Ältester Sohn des Markgrafen
Wilhelm III. von Montferrat aus dem Hause der ALERAMIDEN seiner 2. Ehe
mit der Oda
von Ravenna, Tochter von Stadtgraf
Tebald
Lexikon des Mittelalters: Band VI Seite 790
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Mon(t)ferrat, Markgrafen von
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Die Bezeichnung Markgraf "von Montferrat"
wird erstmals Rainer (1100-1135)
beigelegt, der im Gefolge HEINRICHS V.
begegnet und die Zisterzienserabtei S. Maria di Lucedio mit Stiftungen
ausstattete.
Er war verheiratet mit Gisela
von Burgund, die Witwe Humberts
II. von Savoyen und Schwester Papst
Calixtus' II.
RAINER I.
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† um 1136
Rainer I. folgte dem Vater gemeinsam mit den Brüdern als Markgraf von Montferrat. Er gründete das Kloster Locedio, stand durch die Frau im päpstlichen Lager und geriet damit gegen die kaiserlichen Parteigänger, besonders Savoyen, das stark zur Rivieraküste drängte. Er stritt mit Savoyen auch wegen der Erbschaft Susa-Turin-Piemont und stand auch gegen die lombardischen Städte, besonders Mailand und Turin. Das Zentrum seiner Herrschaft war der Raum zwischen dem Fluß Po bei Turin und dem Fluß Sesia mit Casale und Chivasso.
oo um 1105
GISELA D'
IVREA-BURGUND
†
Tochter des Grafen Wilhelm I. zu Besancon und Witwe
des
Grafen Humbert II. von Savoyen († 1103); Schwester von
Calixt II.
Das Haus der Aledramiden
§ 6. Die Linie der Markgrafen von Montferrat
Den Titel Markgraf von
Montferrat
finden wir zum ersten Mal in einer Urkunde von 1040
gebraucht:
"una cum notitia domini
Ottonis marchionis et comitis suprascripti
comitatus et marchio Montisferatensis" vollzog in diesem
Jahre
Olderich von Romagnano seine große oben besprochene Schenkung
für
das Kloster San Silano. Dieser Otto wird sonst nie wieder
erwähnt
und ein alle Zweifel ausschließender Beweis für seine
Zugehörighkeit
zu dem
Aledramidischen Haus
läßt
sich also nicht führen. Wohl aber läßt sich eine hohe
Wahrscheinlichkeit
dieser Annahme dartun. Denn nicht nur die Haustradition der Markgrafen
von Montferrat, wie sie bei Jacopo d'Acqui und anderen
Autoren
des späteren Mittelalters aufgezeichnet ist, leitet das Geschlecht
derselben von Aledram ab, sondern wir haben auch ältere
und
gewichtigere Zeugnisse für diesen Zusammenhang. Schon vor der
Mitte
des 13. Jahrhunderts redet der Genueser
Notar Urso, der die Siege seiner
Vaterstadt über die kaiserliche Flotte besang, den Markgrafen von
Montferrat, der ihr Bundesgenosse war, mit den Versen an:
Stirpis Vastensis lux et generosa propago Nominis excelsi.
Nachdem sodann im Jahr 1305 die
männliche
Linie des Hauses MONTFERRAT ausgestorben
war, fand am Hof HEINRICHS
VII. VON LUXEMBURG eine gemeinsame Untersuchung über
die Ansprüche der beiden Prätendenten (Theodor
Paläologos, als Sohn
einer Schwester des letzten
Markgrafen,
und Manfred III. von Saluzzo, als Haupt der männlichen
Linie)
statt, bei der die Verwandtschaft der Häuser von SALUZZO und
MONTFERRAT
ausdrücklich anerkannt wurde. Nicolaus von Butrinto berichtet
darüber:
in illo loco (Asti) diligenti et maturo consilio habito de Marchionatu
Montisferrati, cujus esset, invenit quod marchio Saluciarum nullum jus
habebat. Licet autem inter ambos marchiones, qui ejusdem domus fuerant,
fuerit ordinatum per testamenta eorum, quod si unum contingret mori
sine
herede, alius succederet, et marchio Montisferrati mortuus fuerit sine
herede, habens unam sororem, unde iste natus est, qui jam marchio est
[PALAEOLOGUS], ratione cujus
dicebat
se habere jus scilicet matris, quae fuit soro ultimi marchionis ...;
quia
tanem in tam nobilibus feodis sororem non succedunt, nec ordinatio
potest
fieri aliqua sine consensu superioris, declaratum fuit ibi regem, quod
neuter eorum habebat jus et quod marchionatus devenerat ad manus dicti
regis. Danach wurde also weder die gemeinschaftliche Abstammung der
beiden Häuser von MONTFERRAT
und
SALUZZO, noch die Existenz eines Erbvertrages zwischen ihnen,
sondern
nur die Gültigkeit des letzteren bestritten, weil er ohne
Genehmigung
des Lehnsherren geschlossen sei. Endlich - und wegen seines Alters
verdient
dies Zeugnis besondere Beachtung - als 1156 Markgraf
Wilhelm von Montferrat Kloster Grassano beschenkt, daß, wie
wir sahen 961 durch Aledram begründet war, heißt es
in
seiner Urkunde darüber: refutationem facimus monasterio,
constructo
in castro quod vocatur Gracianum, ... de omnibus rebus illis, quae ab Aleramo,
primero antecessore nostro in marchia, seu a quolibet alio antecessore
nostro de ejusdem Aledrami stirpe
descendente,
in jam dicto monasterio collata sunt.
