Thais                                               Griechische Hetäre aus Athen
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     nach 320 v.u.Z.
 

Tochter des N.N.
 

Thais befand sich im makedonischen Kriegslager, als Alexander der Große Persepolis im Juni 330 v.u.Z. eroberte, und soll den König und seine Genossen im Rausch veranlaßt haben, die alte Königsburg der Perser zur Rache für das 480 v.u.Z. durch Xerxes I. zerstörte Athen in Brand zu stecken. Nach Alexanders Tode gewann sie die Gunst des ägyptischen Königs Ptolemaios I., dem sie zwei Söhne und eine Tochter gebar.

Bengtson Hermann: Seite 77
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"Die Diadochen. Die Nachfolger Alexanders des Großen."

Von den Mätressen Ptolemaios' I. ist wohl die bekannteste die Hetäre Thais von Athen; sie war auf dem Alexander-Zug zugegen. Dieser Verbindung sind zwei, vielleicht sogar drei Kinder entsprossen, ein Sohn Leontiskos und eine Tochter Eirene, die mit dem König Eunostos von Soloi auf Cypern vermählt wurde.

Bengtson Hermann: Seite 15,33
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"Herrschergestalten des Hellenismus."

Von der Perserin Artakama (oder Apame) findet sich in der späteren Überlieferung keine Spur mehr, im Leben des Ptolemaios hat sie keine Rolle gespielt, wohl aber Thais, eine Hetäre, die im Heeresgefolge Alexanders mitgezogen war und wie Kleitarch berichtet, den Anlaß zur Zerstörung der persischen Paläste von Persepolis gegeben hatte. Doch scheint dies eine romanhafte Überlieferung zu sein, die keinen Glauben verdient. Als Geliebte des Ptolemaios ist Thais in die Geschichte eingegangen. Ptolemaios wird sie nach dem Tode Alexanders zu sich genommen haben, er kannte sie aber schon früher. Dieser Verbindung zwischen Ptolemaios und Thais entstammtem mehrere Kinder, zwei Söhhne, Leontiskos und Lagos, dazu eine Tochter Eirene. Daß sich Ptolemaios neben seiner Gattin eine Geliebte hielt, daran hat von seinen Zeitgenossen niemmand Anstoß genommen.
Dazu noch drei Kinder, die Thais, die ehemalige Geliebte Alexanders, dem Ptolemaios geboren hatte (siehe oben Seite 15). Für die Thronfolge kamen sie natürlich nicht in Betracht.

Bengtson Hermann: Seite 163,212
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"Philipp und Alexander der Große. Die Begründer der hellenistischen Welt."

Der jugendliche König befahl, die Brandfackel in die Königspaläste zu werfen, eine Tat, die in verschiedener Weise gedeutet worden ist. Die einen, unter ihnen Gelehrte wie Droysen, Niese und Kaerst, sahen darin einen symbolischen Akt, der das Ende des Rachefeldzuges bezeichne (Alexander hatte ihn wegen der Zerstörung der griechischen Heiligtümer durch Xerxes unternommen), die anderen, unter ihnen auch Helmut Berve, nehmen mit Kleitarch an, es sei einne Affekthandlung Alexanders gewesen; die Hetäre Thais aus Athen, die ihn begleitete, habe ihn zur Zerstörung der Paläste aufgefordert.
Im Hoflager des Königs in Asien lebten natürlich auch zahlreiche Frauen, die man als Hetären bezeichnen wird. Zu ihnen gehörte auch die berühmte Thais aus Athen: Sie soll nach Kleitarch, der hier nicht das Richtige hat, die Fackel in den Königspalast der Perser in Persepolis geworfen haben. Ob Thais Beziehungen zu Alexander hat, ist nnicht bekannt. Die Möglichkeit ist nicht auszuschließen. Nach Alexanders Tod hat sie Ptolemaios, der Sohn des Lagos, zu sich genommen. Neben Thais wird es noch so manche andere Hetäre in der Umgebung des Königs gegeben haben.

Fox Robin Lane: Seite 184,185
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"Die Suche nach Alexander."

