Begraben: Krypta des Domes zu Andria
Einzige Tochter des Königs
Johann von Brienne-Jerusalem
und der Maria
I. la Marquise von Jerusalem, Tochter von König
Konrad
Lexikon des Mittelalters: Band V Seite 669
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Isabella II. von Brienne (Yolanda), Königin von
Jerusalem
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* 1212, + 1. Mai 1205
Akkon Andria
Tochter Johanns V. von Brienne
und der Maria von Montferrat, Königin von
Jerusalem, die im Kindbett starb.
Isabella war daher
seit ihrer Geburt Königin; die Vormundschaftsregierung führte
ihr Vater, der sie im März 1223 unter päpstlicher Vermittlung
mit Kaiser FRIEDRICH II. verheiratete.
Dieser entsandte im August 1225 14 Galeeren nach Akkon, die Isabella
nach Schließung einer Prokuraehe (Heilig-Kreuz-Kathedrale, kaiserlicher
Prokurator: Bischof Jakob von Patti) und Krönung in Tyrus (August
1225) nach Brindisi brachten, wo am 9. November 1225 die Vermählung
des an Alter ungleichen Paares stattfand. Aus der wohl erst 1227 vollzogenen
Ehe ging KONRAD IV. hervor. Isabella
starb am 1. Mai 1228 im Kindbett.
FRIEDRICH II. übte
danach für KONRAD die Vormundschaftsregierung
im Königreich Jerusalem aus; bis zu Konradins
Ende
(1268) führten die
STAUFER, deren
kurze Herrschaft katastrophale Folgen für den lateinischen Osten hatte,
den Königstitel von Jerusalem.
JOLANDE VON JERUSALEM
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* 1212, + 1.5.1228
Akkon Andria (Apulien)
Ein Prinzessinnenleben hatte sie zu führen, und ein
besonders trauriges dazu: Jolande,
die Erbin des Königreichs Jerusalem, war schon 1222, mit neun
oder zehn Jahren, Gegenstand von Heiratsverhandlungen. Hermann von Salza,
Großmeister des Deutschen Ordens, trat im Namen seines Freundes
FRIEDRICH
II. als Brautwerber auf; dank seiner guten Verbindungen nach
Rom erlangte er auch die Zustimmung des Papstes zum Heiratsprojekt. Die
Partner schlossen ihren Bund im August 1225 als sogenannte Prokuraehe:
Der Kaiser schickte einen Bischof aus Sizilien als Stellvertreter ins Heilige
Land, der sich dort mit Jolande verheiraten
und zum König von Jerusalem krönen ließ. Mit diesem Königreich
war es allerdings zu dieser Zeit schon nicht mehr weit her: Die Muslime
hielten die Hauptstadt Jerusalem besetzt, und der christliche Machtbereich
war bis auf den Küstensaum geschrumpft, so daß die Zeremonien
nicht von ungefähr in den Hafenstädten Akkon und Tyros begangen
wurden. "Adieu, liebes Syrien, ich werde dich nicht wiedersehen", sagte
das junge Mädchen unter Tränen, als sie das Schiff bestieg.
Die Prophezeiung sollte sich bewahrheiten,
Jolande
sah die Heimat nicht wieder. Im November 1225 wurde die Hochzeit in Brindisi
wiederholt, diesmal spielte
FRIEDRICH
selbst den Bräutigam. Ansonsten benahm er sich niederträchtig:
Die Hochzeitsnacht verbrachte er mit Jolandes
Cousine, die vor der Tür hatte Wache stehen sollen, und die junge
Königin verschwand im Harem, den der STAUFER
an
seinem Hof in Palermo unterhielt. FRIEDRICH
besuchte sie dort noch zuweilen, Jolande brachte
auch ein Kind zur Welt, das den Namen KONRAD
erhielt, aber nur wenige Tage nach der Geburt starb sie, noch nicht einmal
17 Jahre alt. FRIEDRICH aber konnte
künftig als Vormund seines Sohnes die Herrschaft in Jerusalem beanspruchen,
was sich beim Fünften Kreuzzug als hilfreich erwies.
X. GENERATION
77 (64) Kaiser FRIEDRICH II.
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* 26.12.1194, + 13.12.1250
II oo Brindisi 9.11.1225 (verlobt März
1223)
ISABELLA/ELISABETHA
(Yolande) VON BRIENNE, Erbin des Königreichs Jerusalem
* um 1211/12, + 5.5.1228 (im Wochenbett, an der Geburt des späteren
Königs
KONRAD IV.)
