Sohn des N.N.
Geuenich, Dieter: Seite 93
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"Geschichte der Alemannen"
"Diese beiden Männer waren Brüder und der Abstammung
nach Alemannen, hatten aber großen Einfluß bei den Franken",
so charakterisiert Agathias die Herkunft und Stellung der Heerführer
Leuthari(s)
und
Butilinus.
Entsprechend
gelten sie als die beiden ersten Herzöge der Alemanen, die ihrer Amtsgewalt
vom Franken-König erhalten haben. Sie scheinen als "Amtsträger
der MEROWINGER",
"fränkische Amts-Herzöge" im Gebiet der Alamannia gewesen zu
sein. Bruno Behr folgerte aus einer eingehenden Analyse des Berichts über
den Italienfeldzug der beiden Brüder im Jahre 553/54 jedoch, daß
sie "eher als fränkische Heerführer alemannischer (Adels-)Abstammung,
denn als alemannische Herzöge an fränkischer Kandare"
zu bezeichnen seien. Denn ihre alemannische Herkunft ermöglichte
es Agathias, die Schuld an dem schließlich gescheiterten Kriegszug
gegen den römischen Feldherrn Narses
von den Franken abzulenken und den Alemannen anzulasten. Die beiden Brüder
hätten sich von den Goten zu diesem
Unternehmen gegen die Römer verleiten lassen, obwohl es "ihrem König
Theudebald
I. (548-555) gar nicht
paßte", will uns der byzantinische Gschichtsschreiber glauben machen.
In der Tat bezeichnen die anderen Quellen, die von diesem
Feldzug berichten, ihn als fränkisches Unternehmen und ihren Anführer
Buccelenus,
der dort unter dieser Namensform und ohne seinen Bruder Leuthari
genannt
wird, als "Franken-Herzog" (dux Francorum). Vermutlich handelte
es sich um einen fränkischen Eroberungszug mit alemannischer Beteiligung,
den Agathias in seinen Historiae in ein alemannisches Unternehmen
umdeuten wollte, um die Franken in einem besseren Licht erscheinen zu lassen
und als potentielle Bündnispartner für Byzanz zu empfehlen.
Wir können hier die Frage, ob und inwieweit Leuthari
und
Butilin im Auftrag des Franken-Königs
Theudebald
Italien von der Poebene
bis zur Meerenge von Messina unsicher gemacht haben oder "auf eigene Rechnung
Krieg fürten" (Otto Feger), offenlassen. Jedenfalls war dies der letzte
Eroberunsversuch südlich der Alpen, an dem Alemannen beteiligt waren.
Butilin/Buccelenus
begegnet übrigens auch in der Chronik des
Marius von Avenches (530-594) an zweiter Stelle einer Reihe von als dux
Francorum betitelten Amtsträgern, die für das Gebiet
der Diözese Avenches zuständig waren. Versucht man beide Erwähnungen
im Zusamemnhang zu sehen, so könnten die Brüder durchaus beide
zur gleichen Zeit Herzöge in Alemannien gewesen sein: ersterer in
einem Bereich, der auch die Diözese Avenches umschloß, und letzterer
möglicherweise in einem weiter östlich oder nördlich gelegenen
Bereich der Alamannia.
553/54
Die Herzöge Butilin und Leuthari,
zwei Brüder alemannischer Herkunft, durchziehen mit einem Heer aus
Franken und Alemannen Italien.
Zöllner Erich: Seite 90,91,98-101,150
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"Geschichte der Franken bis zur Mitte des 6. Jahrhunderts"
Die Gepiden unternahmen
einen erfolgreichen Vorstoß ins aurelianische Dacien, während
der Franken-König mit einem Heer, das nach der wohl übertreibenden
Angabe Prokops 100.000 Mann stark war, über einen der West-Alpenpässe
in Italien einrückte und durch die Provinz Ligurien auf Pavia marschieret.
Die Goten unter Uraja gaben den Weg über den Po frei; die Menschenopfer,
welche die noch nicht oder nur oberflächlich dem Christentum gewonnenen
fränkischen (oder eher alamannischen?) Krieger beim Flußübergang
darbrachten, riefen bei den Goten freilich Entsetzen und Abscheu hervor.
