Jüngerer Sohn des Strategen Andronikos
Dux-Dukas; Bruder des Kaisers
Konstantin
X. Dukas von Byzanz
Lexikon des Mittelalters: Band III Spalte 1443
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Dukas (pl. Dukai)
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Obwohl zur kleinasiatischen Militärhierarchie gehörig,
wandelten sich die DUKAS im 11. Jh.
Von einem Magnatengeschlecht der Provinz zum klassischen Beispiel einer
hauptstädtischen Aristokraten-Familie. Zwei Kaiser (Konstantin
X., 1059-1067; Michael VII.,
1071-1078) markieren diese Wandlung und gleichzeitig das Übergewicht
Konstantinopels über die Provinz und besonders Kleinasien. Den DUKAS
half dabei die Verwandtschaft mit dem Patriarchen Michael Kerullarios
(durch die Gattin Konstantins X.)
und die enge Freundschaft mit dem Patriarchen Konstantin Leichudes,
was ihnen die Unterstützung der Kirche eintrug. Nach dem Tode
Konstantins X. übernahm die Kaiserin-Witwe
Eudokia Makrembolitissa für
die minderjährigen Söhne
Michael VII.,
Andronikos und Konstantin
die Regentschaft. Mitherrscher wurde Konstantins
Bruder, der Caesar Johannes.
Trotz der Gegnerschaft von Johannes
und Michael Psellos heiratete Eudokia den
General
Romanos Diogenes, der als Romanos IV.
Kaiser wurde (1068-1071). Die byzantinische Niederlage bei Mantzikert (1071)
wurde teilweise auch durch den Verrat von Andronikos,
Sohn des Caesars
Johannes, mitverschuldet. Nach der Niederlage inszenierte Johannes
in Konstantinopel eine Verschwörung, die Michael
VII. auf den Thron brachte, während Eudokia
schon
bald ins Kloster verbannt wurde. Dennoch wurden unter der Herrschaft von
Michael
VII. sowohl Michael Psellos als auch Johannes
zugunsten des skrupellosen Logotheten Nikephoritzes zurückgedrängt.
JOHANNES DUKAS
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† wohl
1088
Sohn des Strategen Andronikos, Bruder Kaiser Konstantins X. von Byzanz
Johannes Dukas wurde 1061 von seinem Bruder zum Caesar ernannt, 1067 Regent für für seinen Neffen Michael VII. und wurde durch die Schwägerin Eudokia und deren zweiten Mann Kaiser Romanos IV. verdrängt. Er wurde 1071/72 erneut Regent, 1073 durch die Normannen sogar zum Gegen-Kaiser erhoben und vom Neffen und den Seldschuken wieder verdrängt. Er half 1080/81 den Gegen-Kaiser Nikephoros Bryennios den Älteren in der Schlacht bei Durazzo zu besiegen, behielt den Caesar-Titel und wurde kaiserlicher Rat.
oo IRENE, Tochter des Generals Nikolaos Pegonites
†
Im gleichen Jahr 1067 starb Konstantin
X. Noch auf dem Totenbett tat er sein Bestes, um für eine
Fortsetzung seiner katastrophalen Politik zu sorgen. Er forderte von seiner
Frau Eudokia, zu schwören,
dass sie nicht wieder heiraten werde, und verlangte von allen Anwesenden,
dass sie sich schriftlich dazu verpflichteten, niemanden, denn ein Mitglied
seiner Familie als seinen Nachfolger anzuerkennen. Darin wurde der Sterbende
zweifellos von seinem Bruder, dem Cäsar
Johannes Dukas, und von Psellos
unterstützt, der gewußt haben mußte, dass kurzer Prozeß
mit ihm gemacht würde, sollte ein Mitglied des Militäradels an
die Macht kommen. Zu seiner großen Abscheu war er schon einmal in
ein Kloster verbannt worden, und er hatte sich geschworen, dass so was
niemals wieder vorkommen sollte.
Die Berichte aus Bari waren aber wenigstens klar gewesen,
die Nachrichten aus Mantzikert dagegen hoffnungslos wirr. Sie schufen eine
Atmosphäre der Ungewißheit und Unentschlossenheit am Hof von
Konstantinopel. In einem Punkt herrschte jedoch - vielleicht mit Ausnahme
von Kaiserin
Eudokia - Einigkeit: auch wenn Romanos
sich noch am Leben und auf freiem Fuß befand, war er geschlagen und
entehrt und kam als Basileus deshalb nicht länger in Frage. Aber wer
sollte seinen Platz einnehmen? Die einen wollten, dass
Eudokia wieder die höchste Regierungsgewalt ausübte,
wie sie es vor ihrer Ehe getan hatte. Andere gaben Michael
den Vorzug, ihrem Sohn mit Konstantin
X. - vielleicht in Verbindung mit seinen jüngeren Brüdern
Andronikos und Konstantin.