Andria
Begraben: Krypta des Doms zu Andria
Tochter des Johann, Grafen von Brienne, von 1212 bis 1225 (Titular-)König von Jerusalem (um 1175/80-1237) und der Maria von Montferrat, Königin von Jerusalem (1191-1212), Tochter des Markgrafen Konrad von Montferrat, (Gegen-) Königs von Jerusalem
Kinder: 88 (Tochter), 89 (König
KONRAD IV.)
Die zweite Ehe Kaiser FRIEDRICHS
II., die 1225, drei Jahre nach Konstanzes
Tod, geschlossen wurde, dauerte nur drei Jahre. Auch zu dieser Ehe hatte
der Papst gedrängt, auch ihr hatte FRIEDRICH
nur
widerwillig zugestimmt.
Die französische Syrerin Jolanthe
(auch Isabella genannt) war die Tochter
des Johann von Brienne und der Maria
von Jerusalem, einer Enkelin Amalrichs
I. von Jerusalem; von ihrer Mutter hatte sie den Königstitel
geerbt. Jolanthe brachte ihn ihrem
Gatten als Mitgift ein; aber nicht mehr, denn die Grafen von Brienne waren,
wenngleich hochgebildet, so doch arm. Der Papst hatte die Ehe FRIEDRICHS
mit
Jolanthe,
Erbin
des Königreiches Jerusalem darum gewünscht, weil FRIEDRICH
noch
immer zögerte, das bei seiner Krönung 1215 in Aachen abgelegte
Kreuzzugsgelübde einzulösen.
Jolanthe 1211/12
geboren, durch ihre Schönheit, Vornehmheit und Bildung weithin bekannt,
war erst 13/14 Jahre, als sich der doppelt so alte FRIEDRICH
entschloß,
sie zu heiraten. Wieder wurde zunächst eine Trauung ohne den Bräutigam
in der Heiligenkreuzkirche in Akkon vollzogen, wobei der spätere Erzbischof
von Capua den Kaiser vertrat. In Tyrins wurde Jolanthe
zur Königin von Jerusalem gekrönt; die Barone und Ritter
ihres Königreiches huldigten ihr.
Sie wurde mit 20 Galeeren, begleitet von hohen geistlichen
und weltlichen Würdenträgern, über Zypern, wo sie ihre Tante,
die Königin Alice von Zypern,
besuchte und schweren Abschied nahm, nach Brindisi gebracht. Diese Brautfahrt
wird in dem deutschen Epos "Ortnit" wie ein Märchen erzählt.
Am 9. November 1225 schritten FRIEDRICH
und
Jolanthe
von Brienne über den Mosaikfußboden der Kathedrale
mit der Darstelllung der Rolandsage an den Traualtar. Unter dem Gefolge
Jolanthes
befand sich eine ihrer Nichten. Sie gefiel dem Kaiser
besser als die ihm eben angetrauter Frau, so dass er diese in Brautnacht
vergaß und sich ihrer Nichte widmete. Am Morgen gab es deswegen einen
heftigen Familienstreit. Der empörte Vater Jolanthes
zürnte
seinem Schwiegersohn, der ihm den Titel des Königs von Jerusalem genommen
(tatsächlich stand er nur seiner Tochter zu) und seine Tochter mißachtet
habe; er beschimpfte seinen Schwiegersohn als Sohn des Schlächters
- ein alter Vorwurf, FRIEDRICH
sei
seiner alten Mutter als Sohn eines Fleischers untergeschoben worden; er
warf FRIEDRICH vor, er stelle seinen
Verwandten mit Gift und Dolch nach. Ein Wort ergab das andere, Johann
von Brienne verließ Brindisi im Zorn und reiste nach Rom,
um dem Papst brühwarm zu berichten, was vorgefallen war.
Mit dem Liebesabenteuer des Kaisers in seiner Hochzeitsnacht
wird ein Liebesgedicht in Zusammenhang gebracht, Verse an die Fior di Soria
(Syrerblume), ein Sehnsuchtslied an die ferne Geliebte wie Schnee schmilzt,
ohne die ihm ein Tag zu tausend Jahren wird - geh, mein seliges Lied, hin
zur syrischen Blume - Canzonetta gioiosa, va la, fior di Soria!
