Rainer I.                                          Markgraf von Montferrat (1100-1136)
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    um 1136
 

Ältester Sohn des Markgrafen Wilhelm III. von Montferrat  aus dem Hause der ALERAMIDEN seiner 2. Ehe mit der Oda von Ravenna, Tochter von Stadtgraf Tebald
 

Lexikon des Mittelalters: Band VI Seite 790
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Mon(t)ferrat, Markgrafen von
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Die Bezeichnung Markgraf "von Montferrat" wird erstmals Rainer (1100-1135) beigelegt, der im Gefolge HEINRICHS V. begegnet und die Zisterzienserabtei S. Maria di Lucedio mit Stiftungen ausstattete.
Er war verheiratet mit Gisela von Burgund, die Witwe Humberts II. von Savoyen und Schwester Papst Calixtus' II.


Brandenburg Erich: Tafel 19
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"Die Nachkommen Karls des Großen."

XI. 98. GISELA
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* ca. 1070,
...

Gemahl:
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a)
ca. 1090
Humbert II., Graf von Savoyen
       
1103 18.IX.

b)
ca. 1105
Rainer, Markgraf von Montferrat
     
nach 1135, vor 1137 

Thiele, Andreas: Tafel 458
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"Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa"

RAINER I.
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    um 1136

Rainer I. folgte dem Vater gemeinsam mit den Brüdern als Markgraf von Montferrat. Er gründete das Kloster Locedio, stand durch die Frau im päpstlichen Lager und geriet damit gegen die kaiserlichen Parteigänger, besonders Savoyen, das stark zur Rivieraküste drängte. Er stritt mit Savoyen auch wegen der Erbschaft Susa-Turin-Piemont und stand auch gegen die lombardischen Städte, besonders Mailand und Turin. Das Zentrum seiner Herrschaft war der Raum zwischen dem Fluß Po bei Turin und dem Fluß Sesia mit Casale und Chivasso.

  oo um 1105
       GISELA D' IVREA-BURGUND
              

Tochter des Grafen Wilhelm I. zu Besancon und Witwe des Grafen Humbert II. von Savoyen ( 1103); Schwester von Calixt II.


Bresslau, Harry: Band 1 Seite 391-393
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"Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Konrad II."

Das Haus der Aledramiden

§ 6. Die Linie der Markgrafen von Montferrat

Den Titel Markgraf von Montferrat finden wir zum ersten Mal in einer Urkunde von 1040 gebraucht: "una cum notitia domini Ottonis marchionis et comitis suprascripti comitatus et marchio Montisferatensis" vollzog in diesem Jahre Olderich von Romagnano seine große oben besprochene Schenkung für das Kloster San Silano. Dieser Otto wird sonst nie wieder erwähnt und ein alle Zweifel ausschließender Beweis für seine Zugehörighkeit zu dem Aledramidischen Haus läßt sich also nicht führen. Wohl aber läßt sich eine hohe Wahrscheinlichkeit dieser Annahme dartun. Denn nicht nur die Haustradition der Markgrafen von Montferrat, wie sie bei Jacopo d'Acqui und anderen Autoren des späteren Mittelalters aufgezeichnet ist, leitet das Geschlecht derselben von Aledram ab, sondern wir haben auch ältere und gewichtigere Zeugnisse für diesen Zusammenhang. Schon vor der Mitte des 13. Jahrhunderts redet der Genueser Notar Urso, der die Siege seiner Vaterstadt über die kaiserliche Flotte besang, den Markgrafen von Montferrat, der ihr Bundesgenosse war, mit den Versen an:
                Stirpis Vastensis lux et generosa propago Nominis excelsi.

