Nikephoros III. Botoneiates           Kaiser von Byzanz (1078-1081)
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um 1005 1081 ermordet
 

Stammte aus der Familie der PHOKAS
 

Lexikon des Mittelalters: Band VI Spalte 1157
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Nikephoros III. Botaneiates, byzantinischer Kaiser 1078-1081
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Stammte aus einem kleinasistischen Magnatengeschlecht, das sich der Abkunft von den PHOKAS rühmte. Der Stratege des Themas der Anatoliken, Nikephoros Botaneiates, ein typischer Vertreter der Militäraristokratie, die in den 70-er Jahren des 11. Jh. das ganze Reich durch Aufstände und Usurpationen erschütterete, ließ sich am 7. Januar 1078 zum Kaiser ausrufen. Als erfahrender General und Diplomat sicherte er sich die Unterstützung der Selguqen und wartete in Nikaia auf eine Gelegenheit, in Konstantinopel eingreifen zu können. Sie ergab sich mit dem gegen den Logotheten Nikephritzes gerichteten Aufstand; Kaiser Michael VII. wurde zur Abdankung und zum Klostereintritt gezwungen. Nikephoros III. Botaneiates zog am 24. März in Konstantinopel ein und wurde am selben Tag vom Patriarchen gekrönt. Um den Machtwechsel zusätzlich zu legitimieren, heiratete Nikephoros III. Botaneiates Michaels Ex-Gattin Maria. Nikephoros III. Botaneiates zeigte sich großzügig bei der Verteilung von hohen Titeln, Steuerbefreiungen, Privilegien etc.; dies führte zu einer Gedlabwertung, und die Staatskasse, zur Zeit des Nikephoritzes gut gefüllt, leerte sich rasch. Außenpolitisch wuchs die Bedrohung durch unteritalienische Normannen; gefährlicher aber waren die inneren Konflike: In Dyrrhachion hatten Nikephoros Bryennios und Nikephoros Basilakes rebelliert; doch noch gefährlicher wurde es, als sich Nikephoros Melissenos, der sich auch an die Selguqen gewandt hatte, auflehnte und Alexios Komnenos sich zurückhielt, da er selbst nach dem Thron trachtete. Gegen Ende März 1081 nahm Alexios' Heer die Hauptstadt ein, nachdem Nikephoros III. Botaneiates, um Blutvergießen zu vermeiden, die Krone abgelegt und sich ins Peribleptos-Kloster zurückgezogen hatte.


Thiele, Andreas: Tafel 200
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"Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band III Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser Ergänzungsband"

NIKEPHOROS III. PHOKAS BOTANEIATES
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    1081 ermordet

Nikephoros III. Phokas Botaneiates war ebenfalls Vertreter des Militäradels aus Kleinasien, stieg zum General und Statthalter von Anatolien auf und rebellierte 1078 gegen den Kaiser Michael VII., den er zwang, abzudanken und Mönch zu werden. Er heiratete aus legitimistischen Gründen dessen geschiedene Frau und wurde damit Kaiser. Es war eine Zeit verheerender Bürger- und Thronkriege gegen verschiedene Prätendenten und Gegen-Kaiser. Die Senatsherrschaft brach völlig zusammen, ebenso die Verteidgungskraft des Reiches, wodurch sich die Seldschuken endgültig in Kleinasien etablieren konnten. 1078 machten sich türkische Söldner des Nikephoros unter Fürst Suleiman in Nikäa selbständig, das Sultanat von Konia (Ikonium) entstand 1080 ("Rum-Seldschuken") und nach und nach entstanden die Emirate zu Smyrna, Kaisereia-Siwas und Melitene; nur schmale Küstenteile im Süden Kleinasiens blieben byzantinisch, im Raum Kilikien-Lykandos gründeten aus Armenien verdrängte Armenier das Fürstentum "Klein-Armenien". 1080/81 fand der Thronkrieg der drei Nikophore statt: Nikophoros III. - Nikephor Bryennios der Ältere - Nikephor Melissenos. Alle drei scheiterten am fähigsten General Alexios I. Komnenos und wurden von diesem ermordet.

 1078
  oo MARIA VON GEORGIEN-IBERIEN, Tochter des Königs Bagrat
              nach 1090 als Nonne

Geschieden von Kaiser Michael VII.



Nikephoros III. Botoneiates wurde am 10.10.1077 als Gegen-Kaiser Michaels VII. Dukas proklamiert und nach dessen Sturz am 1.4.1078 in Konstantinopel gekrönt. Er mußte Alexios Komnenos weichen und starb im Kloster.

Norwich John Julius: Band II Seite 455-456
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"Byzanz. Der Aufstieg des oströmischen Reiches."

