HERULER
 

Lexikon des Mittelalters: Band IV Spalte 2184
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Heruler (Eruler)
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Ostgermanischer Stamm

Um 250 aus Süd-Skandinavien vertrieben, zog ein kleinerer Teil nach Westen: Am Niederrhein wurden kriegsgefangene Heruler auf römischem Gebiet angesiedelt, aus denen sich später eine mehrfach erwähnte Auxiliartruppe (numerus Erulorum) rekrutierte. Im 5. Jh. sind Plünderungszüge der westlichen Heruler an den Küsten Galliens und Spaniens bezeugt. Die Hauptmasse des Stammes zog jedoch zunächst zum Schwarzen Meer, von wo aus die Heruler seit 267 Griechenland und den Balkan überfielen, aber schließlich von den Römern besiegt wurden. Im 4. Jh. gerieten die Heruler in Abhängigkeit von den Ostgoten, im 5. Jh. von den Hunnen. Nach dem Tode Attilas siedelten sie an der mittleren Donau (größte Ausdehnung: um 500). Unter den germanischen Söldnern Odoakers stellten sie das Hauptkontingent. Theoderich der Große adoptierte den Heruler-König Rudolf als Waffensohn; unter ihm erlitten sie eine vernichtende Niederlage durch die Langobarden (vor 512). Während danach der kleinere Teil des Stammes mit der königlichen Familie wieder nach Skandinavien zurückkehrte, wurde der Großteil von Kaiser Anastasios I. ins oströmische Reich (Illyricum) aufgenommen und von Kaiser Justinian südlich der Save angesiedelt und christianisiert. Als selbständige Abteilungen unter eigenen Stammesführern leisteten sie für Byzanz Söldnerdienste und kämpften gegen Perser, Vandalen und Ostgoten. Seit der Mitte des 6. Jh. verstummen die Zeugnisse über sie. Die Zuweisung archäologischer Funde ist bisher unsicher. Tendenziöse Hauptquelle: Prokop bell. Goth. 2, 14.

J. Gruber



Germanenvolk, ursprünglich wohl in Nordeuropa beheimatet

Sie zogen zum Teil an den Rhein (West-Heruler) und gingen in den Franken auf. Ein anderer Teil (Ost-Heruler) wanderte nach Süd-Rußland (Asowches Meer), trat mit den Ostgoten in Verbindung und geriet mit diesen in Abhängigkeit von den Hunnen. Sie bildeten nach Attilas Tod ein Reich im Donaugebiet, das bald nach 500 von den Langobarden zerstört wurde. Ein Teil der Heruler ging nach Nord-Europa zurück, der andere blieb auf dem Balkan und nahm das Christentum an. Sie wurden um 550 vom oströmischen Kaiser besiegt und sind geschichtlich seitdem nicht mehr faßbar.