Kommt nun zu diesen drei positiven Angaben hinzu
a) die Tatsache, daß das Haus
MONTFERRAT nach salischen Recht lebt
b) der Umstand, daß die MONTFERRATENSER
im
Besitz von Gütern sind, die sich bei den älteren
ALEDRAMIDEN
nachweisen lassen
c) die Wiederkehr der alt-aledramidischen
Namen
Otto
und
Wilhelm im Hause
von MONTFERRAT, so reichen diese Momente aus, um es zu
rechtfertigen,
wenn wir die Abstammung der
MONTFERRATENSER
von Aledram als ausreichend bewiesen ansehen.
Den Markgrafen
Otto von 1040 reiht man dann - darin sind alle neueren einig -
am besten so in die Stammtafel ein, daß man ihn als einen Sohn Wilhelms
III., der, wie oben gezeigt, vor 1042 gestorben sein muß,
betrachtet;
sein Bruder war danach Heinrich,
der zweite Gemahl Adelheids
von Turin (siehe oben Seite 377) und er selbst, der den Namen des
Großvaters führt, muß nach des Bruders kinderlosen
Tode
das gesamte väterliche Erbe erhalten haben.
Erst etwa ein Jahrhundert nach der Zeit des ersten
Markgrafen,
der den Titel von Montferrat führt, wird diese Bezeichnung
allgemein
üblich; der erste, den sie wieder beigelegt wird, ist Markgraf
Rainer, der Gründer des Klosters von Locedio. Er selbst
nennt sich zwar in der Dotationsurkunde desselben von 1133 nur "marchio
Ragnerius (Raynerius?)
filius quondam Willielmi" ohne weiteren Titel; aber alle
Zweifel
schließt die Konfirmationsbulle Innocenz'
II. von 1140 aus, die diesem Kloster bestätigt "quod
illustris
memoriae Reinerius marchio Montisferrati ... respectu piae
devotionis
donavit". Jene Dotationsurkunde von 1133 enthält dann weitere
wertvolle genealogische Angaben; wir entnehmen ihr, daß Reiners
Gemahlin Gisla filia quondam Vialii war,
sein
Sohn ist Willielmus, vermählt mit Jutta
filia Lupaldi; außerdem wird als Mitgründer erwähnt
Ardazonius marchio filius quondam item Ardezonii. Noch einen
anderen
Fundator Bernardus filius quondam Henrici neben Rainerund
Ardezonius
nennt eine andere Urkunde von 1126. Bei der Gründung dieses
Klosters
stehen die Markgrafen von Montferrat,
wie die angezogenen Dokumente lehren, in engen Beziehungen zu dem
Bischof
von Vercelli; um so unbedenklicher dürfen wir für unsere
Stammtafel
eine Schenkungsurkunde von 1101 für Vercelli verwerten. Es
heißt
in derselben: nos Wilielmus et
Reinerius
fratres et marchiones filli quondam item Wilielmi
marchionis
de Ravenna seu Otta comitissa mater et filii et filia
quondam
Tebaldi de Agldo (I. Agledo) et reliccta jam dicta (I.
dicti)
quondam Wilielmi marchionis quondam vir meus, quo professi
sumus
ex natione nostra legen vivere Salica; ipsa namque filiis meis Wilielmo
Inforsado et Rainerio mihi
consentientibus
... duximus (I. duximus). Dem entsprechend lauten die
Unterschriften:
Signum manum suprascriptorum Wilielmus Inforsado et Rainerium
germani marchiones seu Otta comitissa mater et filii, qui hanc
cartam
offersionis fieri rogaverunt pro anima quondam item Wilielmi
marchionis
de Ravenna mariti et genitoris nostri mercede. Geschenkt werden
Güter in loco et fundo Cornale et in Matasco.