Getrübt wie der Hochzeitstag blieb auch das künftige
Leben
Jolanthes - es dauerte nur noch
drei Jahre. Zunächst lebte Jolanthe
auf dem Schloß Terracina bei Salerno, dann in Sizilien,
wohl im königlichen Palast in Palermo, in Pracht und Luxus, aber wie
eine Orientalin abgesondert im kaiserlichen "Harem". 1226 brachte sie ein
Mädchen zur Welt, das bald nach der Geburt starb.
Währen der Vorbereitungen zum Kreuzzug FRIEDRICHS1227
war Jolanthe beim Kaiser in Apulien.
Zum Schutz vor der sich ausbreitenden Seuche wurde sie nach Otranto gebracht,
wo sie Ende April 1228 den Sohn KONRAD gebar.
Zehn Tage später starb sie an den Folgen der Geburt. Sie wurde in
der Krypta des Domes von Andria bestattet, unweit von Castel del Monte.
(Auch die dritte Gemahlin FRIEDRICHS,
Isabella
von England, wurde dort beigesetzt). Ihr Grab ist verschollen.
Ein Gerücht will wissen, dass sie mit dem Landgrafen
Ludwig von Thüringen, dem Gemahl der heiligen
Elisabeth, der zum Kreuzzug nach Brindisi gekommen war, an einem
Liebestrank gestorben sei.
Runciman Steven: Seite 951-954
***************
"Geschichte der Kreuzzüge"
Hermann von Salza machte den Vorschlag, Königin
Jolande solle, da die Kaiserin vier Monat zuvor gestorben war,
Kaiser
FRIEDRICH selbst heiraten. Sie würden ein glänzendes
Paar abgeben.
Johann von Brienne war
von dem Gedanken geschmeichelt, zögerte jedoch, bis Hermann ihm versprach,
dass er die Regentschaft bis zu seinem Tode behalten solle.
Im August des Jahres 1225 traf Graf Heinrich von Malta
mit 14 kaiserlichen Galeeren in Akkon ein, um die jetzt 14-jährige
Königin zu ihrer Hochzeit nach Italien zu holen. Er hatte den erwählten
Erzbischof Johannes von Capua mitgebracht, der sofort nach seiner Landung
als FRIEDRICHSStellvertreter mit Jolande
in der Heiligen-Kreuz-Kirche die Ehe schloß. Sie wurde sodann nach
Tyros gebracht und dort, da sie jetzt für großjährig galt,
vom Patriarchen Ralph in Anwesenheit des gesamten Adels von Outremer zur
Königin
von Jerusalem gekrönt. Zwei Wochen lang wurden Freudenfeste gefeiert;
dann ging die Königin, begleitet vom Erzbischof von Tyros und ihrem
Vetter, Balian von Sidon, zu Schiff. Sie unterbrach die Reise auf einige
Tage in Zypern, um ihre Tante, Königin Alice,
zu besuchen. Als der Augenblick der Trennung kam, wurden beide Königinnen
von Tränen überwältigt; und sie vernahmen, wie
Jolande ihrem geliebten Land Syrien, das sie niemals wiedersehen
sollte, ein trauriges Lebewohl zumurmelte. Der Kaiser erwartete zusammen
mit König Johann seine Gemahlin
in Brindisi: Sie wurde mit kaiserlichem Prunk und Prachtaufwand willkommen
geheißen, und eine zweite Trauungsfeierlichkeit fand am 9. November
1225 in der Kathedrale zu Brindisi statt.
FRIEDRICH II. bewies
bereits am Morgen nach seiner Hochzeit, welche Art Mann er war. Er verließ
Brindisi zusammen mit der Kaiserin, ohne seinen Schwiegervater zu verständigen,
und als der alte König ihm nacheilte, empfing er ihn kühl. Es
folgte ein offener Zank, und Johann
erfuhr
von seiner weinenden Tochter, dass ihr Gemahl eine ihrer Basen verführt
hatte.
Die Kaiserin-Königin Jolande
war weniger vom Glück begünstigt als ihr Vater. FRIEDRICH
schickte sie in den Harem, den er sich in Palermo hielt; und dort in ihrer
Abgeschiedenheit verzehrte sie sich nach dem glanzvollen Leben von Outremer.
