EPEIROS, EPIRUS
 

Illustriertes Lexikon des Altertums: Seite 146
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Epirus
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„Festland“ nordwestlich von Griechenland. Im Süden grenzt es an den Golf von Ambrakia, im Osten an Thessalien, und im Norden reicht es bis zum Akrokeraunia-Gebirge. Epirus ist gebirgig, seine bekanntesten Flüsse sind der Aoos, Arachthos, der Acheloos und der Acheron. An den Grenzen wurden griechische Apoikiai (zum Beispiel Ambrakia und Korkyra) gegründet, und hier war das berühmte Orakelheiligtum von Dodona. Die hauptsächlich illyrische Bevölkerunng hielt bis ins 4. Jh. v.Chr. an ihrer Stammeseinteilung fest; die wichtigsten Stämme waren die Thesproten, die Molosser und die Chaonen. Der Molosser-König Alexander I. (Schwager des Philipp II.) vereinte die Epirus-Stämme. Im ersten Viertel des 3. Jh. v. Chr. erreichte das Königreich Epirus unter Pyrrhos seine größte Macht. 233 v. Chr. wurde es gestürzt und schloß sich als Bund von Epirus an Makedonien an. Nach dem Sturz des Perseus litt es unter den Römern, als angeblich 150.000 Menschen versklavt wurden (167 v. Chr.). Später wurde Epirus Teil der römischen Provinz Achaea.



Lexikon Alte Kulturen: Band I Seite 627
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Epirus
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Landschaft in Nordwest-Griechenland, im Norden auch Gebietsteile des heutigen Albanien umfassend, im Osten durch den Hauptkamm des Pindos, im Süden durch den Amrakischen Golf, im Westen durch das Ionische Meer begrenzt. Der Name Epirus (= Festland) stammt von den griechischen Bewohnern der gegenüberligenden Ionischen Inseln, für die das Festland wegen seiner mit Illyrien vermischten Bevölkerung (unter anderem: Thesproten, Chaoner, Molosser, Athamanen und Atintanen) als halbbarbarisch galt. Mangels natürlicher Hafenbuchten von der griechsischen Koloniosation mit Ausnahme von Ambrakia kaum berührt. Das Heiligtum von Dodona war jedoch in der griechischen Welt bekannt. Geschichtliche Bedeutung erlangte Epirus ab dem späten 5. Jh. v. Chr. unter dem Stammes-Königtum der Molosser. Der in Athen erzogene König Tharypas (5./4. Jh.) leitete die allmähliche Hellenisierung ein, sein Nachfolger Alketas (um 385-370) schloß sich dem 2. Attischen Seebund an, jedoch geriet Epirus seit Philipp II. von Makedonien völlig unter makedonische Hegemonie. Allein unter dem Molosser Pyrrhus waren die epirotischen Stämme im 3. Jh. v.Chr. zu einem einheitlichen Stammesverband vereinigt. Nach dem Sturz der Dynastie der Molosser 234/233 bildete Epirus lediglich einen von Makedonien abhängigen Bund (Symmachia der Epiroten). Folge des römischen Sieges (Pydna 168 v. Chr.) im Konflikt mit Perseus von Makedonien war die Verwüstung großer Teile des Gebietes. Mit der Einrichtung der römischen Provinz Makedonien, 148 v. Chr., wurde Epirus dieser zugeschlagen, der epirotische Bund bestand jedoch bis 146 v.  Chr. weiter. In der römischen Kaiserzeit war Epirus Teil der Provinz Achaia, unter Nero (seit 67 n.Chr.) bildete es eine selbstänndigge Provinz mit Akatnien und den ionischen Inseln. Von dieser wurde im Zuge der Diokletianischen Reichsreform um 300 das spätere Albanien als Epirus Nova mit der Hauptstadt  Dyrrhachium abgetrennt. Hauptstadt des restlichen Epirus Vetus war Nikopolis. Seit dem 7. Jh. drangen Slawen ein.

Literatur: Franke, P.R.: Alt-Epirus und das Königtum der Molosser. Kallmünz 1955. - Hammond, N. G. L.: Epirus. Oxford 1967.



Lexikon des Mittelalters: Band III Spalte 2043
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Epeiros
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[1] Von der Spätantike bis 1204:

