Johann I. der Alte von Ibelin           Herr von Beirut und von Arsur
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1177/781236
 

Sohn des Herrn Balian II. von Nablus aus dem Hause IBELIN und der Maria Komnena von Byzanz, Tochter von Sebastros Johannes Komnenos; Stiefbruder der Königin Isabella I. von Jerusalem
 

Lexikon des Mittelalters: Band V Spalte 510
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Johann von Ibelin, Herr von Beirut seit 1197
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* 1177/78, 1236

Auf dem Sterbebett in den Templerorden eingetreten.

1. oo Helena von Nephin

2. oo Melisende, Dame von Arsuf; letzteres Lehen ging an ihren jüngeren Sohn über

Johann war Sohn des Balian von Ibelin, Herrn von Nablus, und der Maria Komnena, Witwe König Amalrichs von Jerusalem

Bis 1194 Connetable von Jerusalem, erhielt Johann von Ibelin dank der Protektion seiner Halbschwester, Königin Isabella I., 1197 die zurückeroberte große Lehnsherrschaft Beirut, 1205 die Würde des Statthalters (lieutenant) der Königin, 1205-1210 das Amt des Regenten von Jerusalem. Seit 1217 in Nachfolge seines Bruders Philipp Statthalter des Regenten von Zypern, eregte Johann den Zorn FRIEDRICHS II., der bei seiner Ankunft im Osten (1228) als Oberlehnsherr von Zypern den Reingewinn der zyprischen Steueraufkommen seit zehn Jahren, als Oberlehnsherr von Jerusalem gar die Abtretung von Beirut gefordert hatte. Dies löste den von Philipp von Novara geschilderten schweren Bürgerkrieg aus.
Johann von Ibelin, der selbst keine Schriften verfaßt hat, galt als führender Repräsentant der barionalen Juristen des Königreiches Jerusalem in ihrer zweiten Generation. Haben seine Anhänger das Idealbild des schlechthin vollkommenen Ritters entworfen, so gibt es starke Anzeichen, daß die historische Persönlichkeit Johanns bei hoher Intelligenz, profunder Rechtskenntnisse und großer Beredsamkeit von übersteigertem Ehrgeiz und Korruption verdunkelt wird.


Johann Ibelin war Graf von Beirut und Jaffa und Connetable von Zypern und Jerusalem. Er war als eigentlicher Herr in Jerusalem Gegenspieler von Kaiser FRIEDRICH II., der König von Jerusalem war.

Runciman, Steven: Seite 858,880,909-910,957-960,984-985
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"Geschichte der Kreuzzüge"

Im Jahre 1194 ernannte König Heinrich Johann von Ibelin, den Sohn Balians und Halbbruder Isabellas zum Bailli.
Maria, die jetzt 13 Jahre alt war, folgte ihrer Mutter auf den Thron und Johann von Ibelin, der Herr von Beirut, wurde zum Regenten ernannt. Ob er noch von der sterbenden Königin namhaft gemacht oder von den Baronen gewählt wurde, ist unbekannt. Aber er war offenkundig der richtige Mann. Als älterer Halbbruder Isabellas war er des Kindes nächster männlicher Verwandter. Ihm gehörte das reichste Lehen im dem kleinen Königreich, und er war der anerkannte Führer der Barone; zudem vereinigte er die hochgemute Tapferkeit und Klugheit seines Vaters Balian mit der griechischen Schlauheit und Durchtriebenheit, die er von seiner Mutter Maria Komnene geerbt hatte. Er regierte das Land drei Jahre lang taktvoll, ruhig und umsichtig, ohne durch sarazenische Kriege oder die Unzuträglichkeiten eines Kreuzzuges gestört zu werden. Bis zum Eintreffen von Johann von Brienne besorgte Johann von Ibelin die Regierungsgeschäfte.
Philipp von Ibelin starb im Jahre 1227 und das Hochgericht forderte seinen älteren Bruder Johann, den Herrn von Beirut, auf, als Bailli an seine Stelle zu treten. Königin Alice scheint diese Ernennung bestätigt zu haben. Johann von Ibelin war jetzt die bedeutendste Persönlichkeit in Outremer. Er war der nächste männliche Verwandte im Osten sowohl des Königs von Zypern als auch der Kaiserin-Königin Jolande. Er war reich; er besaß die Stadt Beirut, und seine Gattin war die Erbin von Arsuf. Seine persönlichen Eigenschaften hatten ihm allgemeine Achtung verschafft. Seine Abstammung, sein Reichtum und seine Untadeligkeit hatten ihn bereits seit einigen Jahrzehnten zum anerkannten Führer der Barone von Outremer gemacht. Halb levantisch-französisch und halb griechisch von Geblüt, verstand er den Osten und seine Völker und war in der Geschichte und den Gesetzen des fränkischen Königreiches gleicherweise  wohlbewandert.
Der Tod des Alten Herrn von Beirut beraubte Outremer seines natürlichen Führers. Kein anderer fränkischer Baron sollte je wieder ein so hohes Ansehen genießen. Aber er hatte seine Aufgabe erfüllt. Er hatte ein Bündnis zwischen dem Lehnsadel und der Kommune von Akkon gestiftet und ihnen eine gemeinsame Politik gegeben, die sich auf ihre verbrieften Rechte gründete.
Von seinen vier Söhnen blieben zwei auf dem syrischen Festland,
nämlich Balian, der ihm in Beirut nachfolgte, und Johann, der Arsuf, das Lehen seiner Mutter, erbte.
Die beiden anderen übernahmen die Familienbesitzungen in Zypern und gingen klug berechnete Ehen ein, welche den Adel des Königreiches zusammenschlossen:
Balduin
wurde Seneschall und heiratete die Schwester Amalrichs von Beisan, und Guido wurde Konnetabel und nahm die Tochter und Erbin des Erzaufrührers Almerich Barlais zur Frau.

