Tochter des Alemannen-Herzogs Hnabi
und der Hereswind
Thegan: Seite 217
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"Das Leben Kaiser Ludwigs. Quellen zur karolingischen
Reichsgeschichte Band V."
2. Als dieser im Jugendalter stand, verlobte er sich mit einer Jungfrau aus edelstem schwäbischen Geschlecht, Namens Hildigard, von der Sippe des Alamannen-Herzogs Gotefrid. Herzog Gotefrid zeugte den Huoching, Huoching zeugte Nebi; Nebi die Imma; Imma aber gebar die selige Königin Hildigard. Nachdem nun der genannte Kaiser sie zur Ehe genommen hatte, zeugte er mit ihr drei Söhne, von denen einer den Namen seines Vaters Karl, der andere Pippin, der König über Italien war, der dritte aber Ludwig hieß, der König über Aquitanien war. Lange lebte ihr Vater mit ihnen glücklich und unterrichtete sie nützlich in den freien Wissenschaften und weltlichen Gesetzen.
Rappmann Roland/Zettler Alfons: Seite 369,426,481
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"Die Reichenauer Mönchsgemeinschaft und ihr Totengedenken
im frühen Mittelalter."
IMMA
Necr. A 8.8. "Imma abbatissa", † vor 856/58
Eine Identifizierung dieser Äbtissin gelang nicht;
vgl. schon Baumann, MGH Necr. 1 Index Seite 742. Jedenfalls ist sie vor
der Anlage des älteren Necrologs in den Jahren 856/58 verstorben.
Im Reichenauer Verbrüderungsbuch begegnet p. 125D2 eine einzel eingeschriebene
"Imma abbatissa", die Piper MGH Libri confrat. Seite 313 Anm. zu
Seite 523, 6 für die gleichnamige Äbtissin vonn Herford von "ca.
955" hält. Dem paläographischen Befund zufolge handelt es sich
aber um eine Notiz des 9. Jahrhunderts, so daß diese Vermutung nicht
zutreffen kann. Ferner findet sich im Verbrüderungebuch von St. Peter
in Salzburg p. 21/Ca unter den verstorbenen Äbtissinnen an fünfter
Stelle eine "Imma ab.", deren Eintrag zum Anlageband von 784 gehört.
Demnach muß Imma zu diesem Zeitpunkt bereits tot gewesen sein.
Karl Schmid hat aufgrund der Beobachtung, "daß die weiblichen Angehörigen
königlicher und adliger Familien nicht selten mit der Leitung ihnen
nahestehender Frauenklöster betraut worden sind" (Schmid, Probleme
der Erschließung Seite 186; vgl. auch Seite 195f. Anm. 118 und Hasdenteufel,
Das Salzburger Erentrudis-Kloster Seite 21-26), die Vermutung geäußert,
diese Äbtisisn könnte mit der gleichnamigen Mutter des Bayern-Präfekten
und
alemannischen Grafen GEROLD (II) (†
799) identisch sein; zur Verwandtschaft Immas vgl. Borgolte,
Grafen Seite 557ff. Doch ist diese Vermutung angesichts der Tatsache, daß
die Mutter Gerolds, "Imma genetrix", offenbar noch
am 3.3.786 gemeinsam mit ihrem Sohn eine Urkunde unterzeichnete, nicht
unproblematisch und bedürfte weiterer Erhärtung: UB St. Gallen
1 Seite 102 Nr. 108, dazu Borgolte, Grafen Seite 559 und Seite 562. Imma
starb
nach den Annales Alamannici wahrscheinlich erst 798, Seite 172 ad
q. 798: "Imma defunctus est"; zur Identifizierung vgl. Pertz,
MGH SS 1 Seite 48 Anm. 1; Henking in: Die annalistischen Aufzeichnungen
Seite 243 Anm. 115 und Borgolte, Grafen Seite 768. Eine weitere, sonst
unbekannte Äbtissin Imma wurde von einer Nachtraghand wohl
des 9. Jahrhunderts in das Salzburger Gedenkbuch eingetragen: Das Verbrüderungsbuch
von St. Peter in Salzburg p. 15/Aa. Sicher nicht gemeint sein kann mit
der Notiz im älteren Reichenauer Necrolog die Äbtissin Imma
von Remiremont († 20.9.818/19;
vgl. Hlawitschka, Studien Seite 34f.) und auch nicht die gleichnamige Gemahlin
Einhards, des Biographen KARL DES GROSSEN,
die am 13.12.836 gestorben ist, vgl. etwa Wellmer, Persönliches Memento
Seite 15 mit Anm. 11.
