Ermanarich                                     König der Ostgoten (350-376)
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um 266 376
 

Sohn des Ostgoten-Königs Achiulf
 

Lexikon des Mittelalters:
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Ermanarich, König der Ostgoten aus dem Geschlecht der Amaler
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    †

Begründer eines Großreichs in Süd-Rußland. Beim Einfall der Hunnen und Alanen tötete er sich 376 selbst (Amm. 31, 3, 1f.). Seine Taten und sein Tod sind schon im 6. Jh. Gegenstand der Sage (Jordanes, Getica) und gehen in die Heldendichtung des Mittelalters ein (Dietrich von Bern, Ermenrichs Tod).

J. Gruber



Dahn Felix: Seite 45
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"Die Völkerwanderung. Germanisch-Romanische Frühgeschichte Europas."

So machtvoll die Heldensage Macht und Umfang des Reichs, das der Eroberer Ermanarich, Geberichs Nachfolger, etwa 350-376 gründete, ausdehnt - feststeht immerhin, daß dieser "herrlichste der AMALER" (seit Ostrogota wieder der erste König aus diesem Haus) eine große Zahl benachbarter Völker in volle oder lockere Abhängigkeit gebracht hat. Wohl nur ein leichtes Band der Bundesgenossenschaft hatte die Westgoten mit dem Reich des AMALERS verknüpft, aber die raschen, ebenfalls gotischen Heruler wurden durch Krieg unterworfen und viele finnische un slawische Völkerschaften (Veneti, Anntes, Sklöaveni) mußten die Oberhoheit des Ostgoten anerkennen.
Gegen Ende seines Lebens aber trübt sich der Stern des mächtigen Herrschers. Die Westgoten hatten nach einem Zerwürfnis mit den Ostgoten ihre Abhängigkeit bis auf das geringste Maß gelockert, roxalanische Fürsten erfolgreich sich empört, mag auch die Verwundung des Königs durch Sarus und Ammius, die bluträchenden Brüder der Fürstin dieses Volkes, Svanhild, die der König aus Zorn über Abfall und Flucht ihres Gatten von wilden Hengsten habe zerreisen lassen, lediglich Sage sein, die überhaupt Ermanarichs Ende mit ihrem Efeugerank geschmückt zugleich und verhüllt hat. Denn über das Reich des AMALERS ergoß sich nun zunächst die furchtbare Wode der hunnischen Reitervölker.
Die gotische Sage ertrug es nicht, das Erliegen des Volkes vor den Hunnen lediglich aus deren Übermacht zu erklären. Das Siechtum des Königs gibt erst den Feinden Mut zum Angriff. Ermanarich, unfähig, diesen Anprall abzuwehren, stirbt 110 Jahre alt. Und erst nach dem Tod des Königs gelingt den Hunnen die Unterjochung des Volkes.
 
 
 
 

  oo Sunilda
          um 375
 
 
 
 

Literatur:
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Dahn Felix: Die Völkerwanderung. Germanisch-Romanische Frühgeschichte Europas. Verlag Hans Kaiser Klagenfurt 1977 Seite 45,85,157,163,175,176 - Ensslin Wilhelm: Theoderich der Große. F. Bruckmann KG München 1959 Seite 335 - Günther Rigobert: Römische Kaiserinnen. Zwischen Liebe, Macht und Religion. Militzke Verlag Leipzig 2003 Seite 24 - Jordanis: Gotengeschichte. Phaidon Verlag GmbH Essen - Offergeld Thilo: Reges pueri. Das Königtum Minderjähriger im frühen Mittelalter. Hahnsche Buchhandlung Hannover 2001 Seite 68-70,72,73,134 - Riehl Hans: Die Völkerwanderung. Der längste Marsch der Weltgeschichte. W. Ludwig Verlag 1988 Seite 136,137, 139,145 - Schreiber Hermann: Die Hunnen. Attila probt den Weltuntergang. Econ Verlag Wien-Düsseldorf 1990 Seite 31-37,43,206,327 -