Nachdem sodann im Jahr 1305 die männliche Linie des Hauses MONTFERRAT ausgestorben war, fand am Hof HEINRICHS VII. VON LUXEMBURG eine gemeinsame Untersuchung über die Ansprüche der beiden Prätendenten (Theodor Paläologos, als Sohn einer Schwester des letzten Markgrafen, und Manfred III. von Saluzzo, als Haupt der männlichen Linie) statt, bei der die Verwandtschaft der Häuser von SALUZZO und MONTFERRAT ausdrücklich anerkannt wurde. Nicolaus von Butrinto berichtet darüber: in illo loco (Asti) diligenti et maturo consilio habito de Marchionatu Montisferrati, cujus esset, invenit quod marchio Saluciarum nullum jus habebat. Licet autem inter ambos marchiones, qui ejusdem domus fuerant, fuerit ordinatum per testamenta eorum, quod si unum contingret mori sine herede, alius succederet, et marchio Montisferrati mortuus fuerit sine herede, habens unam sororem, unde iste natus est, qui jam marchio est [PALAEOLOGUS], ratione cujus dicebat se habere jus scilicet matris, quae fuit soro ultimi marchionis ...; quia tanem in tam nobilibus feodis sororem non succedunt, nec ordinatio potest fieri aliqua sine consensu superioris, declaratum fuit ibi regem, quod neuter eorum habebat jus et quod marchionatus devenerat ad manus dicti regis. Danach wurde also weder die gemeinschaftliche Abstammung der beiden Häuser von MONTFERRAT und SALUZZO, noch die Existenz eines Erbvertrages zwischen ihnen, sondern nur die Gültigkeit des letzteren bestritten, weil er ohne Genehmigung des Lehnsherren geschlossen sei. Endlich - und wegen seines Alters verdient dies Zeugnis besondere Beachtung - als 1156 Markgraf Wilhelm von Montferrat Kloster Grassano beschenkt, daß, wie wir sahen 961 durch Aledram begründet war, heißt es in seiner Urkunde darüber: refutationem facimus monasterio, constructo in castro quod vocatur Gracianum, ... de omnibus rebus illis, quae ab Aleramo, primero antecessore nostro in marchia, seu a quolibet alio antecessore nostro de ejusdem Aledrami stirpe descendente, in jam dicto monasterio collata sunt.
Kommt nun zu diesen drei positiven Angaben hinzu
a) die Tatsache, daß das Haus MONTFERRAT nach salischen Recht lebt
b) der Umstand, daß die MONTFERRATENSER im Besitz von Gütern sind, die sich bei den älteren ALEDRAMIDEN nachweisen lassen
c) die Wiederkehr der alt-aledramidischen Namen Otto und Wilhelm im Hause von MONTFERRAT, so reichen diese Momente aus, um es zu rechtfertigen, wenn wir die Abstammung der MONTFERRATENSER von Aledram als ausreichend bewiesen ansehen.
Den Markgrafen Otto von 1040 reiht man dann - darin sind alle neueren einig - am besten so in die Stammtafel ein, daß man ihn als einen Sohn Wilhelms III., der, wie oben gezeigt, vor 1042 gestorben sein muß, betrachtet; sein Bruder war danach Heinrich, der zweite Gemahl Adelheids von Turin (siehe oben Seite 377) und er selbst, der den Namen des Großvaters führt, muß nach des Bruders kinderlosen Tode das gesamte väterliche Erbe erhalten haben.
Erst etwa ein Jahrhundert nach der Zeit des ersten Markgrafen, der den Titel von Montferrat führt, wird diese Bezeichnung allgemein üblich; der erste, den sie wieder beigelegt wird, ist Markgraf Rainer, der Gründer des Klosters von Locedio. Er selbst nennt sich zwar in der Dotationsurkunde desselben von 1133 nur "marchio Ragnerius (Raynerius?) filius quondam Willielmi" ohne weiteren Titel; aber alle Zweifel schließt die Konfirmationsbulle Innocenz' II. von 1140 aus, die diesem Kloster bestätigt "quod illustris memoriae Reinerius marchio Montisferrati ... respectu piae devotionis donavit". Jene Dotationsurkunde von 1133 enthält dann weitere wertvolle genealogische Angaben; wir entnehmen ihr, daß Reiners Gemahlin Gisla filia quondam Vialii war, sein Sohn ist Willielmus, vermählt mit Jutta filia Lupaldi; außerdem wird als Mitgründer erwähnt Ardazonius marchio filius quondam item Ardezonii. Noch einen anderen Fundator Bernardus filius quondam Henrici neben Rainerund Ardezonius nennt eine andere Urkunde von 1126. Bei der Gründung dieses Klosters stehen die Markgrafen von Montferrat, wie die