karl Martell zu Hilfe,
der 725 in Bayern einmarschierte,
Grimoalds Gemahlin
Pilitrud
und möglicherweise auch ihre Kinder ins Frankenreich schickte und
Grimoalds
Verwandte
Swanahilt
als Gemahlin mitnahm. Anscheinend konnte sich Grimoald
zunächst durch Flucht entziehen, wurde aber spätestens
728, als Karl Martell ein zweites
Mal in Bayern einrückte, von 'Feinden' ermordet. Damit war
für Hugbert
der Weg zur Alleinherrschaft frei.
Quellen:
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Arbeo, Vita Corbiniani, ed. B. Krusch, MGH SRG 1920,
100ff. -
Literatur:
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Spindler I, 1981 I², 159-164, 200-203 - J. Jarnut,
Beitr. zu den frk.-langob. Beziehungen im 7. Jh. und frühen 8. Jh.,
ZBLG 1976 39,331ff.
Störner Wilhelm:
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"Früher Adel" 1975
Bekannt ist das Beispiel desHerzogs Grimoald, der Pilitrud, die Witwe seines Bruders geheiratet hatte und deshalb vom heiligen Korbinian fortwährend unter Druck gesetzt wurde. Das Ende dieser kirchlich unrechtmäßigen Familie wird vom Vitenschreiber Arbeo als Gottesgericht aufgefaßt. Offensichtlich handelte es sich bei den angeprangerten inzestuösen Ehen häufig nur um solche Fälle, die heute durchaus legal sind. Man fragt sich unwillkürlich, weshalb diese "inzestuösen" Ehen so häufig beim Adel vorkamen. Naheliegend ist die Erklärung, dass diese Art von Ehe für die Adelsfamilie ein Mittel war, den Familienbesitz möglichst lange zusammenzuhalten. Sie konnte auch ein Mittel der Legitimierung sein. Herzog Grimoalds Gattin Pilitrud war bezeichnenderweise nicht nur die Witwe seines Bruders, sondern auch seines Amtsvorgängers. So ist es kein Wunder, dass die bayerischen Bischöfe auf der Synode von Aschheim Beschlüsse gegen inzestuöse Ehen faßten, wobei gefordert wurde, dass der Herzog diesbezüglich ein Gesetz beschließe bzw. durchführe.
Spindler Max: Seite 160,162
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"Handbuch der bayerischen Geschichte"
Auch die folgenden Namen sind aus unabhängiger Überlieferung
bekannt: Grimoald und Pilitrud
sind das in der Vita Corbiniani genannte Freisinger Herzogspaar. Die gleiche
Pilitrud
war vorher mit dem Bruder Grimoalds,
Theodolt,
verheiratet, der bei Arbeo als Theodalt
erscheint.
Nach der Teilung des Herzogtums durch seinen Vater finden
wir Grimoald in Freising wieder. Die
Teilung wurde politisch nicht wirksam, da Theodebert,
Theodebald
und Tassilo
anscheinend bald gestorben sind. Nur einer der drei, Theodebert,
hat einen Sohn namens Hucbert
gehabt, der dem Vater in der Herrschaft nachfolgte. Neben ihm dürfte
weiterhin Grimoald regiert haben, so
dass wir mit einer Zweiteilung des bayerischen Herzogtums rechnen müssen;
allerdings ist damit nicht die Angabe der Vita Corbiniani Arbeos zu vereinen,
der von Grimoald als dem "princeps
totius gentis" spricht. Dass aber dennoch zwei Herrschaftszentren im damaligen
Bayern bestanden haben müssen, sieht man auch an der Feindschaft zwischen
Hucbert
und seinem Onkel Grimoald, die sowohl
die Langobarden als auch die Franken zum Eingreifen in Bayern veranlaßte.
Der mit
Herzog Hucbert
verschwägerte Langobarden-König Liutprand
(er war mit Hucberts
Schwester oder TanteGuntrut
verheiratet)
nahm zu Beginn seiner Regierung den Bayern, also wohl dem Herrschaftsbereich
Grimoalds,
mehrere befestigte Orte weg. Dass es sich dabei um Orte in S-Tirol handelt,
sehen wir daraus, dass Corbinian sich auf der Flucht vor der Frau des Herzogs
Grimoald nach Mais bei Meran wenden
kann. Jarnut ist der Ansicht, dass Corbinian, auf seiner Romreise von Liutprand
ehrenvoll empfangen, von diesem in seinen kirchenrechtlichen Bedenken gegen
die Ehe Grimoalds bestärkt worden
sein könnte, damit dieser sich durch die dadurch ausgelösten
Wirren Gelegenheit zum Eingreifen in Bayern verschaffte.
Der Alemannen-Herzog Lantfrid mußte es dulden,
dass Karl Martell im Jahre 725 durch
sein Land einen Vorstoß nach Bayern unternahm, wo den Franken die
inneren Spannungen eine günstige Gelegenheit zum Eingreifen eröffneten.
Von diesem Heereszug nach Bayern brachte Karl
Martell nicht nur große Schätze, sondern auch die
Herzogin
Pilitrud und deren Nichte Swanahilt
mit heim.
Für Karl war
allerdings noch ein zweiter Feldzug nach Bayern nötig, der 728
stattfand,
und vielleicht geschah es bei dieser Gelegenheit, dass Herzog
Grimoald einem Meuchelmord zum
Opfer fiel.
1. oo 2. Pilitrud
- um 730
Literatur:
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Spindler Max: Handbuch der bayerischen Geschichte
Erster Band Das alte Bayern das Stammesherzogtum bis zum Ausgang des 12.
Jahrhunderts. C. H. Beck'sche Verlagsbuchhandlung München Seite 160-164,200-203
- Störmer Wilhelm: Früher Adel. Studien zur politischen
Führungsschicht im fränkisch-deutschen Reich vom 8. bis 11. Jahrhundert.
Teil I und II. Anton Hiersemann Stuttgatrt 1973 -