Einziger Sohn des Grafen Raimund
I. (IV.) von Saint-Gilles-Tripolis aus dem Hause der
RAIMUNDINER
aus seiner 3. Ehe mit der Elvira
von Kastilien, Tochter von König
Alfons VI.
Thiele, Andreas: Tafel 130a/131
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"Erzählende genealogische Stammtafeln zur
europäischen
Geschichte Band II, Teilband 1 Europäische Kaiser-, Königs-
und
Fürstenhäuser I Westeuropa"
ALFONS I. JORDANUS
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* 1102, † 1148
ermordet
Er folgte 1112 als Graf von Toulouse und Herzog von Narbonne. Alfons I. Jordan gründete als neue Residenz Montauban, entzog sich damit Toulouse-Stadt, mit dem er ständig wegen zunehmender Autonomieforderungen stritt. Er geriet in neue Erbauseinandersetzungen mit der Cousine/Aquitanien und behauptete letztlich Toulouse, das zeitweise besetzt worden war. Die Markgrafschaft Gothien-Languedoc unterwarf er wieder und erreichte 1125 einen endgültigen Ausgleich mit Barcelona wegen der gesamten Provence-Erbschaft: er behauptete die Markgrafschaft Provence, verzichtete auf die Grafschaft Provence und erkannte eine formale kastilische Hoheit an. Mit der französischen Krone, von der er weitgehend unabhängig war, lag er wiederholt in Streit und verkaufte die Grafschaft Rouergue, um Geld für seine orientalischen Interessen zu gewinnen. Er weilte mehrmals im Heiligen Land, war Prätendent für Jerusalem und wurde in Cäsaräa von Königin Melisende von Jerusalem ermordet.
oo FAYDIVA D'UZES, Tochter des Raimund
†
Raimund hatte Toulouse unter der Herrschaft
seines
ältesten Sohnes Bertrand zurückgelassen. Aber Bertrands
Erbrecht auf die Grafschaft wurde angezweifelt, wahrscheinlich weil er
ein Bastard war. Raimunds Kinder aus seiner Ehe mit der Gräfin
Elvira waren sämtlich gestorben, mit Ausnahme eines
kleinen
Knaben, Alfonso-Jordan, der erst einige Monate zuvor auf der Burg
Pilgersberg zur Welt gekommen war. Es war klar, daß ein
Wickelkind
unmöglich die Regierung eines unsicheren und wackeligen
Militärstaates
im Libanon übernehmen konnte; andererseits war die Existenz dieses
Kindes in Toulouse noch nicht bekannt. Bertrand fuhr fort, die
europäischen
Länder seines Vaters zu regieren, während im Osten Raimunds
Soldaten,
wahrscheinlich gemäß Raimunds letztem Willen, seinen
Vetter Wilhelm-Jordan, den Grafen von Cerdagne, zu
seinen
Nachfolger wählten. Wilhelm-Jordan, dessen
Großmutter
mütterlicherseits
Raimunds
Tante gewesen, war erst kürzlich
im Osten eingetroffen. Er betrachtete sich als Regenten namens seines
kleinen
Vetters und sah davon ab, irgendeinen Titel aus seinen östlichen
Gebieten
anzunehmen. Dennoch konnten sich, solange Alfonso-Jordan lebte
weder
Wilhelm-Jordan noch Bertrand
in ihrer Regierung sicher fühlen.
Die Barone von Toulouse hatten sich bei Raimunds
Tod mit Bertrand als ihrem Nachfolger einverstanden
erklärt,
da er sie bereits seit nahezu zehn Jahren regierte und sie nicht
wußten,
daß Raimund einen ehelichen Sohn hinterlassen hatte.
Aber
als sie von der Existenz des jungen Alfonso-Jordan erfuhren,
schickten
sie Abgesandte nach dem Osten und ersuchten ihn, sein
rechtmäßiges
Erbe in Besitz zu nehmen. Der Gräfin
Elvira kann man keinen Vorwurf machen, daß sie
für
ihren Sohn den reichen Ländereien Süd-Frankreichs vor der
unsicheren
Herrschaft im Osten den Vorrang gab. Sie traf im Laufe des Jahres 1108
mit ihm in Toulouse ein. Ihr Kommen nötigte Bertrand,
seine
Zukunft zu überdenken. Wahrscheinlich wurde eine
Familienübereinkunft
getroffen, wonach Bertrand alle Ansprüche auf die
Länder
seines Vaters in Europa, die er möglicherweise besaß,
aufgab,
und Alfonso-Jordan, um ihn ein für allemal aus Toulouse
loszuwerden,
zu seinen Gunsten auf sein Erbe im Libanon verzichtete.
1146
König
Ludwig nahm das Kreuz als erster; und seine Vasallen
vergaßen
im Eifer, es ihm nachzutun, ihre vormalige Kühle. Unter ihnen
befanden
sich Ludwigs Bruder,
Graf Robert
von
Dreux;
Graf Alfonso-Jordan, der selbst im Osten geboren
war; Graf Wilhelm von Nevers; Heinrich, der Erbe
der Grafschaft
Champagne; Thierry von Flandern, dessen Gemahlin die Stieftochter
Königin Melisendes
war.
Die Anwesenheit des Grafen von Tripolis hatte ihren
Grund
in einer düsteren Familientragödie. Unter den Kreuzfahrern,
die
zusamemn mit König
Ludwig zu Vezelay das Gelübde ablegten, hatte sich auch
Graf Alfonso-Jordan von Toulouse befunden. Er war mit seiner
Gattin
und seinen Kindern von Konstantinopel auf dem Seeweg gereist und einige
Tage nach KONRAD in Akkon
gelandet.