Am 25. April 1228 schenkte sie einem Sohn das Leben, der den Namen KONRAD
erhielt, und nachdem sie solcherart ihre Pflicht getan, starb sie sechs
Tage darauf. Sie war noch nicht einmal 17 Jahre alt.
Mayer Hans Eberhard: Seite 205,209,220,222,223,248
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"Geschichte der Kreuzzüge"
Im November 1225 heiratete FRIEDRICH II. Isabella von Jerusalem und schuf sich damit einen dynastischen Anspruch auf Jerusalem. Noch vor seiner Abreise aus Italien war Isabella am 8. Mai 1228 an der Folgen der Geburt KONRADS IV. gestorben, und nach dem Recht von Jerusalem war FRIEDRICH nur noch als Vormund seines Sohnes Herrscher im Heiligen Land.
Horst Eberhard: Seite 113,117-119
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"Friedrich der Staufer"
FRIEDRICHS Verbindung
mit der jungen Syrerin gab später reichlich Anlaß zu Legenden.
Die wenigen überlieferten Fakten wirken eher ernüchternd. Sie
zeigen, wie Isabella
zum Spielball
der verschiedenen politischen Interessen wurde. Ihr Vater, König
Johann, versprach sich die Rückeroberung Jerusalems. Der
Kaiser dachte, die Krone Jerusalems und das Erbe des syrischen Königreichs
für sich selbst zu gewinnen. Papst Honorius gab bereitwillig den Ehedispens,
damit der Kaiser sein Kreuzzugsversprechen bald einlöse.
Im August 1225 liefen 14 wimpelgeschmückte Galeeren
in den Hafen von Akkon ein, die die kaiserliche Braut nach Apulien holen
sollten. FRIEDRICH hatte unter der
Führung seines Admirals Heinrich von Malta ein fürstliches Aufgebot
geschickt. Nur dass der Kaiser in Apulien blieb, während in der Heiligkreuz-Kirche
von Akkon die feierliche "Ferntrauung" stattfand, berichten die Chronisten
mit großer Verwunderung. Ein sizilianischer Bischof steckte der Braut
stellvertretend den Ring des Kaisers an den Finger. In Tyrus wurde die
erst 14-jährige
Isabella zur
Königin Jerusalems gekrönt und empfing die Huldigung der
syrischen Edlen. Als die Schiffe mit der Neuvermählten in Zypern Station
machten, besuchte Isabella ihre Tante,
die Königin Alice von Zypern.
Beim Abschied kam es zu einer ergreifenden Szene. In ihrem hilflosen Kummer
brach das Mädchen in Tränen aus.
Die einzigen, von Isabella
überlieferten Worte beziehen sich auf diese Szene, als sie, noch einmal
ihrer Heimat gedenkend, ausgerufen haben soll: "Ich empfehle dich Gott,
mein geliebtes Syrien, das ich niemals wiedersehen werde!"
Für die junge Isabella
gab es schon bald noch andere Gründe, ihr Schicksal zu beklagen. FRIEDRICH
und
Johann
von Brienne erwarteten Isabella
in Brindisi, wo im November mit gebührendem Aufwand Hochzeitsfeierlichkeiten
stattfanden. Noch während der Festlichkeiten kam es zum Zerwürfnis
zwischen dem Kaiser und Johann von Brienne.
FRIEDRICH
beanspruchte
ohne Aufschub den Königstitel für sich. Von seinem Schwiegervater
forderte er den Verzicht auf alle königlichen Rechte. Außerdem
verlangte er die Herausgabe von 50.000 Silbermark, die der verstorbene
König von Frankreich zur Unterstützung des heiligen Landes dem
Titularkönig
Johann überlassen hatte.
Etwas anderes betraf Isabella
persönlich.
Angeblich soll FRIEDRICH seine noch
kindliche und schüchterne Braut brüskiert haben, indem er nicht
sie, sondern ihre etwas ältere
Kusine Anais begehrte, die im
Gefolge Isabellas
nach Brindisi gekommen
war. Die Behauptung, FRIEDRICH habe
die Hochzeitsnacht nicht mit seiner Braut, sondern mit Anais
verbracht,
mag übertrieben sein. Doch erscheint es glaubwürdig, dass der
in Liebesangelegenheiten freisinnige Mann seine Leidenschaft der reiferen
und schönen Syrerin Anais zuwandte. Nach der Überlieferung
schrieb FRIEDRICH der geliebten Anais,
seiner "Blume Syriens", als Abschiedslied eine seiner Kanzonen.