Mayer, Hans Eberhard: Seite 160,172,213,220,221,224,225
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"Geschichte der Kreuzzüge"

Zum Bailli (Regenten) für Maria la Marquise wurde Johann von Ibelin, der "alte Herr von Beirut", bestellt, der ein nicht erbberechtigter Halbbruder der Königin Isabella I. war. Man sah zu dieser Zeit davon ab, unmündige Regenten für einen unmündigen König zu bestellen, denn als Johann von Ibelin 1205 die Regentschaft für Maria la Marquise übernahm, hatte sie zwei minderjährige Halbschwestern Alice und Melisendis, die nach dem Vorbild des Thronwechsels von 1163 so lange die nächsten Thronerben nach Maria waren, bis diese keine Kinder hatte. Die Regentschaft von Johann von Ibelin dauerte bis 1210. Dann wurde Maria verheiratet und zwar mit Johann von Brienne.
Für den unmündigen König Heinrich I. wurde Johann I. von Ibelin "der alte Herr von Beirut" von den Baronen 1227-1228 als Verwaltungsbailli von Zypern eingesetzt. Als Kaiser FRIEDRICH II. 1228 sich auf der Insel aufhielt, zwang er Johann, ihm den jungen König und die vier starken Königsburgen im Norden (Kyrenia, Kantara, Buffavento und St. Hilarion, von den Franken Dieudamour genannt) auszuliefern. FRIEDRICH beanspruchte die Bauilliage (Regentschaft) für sich und verpachtete sie 1229 an seine Parteigänger auf Zypern. Kaum hatte FRIEDRICH II. der Insel den Rücken gekehrt, da brach der Aufstand gegen das Regiment seiner Baillis los.
Die Unruhen begannen in Zypern, als der dortige Bailli Johann von Ibelin zwar den jungen König an den Lehnsherrn FRIEDRICH auslieferte, sich aber weigerte, die Bailliage abzugeben und die Festung Beirut auf dem Festland dem Kaiser auszuliefern. Beide Forderungen FRIEDRICHS verstießen gegen das Gesetz, denn über sie hätte vor den Gerichtshöfen von Nikosia und Akkon entschieden werden müssen, was der alte Herr von Beirut auch vorschlug. Es kam zunächst zu einem Kompromiß, der Zypern unter der Kontrolle des Kaisers ließ, während über Beirut vor der Haute Cour von Akkon entschieden werden sollte. Dass FRIEDRICH II. dieses Versprechen nicht einlöste, machte die IBELINS zu hartnäckigen und erbitterten Gegnern des Kaisers. Ehe der Kaiser nach Europa zurückging, verpachtete er noch die Bailliage über Zypern an ein Konsortium von fünf treuen Baronen. Da diese begreiflicherweise zunächst ihre Unkosten decken wollten, erhob sich bald Widerstand gegen ihre Verwaltung, und Johann von Ibelin konnte sie mit festländischer Verstärkung bis zum Juli 1230 von der Insel vertreiben.
Kaum hatte FRIEDRICH II. 1230 seinen Frieden mit dem Papst gemacht, da griff er erneut im Osten ein. Er schickte 1231 eine Schnellseglerstaffel unter der Führung des Reichsmarschalls Richard Filangieri aus, der von seinen Brüdern Lothar und Heinrich unterstützt wurde. Sie machten Turys zu ihrem Hauptquartier, wo Lothar Filangieri kommandierte. Richard begann mit der Belagerung von Beirut, da er vom Kaiser mit der Enteignung der IBELINS beauftragt war. Das vereinigte fast alle Barone in deren Lager, und das Reich war wieder einmal in zwei Parteien gespalten. Auf der einen Seite standen die Kaiserlichen mit den Deutschrittern, den Pisanern und dem vertriebenen zypriotischen Fünferkonsortium. Der Gegenseite gehörten 43 große Barone des Heiligen Landes, die Genuesen und der König von Zypern an. Die Zentren der Opposition waren Beirut und Akkon, wo sich aus städtischem Patriziat und Stadtadel eine zum äußersten entschlossene Kommune bildete, die 1232 Johann von Ibelin zum Führer wählte. Er, der am unmittelbarsten bedroht war, wurde zur Seele des Aufstandes. Johann von Ibelin war ein aufrechter, tapferer und gebildeter Mann, dem man es kaum verargen kann, dass er unter diesen Umständen die Verteidigung seiner Klassenprivilegien einem staufischen Einheitsstaat und der damit wahrscheinlich verbundenen, aber doch nicht mit letzter Sicherheit vorauszusagenden Stärkung des Heiligen Landes vorzog. Die Barone von Jerusalem erkannten indessen Richard Filangieri zwar als rechtmäßigen Vertreter des Regenten an, bekämpften ihn aber dennoch energisch. Der Reichsmarschall konnte die IBELINS am 3. Mai 1232 bei Caselimbert zwischen Tyrus und Akkon schwer schlagen, aber als er von diesem Erfolg angefeuert den Krieg nach Zypern trug, wurde er seinerseits am 15. Juni bei Agridi nahe der Festung Dieudamour von Johann von Ibelin besiegt, und mit der Kapitulation Kyrenias im April 1233 endete die zweite und endgültige Befreiung Zyperns durch die IBELINS. Zwar ging die kaiserliche Verwaltung auf dem Kontinent weiter, aber praktisch regierte der weitverzweigte Clan der IBELINS, der auch zum europäischen Hochadel verwandtschaftliche Beziehungen hatte.
Im Jahre 1236 starb Johann von Ibelin, aber seine hochbegabte Familie stellte in seinem Sohn Barisan sofort einen neuen Führer.
 
