AUXERRE
 

Lexikon des Mittelalters: Band I Spalte 1279
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Auxerre
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Der pagus Autissiodorensis besaß die gleiche Beständigkeit wie die civitas. Von den frühesten Grafen war Eunius Mummolus bekannt, den König Guntram zum Patricius erhob. 843 übergab KARL DER KAHLE die Grafschaft seinem Onkel, dem WELFEN Konrad, dessen gleichnamiger Sohn den Platz an Robert den Tapferen (865-867) abtreten mußte. 888 fiel Auxerre an Richard Justitiarius über, und die Grafschaft wurde ein wichtiges Element des ersten burgundischen Herzogtum; König Rudolf residierte in Auxerre. Hugo der Große ergriff von der Grafschaft Besitz und verlieh sie seinen Söhnen, den späteren burgundischen Herzögen Otto und Odo-Heinrich. Beim Tode des letzteren (1002) bemächtigte sich Graf Landricus (Landry) von Nevers der Grafschaft Auxerre im Einverständnis mit Otto-Wilhelm (ein Enkel König Berengars II. von Italien), der Graf von Macon war und gegen König Robert II. nach der burgundischen Herzogswürde strebte. Landricus vertrieb Bischof Hugo I., einen Anhänger Roberts II., und vermochte das Bistum, das er selbst verwaltete, siegreich zu behaupten. 1006 gab Robert seine Tochter Adela dem Sohn des Landricus, Ragenoldus, zur Frau und überließ ihm die Grafschaft. Dennoch scheint der Bischof Rechte über Auxerre und die Oberhoheit über fast den gesamten westlichen Teil der Grafschaft, wo die Grafen selten erscheinen, behalten zu haben.
Es gelang dem Grafenhaus, trotz einer vermutlichen Besetzung der Grafschaft durch Herzog Robert I., die jedoch auf wenige Jahre beschränkt blieb, Auxerre, Nevers und Tonnerre zu vereinigen, wodurch Wilhelm I. und Wilhelm II. zu großen Lehnsleuten des Königs aufstiegen. Seit 1181 wurden durch Heirat nacheinander Peter (Pierre) von Courtenay, Herve de Donzy, Guy de Forez und Odo (Eudes) von Burgund Grafen von Auxerre. Die Vereinigung der drei Grafschaften endete 1267, und Alix, die Tochter von Odo, brachte Auxerre in die Ehe mit Johann (Jean) von Chalon-Rochefort ein. Ludwig (Louis) von Chalon verkaufte 1371 die Grafschaft an den König von Frankreich. Doch schlug sich 1417 die Stadt auf die Seite der Bourguignons. Philipp der Gute ließ sich den Besitz 1424 durch den Herzog von Bedford bestätigen, 1435 erneut durch König Karl VII.
Es gelang dem König, den territorialen Bereich der Grafschaft und der königlichen Ämter, die in Auxerre errichtet worden waren, bailliage und election, zu verkleinern, besonders durch  die Schaffung der election Gien. Philipp der Gute seinerseits übergab die Grafschaft seinem Vetter Jean de Clamecy, Graf von Etampes (1437-1465). Letzterer, von Karl dem Kühnen seiner Besitzungen beraubt, versuchte, sich gewaltsam Auxerres zu bemächtigen (1470), später trat er seine Besitzrechte an Ludwig XI. ab, der die Grafschaft 1477 besetzte, ohne sie jedoch vom gleichzeitig rekuperierten Herzogtum Burgund abzutrennen.