Seiner jungen Gemahlin wies FRIEDRICH
als Wohnsitz das Schloß Terracina bei Salerno zu. Dort lebte
sie einsam und abgeschieden, nach sizilianisch-orientalischem Brauch von
Eunuchen bewacht. Eine Herrin im goldenen Käfig, eine Kaiserin ohne
Krone, eine Ehegattin ohne Gemahl. Nur zweimal öffnete sich der goldene
Käfig, der gewiß außer der Freiheit der jungen Syrerin
alle Annehmlichkeiten bot. Einmal besuchte sie an der Seite FRIEDRICHSdie
Insel Sizilien und wohnte im Königsschloß von Palermo. Im Sommer
1227, vor der ersten mißglückten Ausfahrt der kaiserlichen Kreuzflotte,
war Isabella in Apulien in der Nähe
FRIEDRICHS.
Als in der Augusthitze in der Gegend von Brindisi die wartenden Kreuzfahrer
scharenweise an der sich schnell ausbreitenden Ruhr erkrankten und flüchtenden
Kreuzfahrer die Seuche ins Land schleppten, ließ FRIEDRICH
seine schwangere Gemahlin nach Otranto bringen. Zweieinhalb Jahre nach
der Eheschließung in Brindisi starb Isabella,
16 Jahre alt, bei der Geburt des Sohnes KONRAD
am 6. Mai 1228. Der Kaiser ließ ihren Leichnam in der Kathedrale
des apulischen Andria beisetzen, nicht in Palermo, wo die erste kaiserliche
Gemahlin Konstanze ihr Grab fand.
Masson Georgina: Seite 106,107,129,130
***************
"Friedrich II. von Hohenstaufen"
FRIEDRICH hingegen
war nicht begeistert; das Königreich Jerusalem bestand praktisch nur
dem Namen nach, und der Titel war alles, was die 12-jährige Isabella
als Mitgift in die Ehe zu bringen hatte. Hermann von Salza mußte
seine ganze diplomatische Kunst aufbringen, um FRIEDRICH
zu
dieser Heirat zu bewegen.
Nach der Ferntrauung wurde Isabella,
die erst mit 16 Jahren offiziell volljährig werden sollte, in Tyrus
unter großem Jubel zur Königin von Jerusalem gekrönt und
empfing dort die Huldigung der Barone ihres Königreiches. Geleitet
von dem Erzbischof von Tyrus, ihrem Vetter Balian von Sidon und den sizilianischen
Edlen, die FRIEDRICH gesandt hatte,
um sie zu ihm zu führen, trat Isabella
die
Reise an, die für die junge Erbin eines Königreichs, das
kaum mehr als ein Name war, eine glänzende Zukunft als Kaiserin zu
versprechen.
Jedoch nicht nur Bischöfe und ernste Staatsmänner
gaben Isabella das Geleit; unter ihren
Hofdamen befand sich eine um etliche Jahre ältere Kusine. Sie war,
einigen Berichten zufolge, die Tochter Walters von Brienne aus der Ehe
mit Alberia, der Erbin Tankreds,
des illegitimen Kronprätendenten der HAUTEVILLES,
den die Barone zur Zeit HEINRICHS VI. gewählt
hatten. So war das Mädchen zugleich eine entfernte Kusine FRIEDRICHS;
aber der bloße Name HOHENSTAUFEN
muß trotz aller Blutsverwandtschaft in jedem Nachkommen Tankreds
die
Erinnerung an die rachsüchtige Grausamkeit wachgerufen haben, mit
der HEINRICH VI. die Familie behandelt
hat.
Nach den Sitten der Zeit lag nichts Ungewöhnliches
darin, dass ein 14-jähriges Mädchen einen Mann heiratet, der
doppelt so alt war wie sie und den sie noch nie gesehen hatte; trotzdem
scheint Isabella an ihre bevorstehende
Hochzeit nicht mit ungetrübter Freude gedacht zu haben; auch die Gesellschaft
einer Kusine, deren Familie so schwer unter den Grausamkeiten der HOHENSTAUFEN
gelitten hatte, kann sie kaum zuversichtlicher gestimmt haben. Die Chronisten
berichten, Isabella habe mit ihren
Hofdamen während der Reise einen kurzen Besuch bei ihrer Tante, der
Königin
Alice von Zypern, gemacht; als sie sich trennten, hätten
alle bitterlich geweint, wobei Isabella
schluchzend dem süßen Leben Syriens, das sie nie wieder sehen
sollte, ein trauriges Lebewohl sagte.
