Sohn des Gegen-Kaisers
Nikephoros
Bryennios
Lexikon des Mittelalters: Band II Spalte 800
********************
Nikephoros Bryennios, byzantinischer Staatsmann und Historiker
----------------------------
* 1062/64, †
vor
Oktober 1136
Adrianopel Konstantinopel
Sohn (so unter anderem Carile, Kresten) oder um 1080 als Enkel (so unter anderem Gautier, Hunger; eindeutige Entscheidung aus den Quellen nicht möglich) des gleichnamigen Usurpators (1077 Erhebung gegen Michael VII., geblendet, später amnestiert, siehe auch den Artikel über die Familie)
oo vor April 1097 Anna Komnene
Nikephoros Bryennios
wurde zum Panhypersebastos ernannt, später (vor 1111) zum
Caesar erhoben und erwarb sich große militärisch-diplomatische
Verdienste (1097 Verteidigung der Mauern Konstantinopels gegen die Kreuzfahrer,
1108 Frieden von Deabiolis [Devol] mit Bohemund von Tarent, 1116 Schlacht
von Polybotos gegen die Seldschuken). Nikephoros
Bryennios widersetzte sich beim Tod
Alexios' I. (1118) dem Versuch von Gattin und Schwiegermutter,
ihm zum Thron zu verhelfen, und hielt auch in der Folge dem neuen Kaiser
Johannes II. die Treue. Auf einem Feldzug nach Syrien schwer
erkrankt, starb er wohl vor Oktober 1136 in Konstantinopel. - In
seinem Geschichtswerk behandelt er die Jahre 1070-1079, also die Vorgeschichte
der Regierung seines Schwiegervaters.
ANNA
---------
* um 1083, †
um
1154
1084-1090/91
oo KONSTANTIN DUKAS, Mit-Kaiser
†
um 1095
Annas Cousin
1097
oo NIKEPHOROS BRIENNIOS DER JÜNGERE
†
1136/37
Sohn des ehemaligen Gegen-Kaisers
Nikephoros der Ältere
Anna Komnena war schon
als Kind dem jungen Mit-Kaiser
Konstantin Dukas anverlobt worden, dem Alexios
die Thronfolge versprochen hatte. Sein früher Tod, kurz vor der Geburt
ihres Bruders, bedeutete einen grausamen Schlag für ihren Ehrgeiz;
und sie suchte in der Folge unablässig, die Ungerechtigkeit der Vorsehung
auszugleichen, indem sie mit Zustimmung ihrer Mutter ihren Vater zu überreden
trachteet, den Thron ihrem Gatten, dem Cäsar
Nikephoros Bryennios, zu vermachen.
Einie Tage später organisierte Anna
eine Verschwörung, um Johannes II.
zu beseitigen, während er sich in seinem stillen Palast im Vorort
Philopation aufhielt. Aber die Verschwörung hatte eine sehr schwache
Stelle. Ihr Zweck war, Nikephoros Bryennios
auf den Thron zu setzen; und Nikephoros trug
kein Verlangen nach dem Thron. Möglicherweise war er selbst es, der
den Kaiser warnte.
Nikephoros ging straflos
aus. Seine Gemahlin und er trösteten sich über den Verlust der
Krone, indem sie den weniger aufreibenden Beruf der Geschichtsschreiber
ergriffen.
Norwich John Julius: Band III Seite 66,76,78,81
*****************
"Byzanz. Der Aufstieg des oströmischen Reiches."
Ohne den Rückhalt einer mächtigen Familie wäre
Alexios
I. nicht lange Kaiser geblieben. War er deshalb nicht bis zu
einem gewissen Grad berechtigt, seine Mutter Anna Dalassena, seinen
Bruder Isaak, seinem Schwager Nikephoros Melissenos sowie seinen
Sohn Johannes und seinen Schwiegersohn
Nikephoros Bryennios und dazu ein
aar weitere Mitglieder der näheren Verwandtschaft in Schlüsselpositionen
zu versetzen und sie entsprechend zu entschädigen?