Es ist eine weitere Geschichte erhalten, die den Römer Curtius davon überzeugt hat, daß der Rachegedanke des "Kreuzzuges" in diesem Fall nur eine Verschleierung darstellte. "Nach übereinstimmender Meinung" hätte Alexander später seine Tat bereut. Er sei damals nicht Herr seiner selbst gewesen. Dem Brand sei eine Feier vorausgegangen, bei der der Wein in Strömen geflossen sei. Die berühmte athenische Kurtisane Thais, die die Offiziere begleitet hatte, habe einen Trinkspruch vorgeschlagen. Mit dem Patriotismus, der die Frauen der Oberklasse kennzeichnete, die ihrem Beruf nachgingen, habe sie Alexander laut aufgefordert, an seine Pflichten zu denken und die Schmach ihrer Heimatstadt zu rächen. Auch die Gefährten hätten nach Rache gerufen. Vom Wein beseelt habe Alexander nach der nächsten Fackel gegriffen und Thais schwankend die Treppe hinaufgeführt, während die Flötenspielerinnen und die Gäste die beiden mit Gesängen angefeuert hätten. Zum Spaß hätten zuerst Alexander und danach Thais ihre Fackel in die dunkle Halle des Xerxes geworfen, wonach der Windzug den Rest getan hätte. Vom Wein beschwingt hätten die Gäste das prächtigste Freudenfeuer in der Geschichte der Antike beobbachtet. Niemand, der dabeigewesen sei, habe das Prasseln der hochschlagenden Flammen jemals vergessen könnnen.
Die anfeuernde Rede der Thais hat vom liteararischen Roman über Oper und Kunst bis hin zu Drydens "Ode an diei Musik" eine lange Wirkungsgeschichte. Die ursprüngliche Geschichte kann bis zu dem überschwenglichen Geschichtsschreiber Kleitarchos zurückverfolgt werden, der sie etwa zwölf Jahre nach Alexanders Tod niedergeschhrieben hat. Plutarch, Timagenes und viele, die sie zitierten, haben sie der Nachwelt erhalten, obwohl vorsichtige Historiker lange Zeit an der Wahrheit der Geschichte zweifelten. Sie mag durchaus wahr sein, da sie den Bericht der beiden Offiziere ergänzt und nicht korrigiert.

Licht Hans Prof. Dr.: Seite 243
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"Sittengeschichte Griechenlands."

Derselbe Menander hatte noch eine andere Hetäre in einer Komödie auf die Bühne gebracht, nämlich keine geringere als die Thais: in ihr strahlt für uns der erste Stern am Himmel der griechischen Buhlerinnen auf. Thais aus Athen konnnte sich rühmen, die Geliebte Alexanders des Großen gewesen zu sein. Sie ist eine der nicht wenigen Hetären, die die Macht ihrer Schönheit zu politischen Taten mißbrauchten. Nicht weit der Ruinen von Ninive hatte Alexander in der Schlacht bei Gaugamela (331 v. Chr.) das vielfach überlegene Heer der Perser geschlagen. Während ihr König Dareios sich durch die Flucht rettete, zog Alexander in Babylon ein,, nahm die Stadt Susa und hielt dann Einzug in der alten Perser-Residenz Persepolis. Dort feierte er ein rauschendes Siegesfest, an dem ein Schwarm von Hetären, darunter die schönste von allen, Thais teilnnahm. Als die bacchische und erotische Trunkenheit das Blut in Siedeheitze gebracht hatte, rief Thais dem König zu, jetzt sei der Augenblick gekommen, alle bisherigen Ruhmestaten mit Unsterblichkeit zu krönen. Alexander solle den persischen Königspalast in Flammen aufgehen lassen und so die Verbrechen sühnen, welche die Perser begingen, als sie seinerzeit unter Xerxes die Tempel und Heiligtümer auf der Akropolis zu Athen verbrannnten. Der Vorschlag fand bei der trunkenen Jugend, die mit dem König das Siegesfest feierte, stürmischen Beifall, auch den König peitschte der ungeheure Gedanke auf. Schon sind Fackeln zur Stelle, unter Gesang, Flötenspiel und Syrinxklängen zieht man zum Königspalast, Thais wie eine rasende Bacchantin an der Spitze des Zuges. Dort steht die stolze Pracht der Residenz des ACHÄMENIDEN-Herrschergeschlechts. Alexander schleudert die erste brennende Fackle, Thais die zweite, dann fliegen sie von allen Seiten, und bald ist der wunderbare Bau ein einziges Flammenmeer.
Nach dem Tode Alexanders stieg die Geliebte und Hetäre Thais zur Würde der Königin empor, indem sie Ptolemaios I., den König von Ägypten, heiratete. Daß sie Menander zur Heldin eines Lustspiels geacht wurde, ist schon erwähnt.
 
 
 
 

Kinder:

  Leontiskos
      

  Lagos
      

  Eirene
     

  oo Eunostos von Soloi
           
 
 
 
 

Literatur:
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Bengtson Hermann: Die Diadochen. Die Nachfolger Alexanders des Großen. C.  H. Beck'sche Verlagsbuchhandlung München 1987 Seite 77 - Bengtson Hermann: Herrschergestalten des Hellenismus. Verlag C.H. Beck München 1975 Seite 15,33 - Bengtson Hermann: Philipp und Alexander der Große. Die Begründer der hellenistischen Welt. Eugen Diederichs Verlag München 1997 Seite 163,212 - Droysen Johann Gustav: Geschichte des Hellenismus. Primus Verlag 1998 Band I Seite 231 - Fox Robin Lane: Die Suche nach Alexander. Georg Westermann Verlag GmbH Braunschweig 1990 Seite 184,185 - Geyer, Fritz: Alexander der Große und die Diadochen. Verlag von Quelle & Meyer in Leipzig 1925 Seite 60 - Herm Gerhard: Die Welt der Diadochen. Alexanders Erben kämpfen um die Herrschaft. C. Bertelmann Verlages GmbH, München 1978 Seite 85,94,114 - Lauffer Siegfried: Alexander der Große. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG München 1993 Seite 105 - Licht Hans Prof. Dr.: Sittengeschichte Griechenlands. Hans E. Günther Verlag Stuttgart 1960 Seite 243,254 -