Sein Eintreffen mit einer starken Truppe hatte die Franken des Ostens,
denen er eine romantische Erscheinung war, mit frischer Zuversicht
erfüllt.
Denn er war der Sohn des alten Kreuzritters Raimund von
Toulouse,
und, während sein Vater Tripolis belagerte, auf dem Pilerberg
geboren.
Aber sein Kommen setzte den regierenden Grafen von Tripolis, den Enkel
Bertrands, des Bastard-Sohnes des alten Grafen Raimund, in
Verlegenheit.
Wenn Alfonso-Jordan einen Anspruch auf Tripolis erhob,
würde
es schwerfallen, ihn zu verweigern; und es scheint, als habe dieser
nicht
verabsäumt, seiner Rechte Erwähnung zu tun. Er machte auf dem
Weg von Akkon nach Jerusalem in Cäsarea halt und starb dort
ganz
plötzlich unter großen Qualen. Die Todesursache war
möglicherweise
eine akute Erkrankung, vielleicht eine Blinddarmentzündung;
aber jedermann argwöhnte sofort Gift, und Bertrand, der
Sohn
des Toten, beschuldigte seinen Vetter Raimund von Tripolis
unumwunden der Anstiftung zum Mord. Andere wiederum hielten Königin
Melisende für die Schuldige, die sich zum Werkzeug der
Gattin Raimunds, ihrer geliebten Schwester Hodierna,
gemacht habe. Es ließ sich nichts beweisen; aber in seinem Unmut
über die Beschuldigung enthielt sich Raimund jeder
weiteren
Beteiligung am Kreuzzug.
Vones Ludwig: Seite 62,88,91
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"Geschichte der Iberischen Halbinsel im Mittelalter
711-1480.
Reiche - Kronen - Regionen."
Gräfin Douce von der Provence trat ihrem
Gatten
1114 ihre gesamten Besitzungen ab, zu denen neben den Grafschaften
Provence
und Gevaudan die Vizegrafschaften Millau und Carlat sowie ausgedehnte
Güter
im Rouergue gehörten. Obwohl Raimund Berengar III. von
Barcelona
1125 eine durch die Flüsse Isere und Durance begrenzte Mark
dem
Grafen von Toulouse als Anteil an der Provence zugestehen
mußte,
griff das Grafenhaus von BARCELONA
nun beträchtlich über seinen angestammten
Einflußbereich
hinaus.
Darüber hinaus gab Alfons
VI. von Kastilien eine weitere illegitime Tochter Elvira
dem Grafen Raimund IV. von Saint-Gilles zur Gemahlin, wodurch
das
Grafenhaus von TOULOUSE in der Gestalt des aus dieser
Verbindung
hervorgegangenen Grafen Alphonse-Jourdain (†
1148) ebenfalls verwandtschaftlich an Kastilien-Leon gebunden wurde.
Im Mai 1135 wurde er Vasall Alfons'
VII., was ihm vorübergehend die Verwaltung des
zaragozanischen
Reiches eintrug, und nahm gemeinsam mit Graf Raimund Berengar IV.
von
Barcelona, dem lehnsabhängigen Grafen Alphonse-Jourdain
von
Toulouse und anderen französischen Großen an der
Kaiserkrönung
teil.
oo Faydiva von Uzes, Tochter des Grafen
Raimund
†
Kinder:
Alfons II.
†
wenig greifbar
Faydiva
†
um 1154
1151
oo Humbert III. Graf von Savoyen-Aosta
1.8.1136 †
4.3.1189
Raimund V.
1134 † 1194
Illegitim
Tochter
†
oo Bernhard III. Graf von Comminges
† um 1176
Tochter
†
oo Nurrhedin Emir von Aleppo
† 1174
Bertrand
†
Literatur:
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Bernhardi, Wilhelm: Jahrbücher der
Deutschen
Geschichte Konrad III., Verlag von Duncker & Humbolt Leipzig 1883
Seite
663 - Kienast Walter: Der Herzogstitel in Deutschland und
Frankreich
(9. bis 12. Jahrhundert). R. Oldenbourg Verlag München - Wien 1968
Seite 275-312 - Mayer, Hans Eberhard: Geschichte der
Kreuzzüge,
Verlag W. Kohlhammer GmbH 1995 Seite 68 - Mexandeau Louis: Die
Kapetinger.
Editions Rencontre Lausanne 1969 Seite 256 - Röhricht,
Reinhold:
Geschichte des Königreichs Jerusalem (1100-1291). Verlag der
Wagnerschen
Universitäts-Buchhandlung 1898 Seite 54,247,249,259 - Runciman,
Steven: Geschichte der Kreuzzüge, Sonderausgabe in 1 Band Verlag
H.C.
Beck München 1978, Seite 372,375,557-558,584,585 - Thiele,
Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur
europäischen
Geschichte Band II, Teilband 1 Europäische Kaiser-, Königs-
und
Fürstenhäuser I Westeuropa, R.G. Fischer Verlag 1993 Tafel
130/31
- Vones Ludwig: Geschichte der Iberischen Halbinsel im
Mittelalter
711-1480. Reiche - Kronen - Regionen. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen
1993 Seite 62,88, 91,109 -
Zöllner Walter: Geschichte der Kreuzzüge.
VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1977 Seite 58,104 -