Sohn des Bayern-Herzogs Garibald
I. aus dem Hause der AGILOLFINGER
und der Walderada,
Tochter vom Langobarden-König Wacho
Lexikon des Mittelalters: Band VIII Spalte 484
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Tassilo I., bayerischer Herzog
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†
Von Tassilo I., dessen
Zugehörigkeit zu den AGILOLFINGERN
zu erschließen ist, sind nur wenige Nachrichten erhalten. Falls er
ein Sohn des um 591 von den Franken entmachteten Bayern-Herzogs Garibald
war, waren Walderada aus dem langobardischen
LETHINGER-Königsgeschlecht
seine Mutter, die Langobarden-Königin Theudelinde
seine Schwester und die zu den Langobarden geflohenen Herzogs-Söhne
Gundoald
und
Grimoald
seine Brüder.
Auf jeden Fall war Tassilo I.
ein
Verwandter
Garibalds. Als solcher wurde er um 591 vom Franken-König
Childebert
II. in Bayern "als rex" eingesetzt (so Paulus Diaconus 4,
7, 110). Ob er in der Auseinandersetzung mit Garibald als
Haupt einer 'fränkischen Partei' innerhalb der AGILOLFINGER-Sippe
war, läßt sich nicht entscheiden. Daß er 'agilolfingische'
Traditionen weiterführte, ist ersichtlich am Namen seines Sohnes und
Nachfolgers Garibald
II. Tassilo I. scheint unmittelbar
nach seiner Amterhebung gegen die Slaven vorgegangen zu sein. Ob er im
Auftrag des Franken-Königs gegen die Slaven gekämpft hat, wissen
wir nicht. Jedenfalls siegte er über die Slaven und kehrte mit großer
Beute zurück. 595 griff Tassilo
von
neuem die Slaven an, die jetzt vom avarischen Khagan unterstützt wurden
und ihn vernichtend schlugen. Erst 610 wird er als "dux Baioariorum"
bezeichnet und sein Tod erwähnt.
Quellen:
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Paulus Diaconus IV c 7,10,39 -
Literatur:
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H.-D. Kahl, Die Baiern und ihre Nachbarn bis zum Tode
des Hzg.s Theodo (717/718) (Die Bayern und ihre Nachbarn, I, hg. H. Wolfram-A.
Schwarcz, 1985),175,182f.,194ff.,201 - J. Jahn, Ducatus Baiuvariorum, 1991,17f.
Vater:
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Herzog Garibald I. (†
um 593)
Mutter:
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Walderada
Wurde um 593 von Franken-König
Childebert II. in Bayern als „rex“ eingesetzt, schrieb
der langobardische Geschichtsschreiber Paulus Diaconus.
Erste Kriege mit Nachbarn im Osten und Süden.
Gebietsgewinne in Südtirol.
Zunächst Sieg über Slawen, dann Niederlage.
Literatur:
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R. Reiser, Agilolf od. d. Herkunft d. Bayern, 1977.
Nach dem Tode seines Vaters wurde Tassilo von den Franken als Herzog eingesetzt. Tassilo siegte über die Slawen im Pustertal und kehrte mit großer Beute zurück. Der Effekt des Beutezuges spielte dabei eine große Rolle, denn damit wurde auch seine kriegerische Gefolgschaft abgefunden. 595 griff Tassilo von neuem die Slawen an, die von den Awaren unterstützt wurden. Er mußte diesen Angriff aber offenbar mit einer vernichtenden Niederlage bezahlen.
Spindler Max: Seite 108,112,115
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"Handbuch der bayerischen Geschichte"
"Tassilo ist vom Franken-König
Childebert
in Bayern als König eingesetzt worden"[1
Paulus
Diac. IV 7, Seite 118; den dem Bayern hier und an anderen Stellen von Paulus
zugelegten Königstitel hat man aus einem Versehen des Paulus erklären
wollen, der es "mit den Titeln nicht so genau genommen habe" (Riezler I
1, 144f.). Doch befriedigt diese Erklärung nicht recht, insbessondere
angesichts der sich in der Forschung durchsetzende Erkenntnis, daß
es nur die konsequente fränkische "Sprachregelung" war, die den Königstitel
allein dem fränkischen Großkönigtum vorbehielt und die
anderen Fürsten zu duces herabdrückte, vgl. Reinhard Wenskus,
Amt und Adel in der frühen
Merowingerzeit (Mitteilungen des Universitätsbundes
Marburg I/2) 1959, 40-56; Rolf Sprandel, Dux und comes in der Merowingerzeit
(ZRG 74) 1957, 41-84 und besonders Schlesinger, Heerkönigtum (siehe
oben 104 Anm. 12) 53-87, besonders 71ff., sowie Ders., ZBLG 28, 681f. Von
einer staatsrechtlichen Ausdeutung dieser vereinzelten Stelle sollte man
wohl Abstand nehmen, ehe sie nicht im Zusammenhang mit ähnlichen Äußerungen
untersucht worden ist; Wolfram, Intitulatio (siehe oben 104 Anm. 12) 168
Anm. 71 spricht von einem "Amtskönig".], wie Paulus Diaconus überliefert.