Wieder andere setzten die größte Hoffnungen dieser Krise auf
den Cäsar Johannes
Dukas, der nun eiligst aus Bithynien zurückkehrte, wohin
ihn Romanos vor seiner Abreise
verbannt
hatte. Schließlich war es in der Tat Johannes,
der handelte, wenn auch scheinbar nicht in eigenem Interesse. Es kann keinen
Zweifel geben, dass er mit dem Thron liebäugelte. Andererseits war
seine Anhängerschaft nicht groß genug und einem direkten Versuch
der Machtergreifung daher wenig Aussicht auf Erfolg beschieden. Zum Glück
war sein Neffe Michael noch
so jung, dass er mit ihm verfahren konnte, wie er wollte - sobald seine
Mutter erst einmal aus dem Weg geschafft war. Zudem wußte er die
Warägerwache hinter sich. Während die andern noch werweißten,
was zu tun sei, teilte er die Wache in zwei Gruppen. Die eine Hälfte
stürmte unter dem Befehl seines kurz zuvor zurückgekehrten Sohnes
Andronikos den Palast und rief Michael
zum Kaiser aus; die andere marschierte direkt zu den Gemächern
von Kaiserin Eudokia
und nahm sie fest. All das lief in Windeseile ab. Die überrumpelte
Eudokia wurde in eine von ihr gegründete Kirche an der
Mündung des Hellespont verbannt; dort scherte man ihr kurz darauf
das Haar und zwang sie, den Nonnenschleier zu nehmen. Ein ähnliches
Urteil wurde über Anna Dalassena verhängt, die Schwägerin
des verstorbenen Kaisers
Isaak Komnenos, als Warnung an die einzige andere Familie in
der Hauptstadt, von der möglicherweise Schwierigkeiten zu erwarten
waren. Eudokias Sohn Michael
VII. Dukas wurde in aller Feierlichkeit vom Patriarchen in der
Hagia Sophia gekrönt. Jetzt mußte man sich nur noch um Romanos
Diogenes kümmern.
Was Romanos nach
dem Verlassen des seldschukischen Lagers im einzelnen unternahm, läßt
sich schwer rekonstruieren. Es gibt nur wenige Quellen, und die meisten
widersprechen sich auch noch. Mit einiger Sicherheit läßt sich
eruieren, dass es ihm gelungen sein muß, den Rest seines einst so
großen Heeres zu sammeln, mit dem Ziel, gegen die Hauptstadt zu marschieren.
Johannes
Dukas hatte sich jedoch auf ihn vorbereitet. Es scheint zwei
Schlachten gegeben zu haben: eine in der Nähe von Dokeia gegen eine
Streitmacht unter dem Befehl Konstantins,
des jüngsten Sohns des Cäsars, und eine zweite in der
Nähe von Adana in Kilikien, in der Romanos
einem Feldherrn gegenüberstand, der ihn bei Mantzikert verraten hatte:
Andronikos
Dukas. Romanos verlor beide.
Nach der zweiten lieferte er sich Andronikos
aus und erklärte sich bereit, auf seinen Thronanspruch zu verzichten
und sich in ein Kloster zurückzuziehen.
Dass Michael VII.
sich weigerte, die Verpflichtungen des mit Romanos
eingegangenen Abkommens anzuerkennen, gab ihnen einen legitimen Grund für
ihr Vorgehen. Gleichzeitig gewährleisteten das innenpolitische Chaos
in Byzanz und der Zusammenbruch des alten, auf militärischen Pachtgütern
basierenden Sytems der Verteidigung, dass sie dabei auf keinen nennenswerten
Widerstand stießen. So geschah es, dass 10.000 turkmenischer Stammesangehöriger
aus dem Nordosten nach Anatolien strömten und dass etwa im Jahre 1080
der seldschukische Sultan
Malik-Schah einen breiten Gebietsstreifen kontrollierte, der
sich vermutlich über etwa 75.000 Quadratkilometer erstreckte und tief
nach Zentralanatolien hineinreichte. In Anerkennung der früheren Geschichte
als Teil des Römischen Reiches, nannte er das Gebiet Sultanat Rum.
West-Kleinasien und die einstigen Mittelmeer- und Schwarzmeerküsten
blieben dem Reich erhalten, aber es hatte auf einen Schlag einen beträchtlichen
Teil der Getreideanbaufläche und mehr als die Hälfte seiner militärischen
Stärke eingebüßt. Dazu war es aber nicht nur aufgrund militärischer
Überlegenheit der seldschukischen Truppen gekommen, sondern als Folge
der der eigenen Ineffizienz und Kurzsichtigkeit. Die Schlacht, die zu diesem
Verlust führte, war gegen einen Gegner ausgetragen worden, der nur
widerwillig daran teilnahm und zuvor einen Wafenstillstand angeboten hatte.
