Brambach Joachim: Seite 35-38,44
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"Kleopatra. Herrscherin und Geliebte."

Nach dem antiken Autor Justin soll er den Mord eigenhändig in der Hochzeitsnacht verübt haben und anschließend noch blutbefleckt mit der Mutter seines Opfers die Ehe vollzogen haben [40 Justin bei Bouche-Leclercq 2, 62.]. Solchermaßen auf den Thron gelangt, heiratete Ptolemäus VIII. Euergetes eine Tochter aus der ersten Ehe seiner Schwestergemahlin und erhob sie als Kleopatra III. neben der Mutter zur Mitregentin. Dies führte begreiflicherweise zu Spannungen mit Kleopatra II. und schweren Unruhen in Alexandria, bei dessen Bevölkerung die alte Königin beträchtliches Ansehen genoß. Euergetes sah sich schließlich gezwungen, mit Kleopatra III. das Land  zu verlassen. Ins Exil nahm er auch seinen kleinen Sohn von Kleopatra II. Memphites mit. Um Euergetes für immer auszuschalten, verfiel man in Alexandria auf den Gedanken, Kleopatra II. mit einem unehelichen Sohn des Euergetes zu verheiraten. Doch Euergetes lud diesen Sohn zu einem Besuch ein und brachte ihn dann ebenfalls um. Aus Empörung hierüber vernichtete die Bevölkerung Alexandrias sämtliche Standbilder von Euergetes II., deren sie habhaft werden konnte. Diese ebenso harmlose wie verständliche Reaktion war für Euergetes II. Anlaß oder Vorwand für einen pathologischen Racheakt an Kleopatra II., die er für diese Ausschreitungen verantwortlich machte. Er ließ den kleinen Memphites, den ja nun wahrlich keine Schuld an den ganzen Verwicklungen traf, vor seinen Augen töten und schickte der Mutter zu ihrem Geburtstag in einem Koffer die in Stücke geschnittene Leiche.
Als es Euergets II. gelang, die Macht in Ägypten zurückzuerobern, floh Kleopatra II. an den syrischen Hof, wo ihre Tochter aus erster Ehe, Kleopatra Thea, als Königin herrschte. Doch die ehrenvolle Rolle einer Königin-Mutter genügte Kleopatra II. nicht. Sie söhnte sich schließlich mit Euergetes II. aus, kehrte nach Ägypten zurück und genoß bis an ihr Lebensende die Würde einer Königin an der Seite des Mannes, der zwei ihrer Kinder umgebracht hatte.
Kleopatra II. hatte keine Skrupel, mit dem Mörder ihrer Söhne zusammenzuleben, so übernahmen es zwei ihrer Töchter gleich selbst, ihren Kindern nach dem Leben zu trachten. Kleopatra III. regierte nach dem Tode von Euergetes II. und Kleopatra II. zunächst zusammen mit ihrem Sohn, Ptolemäus IX. Soter II., dem Großvater von Kleopatra VII., dem seine Untertanen aus nicht näher bekannten Gründen den Spottnamen Lathyros - die Kichererbse - zulegten. Dieser war mit seiner Schwester Kleopatra IV. verheiratet. Da sich Mutter und Tochter - vermutlich wegen zu großer Ähnlichkeit ihrer Charaktere - nicht vertrugen, zwang Kleopatra III. ihren Sohn, sich von dieser Schwestergemahlin zu trennen und seine willfährige Schwester Kleopatra Selene zu heiraten. Die Scheidung hatte jedoch nicht den gewünschten Erfolg, denn Kleopatra III. fühlte sich auch danach unerträglich in der Machtausübung eingeschhrännkt. Auf ihre Veranlassung stürzten daher eines Tages blutüberströmt aussehende Eunuchen vom Palast auf die Straßen und Plätze Alexandrias und schrien, sie seien bei einem Mordanschlag des Lathyros auf seine Mutter verwundet worden. Darauf stürmte eine aufgebrachte Menge den im allgemeinen sehr gut bewachten Palast, um Lathyros wegen seines angeblichen Anschlages umzubringen. Dieser konnte zwar mit knapper Not entkommen, aber Kleopatra III. war ihren lästigen Mitregenten los. Anstelle von Lathyros erhob Kleopatra III. um der Form zu genügen, ihren jüngsten Sohn zum Mitherrscher. Dies war keine glückliche Wahl, denn Ptolemäus X. Alexander I. brachte nun seinerseits die herrschsüchtige Mutter um.
