Nach dem antiken Autor Justin soll er den Mord
eigenhändig in der Hochzeitsnacht verübt haben und anschließend
noch blutbefleckt mit der Mutter seines Opfers die Ehe vollzogen haben
[40 Justin bei Bouche-Leclercq 2, 62.]. Solchermaßen auf den
Thron gelangt, heiratete Ptolemäus VIII.
Euergetes eine Tochter aus der ersten Ehe seiner Schwestergemahlin
und erhob sie als Kleopatra III. neben
der Mutter zur Mitregentin. Dies führte begreiflicherweise
zu Spannungen mit Kleopatra II. und
schweren Unruhen in Alexandria, bei dessen Bevölkerung die alte Königin
beträchtliches Ansehen genoß. Euergetes
sah sich schließlich gezwungen, mit Kleopatra
III. das Land zu verlassen. Ins Exil nahm er auch seinen
kleinen Sohn von Kleopatra II. Memphites
mit. Um Euergetes für immer auszuschalten,
verfiel man in Alexandria auf den Gedanken, Kleopatra
II. mit einem unehelichen Sohn des Euergetes
zu
verheiraten. Doch Euergetes lud diesen
Sohn zu einem Besuch ein und brachte ihn dann ebenfalls um. Aus Empörung
hierüber vernichtete die Bevölkerung Alexandrias sämtliche
Standbilder von Euergetes II., deren
sie habhaft werden konnte. Diese ebenso harmlose wie verständliche
Reaktion war für Euergetes II.
Anlaß oder Vorwand für einen pathologischen Racheakt an Kleopatra
II., die er für diese Ausschreitungen verantwortlich machte.
Er ließ den kleinen Memphites,
den ja nun wahrlich keine Schuld an den ganzen Verwicklungen traf, vor
seinen Augen töten und schickte der Mutter zu ihrem Geburtstag in
einem Koffer die in Stücke geschnittene Leiche.
Als es Euergets II.
gelang, die Macht in Ägypten zurückzuerobern, floh Kleopatra
II. an den syrischen Hof, wo ihre Tochter aus erster Ehe,
Kleopatra
Thea, als Königin herrschte. Doch die ehrenvolle Rolle
einer Königin-Mutter genügte Kleopatra
II. nicht. Sie söhnte sich schließlich mit Euergetes
II. aus, kehrte nach Ägypten zurück und genoß
bis an ihr Lebensende die Würde einer Königin an der Seite
des Mannes, der zwei ihrer Kinder umgebracht hatte.
Kleopatra II. hatte
keine Skrupel, mit dem Mörder ihrer Söhne zusammenzuleben, so
übernahmen es zwei ihrer Töchter gleich selbst, ihren Kindern
nach dem Leben zu trachten. Kleopatra III.
regierte nach dem Tode von Euergetes II. und
Kleopatra
II. zunächst zusammen mit ihrem Sohn, Ptolemäus
IX. Soter II., dem Großvater von Kleopatra
VII., dem seine Untertanen aus nicht näher bekannten Gründen
den Spottnamen Lathyros - die Kichererbse
- zulegten. Dieser war mit seiner Schwester Kleopatra
IV. verheiratet. Da sich Mutter und Tochter - vermutlich wegen
zu großer Ähnlichkeit ihrer Charaktere - nicht vertrugen, zwang
Kleopatra
III. ihren Sohn, sich von dieser Schwestergemahlin zu
trennen und seine willfährige Schwester Kleopatra
Selene zu heiraten. Die Scheidung hatte jedoch nicht den gewünschten
Erfolg, denn Kleopatra III. fühlte
sich auch danach unerträglich in der Machtausübung eingeschhrännkt.
Auf ihre Veranlassung stürzten daher eines Tages blutüberströmt
aussehende Eunuchen vom Palast auf die Straßen und Plätze Alexandrias
und schrien, sie seien bei einem Mordanschlag des
Lathyros auf seine Mutter verwundet worden. Darauf stürmte
eine aufgebrachte Menge den im allgemeinen sehr gut bewachten Palast, um
Lathyros wegen seines angeblichen Anschlages
umzubringen. Dieser konnte zwar mit knapper Not entkommen, aber Kleopatra
III. war ihren lästigen Mitregenten los. Anstelle von
Lathyros erhob Kleopatra III.
um der Form zu genügen, ihren jüngsten Sohn zum Mitherrscher.
Dies war keine glückliche Wahl, denn Ptolemäus
X. Alexander I. brachte nun seinerseits die herrschsüchtige
Mutter um.