Nach diesen Angaben hatte Rainers
Vater Wilhelm aus unbekannter Veranlassung den
Beinamen
von Ravenna und war mit einer
Otta, der Tochter eines nicht näher
nachweisbaren Tebald vermählt; er war 1101 nicht mehr am Leben.
Sein
älterer Sohn und Rainers
Bruder
nannte sich Wilhelm Inforsado; da er bei der Gründung des
Klosters
Locedio nicht mehr erwähnt wird, und Rainer
bei dieser Gelegenheit unzweifelhaft als das Haupt des Geschlechtes
erscheint,
muß Wilhelm Inforsado zwischen 1101 und 1122 gestorben
sein.
Sein Todestag ergibt sich aus dem Necrolog. Vercellense: 12. Kal.
Decembr
obiit prudentissimus
marchio Gulielmus, qui dedit canonica S. Eusebii
mansum unum in Cornale cum omni integritate etc.
Weiteres läßt sich nicht mit Sicherheit
über
die ersten MONTFERRATENSER
ermitteln.
Doch hat es viel Wahrscheinlichkeit, daß Wilhelm von Ravenna
oder Wilhelm Inforsado mit dem Wilelmus identisch ist,
der
1093 bei HEINRICH
IV. für Breme interveniert, und auch der Hypothese,
daß der erstere unter dem marchio Willielmus zu verstehen
ist, der 1059, der letztere unter dem marchio
Guillielmus, der 1085
den Savonesen das übliche Versprechen ihre Privilegien zu
beobachten
abgibt, kann man die Berechtigung nicht absprechen. Nimmt man dann an,
daß er ein Sohn des 1040 auftretenden Ottos sei - und der
Name sowohl wie die Zeitumstände sind dieser Annahme günstig
- so ist die Kontinuität des Montferratensischen
Stammbaumes ohne künstliche Kombination auf einfache Weise
hergestellt.
Wie die im Anfang des 12. Jahrhunderts auftretenden Markgrafen Ardizzo,
Sohn Ardizzos, und Bernhard, Sohn Heinrichs, in denselben
einzureihen seien,
bleibt zweifelhaft; auch die beiden von Moriondi angezogenen Urkunden
von
1198 nd 1228 bewesien nur ihre Zugehörigkeit zu der Montferratensischen
Linie.
Auf eine Verfolgung derselben über Wilhelm, den Sohn Rainers,
hinaus verzichte ich: alles Wesentliche steht da ohnehin völlig
fest.
um 1105
oo 2. Gisela von Burgund-Besancon, Tochter des
Grafen Wilhelm I.
um 1070
† nach
1133
Schwester von Papst Calixtus II.
Kinder:
Johanna
um 1107
† 1128
1128
oo Wilhelm Clito Graf von Flandern
1101
† 28.7.1128
Adelasia Nonne
† nach
3.12.1169
Mathilde
†
oo Albert I. Markgraf di Parodi
† 1166
Tochter
†
oo Guido II. von Ivrea Graf di Biandrate
† nach 26.8.1172
Wilhelm V. der Ältere
1110
† 1191
Literatur:
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Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des
Großen.
Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 19 Seite 38 - Bresslau, Harry: Jahrbücher des Deutschen
Reiches unter Konrad II. 2 Bände Verlag von Duncker & Humblot
Leipzig 1879 Band 1 Seite 391-393 - Thiele, Andreas:
Erzählende
genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II,
Teilband
2 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser II
Nord-, Ost- und Südeuropa, R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 458 - Weller
Tobias: Die Heiratspolitik des
deutschen
Hochadels im 12. Jahrhundert. Rheinisches Archiv. Böhlau Verlag
Köln
Weimar Wien 2004 Seite 374-375,460 -