Ältester Sohn des Grafen Simon IV. von Montfort
und der Amicie von Beaumont-le Roger-Leicester, Tochter von Graf
Robert III.
Lexikon des Mittelalters: Band VI Spalte 802
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Montfort
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II. SIMON VON MONTFORT UND DER ALBIGENSERKREUZZUG
Beherrschende Gestalt des Albigenserkrieges war Simon
IV. (* 1165, + 25. Juni 1218), Graf von Toulouse (seit 1215). Als älterer
Sohn der Amicia an der Spitze der jüngeren Linie der MONTFORT,
trat das Erbe auf den französischen Besitzungen an, während sein
jüngerer Bruder Gui mit der Burg Bretencourt abgefunden
wurde. Simon und Gui nahmen 1199 das Kreuz (4. Kreuzzug).
Von nun an stellte sich Simon trotz vieler Schwierigkeiten mit Beharrlichkeit
in den Dienst der Politik Innozenz‘ III. In Venedig konnte er (wie zahlreiche
andere Kreuzfahrer) die hohen Transportkosten nicht aufbringen und fand
erst in Barletta die Mittel zur Überfahrt ins Heilige Land, wo er
über ein Jahr lang gegen die Muslime kämpfte. In seine französische
Stammlande zurückgekehrt, lebte er als angesehener Adliger, der durch
seine glückliche Ehe mit Alice de Montmorency Aufnahme in die
Entourage des Königs gefunden hatte.
1209 folgte Simon dem Aufruf dem Aufruf des Papstes
zum Albigenserkreuzzug, zu dem er auf Bitte des Herzogs von Burgund in
Begleitung seines Bruders Gui und des Abtes (und Chronisten) Pierre
des Vaux-de-Cernay aufbrach. Die Kriegsführung, vor allem die Belagerung
von Carcassonne, zeigen Simons militärische Fähigkeiten.
Entgegen den idealisierenden Zügen, mit denen ihn sein Chronist ausstattete,
war sein Vorgehen rücksichtslos und grausam, doch konnte er sich,
wenn es die Situation erforderte, auch kompromißbereit verhalten
(Politik gegenüber Narbonne). Wieweit er staatsmännische Begabung
besaß, bleibt dahingestellt, doch verstand er es, nach seiner Ernennung
zum Grafen von Toulouse einen funktionsfähigen Rat aufzubauen. Möglicherweise
konnte er seine Macht als neuer Graf dank einer Konsolidierungsphase festigen.
Doch gefährdete er seine Situation bald durch militärische Abenteuer:
Anstatt den Kreuzzug voranzutreiben, strebte er danach, dem ihm mitverliehenen
Titel eines Markgrafen der Provence durch einen Feldzug ins Rhonetal
Realität werden zu lassen, ließ sich Anfang 1216 die Burg Beaucaire
vom Erzbischof von Arles verleihen, scheiterte aber am Widerstand der im
Comtat-Venaissin zahlreichen Anhänger des Grafenhauses von SAINT-GILLES.
Durch diesen Fehlschlag litt Simons Ansehen erheblich; Toulouse
erhob sich und wurde mit harter Hand gezüchtigt. Wohl zwecks Hebung
seines Ansehens veranstaltete Simon anschließend einen Zug
durch die Pyrenäengebiete (November 1216 Heirat seines Bruders Gui
mit der Erbtochter der Grafschaft Bigorre). Trotz der ernsten Lage im Languedoc
marschierte Simon erneut gegen die Provence; der vertriebene Graf
von Toulouse, verbündet mit dem Grafen von Comminges und zahlreichen
Anhängern im Lande, nutzte die Abwesenheit aus, um Toulouse zurückzugewinnen
und verteidigungsbereit zu machen. Simon belagerte die Stadt seit
Oktober 1217 und starb am 25. Juni 1218 durch einen Stein, der von
den Tolosaner Frauen aus einer Schleudermaschine angschossen wurde.
SIMON I. (V.) DER KREUZFAHRER
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* um 1170, + 1218 gefallen
Graf de Montfort-l'Amaury, de Rochefort, de Toulouse
1205 von Leicester
Simon V. (I.) folgte 1188 seinem Vater und erwarb sich früh den Ruf eines kriegerischen Draufgängers und treuen Sohnes der Kirche. Er zog 1202 mit gegen Byzanz, diente zeitweise dem ungarischen König in Palästina und wurde 1202 als Erbe des Onkels anerkannt und damit Graf von Leicester und Herr der englischen Besitzungen der Familie von BEUAMONT. Er verzichtete dafür auf das Breteuil-Erbe und erbte 1213 auch die englischen Besitzungen seiner Familie vom erbenlosen Cousin, Graf Amalrich von Gloucester. Simon war 1209 unangefochtener Anführer des blutigen "Kreuzzuges" gegen die Albigenser und eroberte nach und nach ganz Toulouse, Narbonne und Carcassonne, was von fürchterlichen Metzeleien unter den "Ketzern" begleitet wurde. In der Schlacht bei Muret (13.9.1213) schlug er Peter II. von Aragon zurück, der in der Schlacht fiel, mit dem er vorher verbündet war. Simon wurde Graf von Toulouse, Herzog von Narbonne, Markgraf von Provence und Vicomte von Bezeires und Carcassonne und stellte mit den Statuten von Pamiers die alte Kirchenordnung wieder her. Er erwies sich als fähiger, weitsichtiger Verwalter und schuf bedeutsame Administrationsgrundlagen, verstrickte sich bald in aufreibende Belagerungskriege und unterstützte 1216/17 in England den französischen Gegen-König, Kronprinz Ludwig. Er schaffte sich mit seiner rücksichtslosen Härte und seinem religiösen Zelotentum viele Feinde, wurde 1217 verjagt und fiel bei der Belagerung von Toulouse durch einen Steinwurf.