Mitterauer Michael: Seite 8-10
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"Karolingische Markgrafen im Südosten"
Thegan verfolgte jedoch bloß die Linie ihrer Mutter
Imma
zurück, die eine Tochter
Herzog Hnabis, des Mitbegründers
der Reichenau war.
Imma
schenkte 784
zusammen mit ihrem Gatten Gerold reiche Besitzungen im Worms-,
Lobden-, Anglach-, Uff- und Kraichgau an das Kloster Lorsch. Die Güter
lagen hauptsächlich zwischen Worms und Oppenheim sowie zwischen Heidelberg
und Bruchsal.
Die geschlossene Eintragung Eugenia Imma im St. Gallener
Verbrüderungsbuch legt nahe, dass die Verwandtschaft durch die Mutter
Präfekt
Gerolds I. vermittelt wurde. Dafür spricht auch ihr noch zu Lebzeiten
ihres Gatten nachweisbarer Besitz im Elsaßgau. Sie entstammte also
wohl väterlicherseits der schwäbischen und mütterlicherseits
der elsässischen Herzogsfamilie. Über
Imma
scheinen die GEROLDE noch mit den ALAHOLFINGERN verwandt
gewesen zu sein, denn ein Graf Berthold war zusammen mit ihrem Vater
Hnabi
724 an der Gründung des Klosters Reichenau beteiligt.
Borgolte Michael: Seite 119-122,248-251
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"Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer
Zeit. Eine Prosopographie."
Am 3. Mai 786 übertrug Graf
Gerold an St. Gallen in pago,
qui
uocatur Perihtilinpara, Güter, die sich zwischen Seedorf im Westen,
Betra im Norden, Hechingen im Osten und Deilingen im Süden erstreckten
(W I Nr. 108; vgl. die Karte bei Borgolte, Das Königtum am oberen
Neckar). Während er sich zu einem jährlichen Zins von 20 solidi
verpflichtete und das Recht zum Rückkauf mit drei Wergeldern vorbehielt,
sollten die Güter nach seinem Tod endgültig an das Kloster fallen.
Des großzügigen Mehrers des Klostergutes haben
die Reichenauer, aber auch Ratpert von St. Gallen, mehrfach gedacht. Bei
Ratpert (15 c. 8) und Walahfrid Strabo (Visio Wettini 329 Z. 813f.) wird
Gerold
dabei als Bruder der Königin Hildegart
bezeichnet.
Das paßt zum signum der Imma genetrix in Gerolds
St. Galler Tradition von 786, da bei Thegan (Vita Hludowoci 590f. c. 2)
eine Imma als Mutter Hildegarts
genannt wird.
Neben Imma als Mutter, Gerold (I)
als Vater und die Königin
Hildegart als Schwester glaubt man, noch weitere Verwandte
Geroldszu
kennen. Zu Gerolds Geschwistern zählte
demnach Udalrich (I) und Voto. Ein weiterer Bruder
könnte
Megingoz/Meingoz gewesen sein.
Wie im Reichenauer Verbrüderungsbuch, in dem er
an der Spitze der Grafen steht (vgl. Beyerle, Verbrüderungsbuch 1115),
wurde Gerold wohl auch im ältesten
Eintrag des St. Galler Gedenkbuches neben seinem Bruder Udalrich
(I) vermerkt (St. Galler Gedenkbuch pag. 8; vgl. Schmid, Zur historischen
Bestimmung 507,513f.). Die Namenreihe beginnt hier mit Rodbertus,
Odalricus,
Kerolt, von denen der erste
auf Immas Bruder Ruadbert (I) bezogen werden kann.
Gerold wird nämlich
wie Tassilo
dem Geschlecht der AGILOLFINGER
zugerechnet; einerseits soll er diesem Geschlecht durch die Abkunft seiner
Mutter von den altalemannischen Herzögen angehört haben
(Chaume, Bourgogne I 113 A. 2; Zöllner, Otakare 15 mit A. 64; Ders.,
Agilulfinger 125-134; zuletzt Prinz, Frühes Mönchtum in Südwestdeutschland
55f.; Lacher, Die Anfänge der Reichenau 106f.; s. Art. NEBI), andererseits
werden die GEROLDE,
das heißt das Geschlecht von Gerolds Vater
Gerold
(I), aufgrund ihres Namens und mittelrheinischen Besitzes ebenfalls
als AGILOLFINGER betrachtet (Werner,
Adelsfamilien 111f.; Wenskus 425-427).
Nach Notker dem Stammler hatte
Hildegart, die Gemahlin KARLS DES GROSSEN,
einen Bruder namens Udalrich, dem sein
königlicher Schwager plurgma tribuit (Gesta Karoli Magni 17).