Annas Haß auf
Johannes
währte
ihr Leben lang und gründete auf verständlicher Eifersucht. Als
Irenes
und Alexios' ältestes Kind war
sie schon als Säugling mit dem jugendlichen
Prinzen
Konstantin - einem Sohn
Michaels VII.
- verlobt worden und
galt die ersten fünf Jahre ihres Lebens als mutmaßliche Erbin
des byzantinischen Throns. Dann gebar
Kaiserin
Irene am 13. September 1087 einen
Sohn, nämlich besagten Johannes,
und Annas Träume von der kaiserlichen
Krone zerschlugen sich. Doch nicht für lange. Nach Konstantins
frühzeitigem Tod heiratete sie 1097 Nikephoros
Bryennios, Sohn des gleichnamigen Feldherrn, der nach
einem versuchten Aufstand gegen den erbärmlich unfähigen Kaiser
Michael VII. Dukas 1077 von ihrem
Vater Alexios
geblendet und gefangengesetzt
worden war. Auch dieser Nikephoros Bryennios
hatte sich als guter Soldat und Anführer erwiesen, so dass ihm
Alexios wohl 1111 - sicher ist das Jahr nicht bekannt - den
Titel eines Cäsaren verlieh. Und sofort witterte Anna
eine neue Chance für ihre Ambitionen auf den Thron. Dass sie Mutter
Irene und Bruder Andronikos
für ihre Zwecke gewann, wurde bereits erwähnt und auch, dass
sie damit letztlich scheiterte. Aber die zähe Anna
warf die Flinte noch nicht ins Korn. Aller Wahrscheinlichkeit nach steckte
sie hinter der Verschwörung mit dem Ziel, Johannes
während
des Begräbnisses von Alexios
umzubringen
- welchem ihr Bruder aber vernünftigerweise fernblieb, nachdem man
ihn gewarnt hatte. Einige Wochen nach seiner Thronbesteigung schmiedete
sie erneut ein Komplott. Ein Mordkommando unter der Leitung ihres
Ehemannes
Bryennios sollte
Johannes
in seinem Landsitz Philopation direkt außerhalb des Goldenen Tores
umbringen. Dummerweise bekam
Bryennios
es im letzten Moment mit der Angst zu tun und hielt die vereinbarte
Verabredung nicht ein. In der Zwischenzeit wurden die Mitverschworeren,
die er von seinem Rückzug nicht in Kenntnis gesetzt hatte, im Palast
ertappt und sofort festgenommen.
Der neue Kaiser zeigte sich verblüffend gnädig.
Es folgten weder Blendungen noch Verstümmelungen. Das Schlimmste,
was den Schuldigen widerfuhr, war die Beschlagnahmung ihres Besitztums
- und selbst das erlangten die meisten von ihnen später wieder. Nikephoros
Bryennios kam straffrei davon; er diente Johannes
ergeben weitere zwanzig Jahre, bis zu seinem Tod, im Feld und verbrachte
seine Mußestunden mit dem Verfassen eines bemerkenswert langweiligen
Geschichtswerks. Die Drahtzieherin Anna
kam weniger glimpflich davon.
1097
oo Anna Komnena Prinzessin von Byzanz
1.12.1083 †
um 1154
Kinder:
Alexios Bryennios Komnenos
†
Literatur:
-----------
Browning Robert: Byzanz. Roms goldene Töchter.
Die Geschichte des Byzantinischen Weltreiches. Gustav Lübbe Verlag
GmbH Bergisch Gladbach 1982 Seite 150 - Kashdan A.P.: Byzanz und
seine Kultur. Akademie-Verlag Berlin 1968 Seite 36,176 - Norwich
John Julius: Byzanz. Der Aufstieg des oströmischen Reiches. Econ Verlag
GmbH, Düsseldorf und München 1993 Band III Seite 66,76,78,81
- Runciman, Steven: Geschichte der Kreuzzüge, Sonderausgabe
in 1 Band Verlag H.C. Beck München 1978 Seite 512-513 - Thiele,
Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen
Geschichte Band III Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser
Ergänzungsband, R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 201 -