um 1190
oo Alix de Montmorency, Tochter des Sire Burchard
V. und der Laurette von Hennegau
+ 1226
Mayer, Hans Eberhard: Seite 175,176,188
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"Geschichte der Kreuzzüge"
Die Opposition wurde überstimmt, und im Oktober 1202
segelte die Flotte von Venedig ab. Am 24. November wurde Zara erobert,
nicht ohne daß es vorher erneuten Widerstand gegeben hätte,
als dessen Zentrum sich die Zisterzienser unter dem Abt von Les-Vaux-de-Cernay
sowie eine Gruppe nordfranzöischer Barone unter Simon de Montfort
herausbildeten: Sie hatten die Unterstütrzung des Papstes, dessen
Einspruch aber wirkungslos blieb.
Die Gesandten schlugen in Zara vor, das Heer solle in
Konstantinopel den rechtmäßigen Herrscher Isaak
Komnenos wieder auf den Thron bringen. Der Doge von Venedig
war dem Vorschlag aufgeschlossen, von den Franzosen unterschrieben den
Vertrag zwar die mächtigen Führer, aber insgesamt nur 11 Barone.
Gegen das Projekt erhob sich die heftigste Opposition, angeführt wiederum
von Simon de Montfort und dem Abt von Vaux, die im Laufe des Winters
erbittert heimreisten.
Noch bedeutsamer waren die Albigenser-Kreuzzüge
in den Jahren 1209-1229. Die der dualistischen Lehre der Katharer anhängenden
ketzerischen Albigenser hatten sich im 12. Jahrhundert im westlichen Languedoc
stark entwickelt. Nach anfänglichem Zögern ließ Innocenz
III. das Kreuz gegen ihren Schutzherren Raimund VI. von Toulouse predigen,
und durch den Fanatismus des päpstlichen Legaten und des Heerführers
Simon
de Montfort artete das Unternehmen zu einem bescämenden Skandal
(um so beschämender, asl gerade der zweite Kreuzzug das Eindringen
dieser Lehre aus dem Balkan erleichtert hatte) und gleichzeitig zu einem
Machtkampf um ein katalanisch-südfranzösisches Rewich beiderseits
der Pyrenäen aus.
Runciman, Steven: Seite 886,984
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"Geschichte der Kreuzzüge"
Tibald von Champagne wurde allgemein als Führer der
Bewegung anerkannt. Ihm zur Seite standen der Graf von Flandern, Balduin
IX. von Hennegau, und sein Bruder Heinrich,
Graf Ludwig von Blois, Gottfried III. von Le Perche und Simon IV. von
Montfort und ihre Brüder, Enguerrand von Boves, Rainald von Dampierre
und Gottfried von Villehardouin, sowie zahlreiche geringere Herren aus
N-Frankreich und den Niederlanden.
Der kraftvollste und tatkräftigste unter den Baronen
war ein anderer Vetter der IBELINS, nämlich Philipp von
Montfort, der Sohn der Helvis von Ibelin und ihres zweiten Gatten
Guido
von Montfort, des Bruders jenes Simon, der den Albigenser-Kreuzzug
anführte. Philipp hatte kürzlich die armenische
Prinzessin Maria, die Tochter Raimund-Rubens,
geheiratet, die Erbin von Toron, und zwar durch ihre Urgroßmutter,
die Schwester des letzten Herrn von Toron.
um 1190
oo Alix von Montmorency, Tochter des Sire Burchard
V. und der Laurette von Hennegau
um 1175-22.2.1221
oder 1226
Kinder:
Simon VI
um 1206-4.8.1265
Amalrich VII.
um 1204- 1241
Guido
um 1205-15.1.1224 gefallen
Laura
- vor 1227
oo Gerard II. de Picquigny, Vidame d'Amiens
- 1249
Petronella Nonne
-
Amicie
-
1253
1226
oo Gauchard von Joigny
- um 1237
Literatur:
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Berg Dieter: Die Anjou-Plantagenets. Die englischen
Könige im Europa des Mittelalters. Verlag W. Kohlhammer 2003 Seite
112 - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag
Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 21 Seite 43 - Ehlers
Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln
2000 Seite 155,160 - Ehlers Joachim: Geschichte Frankreichs im Mittelalter.
W. Kohlhammer GmbH 1987 Seite145,148,150,182 - Ehlers Joachim/ Müller
Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige
des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München
1996 Seite 155,167,171,174 - Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter.
Verlag C.H. Beck München 1994, Seite 124 - Favier, Jean: Frankreich
im Zeitalter der Landesherrschaft 1000-1515. Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart
1989 Seite 172,228 - Le Goff Jacques: Ludwig der Heilige, Klett-Cotta
Stuttgart 2000 Seite 89,227,231,285,664 - Mayer, Hans Eberhard:
Geschichte der Kreuzzüge, Verlag W. Kohlhammer GmbH 1995 Seite 175,176,188,225
- Pernoud Regine: Herrscherin in bewegter Zeit. Blanca von Kastilien,
Königin von Frankreich. Diederichs Verlag München 1991 Seite
46,60,78,118,176,201,212,281,302 - Runciman, Steven: Geschichte
der Kreuzzüge, Sonderausgabe in 1 Band Verlag H.C. Beck München
1978 Seite 886,984 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische
Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band IV Die Britische Peerage,
ein Auszug, R.G. Fischer Verlag 1996 Tafel 171 - Winkelmann Eduard:
Kaiser Friedrich II. 1. Band, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt
1963, Seite 308 -