Udalrich
wäre somit ein Sohn GEROLDs
(I) und der Imma,
ein Neffe des bis zur Jahrhundertwende als Graf im nördlichen Bodenseegebiet
bezeugten Grafen RUADBERT (I) und ein Bruder GEROLDs (II),
des Präfekten von Bayern und berühmten Awarenkämpfers,
gewesen. Die Nachricht Notkers wird durch Fuldaer Urkunden über Liegenschaften
im Elsaß gestützt, wenn auch nicht ausdrücklich bestätigt.
Zu Graf Vodalrichus
und seinem 798 wohl bereits verstorbenen Bruder Voto passen zwei
weitere Urkunden aus der vorangegangenen Zeit. Am 31. März 778 hatte
Imma/Immina
ihrem ungenannten Sohne für 600 solidi ihren von Walthari erworbenen
Besitz in pago Alsacinse in Oberehnheim, Walf, Krautergersbeim,
Rosheim und in der Stadt Straßburg verkauft (UB Fulda I Nr. 84; Regesta
Alsatiae I Nr. 273 zu den Orten). Am Anfang der Zeugenreibe erscheint Graf
Vodalrich. Zehn Jahre darauf schenkte ein Uoto der Abtei
Fulda unter Abt Baugulf seine Güter im Eisaßgau und nannte dabei
unter anderem Liegenschaften in Oberehnheim, Walf, der Stadt Straßburg
sowie in Barr, Altbronn und Hürtigheim (UB Fulda I Nr. 176; vgl. Regesta
Alsatiae I Nr. 329). Als Grundberr in den drei zuletzt genannten Orten
war Uoto zweifellos mit dem Voto von 798 identisch; da er andererseits
über Besitz in Oberehnheim, Walf und Straßburg verfügte,
dürften er oder sein Bruder, sicher der Spitzenzeuge bei Immas
Rechtsgeschäft, der Käufer von 778 gewesen sein. Graf
Vodalrich und Voto wären somit Söhne der Imma
gewesen,
die ihrerseits denselben Namen wie Hildegarts
Mutter trug.
Auf pag. 8 des St. Galler Gedenkbuches findet man Udalrich
offenbar noch einmal inmitten anderer Verwandter. Die Abfolge der Magnatennamen
auf dieser Seite beginnt RODBERTUS, Odalricus,
Kerolt. Der erste Name bezeichnet wohl den Bruder Immas (RUADBERT
I), der zweite und dritte deren beide Söhne, den hier behandelten
Udalrichund
den Markgrafen GEROLD (II) (Schmid, Zur historischen Bestimmung
513; MIitterauer 19).
Vom Lebensalter her betrachtet, kann Udalrich
durchaus noch im letzten St. Galler Beleg von 817 gemeint gewesen sein.
Da Hildegart wohl 757 geboren wurde
(Abel-Simson I 449 mit A. 3) und die Notiz der Annales Alamannici zum Jahr
798: Imma defunctus est (Lendi, Untersuchungen 172; Henking,
Die annalistischen Aufzeichnungen 243 mit A. 115) wahrscheinlich den Tod
der Mutter ermittelt, wird Udalrich kaum
vor 750 zur Welt gekommen sein.
oo Gerold Graf im Kraichgau
um 730 †
785/86
Kinder:
Ulrich I.
†
807
Gerold der Jüngere
†
1.9.799
Hildegard
758 † 30.4.783
770
oo 3. KARL I. DER GROSSE
2.4.742 † 28.1.814
Literatur:
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Borgolte Michael: Die Grafen Alemanniens in merowingischer
und karolingischer Zeit. Eine Prosopographie. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen
1986 Seite 119-122,124,184,195,216,248-251 - Borgolte Michael: Geschichte
der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit. Vorträge und
Forschungen Sonderband 31 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1984 Seite 27,154,246,249
-
Geuenich, Dieter: Geschichte der Alemannen. Verlag W. Kohlhammer
Stuttgart Berlin Köln 1997, Seite 117 - Mitterauer Michael:
Karolingische Markgrafen im Südosten. Archiv für österreichische
Geschichte Band 123. Hermann Böhlaus Nachf./Graz-Wien-Köln 1963
Seite 8-10,14,17,19,20,22,23, 25,82 - Rappmann Roland/Zettler
Alfons: Die Reichenauer Mönchsgemeinschaft und ihr Totengedenken im
frühen Mittelalter. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998 Seite 369,426,481
-
Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart
Berlin Köln 1992 Seite 73 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche
Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag
Styria Graz Wien Köln 1990 Seite 22 - Thegan: Das Leben Kaiser
Ludwigs. Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte Band V Wissenschaftliche
Buchgesellschaft Darmstadt 1974 Seite 217 -