Nikephoros Bryennios' Aufstand hätte durchaus Erfolg beschieden sein können - hätte nicht beinahe gleichzeitig auch im Osten eine ähnliche Revolte stattgefunden. Deren Anführer hieß ebenfalls Nikephoros, aber mit Nachnamen Botaneiates, und amtierte als Strategos im Thema Anatolikon. Er ist überdies bereits an anderer Stelle einmal kurz in dieser Geschichte aufgetaucht, nämlich als Ehekandidat von Kaiserin Eudokia, bevor sie das Erscheinen von Romanos Diogenes diese Idee verwerfen ließ. Romanos aber hatte Botaneiates ganz bewußt vom Mantzikert-Feldzug ausgeschlossen, vermutlich weil er an seiner Loyalität zweifelte. Der Feldherr war darauf auf seine ausgedehnten Ländereien in Anatolien zurückgekehrt, wo er kurz nach Michaels Thronbesteigung sein gegenwärtiges Amt übernahm. Nun erhob jedoch auch er, vermutlich aus denselben höchst ehrenwerten Motiven wie Bryennios, die Waffen gegen seinen Kaiser.
Von den beiden Kandidaten war Bryennios als Feldherr überlegen, Botaneiates dagegen als Angehöriger der PHOKAS und damit Mitglied der alten Militäraristokratie von weit vornehmerer Abkunft; außerdem befand er sich in einer stärkeren Position, insbesondere da es ihm gelungen war, die seldschukischen Streitkräfte zu bestechen, die Michael gegen ihn in Dienst gestellt hatte. Weder Bryennios noch Botaneiates unternahm einen direkten Angriff auf Konstantinopel. Aufgrund geheimer Verbindung zu entsprechenden Kreisen wußten sie sehr wohl, dass die allgemeine Unzufriedenheit über die steigenden Preise bald eine Entscheidung herbeiführen mußte. Und sie sollten recht behalten. Im März des Jahres 1078 brachen überall in Konstantinopel Unruhen aus. Viele Regierungs- und andere öffentliche Gebäude, darunter auch Nikephoritzes' neuer Kornspeicher, wurden niedergebrannt, er selbst von der Menge ergriffen und zu Tode gequält. Der erbärmliche Michael, der gerade noch das Glück hatte, mit dem Leben davonzukommen, dankte umgehend ab und zog sich ins Studioskloster zurück. Am 24. März zog Nikephoros Botaneiates im Triumph in Konstantinopel ein. Dort ließ er als erstes seinen Rivalen Bryennios festnehmen und blenden.
Dies war kein besonders verheißungsvoller Beginn für die neue Herrschaft. Botaneiates war ein fähiger Truppenführer gewesen, verstand jedoch nichts von Politik oder Staatskunst. Auch stand er bereits in hohem Alter, war er doch weit über siebzig. Obwohl von Erfolg gekrönt, hatte ihn die Machtergreifung viel Kraft gekostet. Vollkommen unfähig, mit der von seinem Vorgänger geerbten Krise fertig zu werden, konnte er nicht viel mehr tun, als dem weiteren Zerfall des Reichs hilflos zuzusehen. Eine Revolte folgte der nächsten, und der Staat glitt immer tiefer in die Anarchie. Die alte Faktion des Beamtenadels war mit dem Mord an Nikephoritzes zusammengebrochen und mit ihr die Macht des Senats. Der byzantinischen Bevölkerung blieb bald nichts mehr übrig, als zu beten, dass sich einer der Militärköpfe, die jetzt offen gegeneinander um die Macht rangen, durchsetzte und danach als eine Führungspersönlichkeit erwies, die dem Chaos ein Ende setzen konnte.
Vor vollendete Tatsachen gestellt, blieb Alexios nichts anderes übrig, als sich dem neuen Kaiser Nikephoros zu unterwerfen; dieser verlieh ihm den Rang eines Nobilissimus und übertrug ihm das Amt des Parakoimomenos, was soviel heißt wie den Oberbefehl, und schickte ihn in dieser Funktion sogleich gegen Bryennios ins Feld. Ein paar Monate später brachte Alexios den zweiten aufständischen Feldherrn zur Strecke und als Gefangenen nach Konstantinopel. Er wurde jedoch dort nicht wie erhofft dankbar empfangen; kaum hatte er - widerwillig eingelassen - die Stadt betreten, beorderte man ihn stehenden Fußes zurück nach Anatolien, wo erneut ein Aufstand auszubrechen drohte. Bryennios verschwand in einem Verlies des Palastes. Dort wurde er bald darauf geblendet.