Bald sollte sich auch in drastischer Weise zeigen, daß die ungestümen
Eindringlinge ihre eigenen Pläne verfolgten; so griffen sie nach dem
Poübergang nacheinander die Goten und die nicht minder überraschten
Byzantiner an, zersprengten beide Heere, plünderten ihre Lager, eroberten
Genua und verwüsteten weiterziehend die Aemilia. Verpflegungsschwieirigkeiten
und der Ausbruch einer schweren Seuche, die etwa ein Drittel der Mannschaften
gekostet haben soll, veranlaßten Theudebert
zum Rückzug. Der byzantinische Befehlshaber Belisar
drohte mit der Rache des Kaisers und nach einem byzantinischen Gewährsmann
ist es dann zu einer Art Waffenstillstand gekommen; die Franken
haben aber weiterhin liturgische und alpine Grenzgebiete besetzt gehalten.
Wir besitzen über diese Ereignisse verschiedene Nachrichten von Prokop,
Paulus Diaconus und Jonas von Susa. Prokop berichtet über Theudeberts
Machtstellung in der Provinz Liguriens, den Alpes Cottiae und dem später
eroberten Venetien; Paulus nennt die Herzöge Butilin und Aming,
Jonas Butilin und Mummolen als fränkische Befehlshaber
Theudeberts in Italien, man wird auch
auf den Herzog Lanthacarius hinweisen dürfen, der nach Marius
von Avneches 548 im Kampf mit den Römern gefallen ist.
Jetzt endlich gelang es aber endlich, aktive Unterstützung
aus dem Franken-Reich zu erlangen;
die alamannischen Herzoge Leuthari
und Butilin, angeblich zwei Brüder, zogen
mit starken Kräften, genannt werden 75.000 Mann, über die Alpen.
Es ist wohl kein Zweifel, daß Theudebald
dieser
Expedition zugestimmt hat; in Verfolgung der bisher eingeschlagenen Taktik
vermied es das fränkische Königtum aber, in der antibyzantinischen
Politik eine sichtbare Führerrolle zu übernehmen. Während
Narses in der Toskana von den Goten noch gehaltenen Kastelle belagerte,
forcierten die beiden Heerführer den Po und schlugen eine oströmische
Heeresabteilung bei Parma im Herbst 553 aufs Haupt. Diese Erfolg bot den
Anlaß zum Anschluß der Goten in den Provinzen Ligurien, Aemilia
und den Nachbargebieten an die fränkisch-alamannischen Scharen.
Der Erfolg gegen eine plündernde Schar von 2.000
Franken bei Ariminum hatte noch keine große Bedeutung. Im Frühjahr
554 zogen Leuthari und Butilin
nach Süd-Italien. Als die Scharen der beiden Heerführer in Samnium
angelangt waren, teilten sie sich; Butilin zog mit der Hauptmacht
die tyrrhenische Küste entlang bis zur Straße von Messina, während
Leuthari
Apulien und Kalabrien verheerte. Es kam zu argen Kirchenfreveln, doch beteuert
Agathias, dies sei nur das Werk der noch heidnischen Alamannen gewesen.
Leuthari
marschierte bei Sommerbeginn
nach N zurück und riet auch dem Bruder zum Abbruch der Heerfahrt.
Auf dem Rückmarsch erlitt Leuthari
bei
einem Zusammenstoß mit einem von Pisaurum (Pesaro) kommenden byzantinischen
Korps bei Fanum (Fano) empfindliche Verluste, viele Gefangene gewannen
die Freiheit und auch ein großer Teil der Beute ginge verloren. Der
Weitermarsch verlief ohne Zwischenfälle, bis man in das seit längerer
Zeit fränkisch besetzte Venetien gelangte. Hier brach eine heftige
Seuche aus, der Leuthari
und nach dem
maßlos übertriebenen Bericht des Agathias auch alle Krieger
zum Opfer fielen; daß das Heer furchtbar dezimiert wurde, wird man
indessen nicht bezweifeln können.
Literatur:
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Dahn Felix: Die Völkerwanderung. Germanisch-Romanische
Frühgeschichte Europas. Verlag Hans Kaiser Klagenfurt 1977 Seite
82,83,376,453 - Ewig Eugen: Die Merowinger und das Frankenreich.
W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1988 Seite 38,100 - Geuenich,
Dieter: Geschichte der Alemannen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin
Köln 1997, Seite 93,158 - Zöllner Erich: Geschichte der
Franken bis zur Mitte des 6. Jahrhunderts. Verlag C. H. Beck München
1970 Seite 90, 91,98-101,150 -