In Brindisi wurde die Hochzeit am 9. November in der
Kathedrale mit großem Pomp vollzogen. Von diesem Augenblick an gab
es Mißhelligkeiten. Nach den Berichten scheint FRIEDRICH
am Tage nach der Trauung Brindisi plötzlich verlassen zu haben, ohne
seinem Schwiegervater seine Absichten mitzuteilen. Als der entrüstete
Johann von Brienne seinen neuen Schwiegersohn einholte, stellte
er fest, dass FRIEDRICH sofort den
Titel des Königs von Jerusalem angenommen hatte, den Brienne
selbst mindestens bis zur Volljährigkeit seiner Tochter weiter zu
führen hoffte, und dass die Braut in Tränen aufgelöst war,
weil ihr Gemahl, von leidenschaftlicher Neigung zu ihrer Kusine erfaßt,
sie kaum beachtet hatte. Manche Chronisten behaupten sogar, FRIEDRICH
habe das Mädchen entführen lassen, sie vergewaltigt und sei in
der Hochzeitsnacht überhaupt nicht im Brautgemach erschienen.
Diese Erzählung mag übertrieben sein, aber
die Berichte von
FRIEDRICHS leidenschaftlicher
Liebe zu Isabellas Kusine entstammen
glaubwürdigen zeitgenössischen Quellen; außerdem ist bekannt,
dass ihr Bruder, Walther IV. von Brienne, während seines ganzes Lebens
einen tiefen Haß gegen den Kaiser gehegt hat. Es klingt nicht unwahrscheinlich,
dass ein Mann von FRIEDRICHS Charakter
und Neigungen eine schöne Frau von 20 Jahren einem unerfahrenen 14-jährigen
Kind vorzog. Wenn die Überlieferung richtig ist, die diese plötzliche
und überwältigende Leidenschaft FRIEDRICHS
mit der "Blume von Syrien" in Verbindung bringt, an die eines seiner bezauberndsten
Liebesgedichte gerichtet ist, so kann man die Echtheit seiner Gefühle
kaum anzweifeln.
Am 1. Mai 1228 starb Isabella,
erst 16 Jahre alt und nur dem Namen nach eine Kaiserin. Zu jung, um auf
ihren hochgeistigen Mann, der mehr als doppelt so alt war wie sie, Einfluß
ausüben zu können, ist sie vielleicht die bemitleidenswerteste
aller Gestalten gewesen, die ihn im Laufe des Lebens umgaben. Seit dem
stürmischen Anfang ihrer Ehe und dem heftigen Streit zwischen ihrem
Mann und ihrem Vater scheint FRIEDRICHsie
nach orientalischer Sitte behandelt zu haben, wie er es auch mit ihrer
Nachfolgerin wieder tat. Zunächst wurde ihr das Schloß Terracina
zur Verfügung gestellt, dann nahm FRIEDRICH
sie
mit nach Sizilien, wo sie offenbar eine Zeitlang im königlichen Palast
in Palermo lebte. Während der Monate unmittelbar vor dem mißglückten
Kreuzzug des Jahres 1227 war sie bei ihm in Apulien; etwa um diese Zeit
muß KONRAD gezeugt worden sein.
Darauf ließ FRIEDRICH sie nach
Otranto bringen, das, viel weiter südlich gelegen, Isabella
Schutz
vor der Seuche gewährte, die die flüchtenden Kreuzfahrer auf
den Pilgerstraßen weitertrugen. Hierbei sprach FRIEDRICHSWunsch,
die Mutter seines zukünftigen Erben in Sicherheit zu wissen, vermutlich
stärker mit als seine Zuneigung zu Isabella.
Als FRIEDRICHS Gemahlin mangelte es
ihr nicht an Luxus und Prunk; den Gedanken aber, dass sich ein junges Mädchen,
an die Gesellschaft von Verwandten und Freunden und das heitere Leben Syriens
gewöhnt, in der Zurückgezogenheit, die der eines Harems fast
gleichkam, nicht wohlfühlen konnte, hat
FRIEDRICH
nie
erwogen, oder ihn als belanglos beiseite geschoben.