 
 

       1202
  1. oo Helena von Nephin, Tochter des Raimund
                  um 1208

   1209
  2. oo Melisende von Arsuf, Tochter des
                  

     Erbin von Arsuf
 
 
 
 

Kinder:
2. Ehe

  Balian III. Herr von Beirut
  um 1209 4.9.1247

  Hugo von Ibelin
         1237/39

  Balduin von Ibelin
         1266

  Johann II. Herr von Arsuf
  1211/12 1258 oder 1268

  Guido Konnetable von Zypern
         

  Isabella von Ibelin
       
 
 
 
 
 

Literatur:
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Abulafia, David: Herrscher zwischen den Kulturen Friedrich II. von Hohenstaufen, Wolf Jobst Siedler Verlag Berlin 1991 Seite 182-186,200,201 - Lehmann Johannes: Die Kreuzfahrer. Abenteurer Gottes. Gondrom Verlag Bindlach 1991 Seite 312 - Masson Georgina: Friedrich II. von Hohenstaufen, Rowohlt Taschenbuch Verlag Reinbeck bei Hamburg 1991, Seite 136,137,139,15,152,252 - Mayer, Hans Eberhard: Geschichte der Kreuzzüge, Verlag W. Kohlhammer GmbH 1995  Seite 160,172,213,220,221,224,225 - Payne Robert: Die Kreuuzüge. Zweihundert Jahre Kampf um das Heilige Grab. Albatros Verlag Düsseldorf 2001 Seite 333-345- Prutz Hans: Die Ritterorden. Mönche als Kämpfer, Helden, Abenteurer Bechtermünz Verlag Berlin 1908 Seite 234,424 - Runciman, Steven: Geschichte der Kreuzzüge, Sonderausgabe in 1 Band Verlag H.C. Beck München 1978, Seite 858,872,880,909-910,924,957-960,968-969,972-980,982-983,984-985,1160-1161 - Winkelmann Eduard: Kaiser Friedrich II. 2. Band, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1963, Seite 86,100,105,111,135,136,141,277,293,295,383-389,390,391,393,396,398, 499 -