Zwar fügte sich Alexios den Anweisungen des Kaisers, verhehlte aber seinen Ärger über diesen kühlen Empfang keineswegs, da er den Grund dafür nur zu gut verstand. Nikephoros Botaneiates fürchtete sich nämlich nicht weniger als er. Der alte, weit über siebzigjährige Mann war bereits nicht mehr Herr der Lage. In den folgenden beiden Jahren schlidderte das Reich immer tiefer ins Chaos. Ein Aufstand löste den anderen ab, eine Revolte die nächste aus. Die Türken rückten unaufhaltsam vor, so dass Alp Arslans Sohn Malik-Schah das Seldschuken-Sultanat Rum 1080 von Kilikien bis zum Hellespont über ganz Kleinasien ausgedehnt hatte. Derweil wurde Nikephoros Botaneiates von Tag zu Tag unbeliebter. Frühere Usurpatoren wie Nikephoros Phokas, Johannes Tzimiskes oder Romanos Diogenes hatten Wert darauf gelegt, über jene Kinder ihrer jeweiligen Vorgänger ihre Hand zu halten, die den Titel eines Mit-Kaisers trugen, um sich auf diese Weise wenigstens äußerlich einen Anschein von Legalität zu geben. Botaneiates dagegen hatte gar nicht erst Anstalten gemacht, Michaels VII. vierjährigen Sohn Konstantin neben sich auf den Thron zu setzen, und sich in den Augen aller rechtlich gesinnten Untertanen moralisch disqualifiziert. Erschwerend kam hinzu, dass er nach dem Tod seiner zweiten Frau kurz nach der Thronbesteigung die Ehe mit der hinreißenden Kaiserin Maria von Alania einging - nach Anna Komnena soll sie sogar Phidias' Standbilder an Schönheit übertroffen haben -, obwohl deren Ehemann Michael Dukas noch lebte. Zwar war Maria ihrer ehelichen Verpflichtungen seit dem Eintritt ihres Ehemannes ins Studioskloster enthoben, doch stand natürlich der Klerus solchen Verbindungen mißbilligend gegenüber; zudem galten dritte Ehen seit dem heiligen Basilius als leichte Form der Unzucht und hatten für ein Paar als Strafe den Ausschluß von den Sakramenten für volle vier Jahre zur Folge. Bei den vergeblichen Versuchen, sein gänzlich unnötig eingebüßtes Ansehen zurückzukaufen, hatte Nikephoros Botaneiates praktisch den gesamten Staatsschatz verschleudert, und die schon unter Michael VII. in Bewegung geratene Inflationsspirale schraubte sich in schwindelnde Höhe. Ohne eine starke Hand am Ruder gab es für Byzanz keine Hoffnung. Im selben Maß wie Nikephoros' Popularität sank, nahm die von Alexios Komnenos zu, so dass man schließlich in Konstantinopel wie anderswo in ihm den einzig möglichen Retter des Reichs sah.
Kaiserin Maria von Alania liebte ihren neuen Ehemann, der so alt war, dass er ihr Großvater hätte sein können, natürlich nicht. Als Ex-Frau Michaels VII. war sie vor allem gegenüber den DUKAS loyal, zu denen Alexios durch Irene nun auch gehörte. Vielleicht wußte sie, dass - wie der zeitgenössische Chronist Johannes Zonaras berichtet - zwei Busenfreunde ihres Mannes, ein finsteres Paar bajuwarischer Herkunft namens Borilos und Germanos, am Sturz des jungen Feldherrn arbeiteten, und fühlte sich verpflichtet, ihn davor zu beschützen. Vielleicht war ihr aber auch zu Ohren gekommen, dass ihr Mann Nikephoros mit dem Gedanken spielte, einen fernen Verwandten zum Nachfolger zu ernennen, und sie wollte die Ansprüche ihres Sohnes Konstantin sichern. Und möglicherweise hatte sie sogar selbst ein Auge auf Alexios geworfen - und die folgenden Ereignisse bestärken diese Hypothese - und sah sich schon in der Rolle der Theophano. Von all diesen Annahmen kann jede zutreffen oder auch keine; das läßt sich heute nicht mehr klären. Wir wissen nur, dass Maria von Alania im Jahre 1080 Alexios Komnenos adoptierte. Nikephoros Botaneiates scheint dagegen nicht protestiert zu haben. Dem politisch heillos unfähigen Kaiser, dem seine Frau ohnehin völlig überlegen war, machte das Alter wohl allmählich ziemlich zu schaffen. Statt etwas einzuwenden, vertraute er gegen Ende des Jahres ganz überraschend seinem Adoptivsohn den Oberbefehl in einem neuen Feldzug gegen die Türken an, die vor kurzem Kyzikos eingenommen hatten.
Im Jahre 1081 dankte der bemitleidenswerte alte Botaneiates ab und machte dem aristokratischen jungen Feldherrn Alexios Komnenos Platz.
 
 
 
 

 1078
  3. oo 2. Maria von Georgien-Iberien, Tochter des Königs Bagrat IV.
               um 1055 nach 1090 als Nonne

        Sie war die Geliebte von Alexios Komnenos.
 
 
 
 

Literatur:
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Browning Robert: Byzanz. Roms goldene Töchter. Die Geschichte des Byzantinischen Weltreiches. Gustav Lübbe Verlag GmbH Bergisch Gladbach 1982 Seite 95 - Bünemann, Richard: Robert Guiskard 1015-1085. Ein Normanne erobert Süditalien. Böhlau Verlag GmbH & Cie, Köln 1997 Seite 100,103, 106,109,112,205,256,265 - Kashdan A.P.: Byzanz und seine Kultur. Akademie-Verlag Berlin 1968 Seite 48 - Norwich John Julius: Byzanz. Der Aufstieg des oströmischen Reiches. Econ Verlag GmbH, Düsseldorf und München 1993 Band II Seite 455-456 - Runciman, Steven: Geschichte der Kreuzzüge, Sonderausgabe in 1 Band Verlag H.C. Beck München 1978 Seite 68-69,74,97 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band III Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser Ergänzungsband, R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 200 -