Lehmann Johannes: Seite 268-270
****************
"Die Staufer"
Und so wie ihm seinerseits Papst Innocenz die um elf Jahre ältere Konstanze von Aragon ausgesucht hatte, so hatte nun auch Papst Honorius für den 28-jährigen Witwer gleich eine Braut bereit, die diesmal zur Abwechslung nur halb so alt war wie der Kaiser. Es war die 13-jährige Isabella von Brienne, genannt Jolande. Sie war die Tochter des über 70-jährigen Johann von Brienne. Dieser war nach Europa gereist, um für Jolande einen Mann und damit einen König von Jerusalem zu suchen. FRIEDRICH II. war offensichtlich von diesem Arrangement nicht sonderlich begeistert, denn er mußte förmlich überredet werden. Aber FRIEDRICHhatte es mit der Heirat nicht eilig, und der vorgesehene Aufbruchstermin für den Kreuzzug im Juni 1225 verstrich, denn noch war keine Jolande in Apulien aufgetaucht. Durch einen Vertrag mit dem Papst gebunden, heiratete FRIEDRICH II. dann am 9. November 1225 in der Kathedrale von Brindisi Isabella von Brienne. Von Liebe konnte bei dieser zweiten Ehe FRIEDRICHS II. keine Rede sein. Am Morgen nach der Hochzeitsnacht erzählte Isabella weinend ihrem Vater, der Kaiser habe sie überhaupt nicht beachtet und statt dessen Anais, eine ihrer Kusinen aus dem Gefolge, verführt. Auch später kümmerte er sich kaum um Isabella, sondern schickte sie in den Harem "von schönen Frauen", den er sich nach orientalischer Sitte in Salerno hielt. Da er allerdings einen Sohn brauchte, um das Königreich von Jerusalem fortführen zu können, gebar ihm die unglückliche Isabella am 25. April 1228 einen Thronfolger: Es war KONRAD. Sechs Tage später starb Isabella von Brienne, noch nicht einmal 17 Jahre alt.
Abulafia, David: Seite 158-161
*************
"Herrscher zwischen den Kulturen Friedrich II. von Hohenstaufen"
Das Mittel, mit welchem Johann
Unterstützung zu verschaffen hoffte, war seine Tochter Isabella,
auch Yolande genannt. FRIEDRICH
II. war im Jahr 1222 bereits verwitwet. Jetzt wartete die Königin
von Jerusalem auf einen Gemahl, der willens und fähig sein würde,
ihr Erbe zu verteidigen, und ein geeigneter Bräutigam als der Kreuzfahrer
in spe und oberste Herrscher der christlichen Welt, FRIEDRICH
VON HOHENSTAUFEN, schien nicht in Sicht. So wurde in Ferentino
beschlossen, daß Isabella aus dem osten anreisen und FRIEDRICH
durch die Heirat den Titel eines Königs von Jerusalem annehmen sollte.
Auf diese Weise sollte Jerusalem endlich den Schutzherrn erhalten, dene
s brauchte.
Zunächst aber wurde Hochzeit gefeiert, erst durch
Stellvertreter in Akkra, dann in Brindisi, nachdem Isabella
in
Tyros zur Königin geweiht und auf einem Schiff Heinrichs von Malta
nach Sizilien gebracht worden war. Dort wurde die Hochzeit noch einmal
begangen, in Anwesenheit Johanns und
des christlichen Adels aus Jerusalem.
Erst jetzt begann der Kaiser jenes Mißtrauen auf
sich zu ziehen, das ihn über weite Strecken seiner restlichen Amtszeit
begleiten sollte. Selbst seine Hochzeit mit Isabella
wurde nun als ehrgeiziger Versuch dargestellt, seinen beiden Kronen als
Kaiser und König von Sizilien eine dritte hinzuzufügen. Die Sympathien
für das Wunderkind aus Apulien waren damit verspielt.