Der langobardisch orientierte Garibald wurde durch den frankenfreundlichen
Tassilo
abgelöst. Über das Schicksal Garibalds erfahren wir nichts,
dass jedoch der neu eingesetzte
Tassilo mit
Garibald
verwandt gewesen sein muß, vielleicht sogar sein Sohn gewesen ist,
kann man daraus entnehmen, dass auch Tassilos
eigener Sohn wieder Garibald hieß [2 Paulus Diac. IV
39, Seite 133.]; eine solche Berücksichtigung der Verwandtschaft ließe
auch das Eingreifen der Franken in einem anderen Licht erscheinen. Als
offensichtlichen Preis für die Anerkennung ihres Eingreifens ließen
sie dem neuen Herzog in Verfolgung bayerisch-territorialpolitischer Ziele
auf Kosten der Langobarden freie Hand. Diese Ziele gingen auf die Gewinnung
des Ausganges aus dem Gebirge.
Nach 572/79 spätestens 591 müssen also die
Slawen in Binnen-Noricum eingedrungen sein, etwa um 592 hören wir
von den ersten Kämpfen mit den Bayern, die ihnen im westlichen Pustertal
entgegentraten. Damals zog Tassilo "mit einem Heer in das Land der
Slawen, errang einen Sieg und kehrte mit großer Beute in die Heimat
zurück." [5 Paulus Diac. IV, 7, Seite 118.] Ein neuer Einfall
um 595 endete mit einem Mißerfolg und dem Tod von 2.000 Bayern, da
den Slawen ein awarischer Chakan zu Hilfe kam.
Die Kunde von der Einsetzung des bayerischen Königs
Tassilo im Jahre 592 sowie von den folgenden Slawenkämpfen
sind für einige Zeit die letzten Nachrichten, die wir aus Bayern haben.
In den fränkischen Quellen wird Bayern nicht genannt.
Jarnut Jörg: Seite 62
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"Agilolfingerstudien."
Die Franken regelten aber 591 nicht nur ihr Verhältnis
zu den Langobarden. Nach dem Bericht des Paulus wurde damals "Tassilo
a Childeperto rege Francorum aput Baioariam
rex ordinatus" [265 PDF IV, 7.]. Damit wurde Tassilo
auf die in der Lex Baiuvariorum vorgesehene Art Herrscher (= "rex") über
die Bayern. Meist wird angenommen, diese Erhebung habe den Sturz Herzog
Garibalds zur Voraussetzung gehabt [266 Vgl. etwa Goez 159;
Reindel, Agilolfinger 143.]. Es ist jedoch viel wahrscheinlicher, daß
der 589 unter dem Einfluß des Bischofs Egidius von einem fränkischen
Heer angegriffene Garibald [268 Vgl. oben Seite 59.] 590/91
verstorben war und nun durch einen anderen AGILOLFINGER
in seinem Amt abgellöst wurde, der nicht unbedingt sein Sohn gewesen
zu sein braucht. Diese Ansicht wird dadurch gestützt, daß Paulus
Diaconus, dem wir alle unsere Informationen über Bayern um 600 verdanken,
589 nur von einer Herzog Garibald durch die fränkischen Truppen
zugefügten "perturbatio" spricht, aber nicht das geringste von der
Vertreibung oder gar Vernichtung des AGILOLFINGERS
berichtet. Unsere Auffassung über die Vorgänge in den Jahren
589-591 wird letztlich auch dadurch bekräftigt, daß auch der
Nachfolger Garibalds im Amt des bayerischen Herzogs wieder zur Familie
der AGILOLFINGER gehörte.
oo N.N.
†
Kinder:
Garibald II.
†
um 630
Literatur:
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Bosl, Karl: Bosls Bayerische Biographie, Verlag
Friedrich Pustet Regensburg 1983 Seite 771 - Jarnut Jörg: Agilolfingerstudien.
Anton Hiersemann Stuttgart 1986 Seite 62,117,125,128 - Menghin Wilfried:
Die Langobarden. Archäologie und Geschichte Konrad Theiß Verlag
Stuttgart Seite 111,119 - Paulus Diakonus und die Geschichtsschreiber
der Langobarden: Geschichte der Langobarden. Phaidon Verlag Kettwig 1992
Buch IV Kapitel 7,39 - Spindler Max: Handbuch der bayerischen Geschichte
Erster Band Das alte Bayern das Stammesherzogtum bis zum Ausgang des 12.
Jahrhunderts. C. H. Beck'sche Verlagsbuchhandlung München Seite 108,112,115
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