Sie hätte gar nicht stattzufinden brauchen, aber auch mit Leichtigkeit
gewonnen werden können. Und selbst nach der Niederlage hätten
sich ihre langfristigen Konsequenzen mit etwas kluger Diplomatie vermeiden
lassen. Doch die in Konstantinopel die Macht übernahmen, angeführt
von Cäsar Johannes
Dukas und aufgestachelt vom widerlichen Michael Psellos,
weigerten sich kategorisch, die so offensichtlich notwendigen Schritte
zu unternehmen. Mit den Scheuklappen einer selbstgefälligen, sich
intellektuell gebenden Überlegenheit und einem sturen Ehrgeiz versehen,
begingen sie jeden erdenklichen Fehler, vergaben sie jede Chance, die sich
ihnen bot. Dabei machten sie einen mutigen und aufrechten Mann zum Märtyrer,
der zwar kein Genie, aber doch mehr wert war als alle von ihnen zusammengenommen
und mit ihrer Loyalität und Unterstützung die Situation hätte
retten können. Kurzum, sie versetzten dem Byzantinischen Reich einen
Schlag, von dem es sich nie mehr erholen sollte.
Johannes Dukas und
Michael Psellos wurden vom Eunuchen Nikephoritzes, einem
undurchschaubaren Emporkömmling, aus ihren Positionen gedrängt.
Norwich John Julius: Band III Seite 14,17,20
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"Byzanz. Der Aufstieg des oströmischen Reiches."
Den Vertrag mit Alp Arslan
aber hielten sein kläglicher Nachfolger Michael
VII., ein kultivierter, intelligener, für den Thron indes
völlig ungeeigneter Mann, sowie die beiden grauen Eminenzen,
sein Onkel, der Cäsar
Johannes Dukas, und der Gelehrte Michael Psellos, nicht
ein. Damit war der Willkür der Seldschuken Tor und Tür geöffnet.
Außerdem sicherte ihm seine Ehefrau Irene
Dukas, Enkelin des Cäsars Johannes
Dukas und Tochter jenes Andronikos
Dukas, der Romanos Diogenes
bei Mantzikert so schändlich im Stich gelassen hatte, die Unterstützung
nicht nur der reichsten und einflußreichsten Familie im Reich, sondern
auch des Klerus (dem bis zu seinem Tod 1075 Johannes Xiphilinos,
ein Günstling der DUKAS, als Patriarch
vorstand) und des größten Teils der Aristokratie dazu.
Im Frühjahr des Jahres 1081 eilten die Aufständischen,
so schnell sie konnten, nach Zurulos, wo die Streitmacht schon fast vollständig
versammelt war, und schickten eine Nachricht an den
Cäsar Johannes Dukas,
ihnen zu Hilfe zu eilen. Johannes lebte
damals ein paar Meilen entfernt zurückgezogen auf seinem Gut bei Morobundos.
Als der Bote eintraf, hielt er gerade Mittagsschlaf, wurde jedoch von seinem
kleinen Enkel mit der Nachricht über die Revolte aufgestört.
Zuerst wollte er es nicht glauben und gab dem Knaben eine Ohrfeige, dann
wurde ihm die Botschaft überreicht; laut Anna
Komnena handelte es sich um die kaum verhüllte Einladung,
die diesem Kapitel vorangestellt ist. Johannes
Dukas reichte sie aus. Er ließ sich sein Pferd bringen
und machte sich unverzüglich auf den Weg nach Zurulos. Schon bald
traf er auf einen kaiserlichen Steuereintreiber, der mit einer beträchtlichen
Menge Goldes für den Reichsschatz nach Konstantinopel unterwegs war
und den er überreden konnte, ihn zu begleiten. Später kam ein
Trupp Türken des Wegs, die sich gegen das Versprechen einer saftigen
Belohnung ebenfalls der Rebellion anzuschließen versprachen. Klar,
dass das wartende Heer die ganze Runde beim Eintreffen freudig willkommen
hieß.
oo Irene, Tochter des Generals Nikolaos Pegonites
†
Kinder:
Andronikos
†
1077
Konstantin Dukas
†
Literatur:
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Norwich John Julius: Byzanz. Der Aufstieg des
oströmischen Reiches. Econ Verlag GmbH, Düsseldorf und München
1993 Band II Seite 449,452,454/Band III Seite 14,17,20,75,79,91 - Thiele,
Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen
Geschichte Band III Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser
Ergänzungsband, R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 199,200 -