Auch seine Ehe mit Isabella
wurde jetzt zum Gegenstand der Kritik. Man warf
FRIEDRICH vor, sie schlecht zu behandeln. Tatsächlich war
dei Ehe unter ganz anderen Vorzeichen als die mit Constanze
geschlossen worden. Isabella
war im Jahr 1225 erst um die 15 Jahre alt; ein erwachsener und erfahrener
König wurde jetzt mit einem Mädchen vermählt, nicht eine
reife Frau mit einem Jüngling. Vielleicht trifft es zu, daß
FRIEDRICH sie gelegentlich vernachlässigte
und die Gesellschaft seiner Haremsdamen der ihren vorzog; doch unternahm
er viele Reisen in ihrer Begleitung. Die abträglichen Berichte über
ihn stammen, wie van Cleve bemerkt hat, aus dem Kreis der Freunde Johanns
von Brienne, viele auch aus dem entfernten christlichen Osten,
wo man über die kaiserlichen Bettgewohnheiten kaum sehr genau informiert
gewesen sein kann. Dennoch verfehlten diese Gerüchte ihre Wirkung
auf den Papst nicht.
9.11.1225
oo 2. FRIEDRICH II. ROGER König des
Deutschen Reiches
26.12.1194-13.12.1250
Kinder:
Tochter
1226- 1226
KONRAD IV.
25.4.1228-21.5.1254
Literatur:
-----------
Abulafia, David: Herrscher zwischen den Kulturen
Friedrich II. von Hohenstaufen, Wolf Jobst Siedler Verlag Berlin 1991 Seite
158-161 - Bedürftig Friedemann: Taschenlexikon Staufer. Piper
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Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1972, Seite 145,146,158
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abendländischer Kultur- und Glaubensgeschichte. Verlag Herder Freiburg
im Breisgau 1992 Seite 98 - Horst, Eberhard: Friedrich der Staufer,
Claassen Verlag Düsseldorf 1989, Seite 113,117-119,138,146,156,201,239,251,
336 - Jones Terry/Ereira Alan: Die Kreuzzüge. Bechtermünz
Verlag 2000 Seite 222 - Kantorowicz, Ernst: Kaiser Friedrich der
Zweite, Klett-Cotta Verlag Stuttgart 1991, Seite 130,146,177,617 - Kugler
Bernd: Geschichte der Kreuzzüge. Reprint-Verlag-Leipzig 1880 - Lehmann
Johannes: Die Kreuzfahrer. Abenteurer Gottes. Gondrom Verlag Bindlach 1991
Seite 312,348 - Lehmann, Johannes: Die Staufer. Glanz und Elend
eines deutschen Kaisergeschlechts, Gondrom Verlag Bindlach 1991, Seite
268,287, 294 - Masson Georgina: Friedrich II. von Hohenstaufen,
Rowohlt Taschenbuch Verlag Reinbeck bei Hamburg 1991, Seite 217,218,264,268,269,270,271,273,275,279,283,296,319,324
- Mayer, Hans Eberhard: Geschichte der Kreuzzüge, Verlag W.
Kohlhammer GmbH 1995 Seite 205,209,220,222,223, 248 - Mühlbacher,
Josef: Lebensweg und Schicksale der staufischen Frauen, Bechtle Verlag
Esslingen 1977 Seite 122-126 - Payne Robert: Die Kreuuzüge.
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Kreuz und Schwert, hg. von Brigitta Vacha, Verlag Styria, Seite 232,278
- Rösch, Eva Sibylle/Rösch, Gerhard: Kaiser Friedrich
II. und sein Königreich Sizilien, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen
1995, Seite 85,95 - Runciman, Steven: Geschichte der Kreuzzüge,
Sonderausgabe in 1 Band Verlag H.C. Beck München 1978, Seite 911,951-954,956-957,959,1000
- Stürner, Wolfgang: Friedrich II. Teil 1: Die Königsherrschaft
in Sizilien und Deutschland 1194-1220, Primus-Verlag Darmstadt 1997, Seite
230 - Stürner Wolfgang: Friedrich II. Teil 2 Der Kaiser 1220-1250
Primus Verlag Darmstadt, 2000 Seite 91,93,96,142,178A.,310 - Wies,
Ernst W.: Friedrich II. von Hohenstaufen. Messias oder Antichrist, Bechtle
Esslingen 1998, Seite 62,125,136, 147,181,186 - Winkelmann Eduard:
Kaiser Friedrich II. 1. Band, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt
1963, Seite 199,200,216,221,242, 243,273,286,314,329,330 - Winkelmann
Eduard: Kaiser Friedrich II. 2. Band, Wissenschaftliche Buchgesellschaft
Darmstadt 1963, Seite 9,13,14,16,43,140, 268 - Zöllner Walter:
Geschichte der Kreuzzüge. VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften
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