angezogenen Dokumente lehren, in engen Beziehungen zu dem Bischof von Vercelli; um so unbedenklicher dürfen wir für unsere Stammtafel eine Schenkungsurkunde von 1101 für Vercelli verwerten. Es heißt in derselben: nos Wilielmus et Reinerius fratres et marchiones filli quondam item Wilielmi marchionis de Ravenna seu Otta comitissa mater et filii et filia quondam Tebaldi de Agldo (I. Agledo) et reliccta jam dicta (I. dicti) quondam Wilielmi marchionis quondam vir meus, quo professi sumus ex natione nostra legen vivere Salica; ipsa namque filiis meis Wilielmo Inforsado et Rainerio mihi consentientibus ... duximus (I. duximus). Dem entsprechend lauten die Unterschriften: Signum manum suprascriptorum Wilielmus Inforsado et Rainerium germani marchiones seu Otta comitissa mater et filii, qui hanc cartam offersionis fieri rogaverunt pro anima quondam item Wilielmi marchionis de Ravenna mariti et genitoris nostri mercede. Geschenkt werden Güter in loco et fundo Cornale et in Matasco.
Nach diesen Angaben hatte Rainers Vater Wilhelm aus unbekannter Veranlassung den Beinamen von Ravenna und war mit einer Otta, der Tochter eines nicht näher nachweisbaren Tebald vermählt; er war 1101 nicht mehr am Leben. Sein älterer Sohn und Rainers Bruder nannte sich Wilhelm Inforsado; da er bei der Gründung des Klosters Locedio nicht mehr erwähnt wird, und Rainer bei dieser Gelegenheit unzweifelhaft als das Haupt des Geschlechtes erscheint, muß Wilhelm Inforsado zwischen 1101 und 1122 gestorben sein. Sein Todestag ergibt sich aus dem Necrolog. Vercellense: 12. Kal. Decembr obiit prudentissimus marchio Gulielmus, qui dedit canonica S. Eusebii mansum unum in Cornale cum omni integritate etc.
Weiteres läßt sich nicht mit Sicherheit über die ersten MONTFERRATENSER ermitteln. Doch hat es viel Wahrscheinlichkeit, daß Wilhelm von Ravenna oder Wilhelm Inforsado mit dem Wilelmus identisch ist, der 1093 bei HEINRICH IV. für Breme interveniert, und auch der Hypothese, daß der erstere unter dem marchio Willielmus zu verstehen ist, der 1059, der letztere unter dem marchio Guillielmus, der 1085 den Savonesen das übliche Versprechen ihre Privilegien zu beobachten abgibt, kann man die Berechtigung nicht absprechen. Nimmt man dann an, daß er ein Sohn des 1040 auftretenden Ottos sei - und der Name sowohl wie die Zeitumstände sind dieser Annahme günstig - so ist die Kontinuität des Montferratensischen Stammbaumes ohne künstliche Kombination auf einfache Weise hergestellt. Wie die im Anfang des 12. Jahrhunderts auftretenden Markgrafen Ardizzo, Sohn Ardizzos, und Bernhard, Sohn Heinrichs, in denselben einzureihen seien, bleibt zweifelhaft; auch die beiden von Moriondi angezogenen Urkunden von 1198 nd 1228 bewesien nur ihre Zugehörigkeit zu der Montferratensischen Linie. Auf eine Verfolgung derselben über Wilhelm, den Sohn Rainers, hinaus verzichte ich: alles Wesentliche steht da ohnehin völlig fest.
 
 
 
 

 um 1105
  oo 2. Gisela von Burgund-Besancon, Tochter des Grafen Wilhelm I.
          um 1070nach 1133                Schwester von Papst Calixtus II.
 
 
 
 

Kinder:

  Johanna
  um 1107 1128

 1128
  oo Wilhelm Clito Graf von Flandern
       1101 28.7.1128

  Adelasia Nonne
         nach 3.12.1169

  Mathilde
        

  oo Albert I. Markgraf di Parodi
             1166

  Tochter
        

  oo Guido II. von Ivrea Graf di Biandrate
             nach 26.8.1172

  Wilhelm V. der Ältere
  1110 1191
 



Literatur:
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Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen. Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 19 Seite 38 - Bresslau, Harry: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Konrad II. 2 Bände Verlag von Duncker & Humblot Leipzig 1879 Band 1 Seite 391-393 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa, R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 458 - Weller Tobias: Die Heiratspolitik des deutschen Hochadels im 12. Jahrhundert. Rheinisches Archiv. Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 2004 Seite 374-375,460 -