Dschingis
Chan
Gründer des Mongolischen Reiches
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1155 †
18.8.1227
Ältester Sohn des
Stammeshäuptlings Jesugai Bahadur
Lexikon des Mittelalters:
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Dschingis Chan (Tschinggis Chan; vielleicht: 'ozeangleicher
Herrscher'), eigtlich
Temüdschin ('Schmied')
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geboren 1155 (oder 1167?) am Onon, gestorben vor
Ning-hsia 18.(?) Aug. 1227
Gründer des Mongolischen
Weltreichs (Mongolen)
Ältester Sohn des
Stammeshäuptlings Jesugai Bahadur, der dem
»Tataren-Stamm« untertan war und den er mit etwa 12 Jahren
verlor. Zusammen mit seiner Mutter hielt er eine Reihe von
Kleinfürsten
in Untertänigkeit. Bald gewann er die Freundschaft des
Fürsten des
nestorianischen Türken-Stammes Keräit, Tooril, der später
den Titel Wang Chan annahm und ihm half, seine vom Stamm der Merkit
entführte Gattin Borte
wieder zu gewinnen. Seit 1188 setzte er
sich in wechselnden Bündnissen, auch unter Bruch mit Freunden (so
Tooril), gegenüber
zahlreichen Nachbarn durch und wurde 1196
oberster Herrscher des Stammes Mangchol. Durch weitere Siege
sicherte
er sich zwischen 1202 und 1205 die Oberherrschaft über weite Teile
der
heutigen Mongolei (darunter die spätere Hauptstadt Qara Qorum).
1206
ließ er sich aufgrund einer Prophezeiung, die ihm die
Weltherrschaft verhieß, auf einem Reichstag (Quryltai) den Titel
'Dschingis Chan' beilegen. Als
solcher organisierte er aufgrund des
Zehnersystems ein großes Heer mit drei »Flügeln«
(rechts, links, Mitte). Mit dessen Hilfe unterwarf er 1209/11 die
Uiguren um Turfan, die Qarluqen (unter den Ilig-Chanen) und die
Tanguten, weiter bis 1215 die nördliche Hälfte Chinas (etwa
bis
zum Jangtsekiang); dort gründete er die Dynastie JÜAN. 1219
fiel ihm Korea anheim. Ostasiatischer Einfluß unter den Mongolen
nahm
nun stark zu. Er drückte sich auch in seiner Gesetzgebung (Jasa)
aus, die sich mit militärischen Fragen, der Verwaltung, dem
Familienrecht und dem Strafgesetz befaßte (in Auszügen
erhalten); die Frau hatte eine große Selbständigkeit (anders
als im islamischen Kulturkreis). Zwischen 1218 und 1223 unterwarf er
das islamische
Inner-Asien und im Kampf mit dem Chwarizm-Schah
Mohammed II. weite
Teile
Irans; dessen Sohn drängte er nach Kaukasien zurück. Ein
Einbruch in die heutige Süd-Ukraine mit dem Sieg am Fluß
Kalka (heute Kalmius) 1223 über Russen, Kumanen und Alanen blieb
damals ohne Folgen. Dschingis Chan
starb während einer Belagerung der
tangutischen Hauptstadt. Sein riesiges Reich, das vom Chinesischen Meer
bis an die
Schwelle Europas reichte, hinterließ er seinen Söhnen und
Enkeln, die einträchtig zusammenarbeiteten und das mongolische
Gebiet bis 1260 beträchtlich erweiterten.
Dschingis Chan
gehört zu den größten Feldherrn und
Staatsmännern der Geschichte. Sein Selbstbewußtsein als
»Weltherrscher« (daher sein Titel) wurde von chinesischen
und
nestorianischen Weltreichideen getragen. Der lange Bestand seines
militärisch straff organisierten Reiches beruhte auf einer raschen
Angleichung der Mongolen an die chinesische und iranische Kultur; dabei
übten
Dschingis Chan und seine Nachkommen eine fast völlige
religiöse Toleranz. Erst später wurden die dort herrschenden
Religionen, Buddhismus und Islam, übernommen (anders in
Rußland).
Das Mongolische Weltreich war auch Mittler zwischen vielen Kulturen und
Wegbereiter eines neuen Weltverkehrs, der auch den Europäern
(vielfach Missionare [Mission], auch Kaufleute wie Marco Polo) neue,
ungeahnte Weiten erschloß.
B. Spuler
Literatur:
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BERTELSMANN Lexikon Geschichte 1991
Seite 763 - BIOGRAPHIEN ZUR
WELTGESCHICHTE. VEB Deutscher
Verlag
der Wissenschaften Berlin 1989 Seite 128 - Runciman,
Steven: Geschichte der
Kreuzzüge,
Sonderausgabe in 1 Band Verlag H.C. Beck München 1978 Seite
939,1015-1027,1077,1244 -