Nicht weniger skrupellos ging eine weitere Schwester
von Kleopatra II., die schon erwähnte
Kleopatra
Thea, vor. Sie heiratetet um 150 v. Chr. den syrischen König
Alexander Balas. Als dieser in einer Schlacht
den Tod fand, ging sie mit dessen Nachfolger Demetrios
II., der an der Seite der Gegner ihres gefallenen Mannes gekämpft
hatte, eine zweite Ehe ein. Doch Demetrios
geriet wenige Jahre später in persische Gefangenschaft, worauf Kleopatra
Thea mit dessen Nachfolger und Bruder Antiochos
VII. Thron und Ehebett teilte. Als Antiochos
in
einem Feldzug gegen die Perser den Tod fand, kehrte Demetrios,
der in der Gefangenschaft zum Perserfreund geworden war, zurück, um
wieder den syrischen Thron zu besteigen. Doch
Kleopatra Thea stellte sich ihm entgegen, da sie selbst mit
einem Sohn aus ihrer Ehe mit Antiochos
regieren wollte. Demetrios starb unmittelbar
nach seiner Rückkehr. Ob Kleopatra Thea
ihn umbringen ließ, wie allgemein angenommen wurde, ist nicht bewiesen.
Mit Sicherheit ließ sie jedoch einen Sohn aus ihrer Ehe mit Demetrios,
der ihren Plänen im Wege stand, ermorden. So konnte sie mit ihrem
Lieblings-Sohn
Antiochos Gryphos
(Hakennase) zunächst einige Zeit über das SELEUKIDEN-Reich
herrschen. Auf die Dauer ging auch dies nicht gut. Als Kleopatra
Thea bei einem Versuch ertapppt wurde, auch Gryphos
umzubringen, zwang dieser seine Mutter, den für ihn bestimmten Giftbecher
zu leeren.
Doch lange konnte Gryphos,
der mit Kleopatra, einer Tochter
von Euergetes II. und Kleopatra
III., verheiratet war, seine Macht nicht in Ruhe genießen.
Kleopatra
IV., also eine Schwester der Tryphaena,
hatte nach ihrer Scheidung von Lathyros
einen Vetter von Gryphos,Antiochos
Kyzikenus, geheiratet, der wie sie Ambitionen auf den
SELEUKIDEN-Thron hatte. So kam es zu einem tödlichen Machtkampf.
Das Königspaar behielt die Oberhand unnd nahm das von Kleopatra
IV. verteidigte Antiochia ein. In ihrer Verzweiflung suchte
Kleopatra
IV. in einem Tempel Zuflucht.
Gryphos
war geneigt, gegenüber der Schwägerin Gnade walten
zu lassen, doch auf Befehl ihrer Schwester wurde die einstige
Königin von Ägypten erschlagen, während sie sich
am Altztar festklammerte. Ihr Fluch blieb nicht unerhört, denn
wenig später fiel die Tryphaena
in die Hände von Kyzikenus, der
sie hinrichten ließ.
Mord und innere Unruhen, die beiden Hauptursachen des
ptolemäischen
Niedergangs, sollten auch dazu führen, daß die Dynastie im Sommer
80 v. Chr. über keinen legitimen Thronerben mehr verfügte. Nach
der Ermordung seiner Mutter Kleopatra III.
herrschte zunächst
Ptolemäus X.
Alexander I. mit
seiner Frau Kleopatra
Berenike. Über seine Regierungszeit ist so gut wie nichts
bekannt. Eine überragende Persönlichkeit scheint er indessen
nicht gewesen zu sein. Jedenfalls vertrieben ihn 89 v. Chr. seine
Untertanen und riefen den schon hochbetagten
Ptolemäus
Lathyros auf den Thron zurück. Als Lathyros
80 v. Chr. starb, zwang der römische Diktator Sulla dessen
Witwe Berenike einen jungen Neffen
des verstorbenen Königs, der in Rom lebte, als Gemahl auf. Auch
dieser Günstling Roms, Ptolemäus
XI. Alexander II., erwies sich zumindest in seinen Lastern als
ein echter PTOLEMÄER. Nur 19 Tage
nach seiner Hochzeit ließ er Berenike
ermorden. Für die Alexandriner war dies Grund genug, unter Mithilfe
makedonischer Truppen den Palast zu stürmen und den ohnehin verhaßten
Römerfreund zu masskrieren.
Doch dieser Gewaltakt brachte die Alexandriner in eine
schwierige Lage, denn nun stand ihnen kein legitimer ptolemäischer
Thronfolger mehr zur Verfügung. Um einer weiteren römischen Einmischung
zuvorzukommen, griffen sie auf zwei uneheliche Söhne des Lathyroszurück.
Der spätere Vater von Kleoptra VII.
bestieg als Ptolemäus XII.
den
ägyptischen Thron. Sein ebenfalls illegitimer Bruder
Ptolemäus
Apion wurde König von Zypern.
Beide waren Söhne jener Kleopatra
Selene, die in erster Ehe mit ihrem Bruder Ptolemäus
Lathyros verheiratet gewesen war. Die Ehe war nach der Vertreibung
von Lathyros aus Ägypten geschieden
worden, und Selene hatte darauf drei
SELEUKIDEN in Folge geheiratet. Aus diesen Ehen waren jene Prinzen
hervorgegangen, die nun in Rom Anspruch auf den PTOLEMÄER-Thron
erhoeben.