Nicht weniger skrupellos ging eine weitere Schwester von Kleopatra II., die schon erwähnte Kleopatra Thea, vor. Sie heiratetet um 150 v. Chr. den syrischen König Alexander Balas. Als dieser in einer Schlacht den Tod fand, ging sie mit dessen Nachfolger Demetrios II., der an der Seite der Gegner ihres gefallenen Mannes gekämpft hatte, eine zweite Ehe ein. Doch Demetrios geriet wenige Jahre später in persische Gefangenschaft, worauf Kleopatra Thea mit dessen Nachfolger und Bruder Antiochos VII. Thron und Ehebett teilte. Als Antiochos in einem Feldzug gegen die Perser den Tod fand, kehrte Demetrios, der in der Gefangenschaft zum Perserfreund geworden war, zurück, um wieder den syrischen Thron zu besteigen. Doch Kleopatra Thea stellte sich ihm entgegen, da sie selbst mit einem Sohn aus ihrer Ehe mit Antiochos regieren wollte. Demetrios starb unmittelbar nach seiner Rückkehr. Ob Kleopatra Thea ihn umbringen ließ, wie allgemein angenommen wurde, ist nicht bewiesen. Mit Sicherheit ließ sie jedoch einen Sohn aus ihrer Ehe mit Demetrios, der ihren Plänen im Wege stand, ermorden. So konnte sie mit ihrem Lieblings-Sohn Antiochos Gryphos (Hakennase) zunächst einige Zeit über das SELEUKIDEN-Reich herrschen. Auf die Dauer ging auch dies nicht gut. Als Kleopatra Thea bei einem Versuch ertapppt wurde, auch Gryphos umzubringen, zwang dieser seine Mutter, den für ihn bestimmten Giftbecher zu leeren.
Doch lange konnte Gryphos, der mit Kleopatra, einer Tochter von Euergetes II. und Kleopatra III., verheiratet war, seine Macht nicht in Ruhe genießen. Kleopatra IV., also eine Schwester der Tryphaena, hatte nach ihrer Scheidung von Lathyros einen Vetter von Gryphos,Antiochos Kyzikenus, geheiratet, der wie sie Ambitionen auf den SELEUKIDEN-Thron hatte. So kam es zu einem tödlichen Machtkampf. Das Königspaar behielt die Oberhand unnd nahm das von Kleopatra IV. verteidigte Antiochia ein. In ihrer Verzweiflung suchte Kleopatra IV. in einem Tempel Zuflucht. Gryphos war geneigt, gegenüber der Schwägerin Gnade walten zu lassen, doch auf Befehl ihrer Schwester wurde die einstige Königin von Ägypten erschlagen, während sie sich am Altztar  festklammerte. Ihr Fluch blieb nicht unerhört, denn wenig später fiel die Tryphaena in die Hände von Kyzikenus, der sie hinrichten ließ.
Mord und innere Unruhen, die beiden Hauptursachen des ptolemäischen Niedergangs, sollten auch dazu führen, daß die Dynastie im Sommer 80 v. Chr. über keinen legitimen Thronerben mehr verfügte. Nach der Ermordung seiner Mutter Kleopatra III. herrschte zunächst Ptolemäus X. Alexander I. mit seiner Frau Kleopatra Berenike. Über seine Regierungszeit ist so gut wie nichts bekannt. Eine überragende Persönlichkeit scheint er indessen nicht gewesen zu sein. Jedenfalls vertrieben ihn 89 v.  Chr. seine Untertanen und riefen den schon hochbetagten Ptolemäus Lathyros auf den Thron zurück. Als Lathyros 80 v. Chr. starb, zwang der römische Diktator Sulla dessen Witwe Berenike einen jungen Neffen des verstorbenen  Königs, der in Rom lebte, als Gemahl auf. Auch dieser Günstling Roms, Ptolemäus XI. Alexander II., erwies sich zumindest in seinen Lastern als ein echter PTOLEMÄER. Nur 19 Tage nach seiner Hochzeit ließ er Berenike ermorden. Für die Alexandriner war dies Grund genug, unter Mithilfe makedonischer Truppen den Palast zu stürmen und den ohnehin verhaßten Römerfreund zu masskrieren.
Doch dieser Gewaltakt brachte die Alexandriner in eine schwierige Lage, denn nun stand ihnen kein legitimer ptolemäischer Thronfolger mehr zur Verfügung. Um einer weiteren römischen Einmischung zuvorzukommen, griffen sie auf zwei uneheliche Söhne des Lathyroszurück. Der spätere Vater von Kleoptra VII. bestieg als Ptolemäus XII. den ägyptischen Thron. Sein ebenfalls illegitimer Bruder Ptolemäus Apion wurde König von Zypern.
Beide waren Söhne jener Kleopatra Selene, die in erster Ehe mit ihrem Bruder Ptolemäus Lathyros verheiratet gewesen war. Die Ehe war nach der Vertreibung von Lathyros aus Ägypten geschieden worden, und Selene hatte darauf drei SELEUKIDEN in Folge geheiratet. Aus diesen Ehen waren jene Prinzen hervorgegangen, die nun in Rom Anspruch auf den PTOLEMÄER-Thron erhoeben.