Das griechische Wort Epeiros bedeutet 'Festland' und bezeichnet die Region zwischen dem Ionischen Meer im Westen und der hohen Gebirgsbarriere des Pindos im Osten, der Epeiros gegen Thessalien abgrenzt. Die nördliche Grenze bilden die akrokeraunische Vorgebirge und die Bucht von Valona (Avlona; heute Vlona); im Süden umfaßt Epeiros den Golf von Ambrakia und die Landschaften Aitolien und Akarnanien bis hinunter zum Golf von Korinth. Die Ionischen Inseln Korfu, Leukas, Ithaka, Kephallenia und Zakynthos (Zante) waren trotz ihrer Lage außerhalb des 'Festlands' eng mit der epirotischen Geschichte verflochten.
Das antike Epeiros, mit großenteils illyrischer, seit der griechischen (korinthischen) Kolonisation sich in regional unterschiedlichem Ausmaß hellenisierender Bevölkerung, unterstand in klassischer und hellenistischer Zeit dem Königtum des führenden Stammes der Molosser (zeitweise Großmachtstellung unter König Pyrrhos, 297-272 v. Chr.) und bildete seit der Zerschlagung der molossischen Dynastie im späten 3. Jh. v. Chr. einen Bundesstaat. 167 v. Chr. wurde es von den Römern unter Aemilius Paullus verwüstet und zum Teil entvölkert, nachfolgend römischer Herrschaft unterstellt. In der Kaiserzeit gehörte Epeiros zunächst zur Provinz Achaia und wurde dann als eigene Provinz Epirus organisiert.
Diokletian richtete im Zuge seiner Verwaltungsneugliederung die Provinzen Epirus Vetus und Epirus Nova ein. Epirus Vetus umfaßte das südliche Gebiet mit der Hauptstadt Nikopolis, gegrünndet 30 v. Chr. von Augustus zur Erinnerung an seinen Seesieg bei Actium; Epirus Nova (das bisherige südliche Illyricum) erstreckte sich weit nördl. bis zur Küstenstadt Dyrr(h)achion und im Landesinnern bis zum Gebiet von Ochrid. Diese beiden spätantiken Provinzen entsprechen den späteren byzantinischen Themen und Diözesen Nikopolis und Dyrrhachion.



Epeiros war von illyrischen Stämmen bewohnt, in denen die Griechen Barbaren erblickten. Es wurde deswegen nicht zum eigentlichen Griechenland gerechnet. Erst im 4. Jahrhundert v.u.Z. kam es allmählich zur Herausbildung einer städtischen Kultur, zur Hellenisierung der Stämme und der Begründung eines einheitlichen Staatswesens unter dem Stammes-Königtum der Molosser. Nach Pyrrhos II. war Epeiros nur ein lockerer Stammesverband, der bis zur römischen Okkupation (167 v.u.Z.) weitgehend unter makedonischem Einfluß stand (Symmachie der Epiroten), er bestand bis 146 v.u.Z. In der römischen Kaiserzeit war Epeiros zunächst Teil der seit 27 v.u.Z. von Makedonien getrennten Provinz Achaia und wahrscheinlich seit Nero selbständige Provinz. Nach der Diocletianischen Neuordnung des Reiches hieß Epeiros als Provinz Epirus vetus (mit der Hauptstadt Nikopolis) im Gegensatz zu Epirus nova, dem Südteil Illyriens (mit Dyrrhachium als Hauptstadt). Im 13. Jahrhundert war Epeiros ein eigenes Despotat. Nach häufigen Teilungen fiel Epeiros 1430 in die Hände der Türken. 1818 kam ein kleiner Teil von Epeiros an Griechenland; 1913 eroberten die Griechen die Hauptstadt Joannina. Im 1. Weltkrieg besetzten 1917 Franzosen und Italiener das Land.

KLEINES Lexikon des Hellenismus.: Seite 189
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Die Chronologie der letzten Jahre der Molosser-Dynastie ist ungesichert. Nach Alexanders Tod (zwischen 245 und 240) regierten nacheinander seine Söhne Pyrrhos II. und Ptolemaios, beide unter Einfluß ihrer Mutter Olympias, die diie Dynastie durch Heiratspolitik zu sichern suchte: ihre Tochter Phthia wurde mit Demetrios II. von Makedonien, Pyrrhos' Tochter Nereis mit Gelon, dem Sohn Hierons II., verheiratet. In der Schwächeperiode Makedoniens wurde die Monarchie gestürzt; Ptolemaios wurde ermordet, die letzte AIAKIDIN (Pyrrhos' II. Tochter Deidemeia) nach dem Tod der Olympias im Tempelasyl erschlagen (um 233/31?).
 
Tharyps                                                                  -385 v.u.Z.
Alketas I.                                        385 v.u.Z.- um 370 v.u.Z.
Neoptolemos I.                                               - um 360 v.u.Z.
Arybbas                                                 370 v.u.Z.-342 v.u.Z.
Alexander I.                                           342 v.u.Z.-330 v.u.Z.
Aiakides                                                                 -313 v.u.Z.
Alketas II.                                              313 v.u.Z.-310 v.u.Z.
Neoptolemos II.                                                     -297 v.u.Z.
Pyrrhos I.                                               306 v.u.Z.-272 v.u.Z.
Alexander II.                                         272 v.u.Z.-242 v.u.Z.
Olympias                                               242 v.u.Z.-240 v.u.Z.
Pyrrhos II.                                             245 v.u.Z.-231 v.u.Z.